Bei mir persönlich ist es der freie und weite Blick, am liebsten ohne Menschen oder Häuser zu sehen und vor allem auch mal keine Straßengeräusche zu hören. Die Breite der Wege und ihre Beschaffenheit haben auch Einfluss auf das Gefühl von Natur und Wildnis. Alle geschotterten Wege – oder natürlich gar asphaltierte – haben für mich nichts von Wildnis. Es sei denn es ist ein Schotterfeld.
Durch die Wildnis sollte am besten ein Pfad führen. Weicher oder eben landstrichtypischer Untergrund, gewunden, so wie es in die Natur passt.
Die Tiere um einen herum hören, das Rauschen der Bäume, einen Bach, Gerüche intensiv wahrnehmen… So hat jeder seine eigene Vorstellung von Wildnis.
Andreas Winkelmann und Markus Knüfken nehmen uns in “Wilder wird’s nicht” mit auf eine Reise in ihre Wildnis oder auf die Suche dorthin.
Facts
Thema | Info |
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Seitenzahl | 192 |
Bilder | Farbfotografien und Zeichnungen |
ISBN | 978-3-499-00459-9 |
Verlag | Rowohlt Taschenbuch Verlag |
Preis | 14,00 € |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Einladender Klappentext. Auf der Suche nach der letzten Wildnis Europas und das ohne ein Flugzeug zu besteigen? Sowohl der Gedanke an sich als auch die Vorgabe machen jetzt schon Lust auf den Inhalt. Werden sie fündig und wenn ja wo und wie?
Praxistest
Wie schon eingangs beschrieben bin ich schon auch einer der Sehnsüchtigen, der Suchenden nach Natur, danach, ein Teil davon zu sein und es auch zu spüren. Ich freue mich auf das Buch. Auch wenn ich gleichermaßen gespannt bin, ob ich enttäuscht werde, weil es diese Sehnsüchte nicht anspricht oder ob ich bekräftigt werde und das Fernweh schmerzt.
Andreas Winkelmann ist sonst meist im Genre der Thriller unterwegs. Er ist Spiegel-Bestseller-Autor und hat einiges bereits als Autor zu Papier gebracht. Privat zieht es ihn in die Natur, in die Einsamkeit. Er ist als Wanderer und Bergsteiger in den Alpen unterwegs.
Das Buch hat eine klare Gliederung und so findet man, wenn man im Rückblick nochmal etwas sucht, schnell die richtige Passage wieder.
Das Buch springt immer mal wieder von Erlebnissen aus der Ideenfindungs- und Vorbereitungszeit zu Einblicken in die große Reise. Ein solches Unternehmen braucht in der Regel ein Initialerlebnis und dann einige Zeit der Vorbereitung. Sei es, weil man einen längeren Urlaubszeitraum erstmal freischaufeln, man finanzielle Mittel beiseitelegen/sparen muss oder aber sich konditionell oder auch in punkto Ausrüstung oder Wissen erst noch fit machen muss. So geht man mit großen Reiseprojekten häufig längere Zeit schwanger und sie entwickeln sich nicht selten auch in dieser Zeit weiter, so dass sie am Ende doch anders werden, als am ersten Tag der Ideenfindung.
Das Initialerlebnis
Andreas Winkelmann und Markus Knüfken sind Freunde und gerne gemeinsam in den Bergen unterwegs. Sie sehnen sich aber nach Ruhe und schönen ungestörten Bergerlebnissen. Völlig überfüllte Hütten bringen die beiden olfaktorisch, akustisch und vom Prokopfplatzangebot zum Schlafen an ihre Grenzen der Duldsamkeit. Sie wollen absolute Einsamkeit und Natur pur ohne sich mit Wandertourismus und Klugscheißern oberhalb der Baumgrenze auseinander setzen zu müssen.
Die große Reise
Das auserwählte Ziel ist der Sarek in Nordschweden. Fast 2/3 des Buches befassen sich mit dem großen Abenteuer. Es ist ebenso unterhaltsam wie spannend sie dabei zu begleiten. Mehr will ich zu den Tagen im Sarek gar nicht verraten.
Der Stil
Auf unschlagbar humorvolle und vor allem selbstironische Weise beschreibt Andreas Winkelmann die Erlebnisse in der Vorbereitung und dann auch auf der großen Reise in den schwedischen Sarek. Das Stolpern über die kleinen Steine, während man in der Ferne auf das große Ziel schaut, ist allzu menschlich und kennt jeder. Aber nicht jeder steht dazu und erzählt es mit einem so charmanten Augenzwinkern. Jeder Hüttengänger wird regelmäßig über die Erlebnisse schmunzeln, denn wer kennt sie nicht.
Auch bei den Tourenbeschreibungen ist es wirklich toll gelungen so viele Einblicke in die Route und Details zu geben, dass man mit eintauchen und sich ein Bild davon machen kann. Dabei bleiben die Erzählungen kompakt.
Als Liebhaber der Berge und Wanderer habe ich mich wirklich gefreut in den Beiden Mitglieder im Bund der Verrückten gefunden zu haben. Ich hoffe sie verzeihen mir diese Bezeichnung. Aber wer nicht so tickt, wird ständig fragend oder missbilligend den Kopf schütteln, wie man sich all das nur freiwillig antun kann. Diese Gefahren, diese Mühen, dieser Verzicht auf alles Komfortable! Aber ja, es gibt auch Menschen, die auch so sind und das nur zu gut verstehen.
Den Gedanken, sich in Abenteuer oder Wildnissen zu begeben ohne dabei um die halbe Welt zu fliegen, finde ich sehr gut. Zum einen ist es modern und auch Zeit für umweltfreundliches Reisen. Aber auch die finanziellen Mittel sind nicht für jeden unbegrenzt und so ist Reisen in erschwingliche Regionen für Viele erstrebenswert.
Fazit
Das Taschenbuch “Wilder wird’s nicht” von Andreas Winkelmann und Markus Knüfken für 14 Euro ist ein Sehnsuchtsbuch für alle, die die große Wildnis und eher die stillen Abenteuer in der Natur suchen. Wer weiß? Die einen sind schon zufrieden, wenn sie die beiden bei ihrem Abenteuer hautnah begleiten dürfen, die anderen… die zieht es hinaus. Entweder weit weg und in ähnlich einsame Regionen oder einfach nur in ein kleines Abenteuer in der Umgebung. Auch dort gibt es wilde Erlebnisse…
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.