Gletscher – Faszination ewiges Eis. Wir wissen ja alle, dass sich die Gletscher immer mehr zurückziehen und mancherorts schon komplett verschwunden sind.
Bekannt waren mir Gletscher vor allem als Möglichkeit Ski zu fahren.
Doch nun durfte ich die Naturgewalt eines Gletschers auch einmal im Sommer erleben…
Thema | Info |
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Zeitraum | 01.07. – 30.09.2021 | Do | 08:15 – 16:15 Uhr (in diesen Zeiträumen wird die Gletscherwanderung angeboten) |
Treffpunkt | Stausee Silvretta Bielerhöhe – Wiesbadener Hütte – Vermuntgletscher – gleicher Weg retour |
Dauer | ca. 8 Std. (reine Gehzeit: ca. 6,5 Std.) |
Länge- | ca. 20 km |
Auf- und Abstieg | ca. 850 hm |
Einkehrmöglichkeit | Wiesbadener Hütte, Silvrettahaus oder Gasthaus Piz Buin (eingeschränkte Einkehrmöglichkeit) |
Altersgrenze | Ab 16 Jahren |
Anmeldung | Bis 16 Uhr am Vortag (Achtung: Ist immer schnell ausgebucht) |
Preis | 20,- Euro 20 % Ermäßigung mit der Montafoner Gästekarte Für Gäste aus BergePLUS Programm Partnerbetrieben kostenlos |
Inklusive | Staatlich geprüfter Bergführer Gletscher Ausrüstung (Hüftgurt, Steigeisen und Helm) |
Ausrüstung | Steigeisenfeste Schuhe (Bergschuhe); geht auch mit „Trecking-Wanderschuhen“ Handschuhe Wetter angepasste Kleidung (Gamaschen, Windjacke etc.) |
Die Region Montafon
Im Montafon treffen Verwall, Silvretta und Rätikon zusammen. Bisher war es mir als Ski-Region bekannt, umso mehr war ich gespannt wie es hier im Sommer aussieht…
Auch zur aktuellen Jahreszeit hat diese Region einiges zu bieten. Hier werden Mountain-/E-Biken, Wandern, Klettern sowie verschiedene Kulturveranstaltungen (Theater, Museumsführungen, Diavorträge uvm.) geboten. Rund 1.160 Kilometer beschilderte Wanderwege, über 260 Kilometer ausgewiesene (E-)Mountainbike-Routen sowie mehr als 20 Klettersteige sind hier zu finden, also für jeden etwas dabei.
Was mir besonders positiv aufgefallen ist, dass im Hotel ein „Regenzauberprogramm“ auslag, das auf knapp sechs Seiten Alternativen zu Outdoortouren anbot. So kann auch mal ein Schlechtwettertag gut überbrückt werden.
Ebenfalls erwähnenswert finde ich, dass es für die Bereiche Wandern, Klettern und (E)-Mountainbiken jeweils eine separate Aktivkarte erstellt wurde. Darin findet sich eine große und detaillierte Landkarte, in der alle möglichen Information und Wege eingezeichnet wurden. Selbstverständlich kann dies alles auch mit der Montafon-App erlebt werden.
Zusätzlich bietet das Montafon ein „BergePLUS Programm“. Dieses bietet ein ganzjähriges Gästeprogramm in dem es täglich wechselnde Angebote für Erwachsene, Familien und Kinder gibt. Darin können spannende Details über das Montafon und dessen Besonderheiten entnommen werden. Meine Gletschertour ist ebenfalls ein Programmpunkt aus dem BergePLUS Programm.
Ankunft
Am Ankunftstag blieb noch etwas Zeit um eine kleine Tour mit der Golmerbahn zu starten. Uns fiel dabei gleich auf, wie viele Stauseen es hier gibt. Ich persönlich finde diesen Anblick immer etwas befremdlich vor allem wenn diese „nur“ dazu dienen, dass die Ski-Saison möglichst lange ausfällt… Doch am nächsten Tag durfte ich erfahren, dass das Montafon eine lange Wasserkraftgeschichte aufweisen kann, die im Jahre 1890 mit dem ersten kleinen Wasserkraftwerk begann. Umso interessanter, dass unsere Tour an einem Pumpspeicher-Kraftwerk begann. Somit konnte ich nun einen anderen Blick auf die „angelegten“ Seen werfen, doch dazu später mehr.
Am Abend haben wir noch eine Nachricht von unserem Bergführer erhalten, in der er uns die Möglichkeit der Anfahrt via Bus mitteilte und welches Equipment (Bergschuhe, Regenfeste Kleidung, Handschuhe usw.) bei „Sonne in flüssiger Form“ notwendig sind.
Hotel
Nach unserer kleinen Runde ging es weiter ins Hotel Verwall in Gaschurn. Gaschurn liegt im südlichen Teil des Montafons und auf dem direkten Weg Richtung Bieler Höhe, an der unsere Gletschertour startete.
Der ausgezeichnete Eindruck, den das Hotel auf seiner Webseite hinterlässt, wurde direkt bestätigt. Wir wurden sehr freundlich empfangen und unser Doppelzimmer war gemütlich eingerichtet und genau richtig betreffend der Größe. Ebenfalls schön ist der Nassbereich. Er ist modern und gepflegt. Wir hatten zusätzlich noch ein Einzelzimmer, da ich von zwei Mädels begleitet wurde. Dies lag im „Altbau“ und war leider nicht so schön und neu wie unser Doppelzimmer. Es lohnt sich daher auf alle Fälle im renovierten Bereich zu buchen, denn leider war das ältere Zimmer preisgleich obwohl die Ausstattung schlechter war.
Der Wellnessbereich
Was soll ich zu dem Wellnessbereich sagen…? Der erste Blick den wir am Abend (eigentlich war er schon geschlossen ?) auf den Wellnessbereich werfen konnten, war phantastisch. Ich hatte nicht erwartet, dass er so perfekt ist. Ich konnte wirklich nichts entdecken, was nicht gepasst hätte. Es gibt die Möglichkeit diesen separat zu buchen und das lohnt sich auf alle Fälle. Auf Nachfrage meinerseits, wann der Wellnessbereich gestaltet wurde, war ich total erstaunt: Schon 2014, da erfolgte die komplette Renovierung und er sieht noch aus wie neu.
Das Frühstück
Auch das Frühstück kann sich hier sehen lassen. Hier wird einem alles geboten, was das Herz begehrt. Verschiedene Eierspeisen, Müslis, Käse-/Wurstsorten, Tee, Kaffee, Minibrötchen usw. sind hier zu finden. Ebenfalls findet man hier glutenfreies Müsli. Was aber der absolute Hammer war: Der frisch gepresste, eiskalte Orangensaft – ein absoluter Genuss ?
Gletschertour
Nach einem schnellen Frühstück, ging es um 7:30 Uhr mit unserem Pkw zum Parkplatz an der Bieler Höhe.
Dort angekommen, konnten wir gleich unsere weiteren drei Begleiter entdecken sowie unseren Bergführer Martin Netzer.
Der Bergführer
So eine Tour steht und fällt ja immer mit dem Bergführer. Normalerweise wird die Gletschertour vom Jonny begleitet, wir durften sie mit Martin starten. Der ehemalige Bürgermeister aus Gaschurn (15 1/2 Jahre), Berufsoffizier und Aufsichtsratsvorsitzender der Montafon Tourismus GmbH ist auf jeden Fall eine gute Wahl gewesen. Sein Hintergrundwissen über die Region Montafon und dessen Entwicklung ist enorm groß, ohne dass zu viele Daten „aufgedrückt“ wurden. Unterwegs hat er immer mal wieder eine kleine Pause eingelegt um auf die verschiedensten Details wie den Verlauf der Gletscher uvm. einzugehen.
Nach einer kurzen Begrüßung, Vorstellungsrunde und Empfehlungen betreffend der Kleidung (Sonnenbrille, Handschuhe und einem Schirm – kein Witz) ging es los über die Staumauer. Da der Martin einige Jahre als Bürgermeister tätig war, konnte er uns gleich erklären, dass das Pumpspeicherkraftwerk immer wieder erneuert wird und wie viel Aufwand dahintersteckt. Ebenfalls hat er uns auf den Klettersteig aufmerksam gemacht, der entlang der Staumauer führt. Anschließend führte unsere Tour durch einen Tunnel. Uns wurde erklärt, dass bei Neubauten in den letzten Jahren immer Kunst integriert werden muss. Für mich etwas ungewöhnlich durch einen beleuchteten Tunnel (farblich wechselnd) mit sanfter Musik zu wandern, wenn es hoch hinaus in die Berge soll. Vorbei am großen Silvretta-Stausee ging es über das Ochsental dann in Richtung Wiesbadener Hütte. Auch der Spaß kam dabei nicht zu kurz und lies Zeit um ein perfektes Statusbild zu erstellen, danke Martin für den Tipp ?
Nach einer kurzen Einkehr wurde das Equipment, das für die Gletscherbegehung notwendig ist verteilt und eingestellt. Nachdem alles im Rucksack verstaut war, ging es los Richtung Gletscher.
Als wir am ersten Schneefeld ankamen, haben wir noch ein paar Hintergründe zu den Gletschern im Allgemeinen erfahren. Mir war nicht bewusst, dass in der Region Voralberg heute noch insgesamt 14 Gletscher zu finden sind, wovon sich 12 in der Region Silvretta befinden. Das nächste Bild, das mir unser Bergführer zur Verfügung gestellt hat, zeigt wie stark der Vermuntgletscher in den letzten 50 Jahren zurückgegangen ist.
Jetzt wurden die Steigeisen und Klettergurte angezogen um uns für die Seilschaft zu verbinden. Dazu gab es natürlich eine kurze Einweisung, vorallem wie sich die Abstände zu Vorder-/Hintermann sein sollen. Ich war das erste Mal in einer Seilschaft unterwegs und froh, dass ich zu Beginn den Abschluss bilden konnte, so musste ich mich nur auf meine Vorderfrau konzentrieren. Kaum auf dem Gletscher angekommen und etwas Sicherheit erlangt, kam schon die erste kleine Gletscherspalte. Sie war wirklich nur einige Zentimeter breit (ca. 20 cm), aber dafür umso tiefer. Es hat mich schon etwas Überwindung gekostet darüber zu gehen, aber die Seilschaft lies dazu nicht allzu viel Zeit ?
Nachdem diese „Hürde“ genommen war, fühlte ich mich so langsam richtig wohl auf dem Gletscher.
Eigentlich führt die Tour nur ein Stück über den Vermuntgeltscher und dann zurück auf die Wiesbadener Hütte. Da unsere Gruppen wohl ganz fit war, führte uns Martin bis hoch zum Vermuntpass (2798 m ü. A.) um einen kurzen Blick in die Schweiz zu erhaschen. So hatten wir unser ein kleines „Gipfelglück“, leider ohne Gipfelbier ?
Nach einer kurzen Pause bei Wind und Regen, ging es dann auf der anderen Seite des Vermuntgletschers wieder hinunter zur Wiesbadener Hütte. Dieser Weg führte uns vorbei an einem wunderschönen, kleinen und eisigen See inmitten des Gletschers. Ein wirklich toller Anblick ?
Völlig glücklich und etwas erschöpft sind wir gegen 15 Uhr an der Wiesbadener Hütte angekommen. Nun konnten wir uns mit einem leckeren Hüttenessen stärken. Zu der Zeit hat es geschüttet wie aus Eimern. Jetzt war mir auch klar, wieso ein Schirm empfehlenswert ist. Der Rückweg führte ca. 1,5 Stunden zurück auf demselben Weg zum Ausgangspunkt Bieler-Höhe und endete dort um 18:00 Uhr. Für mich und meine zwei Begleiterinnen ein absolut gelungener Tag mit einer tollen Gruppe und einem perfekten Guide. Wir waren so glücklich, dass unser Ziel für das nächste Jahr schon ausgemacht wurde: Die Besteigung des Piz Buin mit unserem Bergführer Martin. Wir freuen uns schon sehr darauf ?
Pro / Contra
Pro
- Top Organisation durch Montafon Tourismus GmbH
- Bergführer passt sich den Wünschen der Gruppe an
- Einwandfreies Leihequipment
- Günstiger Preis
- Vorab Kontaktaufnahme durch den Bergführer mit Tipps bzgl. Des Wetters und Anfahrt
Contra
- -/-
Fazit
Das Montafon ist eine tolle Region, in der man mehr als „nur“ Wandern, Biken oder Klettern kann. Das Kulturangebot ist sehr groß, abwechslungsreich und beeindruckend vielseitig, kurzum: Für jeden was dabei.
Auch wenn die Sonne sich nur in “flüssiger Form” gezeigt hat, war die Gletscherwanderung ein faszinierendes Abenteuer, das einem die Naturgewalt Gletscher nahebringt und eine beeindruckende Landschaft zeigt. Eine Voranmeldung lohnt sich auf alle Fälle, da die Tour wohl schnell ausgebucht ist. Man kann die Tour auch wirklich sehr gut bei Regenwetter machen, es hat schon was wie schnell die Wolken in den Bergen ziehen. Nach anfänglichem Respekt auch über den Tourenumfang, war die Begeisterung dieser Tour enorm und ein absolut besonderes Erlebnis – Piz Buin wir kommen 🙂