Bereits im vergangenen Jahr habe ich an einer 12- und einer 24-Std-Wanderung der Wandertrophy des grassl event teams teilgenommen und war begeistert.
Obwohl ich schon seit Kinderbeinen an sportlich und auch in den Bergen unterwegs bin, sind 12 Stunden Bergwandern schon eine Hausnummer und bei 24 Stunden…. Nun da fehlte mir ebenso wie den meisten Menschen (außer denen, die bei der Bundeswehr Nachtmärsche machten) schlicht die Vorstellung, wie das wohl wird. Entsprechend stellte sich bald die Frage, wie man sich am besten vorbereitet auf eine solche Herausforderung, die zweifelsohne nicht im Tempo oder im Leistungsbedanken im Sinne eines Wettkampfes liegt, sondern vielmehr darin, mit absoluter Gewissheit zu wissen wie viele Stunden noch vor einem liegen und zwar egal, wie man es anstellt. Es ist schon eine Art Grenzerfahrung.
Grundsätzliches
Vor so einer Art sportlicher Betätigung ist es sicher unabdingbar, sich über seine Fitness und Kondition im Klaren zu sein oder es zu werden.
Die wichtigsten Komponenten für solche Wanderungen sind Kondition, Durchhaltevermögen und…..gute Ausrüstung. Genau hier setzt die Vorbereitung an.
Die Ausrüstung sollte leicht, robust, funktionell und im Zwiebelprinzip aufgebaut sein, damit man bei der langen Wanderzeit auch bei jedem Wetter/ jeder Uhrzeit immer gut angezogen ist. Eingetragene, gut sitzende Wanderschuhe sind ein Muss. Bei der Sockenwahl gibt es verschiedene Vorlieben. Ich persönlich bin mit den doppelten Socken sehr gut gewandert. Ein dünnes eng anliegendes Paar direkt auf der Haut und darüber ein weiteres Paar normale Wandersocken. Damit minimiert man die Reibung direkt auf der Haut und baut so Blasenbildung vor.
Durchhaltevermögen
Ich glaube, dass sich nur Menschen für diese langen und sehr langen Wanderungen interessieren und entscheiden, die gewillt sind, sich ein wenig zu quälen. Vermutlich hat jeder Teilnehmer irgendwann den Moment, in dem er sich fragt, warum er das hier tut.
Auch der Plan richtig Gas zu geben und damit früher anzukommen funktioniert nicht, weil die Truppe nun mal gemeinsam nach 12 bzw. 24 Std im Ziel ankommt – und nicht zwei Stunden früher. Also heißt es DURCHHALTEN!
Kondition
Wandern gehört sicherlich zu den Sportarten, die nichts mit Schnellkraft zu tun haben, sondern mit Kondition und Trittsicherheit. Die Bein- und Rumpfmuskulatur ist allerdings nicht nur für die Fortbewegung an sich elementar, sondern auch zum Schutz der Knie- und Hüftgelenke.
Zu den Klassikern zum allgemeinen Konditionsaufbau gehören sicherlich joggen, walken, Radfahren und schwimmen. Hier hat jeder eine unterschiedliche Vorliebe und auch Prägung. Vor einer solchen Wanderung sollte auf jeden Fall die Grundfitness allgemein und die Kondition im Besonderen stimmen.
Meine persönliche Vorbereitung
Aufgrund reichlich Sport aller Art von klein auf musste ich mir die Grundkondition nicht erst erarbeiten. Ich bin ein Freund von Abwechslung im sportlichen Bereich. Da ich leider eine Entzündung in der Hüfte hatte, war joggen und walken (meine Klassiker) leider nicht mehr im Angebot. Ich bin auf schwimmen und viel gehen umgestiegen. Um speziell die Knie zu stärken und um Zeit zu sparen habe ich regelmäßig, ca. 1 pro Woche, begonnen, Treppen zu steigen. 327 Stück mit einem Höhenunterschied von knapp 40m. Eine Runde im Gehen, die zweite Runde jede zweite Stufe im Gehen und die dritte Runde joggend. Treppab bin ich immer ganz weich gejoggt.
Kann ich da auch alleine mitmachen?
Für den Leser mit wenig Zeit: JA!
Die erste 12-Std-Wanderung in Baiersbronn absolvierte ich als Probelauf, da ich für die 24 Std-Wanderung bis dato noch keinen freiwilligen Begleiter gefunden hatte. Ich wollte sehen, ob ich mir das alleine zutraue und wie die Veranstaltung organisiert ist.
Die einzelnen Destinationen sind als „Rund-um-Wohlfühlpaket“ konzipiert. Abgesehen von der eigenen Ausrüstung muss man nichts mitbringen. Getränke, Obst, Riegel, warmes Essen und sogar Kaffee und Kuchen sind in Abständen von maximal 2 Stunden im Angebot. Dazu kommt eine durchgehend von ortskundigen Guides geführte Tour, die komplett beschildert ist. Wer nicht möchte, muss während der gesamten Veranstaltung keine Wanderkarte in die Hand nehmen.
Der Shuttleservice gewährleistet den Rücktransport von den Verpflegungsstationen, falls gar nichts mehr geht. Ansonsten motivieren die Teammitglieder sowie die Guides und geben alles, um die Truppe komplett und gut gelaunt ins Ziel zu bringen.
Die Wanderungen können in jedem Fall auch alleine gebucht werden. Man findet immer Gesprächspartner, ob ebenfalls Alleinwandernde oder Gruppen. Mit allen Fragen oder Sorgen kann man sich an die Guides wenden.
Anmeldung…soll ich, soll ich nicht?
Kann ich mich für eine solche Wanderung anmelden, wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich das schaffe?
Viele Wanderfreunde sind begeistert von diesem Angebot und auch motiviert, haben aber vielleicht Zweifel am eigenen Durchhaltevermögen. Es ist unabdingbar, dass jeder ehrlich zu sich selbst ist und seine Fitness und Gesundheit realistisch einschätzt. Nun hat aber der eine oder andere trotz guter Fitness ein Wehwehchen und weiß nicht, ob er durchhält.
Zum einen sollte man sich bei der Vorbereitung im Hinblick auf Wanderdauer und Höhenmeter an die geplante Wanderung herantasten. Dabei erfährt man ja, wo gegebenenfalls die Grenzen sein könnten.
Zum anderen ist man mit dem Shuttle auf der sicheren Seite, falls unerwartete ausgerechnet an diesem Tag der Kreislauf Urlaub macht oder einem eine Riesenblase an den Füßen das Gehen zur Qual macht.
Wer sich nicht sicher ist, kann erst einmal eine 12-Std-Wanderung mitmachen und merkt dann schnell, ob ihn die 24 Stunden locken.