Die Ecological Survival Collection (ESC) von Vivobarefoot umfasst fünf verschiedene Modelle, die jeweils für eines der fünf großen Biome der Erde konzipiert wurden. Nach dem Jungle ESC den meine Kollegin Marion im vergangenen Jahr getestet hat, durfte ich diesmal den Desert ESC auf den Prüfstand stellen. Inspiriert vom Wüsten-Biom soll dieser Schuh mit extremer Hitze, Sand, Steinen und Trockenheit umgehen können. Doch wie schlägt er sich im mittel- und nordeuropäischen Alltag? Ist er nur etwas für Abenteurer in der Sahara – oder auch für Wanderungen hierzulande geeignet? Ich habe es ausprobiert.
Facts
| Thema | Info |
|---|---|
| Material | Obermaterial: Kamel-Leder, Futter Im Vorfuss: 100% Recyceltes Polyester-Mesh, Innenfutter: Wildfutter, Schnürsenkel: 100% Recyceltes Polyester, Innensohle: Leder, Laufsohle: Michelin-Gummisohle |
| Größen | 35-43 (Damen), 40-49 (Herren) |
| Farben | Camel |
| Gewicht | 502 g (Damengröße 38) |
| Profiltiefe | 7 mm |
| Unterbereich der Sohle | 2,5 mm |
| Preis | 275,00€ |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Der Desert ESC ist mein erster Schuh von Vivobarefoot – und bevor ich ihn getestet habe, wollte ich mir natürlich auch ein Bild vom Unternehmen und der ESC-Kollektion machen. Dabei haben mich vor allem die Werte, die Transparenz und die durchdachte Produktionsweise beeindruckt.
Vivobarefoot bietet nicht nur die Möglichkeit, die Schuhe 100 Tage lang probezutragen, sondern auch einen Reparaturservice und eine Recycling-Lösung, um die Lebensdauer der Produkte zu verlängern. Das zeigt: Hier wird Nachhaltigkeit wirklich gelebt und nicht nur beworben.
Die ESC-Kollektion ist das Ergebnis jahrelanger Forschung und intensiver Testphasen. In Zusammenarbeit mit Expert*innen wurden Modelle entwickelt, die speziell auf die Bedingungen verschiedener Lebensräume abgestimmt sind – und dadurch auch extremen Umwelteinflüssen standhalten. Ein rundum durchdachtes Konzept, das Funktionalität, Nachhaltigkeit und Innovation auf beeindruckende Weise verbindet.
Auf den ersten Blick sieht der Desert ESC sieht definitiv anders aus, als alle Barfussschuhe die ich bislang gesehen hab. Er wirkt mit den unterschiedlich geformten Metallösen für die Schnürsenkel und den Einprägungen im Leder auf mich sehr futuristisch und modern. Farblich orientiert sich das Modell an natürlichen braunen Erdtönen. Die Schnürsenkel haben eine wellenförmige Struktur. Durch die massive Esc Michelin© Außensohle mit einem ausgeprägten Off-Trail-Stollenprofil soll der Fuß vor jeglichen Einwirkungen von Außen geschützt werden. Die Sohle ist trotz ihrer 2,5 mm dicke Basisfläche und 7 mm lange Stollen sehr flexibel und lässt sich fast vollständig rollen – ein klares Plus für das echte Barfußgefühl. Das Obermaterial besteht aus Kamelleder, das nicht nur hochwertig aussieht, sondern sich auch sehr angenehm anfühlt. Wie bei allen Vivobarefoot-Modellen ist auch der Desert ESC mit einer breiten Zehenbox ausgestattet, die viel Platz für den Vorderfuß bietet. Ich hatte ihn in der Größe 37 getestet und würde die Passform als normal beschreiben.
Praxistest
Am liebsten hätte ich die Desert ESC auf einer Wanderung durch den Arches Nationalpark in den USA oder bei einer Tour durch die Große Victoria Wüste in Australien getestet. Da unsere Reiseroute für den Spätsommer jedoch bereits feststand, begleiteten mich die Schuhe stattdessen nach Schweden.
Zwar mag das auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, aber auch dort gibt es Bedingungen, für die die Desert ESC bestens geeignet sind. In den Wäldern liegen häufig trockene, spitze Äste auf dem Boden, und unter Steinhaufen oder an sonnigen Stellen wärmen sich nicht selten Kreuzottern – Schuhe mit hohem Schaft sind hier also immer empfehlenswert. Das Wetter spielte mir ebenfalls in die Karten: Bis auf einen kurzen Regenschauer hatten wir durchgehend Sonne und Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad – also ideale Testbedingungen.
Auch zuhause in Deutschland kamen die Desert ESC anschließend regelmäßig bei Wanderungen und Ausflügen zum Einsatz – immer dann, wenn das Wetter trocken war.
Tragegefühl & Details
Beim ersten Anziehen fiel mir sofort ein Detail ins Auge – oder besser gesagt, in die Hand: die geriffelten Schnürsenkel. Beim Durchfädeln und Festziehen haken sie gelegentlich etwas, wodurch man etwas Geduld mitbringen sollte. Ist der Schuh aber erst einmal richtig geschnürt, sitzt er fest und verrutscht nicht.
Da die Schnürsenkel recht lang sind, habe ich sie nach einigen Touren einfach einmal um den Knöchel und durch die hintere Öse geführt, bevor ich sie vorne gebunden habe. So sind die Schleifen kürzer und man bleibt nicht an Ästen oder Sträuchern hängen.
Positiv aufgefallen ist mir auch die Schuhlasche, die an den Seiten mit flexiblen Einsätzen verbunden ist. Dadurch können keine Insekten oder Zecken in das Schuhinnere gelangen – ein durchdachtes Detail, das im Gelände wirklich praktisch ist. Und sollte sich doch einmal ein kleiner Blinder Passagier hineinschleichen, ist er auf dem neongelben Mesheinsatz im Inneren sofort sichtbar.
Beim ersten Laufen merkte ich, dass sich die Innensohle aus Glattleder zunächst recht rutschig anfühlte – vor allem bei steileren Abstiegen rutschte ich in Socken leicht nach vorne. Nach einigen Wanderungen legte sich dieses Gefühl allerdings: Das Leder wurde griffiger, und der Halt im Schuh verbesserte sich deutlich. Wer mag, kann den Desert ESC auch barfuß tragen – das Lederfußbett ist angenehm weich und hautfreundlich.
Besonders positiv fiel mir die breite Zehenbox auf, die viel Bewegungsfreiheit bietet. Auch nach längeren Touren hatte ich keine Blasen oder Druckstellen, und dank der atmungsaktiven Materialien blieb das Fußklima stets angenehm. Mein persönliches Highlight ist jedoch die robuste Außensohle: Mit ihren 7 mm tiefen Stollen bietet sie auf losen und steinigen Untergründen hervorragenden Grip und vermittelt auch auf glatten Felsen ein sicheres Trittgefühl.
































Pro/Contra
Pro:
- Echtes Barfußgefühl mit breiter Zehenbox
- Atmungsaktiv und luftig
- Natürliche und langlebige Materialien
- Leicht und flexibel
- Guter Grip auf trockenen Untergründen
- Robuste Außensohle
Contra:
- Eingeschränkte Vielseitigkeit
- Innensohle anfangs etwas rutschig
Fazit
Wer Wert auf Nachhaltigkeit, Verarbeitung und ein authentisches Barfußgefühl legt, wird mit dem Desert ESC viel Freude haben. Er ist kein Allrounder für jedes Wetter, aber ein zuverlässiger Begleiter für alle, die bei warmem, trockenem Klima unterwegs sind – ob in der Wüste, im Wald oder auf heimischen Wanderwegen.
Besonders gefallen haben mir das direkte Laufgefühl, die robuste Sohle mit starkem Grip und das insgesamt hochwertige, atmungsaktive Material, das auch bei längeren Touren angenehm bleibt. Nach kurzer Eingewöhnung läuft sich der Schuh stabil, leicht und natürlich – genau so, wie man es sich von einem Barfußschuh erhofft.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.
