Sie wärmt bei niedrigen Temperaturen, kann aber genauso kühlen, wenn einmal das Thermometer ansteigt. Dazu sind die Wollfasern sehr atmungsaktiv und regulieren gut Feuchtigkeit durch Schwitzen. Trotzdem bleibt die Wolle von Alpakas, Merinos oder anderen Schafen dank einigen der enthaltenen Moleküle immer geruchsneutral.
Einfaches Lüften genügt, um sie wieder vollständig aufzufrischen. Moderne künstliche Funktionsfasern können das keinen Deut besser, und so verwundert es kaum, dass die ökologische, nachhaltige Wolle diese Fasern zuletzt immer mehr in Outdoor Bekleidung und anderen Bio-Textilien ersetzt hat.
Faire Mode geht dann noch einen Schritt weiter. Neben dem ökologischen Aspekt bezieht sie außerdem eine ethische Verantwortung ein – teils für humane Herstellungsbedingungen oder bei dieser Wolle für das Tierwohl. Nur in frischer Wolle oder Schurwolle sind die begehrten Wolleigenschaften optimal ausgeprägt – sie muss daher immer durch Schur lebender Tiere kommen. Eine Woll-Art ist dabei besonders gefragt: die Wolle der Merinoschafe.
Gegenüber einheimischer Schafwolle wie der von Heidschnucken oder Steinschafen ist sie deutlicher feiner und hautfreundlicher. Die seit Jahren hohe Nachfrage aus der ganzen Welt nach Merinowolle hat in den Hauptherkunftsländern Australien und Neuseeland oder auch China allerdings zu einigen katastrophalen Entwicklungen bei Zucht und Schur der Tiere geführt.
Den Tieren wurde eine unnatürliche, faltige Haut angezüchtet, damit sie mehr Wolle tragen konnten. Unter den Wollmassen starben viele Tiere an Erschöpfung oder Hitzschlag.
Viel schlimmer noch: Sie wurden anfällig für Fliegenmaden, die sich schnell in den Falten ansiedeln. Schäfer oder Züchter griffen darauf zum sogenannten Mulesing, einer barbarischen Praktik, bei der den Tieren ohne Betäubung Teile des Fleisches an den hinteren Schenkeln und dem Schwanz herausgeschnitten werden. Die Stellen vernarben danach und sollen so den Befall mit Fliegenmaden verhindern.
In Deutschland ist das Mulesing verboten, seit 2018 auch in Neuseeland, aber in Australien oder China stehen die wirtschaftlichen Interessen meist noch über dem Tierwohl. Das setzt sich dann oft bei der Schur fort. Sie läuft im Akkordtempo ab und häufig werden die Schafe dabei erheblich verletzt. Doch der Druck von immer mehr Konsumenten, das Tierwohl deutlich zu verbessern, hat einen Wandel in der Wollindustrie angestoßen. Auch führende deutsche Fairtrade- Modehersteller machen mit.
Hess Natur setzt sich dafür ein Mode Ressourcen schonend zu verarbeiten
In der Nachhaltigkeitsstudie Fashion 2019 schafften es die hessischen Pioniere für faire und ökologische Mode auf Platz 1 des Nachhaltigkeitsindexes.
Einer der Gründe: Hess Natur verwendet Bio-Hightech für nachhaltige Outdoor Kleidung für Damen oder Herren und in vielen anderen Textilien. Zwei Wollfasern spielen dabei eine wichtige Rolle. Merinowolle beispielsweise bildet die Basis für eine hautfreundliche, weiche Funktionsunterwäsche und mit der Wolle von Alpakas entstehen viele Stücke kuschelig warmer Oberbekleidung.
Die Wolle, der aus ursprünglich aus Peru stammenden Alpakas, weist ähnlich gute funktionale Eigenschaften auf wie Schafwolle, ist dabei aber noch etwa dreimal strapazierfähiger, hält UV-Strahlen ab und verfilzt nahezu nicht. Hierzulande geben zwar auch schon ein paar Tausend Alpakas jedes Frühjahr bei einer Schur ihre Wolle ab, allerdings kommt die Mehrheit der Alpakawolle immer noch aus ihrem Heimatland Peru.
Etwa 3,5 der weltweit circa 4,5 Millionen Alpakas leben in dem Andenstaat. Es gibt zwar keine industriellen Züchtungen wie bei den Merinoschafen und auch keine vergleichbare Tierquälerei wie das Mulesing, aber trotzdem ist für einige Herdenbesitzer die Versuchung groß, mehr von der vergleichsweise seltenen und deswegen teuren Wolle zu gewinnen.
Darunter leiden die Tiere dann durch schlechte Haltung und Ernährung bis hin zur Abgabe von gentechnisch verändertem Futter. Allein ein einziges Alpaka sollte großen Auslauf von bis zu 1.000 Quadratmeter genießen können. Es braucht viel Wasser und auf seinen Speiseplan gehören ausschließlich natürliche Gräser. Für Hess Natur ist es selbstverständlich, dass dieses Tierwohl – oder auch das der Merinoschafe – gesichert ist, wenn Alpaka- oder Merinowolle für die jährlichen fairen Bekleidungskollektionen eingekauft wird.
Wie in anderen Bereichen mit fairen, ökologischen Textilien ist Transparenz hier ebenfalls ein wichtiger Faktor, um die Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien und am Ende der fertigen Kleidungsstücke sicherzustellen. Aus Herstellersicht bedeutet das, die komplette Lieferkette zurück bis zu den Bauern, den Erzeugern oder hier den Züchtern laufend im Auge zu behalten. Das funktioniert nicht aus der Entfernung. Dazu braucht es regelmäßige Kontrollen vor Ort und ein kontinuierliches Monitoring in Zusammenarbeit mit unabhängigen Organisationen wie beispielsweise der Fair Wear Foundation (FWF), deren Mitarbeiter in fast allen Herkunftsländern auf der ganzen Welt permanent vor Ort sind.
Beim Mode-Kauf faire Kleidung und gesichertes Tierwohl einfach erkennen
Die Fair Wear Foundation steht in einer ganzen Reihe von Organisationen, die fairen Anbau, eine artgerechte Tierhaltung- und zucht oder ökologische und soziale Herstellungsbedingungen rund um den Globus kontrollieren.
Im internationalen Dachverband der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) sind sie zusammengeschlossen. Mit verschiedenen Labels dokumentieren und garantieren sie einheitliche, hohe Standards für Erzeugung und Produktion der verschiedensten Fairtrade-Waren.
Bekannte Beispiele sind der rote Kleiderbügel der Fair Wear Foundation, das Fairtrade-Cotton-Label oder das Fairtrade-Textile-Production-Siegel, der Grüne Knopf und das weiße Hemd von GOTS, den Global Organic Textile Standards. Diese Labels geben Gewissheit beim Einkauf, dass Sie hier ein nachhaltig-ökologisch hergestelltes Produkt in den Händen halten.
Eine vergleichbare Garantie kommt mit den EU-Siegeln kbA und kbT. Beide gehen auf eine EU-Verordnung für biologische und ökologische Produktion zurück.
Das kbA-Siegel fordert einen kontrolliert biologischen Anbau für Bio Lebensmittel oder Baumwolle für die Textilbranche.
Mit dem kbT-Siegel sind Standards für eine kontrolliert biologische Tierhaltung definiert. Diese Standards umfassen an erster Stelle eine artgerechte, natürliche Haltung aller Tierrassen und deren ebenso artgerechte Ernährung. Gentechnisch manipuliertes Futter oder Masthilfen sind hier ebenso untersagt, wie das Kupieren von Schwänzen und natürlich das Mulesing.
Weiter muss für die Tiere genügend Bewegung oder Platz sowie ein gesunder Tag-Nacht-Rhythmus sichergestellt sein. Speziell bei Wolle oder Schurwolle gibt Ihnen das kbT-Siegel noch weitere Garantien. kbT-Wolle ist definitiv schadstofffrei und gesundheitlich unbedenklich.
Selbst die Weiden, auf denen die Tiere grasen, dürfen nicht mit chemischen Düngern oder Schädlingsbekämpfungsmitteln bearbeitet werden. Die Weiterbearbeitung oder Veredelung von kbA-Wolle muss später ebenfalls vollständig auf Chemie verzichten.
International wird kbt-Wolle oft auch als Organic Wool gelabelt. Viele Textilien können für optimale Trageeigenschaften oder Haltbarkeit aber nicht ausschließlich auf reine kbT-Wolle setzen, sondern erfordern eine Beimischung anderer natürlicher Fasern.
Dem tragen die meisten Fairtrade-Labels Rechnung, indem sie auch kbT-Anteile von 70 oder 80 Prozent anerkennen. Sie können sich aber dennoch darauf verlassen, dass auch der restliche Teil fairen und ökologischen Ursprung hat, denn Materialien aus konventioneller Erzeugung schließen die Labels grundsätzlich aus.
Achten Sie auf Labels und Siegel beim Kleiderkauf und Sie haben Gewissheit, dass sie hier nur Bekleidung aus Wolle von Tieren tragen, die für diese Wolle nicht leiden mussten.