Bei meinem letzten Biwak im Winter unterhalb der Baumgrenze dachte ich, es wäre eine gute Idee, nur die Buschbox mitzunehmen, um Wasser zu generieren und mein Essen warm zu machen. Ich war zwar nicht besonders hoch unterwegs, aber hätte nicht gedacht, wie sehr der Wind dabei ins Spiel kommt.
Nach der Tour habe ich mich intensiver mit dem sogenannten Sturmkochern beschäftigt, die Buschbox ist bei windstillen Bedingungen super, aber bei Kälte und starkem Wind ineffizient und frustrierend. Das Feuer brannte instabil, die Hitze verpuffte, und das Wasser wollte einfach nicht kochen.
Jetzt durfte ich den WindBurner® Duo Stove System 1,8L von MSR testen.
Facts
(alle angaben für den 1,8L)
| Thema | Info |
|---|---|
| Material | Topf: Aluminium Brenner: Edelschtahl Messbecher und Abdekung: Kunststoff |
| Größen | Topf: 1,8L Messbecher: 850ml |
| Leistung | 2100W |
| Gewicht | 227g (ohne Gaskartusche) |
| Maße | 205 x 130 mm |
| Preis | ca. 200€ |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Eigentlich bin ich eher minimalistisch unterwegs – so wenig wie möglich, so viel wie nötig. Der MSR WindBurner® Duo Stove System ist da fast schon das Gegenteil: kein ultraleichtes Teil, sondern ein komplett integriertes Kochsystem, das Platz braucht. Er ist zwar nicht riesig, aber vom Packvolumen her würde ich sagen: irgendwo zwischen Schlafsack und Isomatte.
Das System selbst sieht schon sehr ausgereift aus. Im Topf passen genau der Brenner und die Gaskartusche hinein. Der Topf hat einen Deckel mit kleinen Schlitzen, sodass man ihn auch als Sieb benutzen kann. Außerdem besitzt der Topf einen Cozy – eine isolierende Hülle, die um den Topf gelegt wird. Das Cozy besteht aus zwei Teilen: Außen ist ein robustes, gewebtes Gewebe (Nylon/Polyester), innen befindet sich eine luftgefüllte Struktur, ein dünner Kunststoffkern mit einer Art Wabenstruktur. Diese Hülle erhöht die Effizienz des Topfes, indem sie ihn von außen gegen Kälte schützt und gleichzeitig verhindert, dass zu viel Wärme von innen entweicht. Zusätzlich ist ein Griff angebracht, der das Ganze, sagen wir mal, deutlich umgänglicher macht.
Am Topf fällt auch sofort die aufwendige Konstruktion auf – der FluxRing® der fest mit dem Topf verbunden und ein zentrales Merkmal des MSR WindBurner ist. Einer der zwei wichtigsten Teilen der durchdachten Technik von MSR. Die Unterseite sieht fast aus wie ein Flugzeugtriebwerk. Diese Konstruktion sorgt dafür, dass die Wärme gleichmäßig über den gesamten Topfboden verteilt wird.
Und der zweite Teil der Konstruktion ist der Brenner. Der Topf passt mit dem FluxRing® ganz genau in den Brenner hinein. Wenn das System läuft, befindet sich die Flamme komplett im Inneren, und bekommt durch strategisch gut platzierte Schlitze Sauerstoff zugeführt. Der Brenner selbst sieht dabei nicht aus wie ein gewöhnlicher Brenner. Statt einer kleinen, hohen Flamme von etwa 2 cm Durchmesser erzeugt er eher eine etwas breitere, niedrigere Flamme mit einem Durchmesser von etwa 8 cm. Da die Gaskartusche nicht direkt am Brenner angeschlossen wird, sondern über einen Schlauch, hat der Brenner drei ausklappbare Standfüße. Dadurch steht das System insgesamt sehr stabil – auch auf unebenem Untergrund.
Abgerundet wird das Ganze durch eine Kunststoffabdeckung für den FluxRing®. Diese Abdeckung ist aber nicht nur Schutz, sondern auch ein Behälter mit einem Volumen von 800 ml und Skalen bei 200 ml, 400 ml und 600 ml. Praktischerweise passt auch der Deckel vom Topf auf diesen Behälter. Alles in allem: eine runde Sache.
Praxistest
Was mir bei der ersten Nutzung direkt aufgefallen ist: Der Brenner hat keinen Piezo-Zünder. Für den Preis war ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Aber meine Recherche ergab, dass MSR sich ganz bewusst dagegen entschieden hat – aus Gründen der Zuverlässigkeit bei extremen Bedingungen.
„We chose not to include an integrated igniter in the WindBurner to increase reliability in extreme conditions.“
(Quelle: MSR FAQs & Support)
Trotzdem hätte ich gerne einen Piezozünder dabei. Selbst bei Kochern, die einen eingebaut haben, würde ich nie ohne eine Zünd-Alternative losgehen. Feuerstahl oder Feuerzeug gehören für mich einfach immer ins Gepäck – Sicherheit geht vor. Was mir außerdem aufgefallen ist: Der Brenner funktioniert nur in Kombination mit den speziellen FluxRing®-Töpfen von MSR. Zwar bietet MSR zusätzliches Zubehör wie Pfannen und andere Töpfe an – diese sind jedoch nicht gerade günstig.
So, aber jetzt mal zum eigentlichen Test:
Wie bereits erwähnt – Essen am Gipfel mit der Bushbox war oft eher lauwarm und brauchte eine gefühlte Ewigkeit. Ganz anders mit dem WindBurner® Duo Stove System! Für den Test habe ich mir bewusst eine relativ windige Stelle ausgesucht. Natürlich sind 25 °C keine Extrembedingungen, aber ich habe schon oft mit verschiedenen Gaskochern gekocht – und der WindBurner® war deutlich schneller als alles, was ich bisher kannte. Man muss sagen: Brenner und Topf sind nicht gerade klein, aber wenn man unterwegs zuverlässig und schnell etwas Warmes zubereiten will, ist das System eine absolut sichere Sache. Zum Test habe ich mal die Zeit gestoppt, wie lange das System braucht, um 1,4 Liter Wasser zum Kochen zu bringen:
Ergebnis: 5,5 Minuten – das ist beachtlich! Zum Vergleich: Mein Induktionsherd braucht für die gleiche Menge knapp die Hälfte der Zeit. Aber mein normaler Outdoor-Gaskocher benötigt für nur 1 Liter bereits 7 Minuten. Der Unterschied ist also deutlich spürbar – besonders unterwegs, wenn man schnell und zuverlässig heißes Wasser braucht oder zum Beispiel Schnee schmelzen muss.
Wer das schon einmal gemacht hat, weiß genau, wovon ich spreche.
Da der Topf nicht beschichtet ist, würde ich darin nichts kochen, was leicht anbrennen kann – also zum Beispiel keine Soßen oder ähnliche Gerichte. Ein weiterer Punkt ist natürlich der Preis: Sollte der Topf beschädigt werden, wäre das kein günstiger Ersatz. Wir haben unsere Mahlzeit daher im Wasserbad erwärmt – damit gab es auch keinerlei Probleme mit Essensresten im Topf. Beim Kochen ist mir aufgefallen, dass die Regulierung des Brenners ohne Sichtkontakt zur Flamme nicht ganz einfach ist. Da man die Flamme nicht sieht, ist es mir beim Reduzieren der Gaszufuhr zwei-, dreimal passiert, dass ich sie versehentlich komplett ausgemacht habe. Dafür habe ich mir aber zu Hause eine einfache Lösung überlegt: Ich habe mit einem dünnen Edding eine kleine Markierung am Regler angebracht. Jetzt sehe ich genau, ab wann noch Gas strömt – solange ich die Markierung sehe, kommt auch was. Klar, man kann es auch nach Gehör machen, aber bei Wind ist das gar nicht so einfach.
Besonders praktisch fand ich das Cozy – also die isolierende Hülle mit Griff am Topf.
Obwohl es Sommer war, wurde mir nach fast zwei Stunden auf dem Gipfel und bei bewölktem Himmel langsam kalt. Nach dem Kochen war der Topf aber noch gut 30 Minuten angenehm warm, sodass ich daran meine Hände wärmen konnte – ein echtes Plus! Was ich ebenfalls sehr praktisch fand: der Deckel und der Messbecher. Letzterer lässt sich super als kleine Schüssel zweckentfremden. Wenn man zu zweit unterwegs ist, reichen der Topf und der Messbecher vollkommen aus – so hat jeder ein Gefäß zum Essen. Da der Messbecher vollständig ins Packmaß integriert ist, fühlt sich das wie ein cleverer Bonus an.


































Pro/Contra
Pro:
- sehr effizient
- Messbecher
- Cozy – die isolierende Hülle
Contra:
- keinen Piezozünder – aber wir wissen ja, warum 😉
- systemgebundener Kocher
Fazit
Wenn man unterwegs eine warme Mahlzeit will – und das zuverlässig – dann ist das MSR WindBurner® Duo Stove System ein echtes Muss. Trotz seines Packmaßes ist das kein Kocher für den Campingplatz, sondern ein System, das sich erst ab 2.000 Höhenmetern und bei Wind so richtig wohlfühlt. Genau dort spielt es seine Stärken aus: Windstabilität, Effizienz und Verlässlichkeit. Nach meinem Test würde ich im Winter keine Kompromisse mehr eingehen – der MSR WindBurner® Duo Stove System wird immer an board sein!
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