Seit ich reiten kann und nicht mehr zuhause wohnte, hatte ich den Traum bei einem Wanderritt mitzumachen. Für mich, als Kind der Berge (Allgäu) war schon immer klar, dass es ein alpiner Ritt sein muss. Ich habe über Jahre Zeitungsausschnitte und Tourenpläne ausgeschnitten und gesammelt.
Die Träume gerieten erst einmal in Vergessenheit. Dann als ich eine Freiberger Stute mein eigen nennen durfte wurden sie wieder wach. Allerdings war sie zwar sehr trittsicher, aber leider auch schreckhaft und damit für das Gebirge aus dem Rennen. Mit einem anderen Pferd wollte ich es aber auch nicht machen.
Die Anfänge
2003 unternahm ich dann einen selbst organisierten Wanderritt zu zweit in fünf Tagen von Stuttgart nach Ravensburg Richtung Bodensee quer über die Alb. Das war zwar landschaftlich nicht so reizvoll aber hatte durchaus seine Herausforderungen. Damals noch ganz ohne Navi, alles mit Karte in der Hand, Unterkünfte und Stall organisieren und dann doch einige Unwegbarkeiten.
Vor allem das Wetter ließ uns leider völlig im Stich. So schneite es Anfang Mai in der letzten Nacht sogar. Danach hatte ich vom Wanderreiten erst einmal genug.
Zum 40. Geburtstag tauchte er wieder auf und ich sparte für den Ritt. Als meine Freibergerin dann starb war die Lust erstmal wieder weg und das Geld floß in eine Tinkerine. Sie hat zwar Nerven wie Stahlseile, aber ist ein Schussel mit ihren breiten Hufen.
Jetzt also war die Zeit für einen Wanderritt in den Alpen!
Gesucht – gefunden
In Zeiten des Internets muss man ja nicht erst alle zwei Jahre auf die Euro-Cheval warten um an Informationen zu gelangen. So richtig fündig wurde ich aber nicht.
In meiner Heimat im Allgäu gab es den einen oder anderen Anbieter, aber irgendwie war es mir dann doch nicht alpin genug (Verzeihung). In der französischen Schweiz wurde ich fündig, sogar auf Freibergern, aber die Tour wurde auf Französisch geführt, was vor allem für die Teenies noch zu viel gewesen wäre. Also suchte ich weiter.
Als wir vergangenen Sommer im Pustertal Campingurlaub machten (St. Lorenzen bei Bruneck) und von der Region schwer begeistert waren, fand ich in einem kleinen unscheinbaren Nebensatz im Sommerprospekt den Hinweis auf Möglichkeiten mit Pferd: Reitunterricht, Ausritte, Kutschfahrten, Wanderreiten.
Und so kamen wir auf die Spur.
Das Tauferer Ahrntal/ Vale di Tures e Aurina/ Südtirol
Das Ahrntal ist ein Seitental zum Pustertal und besticht durch 80 3000-er ringsum und dadurch, dass es eine Sackgasse ist durch wirklich ruhige und teils atemberaubend unberührte Natur. Es liegt auf der Südseite der Zillertaler Alpen. Bereits im Januar 2017 haben wir zum Iglu-Übernachten das schöne Ahrntal besucht. Hier waren wir bereits von der Abgeschiedenheit und dem naturverträglichen Tourismus begeistert. Wir waren sehr gespannt, wie es sich nun im Sommer mit üppigem Grün und blühenden Almwiesen präsentiert.
Aktivitäten im Sommer
Auch in den Bergen gibt es natürlich alle 4 Jahreszeiten. Frühling und Herbst sind jedoch je nach Region und Berghöhe nicht so frequentiert. Denn im Frühling, so schön es ist mit den blühenden Bergwiesen, liegt in den höheren Lagen oft noch hartnäckig Schnee. Zudem ist auch mit wasserreichen Gebirgsbächen aufgrund der Schneeschmelze zu rechnen. Im Herbst kann man Glück haben und in einem goldenen Herbst durch ebenso vergoldete Bergwälder wandern. Allerdings bringt hier ein Wetterumschwung auch gerne schon den ersten Schnee. Dies führt dazu, dass manche Regionen sehr auf Sommer und Winter und manche sogar überwiegend nur auf eine Jahreszeit fokussiert sind. Bei verregneten Sommern oder warmen schneelosen Wintern ist dies eine Katastrophe für die Touristenregion.
Täler, die das ganze Jahr über Angebote für ihre Gäste bereithalten und auch das ganze Jahr Hotels und Geschäfte geöffnet haben, sind vom Wetter nicht in dem Maße abhängig und es herrscht nicht in manchen Monaten eine Atmosphäre wie in einer Totenstadt.
In den warmen Jahreszeiten kann man hier raften, radeln, mountainbiken, reiten, trekken, wandern, Gleitschirm fliegen, auf dem Klausberg u.a. Sommerrodeln, klettern, Kutschfahrten unternehmen oder einfach ausspannen.
Herbert’s Reitstall und Pferdetrekking
Der Reitstall befindet sich mitten in Luttach. Es können dort Kutschfahrten, Ponyreiten, Ausritte von einer Stunde bis zu mehreren Tagen, Reitunterricht sowie Mehrtages-Trekkingtouren mit Übernachtungen auf Berghütten durch die angrenzende Bergwelt gebucht werden.
Die Anlage ist großzügig angelegt und eine luftige Reithalle schützt sowohl vor Regen als auch glühender Sonne. Aktuell hat Herbert 9 eigene Pferde und noch einige Einsteller am Hof. Im Winter bietet er auch Ausritte und vor allem Kutschfahrten und Schlittenfahrten an.
Die Mindestanforderungen an die Trekkingreiter sind: mind. 30 Reitstunden und mindestens 14 Jahre alt muss man sein.
Die Planung
Als nun das Ziel eingekreist war ging es an die Terminfindung. Das war gar nicht so einfach. Denn der Zeitraum, in dem solche Touren im Gebirge möglich sind ist durch Schneeschmelze und Schneefall eingegrenzt. Dann noch die Ferien abgezogen….so wurde recht schnell klar, dass für einen 3-4 Tagesritt lediglich Christi Himmelfahrt in Frage kommt. Das Bangen, ob der Termin möglich ist war groß. Aber die Freude, als wir eine Zusage erhielten und erst recht, als wir erfuhren, dass wir die Tour exklusiv, also nur WIR, erleben durften war um ein vielfaches größer.
Das WIR: Nachdem ich, Marion, nun so lange auf den Wanderritt gewartet hatte, ist meine 11-jährige Tochter Noelle nun auch so weit. Ich freue mich riesig, dass dieser Traum nun generationenübergreifend in Erfüllung gehen kann! Alex, eine langjährige Freundin von mir, seit Jahrzehnten begeisterte Reiterin und Besitzerin einer Araberstute, war begeistert und auch mit von der Partie. Und da wir nun zwei Erwachsene waren, konnte ich meiner Tochter eine große Freude machen und sagen, dass sie Lisa-Marie, ihre Freundin, auch mitnehmen darf.
So wind wir also vier Mädels und der Herbert!
Vorbereitung
Da wir das Gepäck mit auf dem Pferd transportieren müssen, hieß die Devise: Weniger ist mehr.
Wir haben rechtzeitig angefangen zu packen und immer wieder überprüft, was wirklich nötig ist. Die Wander- und Reiterfahrung von zwei und mehr Jahrzehnten kam dabei wirklich gut zum Einsatz. Auch war ein Großteil der vorhandenen Ausrüstung bei einigen zumindest bereits aufs Wandern in den Bergen vorhanden und musste nur noch fürs Reiten abgerundet werden.
Viele Unbekannte machten das Packen spannend und zu einem kleinen Überraschungspaket. Nachdem das erste mal alles zusammen getragen wurde, was auf der Packliste stand, wurde auch gleich wieder das ein oder andere ausgepackt. Wir wollten uns weder vor Herbert blamieren noch unsere Pferde überladen/ überlasten. Zum Glück bin ich grundsätzlich ein eher minimalistischer Packer.
Ankunft
Am Mittwoch, 25.05.17 ging es um 13 Uhr bei angenehmen 20 Grad los. Wir haben die Mädels direkt von der Schule abgeholt und fuhren mit zwei Fahrzeugen (mein Mann und mein Sohn gehen solange auf einen Campingplatz in Rasen und die Mutter von Lisa-Marie bleibt in Luttach) die ca. 450 km Richtung Süden nach Südtirol. Um 21.30 Uhr kamen wir bei Regen und Dunkelheit in Luttach an.
Begrüßung/ Unterbringung für die erste Nacht
In Luttach erwartete uns Herbert, begleitete uns zu unserem Quartier, einer Frühstückspension (bei der netten Frau Immerhofer), überreichte uns unsere Packtaschen für die Tour und überließ und erst einmal unseren Betten. Nach der langwierigen Fahrt (9 Stunden) waren wir alle wie erschlagen. Wir packten schon mal die Taschen um und dann ging es tatsächlich ins Bett.
Die Gästezimmer sind so wie man es sich typischerweise auch zum Skifahren in einer Pension vorstellt. Nicht modern, aber sehr sauber, alles da, gemütlich und mit einer sehr freundlichen Gastgeberin, die auch unseren beiden Männern wegen der Verspätung noch ein Bett für die Nacht hatte.
Der Herbert
Herbert ist 56 Jahre alt, der Chef über seine Haflinger, Noriker, Warmblüter, Mixe, Araber und Ponies. Mit einem absolut ruhigen, dennoch aufmerksamen und wohlwollenden Auge beobachtet er seine zwei- und vierbeinigen Schützlinge. Es ist sehr schön zu sehen, dass hier die Pferde nicht nur (natürlich auch) Arbeitsmittel sind, sondern in ihrer Eigenart wahrgenommen werden. So wählt Herbert für jeden Reiter das Pferd aus, das zu ihm passt. Hier entscheiden nicht die Optik oder die Wünsche des Reiters, sondern, ob Ross und Reiter von der Gewichtsklasse und vom Können und Temperament her zusammen passen.
An seine ruhige und gemütliche Art muss man sich vielleicht erst kurz gewöhnen, wenn man aus dem Trubel und der Hektik der Anfahrt und des Alltags hier strandet. Aber für die Berge und den Erholungswert und für die Pferde allemal ist sie Gold wert.
Jetzt geht’s los
Unsere Pferde:
- Haflingermix-Stute Elli (Alex/ Herbert Pferdchen)
- Hafi Kati (Noelle Pferdchen)
- Hafi Aso (Marion Pferdchen)
- Hafi Naemi (Lisa-Marie Pferdchen)
- Warmblut Chico (Alex/ Herbert Pferdchen)
Tag 1
Nach einem leckeren Frühstück in der Stube bei Frau Immerhofer holte Herbert uns und unser Gepäck um halb neun mit dem Geländewagen ab. Am Hof bekamen wir unsere Pferde zugeteilt. Beim Putzen konnten wir uns erstmals beschnuppern und Herbert zeigte uns ausführlich, wie der Westernsattel und die Trense richtig angelegt werden und wie der Führstrick während des Rittes um den Hals befestigt wird. Weiter ging es mit Befestigung der Packtaschen. Hier sind eine gleichmäßige Verteilung und sichere Befestigung wichtig. So langsam wurde ich unruhig, wann ging es endlich los. Aber richtigerweise ging es erst noch ein paar Runden in die Halle um sich als Englischreiter an den Zaum und Sattel zu gewöhnen. Wir waren tatsächlich allein mit Herbert in unserer Gruppe. Das war toll. So konnten wir uns ganz dem Tempo und den Bedürfnissen der beiden Mädchen anpassen.
Um 11 Uhr ging es dann bei ca. 17 Grad und wenigen Wolken am sonnigen Himmel auf 1000 m Höhe endlich hinaus ins Grüne! Wir zwei erfahrene Geländereiter kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus mit welcher Selbstverständlichkeit die Pferde über und in tosende Gebirgsbäche und klappernde Holzbrücken gingen. Als es das erste Mal vom Weg ab in den Gebirgsbach zum Pferde tränken und Beine baden ging rutschte mancher Reiterin erstmals das Herz Richtung Hose.
Dann ging es an der Ahr entlang, an Sand in Taufers vorbei zu den Reinbachwasserfällen. Dort hielten wir an der Wasserfallbar für 1 Stunde. Es war herrlich draußen in der Sonne zu sitzen und dort Mittagsrast zu machen. Erste Aufregung gab es während der Rast, weil sich ein Pferd plötzlich in aller Ruhe selbstständig machte, samt dem Strick an dem es befestigt war (Der Karabiner hatte sich verbogen).
Frisch gestärkt ging es im Trab zurück nach Sand in Taufers, mitten durch den Ort, an mehreren Schulklassen vorbei um dann die Stille der Berghänge aufzusteigen. Das heißt zunächst nur die Pferde. Ab Sand ging es stetig bergauf Richtung Mittelstation Speikboden (Skigebiet). Nach einer Weile (mein Wanderherz sagte schon lange, ich würde jetzt gern meine Last vom Pferd nehmen und weiter wandern) stiegen wir ab und es ging zu Fuß weiter. So im Pferdetempo und mit Reiterklamotten einen steilen Berg hinaus zu stapfen ist irgendwie dann schon anders als im leichten Wanderdress. Auf ca. 1800 m Höhe erreichten wir die Forststraße, die uns dann wieder ins Tal führte. Insgesamt waren wir ca. 1,5 Stunden zu Fuß unterwegs. Es ging hinunter bis nach Weißenbach, an dem gleichnamigen Flüsschen entlang, wobei ein Abschnitt zwischen Leitplanke und Fluss auf einem sehr schmalen Streifen dahin ging. Zum Glück fühlten sich die Pferde dort anscheinend nicht unwohl.
Und wieder ging es bergauf ins Rotbachtal zur Rotbachalm, auf welcher wir die Nacht verbringen durften. Erst gegen 20 Uhr kamen wir dort ziemlich erledigt an. Die Höhe, die Wanderetappen, das lange Reiten und die Herausforderungen des Untergrundes haben uns und unseren Hosenboden doch ziemlich mitgenommen. Nachdem die Pferde versorgt waren und wir unser Quartier (Mehrbettzimmer für uns vier) bezogen hatten, ging es zum leckeren Essen in die Stube. Die zwei Mädels verabschiedeten sind dann ins Bett, nach kurzem Frischmachen und noch einem Plausch mit Herbert zog es dann alle zur Nachtruhe.
Am heutigen Tag sahen wir Murmeltiere, ein Reh, Schafen, Ziegen, Kühe und jede Menge Pferde.
Die Aussicht auf die Zillertaler Alpen war grandios, fast schon kitschig. Die weißen Bergspitzen strahlten um die Wette, weil es in der vergangenen Nacht frisch geschneit hatte.
Die Kondition und der Vorwärtsschub unserer Pferde sind wirklich bemerkens- und erwähnenswert. Natürlich war es auch für sie sehr anstrengend, zumal es die erste Tour dieser Länge in der Saison war. Dennoch sind sie tapfer und motiviert den Berg hinauf gestapft.
Die Wirtsleute, die die Alm als Jausestation bewirtschaften, waren unheimlich warmherzig und auch Hofhund Rocky (junger Berner Sennerrüde) empfing uns durch und durch freundlich. Die Zimmer waren urig und genauso wie man es sich vorstellt auf einer Hütte. Duschen gab es keine, dafür lud der Brunnen zur Katzenwäsche mit exklusivem Ausblick ein, während Hund Rocky ein Vollbad im Brunnen nahm.
Tag 2
Die Nacht war…..nennen wir es optimierungsfähig. Sie war von vielen Unterbrechungen geprägt. Mein Tag begann sehr früh und ich nutzte die Ruhe und Gelegenheit um ganz allein Yoga auf der Terrasse der Alm zu machen mit Blick ins Tal. Was für ein Erlebnis! Wir freuten uns sehr über das Frühstück mit Speck, Marmelade, Nutella und einer Tasse heißem Tee auf der Terrasse bei strahlend blauem Himmel und wunderschöner Aussicht. Frisch gestärkt und ohne jegliche Hektik richteten wir die Pferde, die die Nacht auf einer Weide verbracht hatten.
Dann ging es eine Weile bergauf über schöne Wiesenwege Richtung Schwarzenstein. Auf dem Weg ins Tal hielten wir gegen 13 Uhr am Platterhof, von welchem aus man einen herrlichen Ausblick ins Tal Richtung Speikboden hat und ließen es uns dort gut gehen. Es war sogar Zeit für ein paar Minuten auf der Wiese für ein Päuschen. Heute war es nicht nur strahlend schön, sondern auch richtig warm. Im Tal sollte es am Nachmittag 28 Grad haben.
Dann ging es weiter ins Tal bis nach St. Johann. An einigen Passagen war es ordentlich steil oder schmal, so dass wir führen mussten. Auf der anderen Talseite ging es dann ca. 2 km hinauf in Richtung Rodelbahn und auf einem Höhenweg Richtung Steinhaus wieder runter und an Klausberg vorbei. Wir wurden gegen Ende des Tages noch mit langen Trabstrecken entlang der Ahr belohnt. Hier hatten vor allem die Mädels große Freude.
Endstation der heutigen Etappe war der Bacherhof in St. Jacob. Dies ist ebenfalls ein Trekkingreitbetrieb, der mit Herbert freundschaftlich verbunden ist und so macht er hier mit seinen Gästen bei manchen Touren Station. Die heutige Tour war weniger lang und anstrengend als die am ersten Tag. Zudem ritten wir häufig über weiche Wiesenwege und blühende Almweiden. Den beiden Mädchen hat die heutige Etappe wieder mehr Selbstvertrauen verliehen und sie waren locker und lustig plaudernd unterwegs.
Überhaupt ist das eine bezaubernde Jahreszeit für die Alpen. Wer auf die hohen Gipfel will, ist natürlich noch etwas bald dran, Schneegrenze lag bei ca. 2000 m Höhe. Dafür wird man mit üppig blühenden Wiesen, herrlich klarer Luft und weißüberzuckerten Berggipfeln belohnt.
Die Pferde wurden abgebraust und auf eine saftige Weide entlassen. Wir konnten duschen- welch ein Luxus und wurden am Schwedenofen in einer Art Westernsaloon mit selbstgemachten Knödelvariationen (Speck-, Press- und Brennnesselknödel) mit Kraut- und Grünem Salat verwöhnt. Eine größere Runde hatte sich am Tisch versammelt. Es war schön hier so mit aufgenommen zu werden. Neben Walter, dem Hofbesitzer, waren noch Freunde und Helfer mit von der Partie.
Nach dem Essen gingen uns trotz lustiger Anekdoten der Anwesenden recht bald die Lichter aus. Eigentlich wollten wir noch ein Lagerfeuer (Feuerlager) machen, aber weder wir noch Herbert konnten sich noch aufraffen. Wir übernachteten in dem zur Ranch umgebauten alten Bauernhaus in sehr rustikalen aber gemütlichen Zimmern und schliefen sehr gut.
Tag 3
So gut, dass es am nächsten Morgen nur zu fünf Minuten Yoga im Zimmer reichte, bevor wir um halb neun im Haupthaus zum leckeren Frühstück wieder im Kreise der Besitzer erwartete wurden.
Um halb elf starteten wir dann zu unserer letzten Etappe. Das Wetter war genauso umwerfend wie am Vortag, heute sollten uns sogar 30 Grad erwarten. Heute ging es zum Klausberg hinauf. Teils war der Anstieg so steil dass wir zu Fuß gehen oder aber uns an der Mähne festhalten mussten, damit der Sattel nicht rutscht. Alle haben es aber mit Bravour gemeistert. Am Klausberg oben herrschte reger Betrieb. Nach so viel Einsamkeit (zu fünft) und meiner persönlichen Abneigung gegen Tourismus auf dem Berg war es kurz gewöhnungsbedürftig. Auch dort aßen wir sehr lecker im Freien und trafen sogar meinen Mann und Sohn zufällig. Es war noch Zeit um gemeinsam eine Runde Sommerrodelbahn zu fahren und dann ging es wieder etwas einsamer den Berg hinunter. Hier legten wir Damen einen langen Fußmarsch ein. Natürlich um die Pferde zu schonen, aber auch um unsere Knie etwas zu bewegen.
Heute sahen wir kleine „Pseudoadler“, Esel, Eichhörnchen, Kühe, Ponys und Hirsche.
Als es dann im Tal wieder nach Luttach ging, ergriff uns Wehmut. Das Ende unserer Tour nahte und keiner von uns Vieren wollte ankommen. Ein letztes Mal hieß es Pferde absatteln, abduschen, Sättel und Zaumzeug aufräumen und Pferde versorgen.
Nach einer anständigen Dusche bei Frau Immerhofer in unserer Pension und frischen Klamotten aßen wir in der Pizzeria zu Abend. Herbert war leider nicht mit dabei, da er auf einem Familiengeburtstag war. Es sei ihm gegönnt – schade war es trotzdem.
Die Mädchen saßen noch eine Weile im Bett und erinnerten sich an die spannendsten und schönsten Momente des Tages und wir Frauen saßen mit Lisa-Maries Mutter auf dem Balkon und machten es ihnen nach. Auch das Rockkonzert in Luttach konnte unseren wohlverdienten Schlaf nicht stören.
Tag 4
Nach einer erholsamen Nacht und ausgiebigem Frühstück, schmierten wir noch Brötchen für die Fahrt, packten zusammen und besuchten Herbert ein letztes Mal auf dem Hof. Er richtete seine beiden Norikerrappen für einen Festzug in Sand in Taufers. Ich durfte ihm helfen und wurde an die Zeit erinnert, in der ich aktiv Kutsche fuhr (danke Herbert). Ein paar Meter durften wir ihn sogar noch in der Kutsche begleiten.
Dann hieß es Abschied nehmen. Das letzte, was wir von Herbert sahen, waren die wehenden Mähnen seiner Noriker vor der Kutsche!
Auch zu den Pferden ging es ein letztes Mal. Der Abschied fiel schwer.
LIEBER HERBERT ! WIR MÖCHTEN GANZ DRINGEND WIEDER KOMMEN!!!
Das Resümee
So ein Wanderritt (Das ist meine bzw. unsere persönliche Meinung) ins Gelände sollte man sich nur wagen, wenn man auch Reiterfahrung hat. So kann ein mehrstündiger Ausritt ein richtiges Vergnügen werden. Ganztages- oder sogar Trekkingritte im Gebirge sollte man nur bei guten Reitkenntnissen und am besten auch mit Geländeerfahrung machen. Schon den Pferden zuliebe, die einen stundenlang treu und tapfer den Berg hinauf tragen, sollte man sich nur mit entsprechenden Kenntnissen und ohne falschen Stolz realistisch der Sache stellen. Denn so ein Ritt fordert neben Sitzfleisch und Kondition auch Konzentration, Berg- und Pferdeverstand.
Auch sollte man keine hohen Erwartungen an die Unterkünfte stellen. Sie waren durchweg sauber, sehr freundlich und urig. Der Komfort ist aber eben der einer Hütte. Das ist auch passend zur Pferdetrekkingtour. Man sollte sich nur darüber im Klaren sein.
Hier noch eine grobe Übersicht der Strecke, die wir im Nachhinein erstellt haben.
Zum Alter:
Abgesehen von der Kinderfreundlich- und Verträglichkeit der Pferde und natürlich auch abhängig von der Routenauswahl sollten Kinder auch bei guten (Hallen-)Reitkenntnissen mindestens zwölf Jahre alt sein. Die Anforderungen von Pferd, Untergrund, Umgebung, Umwelteinflüsse, Steigungen und Gefälle und Gesamttourenlänge dürfen nicht unterschätzt werden.
Die Meinung der Mädels:
Die Strecken waren manchmal schwierig, aber immer lustig und haben viel Spaß gemacht.
Herbert war auch immer lustig und hat fröhliche Lieder gesungen.
Jodelunterricht und “High-Five” gab uns die nötige Power um mit unseren braven Pferden die Alpen zu erklimmen.
UNSER Wanderritt
Nachdem ich mich jahrzehntelang darauf gefreut und der Tour entgegen geträumt habe und trotzdem keine rechte Vorstellung hatte, weil jeglicher Vergleich fehlte, bin ich sehr begeistert.
Diese Art, die Berge zu erleben und zu erkunden, war für mich als Vollblutwanderer, eine ganz neue und tiefgreifende Erfahrung.
Für gern redende Frauen ist Trekkingreiten nicht ganz so kommunikativ wie gedacht, aber dafür erlebt FRAU und MANN natürlich auch die Ruhe der Natur umso intensiver.
Alles in allem war es ein tolles Erlebnis, an das wir noch lange zurückdenken werden und das uns in vielen Bereichen gefordert und bereichert hat.
Weitere Infos zu Herberts Reitstall gibt es unter www.pferdetrekking.it