Jeder der einen Zeltanhänger von Campwerk oder einem anderen Hersteller hat, kennt sicherlich das Problem.
Man führt einen großen Sack mit Zeltgestänge bei sich, der unhandlich und sperrig ist. Daher bieten die Hersteller sogenannte Transportrohre an, die aber auch ihren Preis haben.
Nun gibt es auch unzählige Camper, die so ein Rohr selber gebaut und am Anhänger befestigt haben. Geht also auch anders und daher habe ich mich auch entschlossen so ein Transportrohr selber zu bauen.
Hier nun die Anleitung inkl. Materialliste zum nachlesen und vielleicht auch nachbauen.
Materialliste
- 1x KG Rohr 200mm Durchmesser, 2m Länge
- 2x Deckel für KG Rohr
- 3x Eisenstangen 10mm Durchmesser, 1m Länge (Wahlweise auch Gewindestange M10)
- 2x Kistenverschlüsse Edelstahl
- 2x Karabiner für Kistenverschlüsse Edelstahl
- Schrumpfschlauch als Überzug für Eisen/Gewindestangen
- 6x selbstsichernde Muttern M10
- Dekalin oder Silikon zum abdichten
- 3x WPC Terassenholzdielenrest oder anderes stabiles, witterungsbeständiges Material für Rohrlager
- 13mm Multiplexplatten für die Deckelverstärkung (hatte ich noch vorrätig, daher die 13mm)
- Holzschrauben Edelstahl zum befestigen des Rohrbodens
- Gewindeschrauben M5 Edelstahl zur Befestigung der Kistenverschlüsse
- 2-Komponenten Kleber zum Ankleben der Dichtung am Deckel
Vorüberlegungen
Zunächst sollte man sich Gedanken in Bezug auf den Montageort des Rohres machen. Soll dieses am Bug quer angebracht werden, muss man das zusätzliche Gewicht in Sachen Stützlast bedenken. Quer hat aber den Vorteil, dass z.B. bei einer Vollbremsung oder einem Unfall keine so enormen Beschleunigungskräfte auf den Rohrverschluss wirken, wie wenn man es in Fahrtrichtung an der Seite des Anhängers anbringt.
Da wir eine zulässige Stützlast von 100kg zur Verfügung haben und im Grunde das komplette Vorzelt, sowie die Lebensmittel gleich hinten am Anhänger als Gegengewicht vorhanden sind, war eine Montage vorne Quer die beste Option. Auch in Bezug auf die oben erwähnten Kräfte bei einem Unfall.
Am Ende hatten wir mit einem gefüllten Transportrohr und inkl. Deichselbox einen Stützlast von 66 kg.
Die Rohrlänge wurde im Grunde dem Zeltaufbau angepasst, welcher laut Campwerk mit 175cm angegeben ist. Man sollte sich vorab Gedanken machen, wie man das Rohr an sich verschließen möchte. Klar eine Seite wird fest montiert, die andere individuell mit Scharnieren oder so wie jetzt bei uns zum komplett abnehmen. Ich habe mich bewusst für die Variante zum komplett abnehmen entschieden, da hierdurch aus meiner Sicht der Deckel mit weniger Luft angepasst werden kann, im Gegensatz zu einem Scharnier, wo man entsprechend Luft zum ein- oder ausschwenken benötigt.
Vorbereitung des Rohres
Das Rohr wurde dann auf beiden Seiten abgeschnitten, so dass die Dicke überall gleich ist und es optisch besser aussieht.
Im Anschluss daran wurden die Deckel vorbereitet. Hier wurden zunächst pro Deckel zwei Holzscheiben aus 13mm Multiplex platten zugeschnitten und rund geschliffen, so dass diese wenig Luft hatten.(13mm Multiplex deswegen, weil ich davon zufällig noch was vorrätig hatte)
Dann wurde der Rand der Kunststoffdeckel abgesägt, da dieser ja nicht nötig war. Nun noch die Holzscheiben mit dem Deckel verschrauben und fertig.
Der Boden des Rohres (also der feste Deckel) wurde dann mit viel Silikon zum abdichten eingeschoben und von außen mit Edelstahlschrauben verschraubt. Noch ein bisschen sauber verschleifen und die Kanten brechen, fertig.
An dem Deckel habe ich von dem Rohrabschnitt, welcher die Verbindung zum nächsten Rohr ist, den Gummiring rausgenommen. Diesen dann aufgetrennt, auf Länge zugeschnitten, so dass dieser nun am Deckel als Dichtung sitzt. Passt vom Profil her zufällig sehr gut. Festgeklebt habe ich ihn mit einem 2-Komponenten-Kleber, hält prima.
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Nun den Deckel im Grunde aufstecken und die Positionen für die Kistenbeschläge festlegen. Löcher anzeichnen, Bohren, anschrauben und testen. Der Vorteil an den hier verwendeten Edelstahlverschlüssen ist, dass man diese verstellen kann und so die Zugkraft variabel ist.
Damit die Verschlüsse unterwegs nicht aufgehen, habe ich farbige Karabiner gekauft. Es können aber auch Vorhängeschlösser angebracht werden.
Montage des Rohres
Ich habe mich in Bezug auf die Montage für 3 Bügel entschieden, die ich aus Eisenstangen zurecht biege und dann mit Schrumpfschlauch überziehe, damit diese a) wettergeschützt sind und b) durch den Gummi der Halt des Rohres besser ist.
Die 10mm Eisenstangen kann man problemlos biegen. Ich habe mir hierzu einen Schablone gemacht, damit der Radius auch passt.
Da das Rohr dann aber sehr schlecht an der Bordwand des Anhängers hält, bzw. der Auflagepunkt sehr klein ist, habe ich mir noch Rohrlager gebaut.
Aus Resten von WPC-Terrassendielen (WPC ist ein Holz-Kunststoffgemisch für den Außenbereich) habe ich mir dann die Lager ausgesägt und zurecht geschliffen.
Nun ging es an die Montage am Anhänger. Zunächst nach einem geeigneten Platz gesucht, wollte ich erst das Rohr auf der vorhandenen Deichselbox auflegen (unsere Deichselbox geht nach vorne auf).
Dann hätte ich aber insgesamt 6 neue Löcher in die Bugwand bohren müssen, war mir ehrlich gesagt etwas weh tut.
Daher habe ich mir das Ganze mal genauer angeschaut und bin auf folgende Lösung gekommen.
An der Bordwand sind oben am Bug drei Hutmuttern vorhanden. Diese dürften von der Befestigung von der Bordwanderhöhung sein.
Nun wurden noch die unteren Löcher markiert, gebohrt und die Rohrlager an das Profil der Bordwand angepasst.
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Nun wurden die Bügel noch auf die richtige Länge zugesägt und mit Schrumpfschlauch überzogen.
Da wir unser Transportrohr nicht einfach nur schwarz haben wollten, wurde ein Foto von einem Baumstamm bei unserer ortsansässigen Werbeagentur auf Folie gezogen um dieses auf das Rohr zu kleben (ist ehrlich gesagt ein riesen Gefummel mit dem bekleben).
Auch die Deckel bekamen einen entsprechenden Aufkleber, in diesem Falle passend dazu Baumringe.
Nachdem dies alles fertig war, wurde das Rohr montiert.
Da am unteren Teil des Rohrlagers noch viel Luft war zur Anhängerwand (aufgrund des Profiles) wurde hier eine Zusatzschrauben mit Unterlegscheibe eingebaut um die Haltebügel zusätzlich zu stabilisieren.
Auch wenn es optisch schief aussieht, es ist gerade. Die Optik wird dadurch getäuscht, da der Zeltaufbau nicht gleich dick aufträgt und daher die Oberkante des Aufbaus schräg nach rechts oben verläuft.
Die Öffnung selber haben wir auf der rechten Seite (wenn man vor dem Anhänger steht) so dass man bei aufgebautem Zelt auch gut ran kommt.
Wir haben jetzt in dem Rohr das komplette Premiumgestänge, zusätzliche Aufstellstangen für ein Seitenteil sowie Aufstellstangen für ein Sonnensegel drin. Und es würden sicherlich noch zwei weitere Stangen reinpassen.
Also Platz genug.
So und nun viel Spaß beim nachbauen und bitte beachten, dass ich keinerlei Gewähr dafür übernehme, falls etwas schief läuft.
Jeder muss im Grunde selber wissen was er macht.