Berchtesgaden ist bereits seit dem 12. Jahrhundert wegen Forst- und Schürffreiheit an regen Märkten beteiligt. Später wurde es dank seiner Sehenswürdigkeiten und auch der Naturdenkmale für den Tourismus interessant. Zudem befindet sich hier Deutschlands einziger Alpen-Nationalpark und einer der saubersten Seen Deutschlands, dem Königssee. Die Region verbindet sanftes Voralpenland mit alpinen Regionen rund um das Watzmannmassiv zu einer interessanten Region für alle Natur- und Bergsportfreunde.
Die Eckdaten der Touren:
- 12-Std- SalzAlpenSteig-Wanderung: 31 km und 1348 HM
- 24-Std-Watzmann Extrem Wanderung: 63 km und 3230 HM
- 24-Std Watzmann Alpin: 56km, 2600 HM
- 24-Std-Untersberg extrem: 56km , 3600 HM
Die Eckdaten der Teilnehmer:
- 160 Watzmann alpin
- 125 Watzmann extrem
- 45 Untersberg extrem
- 85 12h SalzAlpenSteig
Abbrüche:
- 12h – niemand
- Bei den 24h Wanderern bei allen drei Routen ca. ein Drittel insgesamt
Gründe:
Dauerregen, Kälte, Nässe-Kälte-Brand, Blasen, Kreislauf
24-Std Watzmann Alpin
Am Samstag, 02.07.16, war es endlich soweit! Die große Berchtesgadener Trophy-Station konnte beginnen. Das Heimspiel für die Veranstalter vom Grassl-Team.
Die Veranstaltung war gut ausgebucht. 125 Wanderer für Watzmann extrem (24 Stunden), 160 Wanderer für Watzmann Alpin (24 Stunden), 45 für Unterberg extrem (24 Stunden) und nicht zuletzt 85 beim 12-Stunden-Salzalpensteig.
Das war sicherlich ein organisatorischer Kraftakt und eine Meisterleistung für das Veranstaltungsteam, auch bei solchen Massen trotzdem noch eine lockere Stimmung und eine individuelle Begleitung bieten zu können.
Der Samstag war mit stark wechselndem Wetter vorhergesagt: Sonne, Schauer, Gewitter möglich. So zumindest die kurze Vorhersage. Einige haben sich die stündliche Vorhersage zu Gemüte geführt. Respekt für all diejenigen, die wussten wie es werden soll und trotzdem kamen.
Ich nahm erstmals an der Watzmann-Alpin-Route teil und zwar alleine. Mein Mann und meine Freundin samt Bruder vergnügten sich bei der SalzAlpenSteig-Route.
Obwohl ich zwischenzeitlich bereits 4 Wanderungen aus dem Wandertrophy-Angebot mitgemacht habe, ist die Teilnahme ohne direkten Mitwanderer schon etwas anderes. Und bei 150 Teilnehmern kommt man sich im ersten Moment vielleicht etwas verloren vor. Bereits am Ortsausgang von Berchtesgaden kam man ins Gespräch und die Auswahl an Gesprächspartnern war ja wirklich riesig.
Start-und Zielpunkt der meisten Wanderungen war der Weihnachtsschützenplatz in der malerischen Altstadt in Berchtesgaden. Lediglich die 12-Stunden Route endete im benachbarten Ramsau.
Sehr angenehm an diesem Streckenverlauf war die erste zunächst an der Königsseer Ache in Richtung Königssee nur sanft ansteigende Etappe, bevor es steil über ca. 900 HM hinauf zur Kührointalm (1406) ging. Das Wetter wurde fast minütlich besser, so dass es passend zu den steilen Anstiegen nicht nur sonnig, sondern auch schwül-heiß wurde. Aufgrund des mehr als sportlichen Tempos war das eine wirklich schweißtreibende Angelegenheit, die bis zur Kührointalm bereits die ersten zur Aufgabe bewegte. Dort warteten um 12 Uhr nicht nur leckerer Leberkäse und weitere Köstlichkeiten auf uns, sondern auch ein Fest der Bundespolizei. Helikopter, Gleitschirmflieger, musikalische Darbietungen etc. alles inklusive. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und die Stimmung war heiter und durchweg gut.
Gut gestärkt ging es dann zunächst über einen kaum ansteigenden aber wunderschönen Steig Richtung Watzmannhaus. Auch die steile Steigpassage wurde ohne Schwierigkeiten von den Teilnehmern gemeistert.
An der Falzalm blieben einige zurück, die sich den steilen Anstieg hoch zum Watzmannhaus auf 1930 m ersparten. Oben angekommen konnten wir gerade noch die Watzmann-Extremer auf dem Weg hoch zum Watzmann sehen, bevor sie in den dichten und auch dunklen Wolken verschwanden.
Uns erwartete als Mittagessen Nudel- oder Speckknödelsuppe. Nach einer ausgiebigen Rast, wie wir erfuhren pünktlich nach dem Wetterbericht, begann es zu regnen.
Die Tropfen war so dick, dass gefühlt 10 ausreichten, um die Ärmel auch einer guten Regenjacke an ihre Grenzen zu bringen. Der Regen lief auch vorne wieder zum Ärmel hinein, ebenso in Stiefelschäfte und durchweichten alles in Windeseile.
Anschließend ging es bis nach Ramsau(ca. 600 HM) in einem langen und teils anstrengenden (Schotterwege) Abstieg, der nach dem Wolkenbruch durch nicht enden wollenden Dauerregen begleitet wurde. Zwischenzeitlich gab auch das beste Material den Kampf gegen die Wassermassen allmählich auf. Auch bei der großen Abendpause im Ramsauer Kurgarten (Ziel für die 12-Stunden-Wanderer) hörte es nicht auf, so dass für die Warteschlange an der Essensausgabe kurzerhand ein Pavillon aufgestellt wurde, damit sie nicht schon wieder im Regen stehen mussten. Alles wurde bestmöglichst zum ansatzweisen Trocknen aufgehängt. Die Moral der Truppe hatte sich ein wenig in ein trotziges Wir-bleiben-dabei geändert. Zwischenzeitlich hatten doch einige/zahlreiche Teilnehmer wegen des anhaltend schlechten Wetters und der ebenso trostlosen Prognose für die Nacht (1 Stunde sollte es nicht regnen!) abgebrochen. Eine kurze Massage belebte die beanspruchten Glieder für die Nacht (vielen Dank auch an diese helfenden Hände!).
Das Tempo in unserer Gruppe wurde von denen, mit denen ich sprach als ziemlich flott empfunden. Wenn man als Frau austreten musste, musste man der Gruppe schon wieder hinterher rennen, um aufzuschließen. Flott gehen reichte nicht, denn das machte die Gruppe schon. Natürlich ist es schwierig, bei einer anfangs so großen Gruppe diese zusammen zu halten. Dennoch empfand ich das Tempo durchgehend als zu hoch und teils auch unnötig, weil wir dann ja wieder zu früh ankamen. Während der Nachtetappe mag die Geschwindigkeit auch dem Wetter geschuldet sein, weil alle nur nicht frieren und ankommen wollten.
Das inzwischen überschaubare Grüppchen von ca. 70 Teilnehmern machte sich aber unbeirrt gut gestimmt natürlich bei Regen auf in die Nachtetappe. Leider war es beim Eintreffen im iluminierten Zauberwald mit klassischer Musik entlang der Ramsauer Ache noch nicht so recht dunkel, was den WOW-Effekt etwas minderte. Trotzdem war es eine bezaubernde Motivation und auch der Regen hatte hier etwas nachgelassen. Weiter ging es zunächst um den Hintersee zum Taubensee.
Im angrenzenden Wald erfreuten uns unverhofft einige Glühwürmchen und trotzten mit uns den anhaltenden Niederschlägen. Nachdem an der Alpenstraße weitere Schäfchen die Herde verließen, nicht ohne uns noch viel Glück zu wünschen, ging es hinauf zur Mordaualm, wo uns ein Lagerfeuer erwartete. Leider gab es dort keine Sitzmöglichkeiten und die Wärme des Lagerfeuers gab es eben nur in Kombi mit Regen. Auch die Lifemusik dort oben konnte uns nicht am schnellen Weitergehen hindern. Die nächste Labestation am Loipl wurde nach Vorschlag unserer Guides zugunsten eines früheren Ankommens am Hirschkaser übersprungen, denn dort wartete eine lange Pause im Warmen und Trockenen auf uns!
Leider mussten wir an der Talstation des Hochschwarzeck-Sessellifts eine halbe Stunde Nothalt machen, weil nicht gesichert war, dass wir auch gleich in die Hütte können. Dieser Umstand und das kräftezehrende Angehen gegen Kälte, Nässe und Müdigkeit veranlasste nochmals 17 Teilnehmer zum Abbruch, während wir im Talstationgebäude immerhin trocken warten konnten. Der Anstieg zum Hirschkaser über gut 300 HM vertrieb immerhin die Kälte und die Aussicht auf Pause im Trockenen beflügelte die Übriggebliebenen. Außerdem hatte es just zum Anstieg aufgehört zu regnen!
Auf der Hütte angekommen, legten sich alle trocken, sofern das Packmanagement noch etwas Trockenes zu bieten hatte. Wer konnte hat sich für diese letzte Etappe noch etwas Warmes/Trockenes aufgehoben und jeder suchte sich ein Fleckchen zum Abliegen.
Ich habe noch nie bei einer Wanderung so viele Rettungsdecken im Einsatz gesehen, einfach weil die Leute durchgefroren waren und nichts Trockenes mehr am Leib hatten. Hochachtung vor allen, die trotzdem weiterliefen! Die Pause war richtig lang- fast 1 ½ Stunden bis zum Frühstück, das ließ sich keiner zweimal sagen. Auf Liegestühlen, Tischen, Bänken,… es wurde überall geschlafen.
Das Frühstücksbuffet war toll und die Lebensgeister kehrten langsam ebenso zurück wie die Stimmung. Die ebenso kurzweilige wie lustige Morgenandacht, die Rücksichtsvollerweise vom Kreuz vor der Hütte ins Innere verlegt wurde motivierte alle zum Abstieg.
Alle wurden mit riesiger Begeisterung und Freude und mit Achtung vor der Leistung der Durchhaltendenden aber auch aller, die es nicht ganz geschafft hatten, begrüßt.
12-Stunden-Wanderung SalzAlpenSteig
Bei der 12-Stunden Tour waren es zwar nicht ganz so viele Teilnehmer, aber der Spaß war dennoch vorhanden. Interessanterweise sind wir einen Teil der 24h-Route gelaufen, aber in den entgengesetzte Richtung. Von daher wussten wir schon im Vorfeld, wo die 24h-Wanderer noch hin mussten und was auf sie zukam.
Auch sehr witzig war die Besetzung der Teilnehmer, denn wir waren International unterwegs.
Wir hatten unter den Teilnehmerinnen zwei Chinesinnen dabei, wo sicherlich der ein oder andere am Anfang dachte, was ist denn nun los. Die beiden Mädels waren mit Turnschuhen und einem kleinen Rucksack, sowie Regenschirm unterwegs. Mehr nicht!
Im Ziel bei der Urkundenübergabe kam dann die Auflösung. Die beiden befinden sich auf Deutschlandtour und sind so am Freitag in Berchtesgaden angekommen. Und direkt nach ihrer Ankunft, haben sich sich spontan für die Wanderung angemeldet. Respekt dafür, da muss man echt den Hut ziehen.
Und hier zeigte sich mal wieder, was für tolle Guides wir dabei hatten. Denn diese unterstützen die etwas magere Ausrüstung nach besten Kräften. Mit den Worten “Thanks to the handsome boy and ladies!” bedankten sich die Mädels dann im Ziel bei den Guides.
Ja, die drei Guides bei uns, die muss man auch mal Lobend erwähnen. Da hatten wir die Marlies, die am Tag zuvor die Tour erst ausgeschildert hat und aufgrund ihres Heimvorteiles uns ihr Wissen beim Aufstieg weitergab.
Dann hatten wir unseren allseits gut gelaunten Michi, der uns in der Pause auf dem Toten Mann eine 360-Grad-Panoramabergvorstellung über die ganzen Berge im Umkreis gegeben hat, wobei bei den Gipfelhöhen noch nachgeschult werden muss ;-).
Zudem machte sich Michi auch ganz gut als lebende Skulptur am Hintersee.
Kleinere ungeplante Streckenführungsänderungen oder auch die Extra-Schleife für diejenigen, die noch Potential übrig hatten, machten den spontanen und unermüdlichen Einsatz des Teams deutlich.
Da auch wir etwas zu früh in Ramsau angekommen sind, mussten wir dort noch eine kleine “Ehrenrunde” drehen und hatten dabei die Gelegenheit, das Elternhaus von Michi zu bestaunen. Warum man dafür aber erst den Berg hochlaufen muss…? Naja, lassen wir das lieber 😉
Im Ziel im Kurgarten angekommen, waren wir dann froh, endlich mal unter ein Dach stehen zu können um dem Regen zu entgehen und sich auszuruhen. Es gab dann noch das obligatorische Zielbier und belegte Brote für alle und natürlich die Finisherurkunden.
Nachdem wir dann alle etwas gestärkt und zufrieden waren, wurden wir per Bustransfer nach Berchtesgaden gefahren und haben uns dann dort alle verabschiedet.
Summa summarum
Alles in allem war das Berchtesgadener Wochenende ein riesen Event, bei dem von allem was dabei war (vorallem Regen) und das hohe Ansprüche an Durchhaltevermögen und Willen stellte. Bei solcher Wetterlage waren wir heilfroh über die professionelle Führung unserer Guides. Zudem wären die wenigsten wohl in einer Kleingruppe zu einer solchen Leistung fähig gewesen (ob aus Motivationsmangel oder Unsicherheit).
Auch das Grassl-Team war gefordert, denn die vielen Shuttle-Einsätze erforderte spontanen Mehreinsatz für all diejenigen, die nur noch ins Bett wollten.
Für das Wetter kann keiner was, aber es haben alle vollen Einsatz gezeigt und zusammen gehalten – was will man bei so einer Veranstaltung mehr!
Weitere Berichte zu der 24h-Trophy in Berchtesgaden
- Mona von den Berghelden war das erste Mal dabei.
- Bericht von Haxen auf Achsen