Der Schuh soll für einen dynamischeren Laufstil und weniger Stoßbelastung sorgen.
Bei so großen Worten war unser Interesse natürlich geweckt, und wir haben den revolutionären Schuh getestet.
Facts
Thema | Info |
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Material | R-Mesh Obermaterial, Vibram Megagrip Laufsohle, Chromosome Zwischensohle, |
Größen | 36 – 41 |
Farben | Nur eine Farbe auf dem Markt: Grau-weiß-orange |
Gewicht | 275 Gramm (ohne Einlegesohle) |
Preis | 169,90 € |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Der erste Eindruck der Cimalp Schuhe war sehr gut, alles wirkt super verarbeitet, besonders gefällt mir das nahtlose Obermaterial, wodurch ein Wundlaufen an reibenden Nähten nicht mehr möglich ist.
Die Zunge ist an der Innensohle (unter den Einlagen) am Schuh befestigt, auch dies mit einem durchgängigen Stoff, um Nähte zu vermeiden.
Im Zehenbereich ist das Mesh-Obermaterial mit einer Art Gummi verstärkt, was den Schuh bei steinigem Gelände deutlich unempfindlicher gegen Beschädigungen macht.
Die Vibram – Grip Sohle verfügt über ein sehr gutes Profil, welches sowohl auf steinigem, matschigen aber auch ebenem Untergrund einen guten Halt bietet.
Der Schuh hat eine gute Schnitthöhe an der Ferse und dem Knöchel, man hat einen sehr guten Halt und “schwimmt” nicht im Schuh.
Zu der Besonderheit des Schuhs gehören drei verschiedene Einlegesohlen, welche mit einer unterschiedlichen Sprengung ausgestattet sind: 8, 6 und 4 mm. Der Schuh selbst hat eine Sprengung von Null. Dies ist auch die Idee des Herstellers: Nach und nach die Sprengung zu reduzieren und zu einem natürlichen Laufstil zu finden.
So – für diejenigen, die sich noch nicht allzu tief in die Materie Laufschuh und Sprengung hineingearbeitet haben, sondern einen Schuh tragen weil er bequem ist, sich gut anfühlt oder gut aussieht, gibt es einen kleinen Exkurs zum Thema “Sprengung”:
Die Sprengung eines Schuhs benennt die Differenz der Höhe der Ferse und des Vorfußes – um es sich ganz leicht bildlich vorzustellen: Der auf der letzten Cocktailparty getragene High Heel hat eine Wahnsinns-Sprengung – bei mir wäre es eine Sprengung von 1200 mm.
Spaß bei Seite, die Sprengung dient natürlich nicht dazu, High Heels zu benennen, sondern Laufschuhe. Aber was bringt uns der Höhenunterschied, bzw. was bringt er nicht?
Vorab muss man sagen, dass sich der Laufstil sehr individuell unterscheidet. Dies kann zum einen mit der Geschwindigkeit, aber auch einfach mit dem Laufstil oder dem Trainingszustand zusammen hängen.
Wesentlich unterscheidet man zwischen einem Fersen-, Mittel-, oder Vorfußläufer. Dies bezeichnet den Teil des Fußes, der zuerst auf dem Boden auftritt und von dem aus man weiter läuft. Desto schneller man läuft, verlagert sich das Auftreten meist nach vorne auf den Mittel- oder Vorfuß, jedoch ist auch dies individuell unterschiedlich.
Je nachdem zu welcher Kategorie man gehört macht auch eine größere oder kleinere Sprengung Sinn.
Für Fersenläufer macht eine größere Sprengung Sinn, da diese zuerst auf der Ferse landen, dort wird durch Dämpfungskissen die Belastung abgemildert was Sehnen und Muskeln schont.
Hinzu kommt, dass man durch die Sprengung als Fersenläufer recht viel Schwung für das Abrollen bekommt und damit viel Energie für den nächsten Schritt hat. Bei Fersenläufer empfiehlt sich also eine starke Sprengung von ca. 9 – 12 mm.
Anders sieht das bei Mittelfuß- und Vorfußläufer aus. Diese werden durch eine zu starke Sprengung in ihrem Gangbild und der Natürlichkeit ihres Aufkommens behindert. Für Mittelfußläufer wird eine Sprengung zwischen 5 – 8 mm empfohlen, bei Vorfußläufer 0 – 4 mm.
Wenn wir Barfuß laufen, haben wir eine Sprengung von 0, also wäre das unser “natürlich vorgesehener” Laufstil.
Hierauf zielt auch der Cimalp Schuh ab – so natürlich wie möglich zu laufen. Im Hinterkopf behalten müssen wir jedoch, dass unsere Sehnen und Bänder ganz anders belastet werden, je nachdem mit was für einer Sprengung wir laufen.
Bei einer hohen Sprengung fehlt die Vorspannung der Wadenmuskulatur, was etwas an Effizienz des Laufens einbüßt, aber bei trainierten Fersenläufern kompensiert wird.
Je geringer die Sprengung, desto höher die Belastung auf die Achilles- und Wadenmuskulatur sowie Sehnen- und Bänder.
So viel zur Theorie und zu der Überlegung des Schuhs – nun geht es an den Praxistest.
Praxistest
Zunächst habe ich den Schuh mit der Einlegesohle mit der höchsten Sprengung getestet. Man muss dazu sagen, dass ich eine sehr trainierte Läuferin bin, ich laufe viel und auch gerne mal schnelle Einheiten, bei denen meine Pace teils um die 2 Minuten Spitze liegt. Quasi kleine Sprintstrecken bei der Laufeinheit.
Ein schneller Schuh klingt für mich dann immer klasse, und ich freue mich so was zu testen.
Der kleine Haken bei der Sache: Ich bin trotz des viel Laufens ein absoluter Fersenläufer – also eigentlich nicht die Zielgruppe für einen solchen Schuh, dies bekam ich auch knallhart zu spüren.
Der Schuh gab mir beim Laufen gar keine Unterstützung, absolut nichts – selten eine so anstrengende Einheit hinter mich gebracht, bei der ich schon nach dem ersten Kilometer dachte “lass es bitte rumgehen”.
Meine 8 km führten mich sowohl durch Wald-, Wiesen-, Schotter und auch Asphaltbelag. Durch die Sohle hatte ich immer einen guten Griff, jedoch fühlte sich das starke Profil etwas nach Bremsen auf der Sprintstrecke im Asphaltbereich an.
Auf Wiese-, Wald und Schotter hingegen war es sehr von Vorteil, gerade wenn es nass und matschig war. Während des Laufens spürte ich extrem, wie meine Fußsohle und die Waden ermüdeten.
Zu Hause angekommen musste ich erstmal mit der Blackroll sowohl Wade als auch Fußsohle entspannen.
Von der Laufeinheit hatte ich auch noch mehrere Tage Wadenmuskelkater, was ich sonst nie nach dem Laufen habe.
Meine sonstigen Laufschuhe haben eine Sprengung von 12 mm – für einen Laufschuh also so ziemlich die maximale Sprengung und 4 mm mehr, als ich mit der stärksten Einlegesohle von Cimalp hatte.
Meinen Schuh weiß ich jetzt im Laufbereich wieder viel mehr zu schätzen, er gibt mir die Unterstützung, die ich als Fersenläufer gerade bei hohen Geschwindigkeiten brauche.
Allerdings gab mir das ganze doch zu denken, schließlich gab mir mein Körper die Rückmeldung, dass ich ziemlich verwöhnt bin, wenn ich gleich solch einen Muskelkater bekomme.
Da ich täglich ca. 20 000 Schritte mit meinen Hunden spazierenderweise unterwegs bin, zog ich den Cimalp Schuh dafür tagtäglich an. Zunächst musste ich mich etwas dran gewöhnen – dann fühlte es sich aber einfach nur super angenehm und gut an in den Schuhen unterwegs zu sein.
Man hat einen stabilen Halt und trainiert die Wadenmuskulatur beim Gehen. Ich habe dann nach wenigen Wochen auf die 6 mm Einlegesohle und dann auf die 4 mm umgestellt.
Auch bei großen Wanderungen auf anspruchsvollem Gelände empfand ich die Cimalp Schuhe als sehr angenehm.
Erstaunlicherweise schlüpfte ich nach einigen Wochen ausschließlicher Spaziergänge mit dem Cimalp Schuh in meine sonstigen “Spaziergeh-Turnschuhe”, die ebenfalls eine Sprengung von 12 mm haben. Ich empfand dies als sehr unangenehm und sogar störend, obwohl es darin für mich immer wie Spazierengehen auf Wolken gewesen war. Folglich habe ich mit dem Cimalp Schuh tatsächlich wieder ein natürliches Laufgefühl zurück bekommen und ich trage diesen unglaublich gerne als Spaziergeh-, Wanderschuh, jedoch nicht als Laufschuh.
Trotz der vielen Spazierkilometern, die ich mit den Schuhen zurück gelegt habe, waren keine Abnutzungen ersichtlich, auch nicht bei dem starken Profil, bei dem ich vermutet hatte, dass dieses sich schnell ablaufen könnte.
Pro/Contra
Pro:
- Gutes, durchdachtes Design
- Drei unterschiedliche Einlegesohlen mit verschiedener Sprengung
- Fördert das “natürliche” Laufgefühl
- Zum Joggen für Mittel-, oder Vorfußläufer geeignet
- Sohle mit gutem Profil und dadurch guten Grip
Contra:
- Zum Joggen nicht für (schnelle) Fersenläufer geeignet
Fazit
Mein Fazit zu diesem wirklich tollen Cimalp 864 Evo-F ist sehr positiv – er hält viel aus, ohne Abnutzungserscheinungen zu zeigen, ist sehr bequem und für sämtliches Gelände gut geeignet.
Jeder der sich diesen Schuh zum Joggen anschaffen möchte, sollte sich darüber bewusst sein, ob er Fersen-, Mittel-, oder Vorfußläufer ist und mit welcher Sprengung er sonst gut läuft.
Zum Joggen ist der Schuh weniger etwas für Fersenläufer, allerdings bietet er da im Wander- und Spaziergehbereich sehr viel, um die Muskulatur und den Fuß / das Bein etwas mehr zurück auf das natürliche Laufgefühl zu bringen.
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