Von Tatonka haben wir den Skill 30, einen sehr leichten Frontloader mit X Vent Zero-Tragesystem für einen Praxistest erhalten.
Wie er sich im Test schlägt und wie sich das X Vent Zero System in der Praxis bewährt, lest ihr im folgenden Testbericht.
Technische Daten
Das Füllvolumen umfasst trotz des Namens Skill 30 laut Hersteller 27 l.
Der Rucksack ist mit 980 g tatsächlich einer der ganz leichten.
Auf der Homepage von Tatonka selbst wird der Rucksack für 110 Euro angeboten. Im Internet ist er von 72 bis 110 Euro erhältlich.
Der Rucksack verfügt über reflektierende Streifen auf der Rückseite, so dass man von weitem auch in der Dämmerung gesehen wird.
Das Außenmaterial besteht aus T-Rip Light (ultraleichtes Gewebe mit einer PU/Silikonbeschichtung), wodurch bei minimalem Gewicht trotzdem eine höhere Reißfestigkeit als durch schwerere Materialien erreicht wird.
Der Rucksack ist in den Farben rot und schwarz erhältlich.
Der Frontloader verfügt über das X Vent Zero-Tragesystem. Hierbei wird maximale Kontrolle und bestmögliche Belüftung bei minimalem Kontakt mit dem Rücken garantiert.
Der X-förmig, mit Fiberglasstäben aufgewölbte Rücken, ist stufenlos auf- und abspannbar und kann somit individuell eingestellt werden.
Ganz entspannt kann er auch komplett am Rücken getragen werden.
Zum Rucksack dazu wird eine Regenülle in Neongelb mitgeliefert.
Die Reißverschlüsse sind wasserfest.
Zur ordentlichen Verstauung verfügt der Rucksack über seitliche Kompressionsriemen, zwei Flaschenhalterungsnetze außen, ein mit Reißverschluss abtrennbares und separat beladbares Bodenfach, ein Deckelfach mit Schlüsselhalterung sowie einen Deckel mit Materialschlaufen. Zudem existiert ein extra-Fach mit Trinksystemvorbereitung.
Der Rücksack verfügt außerdem über Wanderstockhalterungsschlaufen, die in der Weite regulierbar sind.
Verarbeitung
Die wasserdichten Reißverschlüsse laufen alle leicht und haken nicht.
Der Außenreißverschluss ist verschweißt.
Das Gewebe wirkt auf den ersten Blick nicht so belastbar, weil man leicht durchsieht, hält aber auch bei komprimiertem Packverhalten gut.
Die Nähte sind allgemein sehr gut verabeitet. Es sind keine losen Fäden sichtbar.
Am Nahtkreuz, wo die Verschnallung des Belüftungssystems und das leichtere Wabenmaterial des Deckels/Front zusammentreffen, werden nach 2 Wochen Wanderurlaub (Tageswanderungen) die Nähte unter Belastung sichtbar. Dies könnte die erste Stelle in Sachen Materialverschleiß werden.
Das Obermaterial selbst ist schmutzabweisend und lässt sich bei Bedarf mit einem feuchten Lappen einfach abwischen.
Optik
Der Rucksack wirkt sehr sportlich und sieht auch so leicht aus, wie er tatsächlich ist.
Das Design ist unaufdringlich aber modern. Die Farbkombination ist passend.
An den sehr dünnen Stoff des Deckels und der Front muss man sich aber erst gewöhnen.
Praxistest
Anpassung/ Tragekomfort
Das Rückentragesystem kann individuell in der Spannung des Rückenteils eingestellt werden. In der Höhe ist der Rucksack lediglich über die Träger anzupassen.
Die Höhenverstellung des Brustgurts ist etwas unkomfortabel. Da gibt es zwischenzeitlich leichtgängigere Lösungen, die auch nicht mehr Gewicht mitbringen dürften.
Bei den ersten zwei Touren war es bei der weiblichen Testperson so, dass die Träger, wenn der Brustgurt gut eingestellt war, am Brustansatz einschnitten bzw. auf der anderen Seite abstanden. Das wurde wirklich bedauert, da der Rucksack sonst sehr angenehm zu tragen war. Nach einigem Tragen passten sich die Träger jedoch ein wenig “dem Untergrund” an und dann passten sie gut.
Wie bereits erwähnt, verfügt der Skill 30 über das X Vent Zero-System Tragesystem. Dies gibt es auch in der Variante X Vent Zero-System Women, also speziell auf die weibliche Anatomie angepasst. Unser Testrucksack hatte aber das “normale” X Vent Zero-System.
Die Polsterung der Träger ist gut, wenn auch nicht übertrieben dick. In beiden Trägern ist ein Ausgang für ein Trinksystem vorhanden.
Auch die inzwischen weit verbreitete und vielleicht einmal lebensrettende Trillerpfeife wurde zum Glück nicht zur Gewichtsreduzierung weggelassen. Sie befindet sich am Brustgurt.
Die Netzflaschenhalter außen sind hoch genug, könnten aber eine Spur weiter sein. Befüllt man den Rucksack entsprechend von innen, bekommt man die Trinkflasche schwer wieder hinein. Die Verstellbarkeit der Stockhalterung ist eine tolle Idee, allerdings in der Bedienung ein wenig knifflig, weil man zum Zusammenziehen die Verstellung im Getränkenetz vornehmen muss.
Der Beckengurt ist im Zuge der Gewichtsreduzierung relativ kurz. Bei der Testperson mit 170 cm und Größe 38 kein Problem, aber bei Menschen, die breiter gebaut sind könnte es vorkommen, dass die Polsterung auf dem Beckenknochen aufhört und es dann zu Druckstellen kommt. Der Gurt ist weich und dick genug gepolstert und er trocknet in angemessener Zeit wieder ab.
Die Kompressionsriemen sorgen dafür, dass man den Rucksack auch mit wenig Inhalt gerne nutzt und dass dieser nicht beim Tragen verrutschen kann.
Belüftung
Das Tragesystem war der Testerin zunächst ein wenig suspekt, da es in Kombination mit einem Hohlkreuz die Traglast recht weit weg vom Körper hält. Durch das individuell verstellbare System kann dies aber so eingestellt werden, wie es einem angenehm ist und auf jeden Rücken passt.
Nur im ersten Moment wirkt es befremdlich, dass man GAR nichts mehr am Rücken spürt.
Der Rucksack reibt nicht auf der Wirkelsäule oder am Rücken, wenn es mal steil bergauf geht.
Dank Becken- und Brustgurt hat man aber trotzdem guten Halt und der Rucksack macht sich nicht selbstständig.
Wenn die Trägerlänge und die Beckengurtweite richtig eingestellt sind, ist das Gewicht optimal verteilt und es gibt weder Druck- noch Scheuerstellen, auch nach mehrstündigem Tragen auf dünner Kleidung (5 Stunden-Tour bei 25-30 Grad).
Insbesondere für Menschen, die viel schwitzen, ist das ein ganz tolles Rückentragesystem. Wenn man die Spannung jedoch ganz raus macht, spürt man auf jeden Fall die Stäbe auf der Wirbelsäule, was sehr unangenehm ist.
Allerdings ist die Möglichkeit der vollständigen Entspannung des Tragesystems interessant um den Rucksack bei Nichtgebrauch platzsparend zu verstauen.
Tragetest
Der Rucksack wurde als Daypack für Wanderungen von 1-7 Stunden eingesetzt und von verschiedenen Personen getragen, die ihn sich jeweils individuell einstellen konnten.
Das separat zu beladene Bodenfach, welches auch mit einem Reißverschluss zum Hauptfach dazu genommen werden kann, ist gerade wegen der zweiten Möglichkeit eine gute Sache. Grundsätzlich ist Ordnung in einem Rucksack wichtig, aber je nachdem was man verstauen möchte, wäre die Unterteilung evt. hinderlich.
Dass der Rucksack nicht über eine übliche Deckelklappe verfügt ist grundsätzlich eine Gewohnheitssache. In der Innenseite befindet sich noch ein kleines Reißverschlussfach für Wertsachen sowie ein schmales Fach für die Blase eines Trinksystems.
Die Regenhülle ist recht groß. Wenn man sie in das Bodenfach verstaut, nimmt sie dort fast das ganze Volumen ein. Wenn man sie lose ins Hauptfach legt, muss man sie vermutlich suchen und wenn man sie oben an die Schlaufe bindet, ist sie beim Herausholen erstmal immer im Weg.
Auch die Schultergurte sind breit und bequem. Zudem sind noch Belüftungsschlitze angebracht um Stauwärme nach außen abzuleiten.
Volumen
Der Rucksack wurde mit genau denselben Kleidungsstücken bepackt wie ein anderer 28 l Rucksack eines anderen Herstellers. Es stellte sich heraus, dass wenn der Tatonka voll ist, bei dem anderen Rucksack noch mehrere Zentimeter Platz vorhanden sind.
Daraufhin wurde die Tragesystembespannung gelöst, aber das änderte am geringeren Packvolumen nichts.
Auf alle Fälle macht es Spass den Rucksack zu tragen. Nicht nur mit wenig Gewicht, sondern auch voll bepackt wird das Leichtgewicht nicht überlastet und der Rücken definitiv geschohnt.
Pros und Contras
Es ist schade, dass der Rucksack über kein kleines Außenfach verfügt. Vielleicht hätte man das Problem einfach mit einem zweiten Reißverschluss für das Innenfach lösen können. Insgesamt fehlt defintiv noch ein Fach für das Kleinzeug, mal abgesehen wo.
Für alle, die gerne ein großes Deckelfach nutzen möchten, die sollten sich als Pendant mal den Storm 25 oder Storm 30 als Toploader anschauen. Das macht den Rucksack dann natürlich auch schwerer im Gewicht.
Fazit
Der Rucksack besticht und überzeugt durch seine Handlichkeit und seinen optimalen Sitz.
Es macht Spass ihn zu tragen und auch heiße Temperaturen sorgen nicht gleich für ein Schweißbad. Dies hat auch den Vorteil, dass er nicht so feucht in den Polsterungen wird und somit nach einer Pause schnell wieder einsatzbereit ist ohne dass man sich einen nasskalten Rucksack umschnallen muss.
Ein oder zwei Ordnungsfächer mehr wären sicher nochmal ein dickes Plus.
Als Daypack ist er absolut eine gute Wahl und auch das Preisleistungsverhältnis stimmt.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.