
Wir sollten gut zu unseren Füßen sein. Hierfür gibt es unterschiedliche Ansätze. Während die einen auf möglichst viel Unterstützung und Komfort schwören um den Fuß zu entlasten, verfolgen andere eine ganz andere Philosophie: Barefoot. Den Fuß trainieren und unterstützen, dass er die Fähigkeit wiedererlangt oder behält, den Körper selbst zu tragen und seine volle Leistungsfähigkeit zu entfalten.
Auch die Marke Vivobarefoot verfolgt diesen Weg konsequent. Schon lange sind Barfußschuhe nicht nur etwas für alternativ Denkende.
Mit absolut hochwertigen Materialien und High-Tech begegnen uns hier Schuhe für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete.
Sicherlich ein High-End-Produkt ist der Jungle ESC Women von Vivobarefoot. Ich war gespannt auf diesen Schuh.
Facts
Thema | Info |
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Material | Hergestellt aus recycelten synthetischen veganen Materialien Basisnetz: RPET, Overlay: KPU FUTTER: Netz: RPET, Kragen: 60% Nylon + 40% PU VERSCHLUSS: DYNEEMA-SCHNÜRSENKEL EINLEGESOHLE: LOFTING-EINLEGESOHLE: RPET LAUFSOHLE: MICHELIN-GUMMISOHLE HERGESTELLT IN VIETNAM |
Größen | 35-43 |
Farben | invisible |
Gewicht | 447 g pro Schuh (Gr. 38) |
Sohlendicke | 2,5 mm |
Stollentiefe | 7 mm |
Preis | 260 Euro UVP |

Erster Eindruck und Verarbeitung
Der Vivobarefoot Jungle ESC ist ein futuristisch wirkender, leichter Outdoorstiefel mit High-Tech-Touch.
Auf den ersten Blick wirken die Schuhe als hohe Stiefel nicht zwingend wie Barefootshoes.
Da die Schuhe abwaschbar sind, sind sie leicht zu reinigen.
Praxistest
Ich war gespannt! Bei der Schuhgröße habe ich zunächst den Größenfinder bemüht. Hierbei werden die Füße auf einem weißen Blatt aus verschiedenen Richtungen abfotografiert und so die Größe berechnet. Bei mir hat das leider nicht funktioniert, so dass ich nach Rücksprache mit der Agentur klassisch meine Größe 40 bestellte, und das hat auch gepasst.
Invisible als Farbe spricht schon für sich. Dieser Schuh ist ein Spezialist und ein Allrounder zugleich. Er wurde als expeditionstauglicher Barfußstiefel entwickelt. Das bedeutet wahnsinnig hohe Anforderungen an Durchtrittsicherheit, Hitze, Luftfeuchtigkeit, Tragedauer, Stiefelhöhe, aber auch für extrem unterschiedliche Untergründe / Landschaftsgegebenheiten und Bedingungen. An diesem Schuh, den man im Ernstfall nahezu 24 Stunden am Tag trägt, wurde nicht dem Zufall überlassen.
Fangen wir oben an. Die Schafthöhe ist wirklich hoch, etwa wie bei Einsatzstiefeln. Den Jungle ESC gibt es auch für Männner. Dennoch denke ich, muss man den Stiefel tragen um zu merken, ob das geht, da er über den Wadenansatz hinaus reicht. Je nach Anatomie könnte es wortwörtlich eng werden. Natürlich kann man den Schuh in der Weite regulieren, aber man muss schon schauen, ob man ihn dann noch richtig geschnürt bekommt für einen guten Sitz.
Am hinteren Schaftrand befindet sich eine breite beige-farbene Nylongurtlasche, um das Ein- und Ausziehen zu erleichtern. Die braucht man bei so einem hohen Stiefel auch. Die langen rundgenähten Schnürsenkel passen farblich perfekt zum tarngrünen/ beigefarbenen Schuh. Sie sind in sich sehr stabil. Mir persönlich zu stabil, da sich die Schleife dadurch nicht schön am Stiefel anlegt sondern absteht. Andererseits sorgt der eher starre Schnürsenkel dafür, dass die Schnürung so hält wie sie individuell geschnürt wurde und sich der Schnürsenkel nicht während des Gehens anders festzieht und so ungünstige Akzente setzt. Sie sind zudem ausdrücklich lang, dass sie bei Bedarf noch um die Wade gebunden werden können und so wie eine Manschette für zusätzlichen Schutz vor Insekten oder Blutegeln sorgen.
Die lange Zunge ist beidseitig fest vernäht. Im Gegensatz zu anderen Schuhen wurde hier für den Zwickel kein luftiges Meshgewebe verwendet sondern ein hoch elastisches dünnes aber feinmaschiges Gewebe. Dadurch bleibt der Schuh nicht nur vor Sand, Steinchen oder Laub sondern auch vor Kleingetier geschützt. Derselben Linie bleibt auch die Farbe des Innenfutters treu. Zunächst hatte ich mich gewundert, warum bei einem Schuh in Tarnfarben das Innenfutter ausgerechnet neongrün ist. Aber die Erklärung liefert Vivobarefoot. Das hellleuchtende Futter soll es einem erleichtern, unerwünschte Übernachtungsgäste zu entlarven wenn man wieder in seine Schuhe schlüpfen möchte. Wenn man die Schuhe anhat, sieht man nichts vom neongrünen Innenfutter.
Der gesamte Schuh inklusive der Zunge ist innen mit einem sehr luftigen Meshgewebe ausgestattet. Es belüftet den Fuß und sorgt dafür, dass der Schuh auch schnell wieder abtrocknen kann. Das Gewebe selbst ist auch schnelltrocknend. Die Einlegesohle kann herausgenommen werden. Auch das hilft, den Schuh sauber trocken und hygienisch zu halten bzw. wieder herzustellen.
Grundsätzlich ist ja die Sohle bei einem Barfußschuh der Mittelpunkt seiner Konstruktion. DAS macht einen Barfußschuh in erster Linie aus. Neben dem Ziel, ein gesünderes und gekräftigtes Fußgerüst zu erzielen, geht es aber auch um das Geherlebnis selbst. Durch die dünnere und flexiblere Sohle im Vergleich zu Nicht-Barfußschuhen ist man näher am Untergrund, der Natur und hat ein anderen Wandererlebnis.
Auch der Sohle sieht man ihre Bestimmung für die Wildnis an. Die Michelin-Off-Trail- Sohle ist robust, witterungsbeständig und mit einer Stollentiefe von 7 mm auf vermutlich jedem Untergrund griffig und rutschfest. Und obwohl das Profil für einen Barfußschuh tief ist, bleibt der Schuh dank der nur 2,5 mm dicken Basissohle hoch flexibel und mit hohem Bodenkontakt. Da der Vivobarefoot Jungle ESC auch für Bachdurchquerungen geeignet sein soll, muss nicht nur der Schuh sondern auch die Sohle mit viel Wasser Matsch, Geröll und alles in Kombination zurechtkommen. An der Ferse ist das grobe Profil weit hochgezogen, um bei Notbremsungen auf matschigem Untergrund auch in Schräglage noch Grip zu haben. Im Zehenbereich sorgt das Profil für hervorragenden Grip in sehr steilem Gelände. Und eine feine Stollenverteilung im Fußgewölbe schützt dieses bei Kontakt z.B. auf Felsen.
Die futuristisch wirkende Optik des Schuhs ist nicht nur ein Hingucker sondern erfüllt seinen Zweck. Durch die gummierte Oberfläche ist der Schuh maximal robust und verfügt über ausreichend Stabilität. Die Unterbrechungen, die mit Gewebe unterlegt sind erinnern an Wurzeln oder Adern in einem Blatt. Durch die Unterbrechungen bleibt der Schuh dennoch hoch atmungsaktiv und beweglich.
Dank der Sohle und des Obermaterials des Schuhs ist dieser hoch flexibel. Man kann den Schuh sogar zusammenrollen! Dennoch wurde ein beidseitiger Knöchelschutz eingearbeitet, der den einen oder anderen Felskontakt verzeiht. Das Obermaterial ist wasserabweisend und schnelltrocknend, so dass der Schuh auch bei hohen Außentemperaturen und Luftfeuchtigkeit schnell abtrocknen kann.
Bei mir kam der Schuh leider nicht im Dschungel aber dafür in der Wildnis der schwäbischen Alb zum Einsatz. Getragen wurde er bei um die 25 Grad und – wie könnte es bei unserem deutschen Sommer 2024 auch anders sein – nach ergiebigen Regenfällen. Das bedeutet bei Traufwanderungen steile Anstiege in teils sehr schattigem Terrain, und nach viel Regen bedeutet das viel Matsch, nasse Steine, feuchte Baumstämme und Moos. Von daher denke, ich hatte ich einiges, wofür der Schuh gemacht ist. Die Tragedauer lag bei bis zu 6 Stunden während den Wanderungen.
Der Grip war ausnahmslos auf allen Untergründen hervorragend. Gerade bei feuchte bemoosten umgestürzten Bäume, die schräg über den Weg ragten, hatte ich zunächst etwas Bedenken. Bemerkenswert fand ich auch wie bodenverbunden der Fuß war, und dennoch das Gehen über Wurzeln oder auch spitze Steine schmerzfrei möglich ist.
Auch absolut positiv und überraschend war, dass ich trotz zahlreicher Höhenmeter mit verschwitzten Füßen nicht mal eine Druckstelle, geschweige denn eine Blase hatte. Durch die „Entenfuß“-Form im Zehenbereich hatte ich nie egal bei welchem Untergrund oder bei welcher Aktion Kontakt zwischen Zehen und Schuh. Auch die Ferse hatte wohltuend viel Platz darin.
Trotz massiver aktueller Rückenprobleme hatte ich durch die sehr dünnen und flachen Schuhe keine vermehrten Schmerzen.
Ein paar Worte noch zum Barfußgehen. Ich habe die Schuhe nahezu im Kaltstart getestet. Ich bin kein Barfußgeher, würde aber zumindest phasenweise gerne einer werden. Schon nach wenigen Kilometern war klar, dass meine Waden und Sehen diese Art des Gehens trotz gutem Trainingszustand nicht gewohnt sind. Ich bin aber überzeugt, dass bei einer guten Eingewöhnung (die auch immer überall zu Recht empfohlen wird) es einen Mehrwert für die Fußmuskulatur und damit für das Gesamtgerüst des Fußes bietet.























Pro/Contra
Pro:
-
- atmungsaktiv
- schnelltrocknend
- expeditionstauglich
- durchtrittsicher
- toller Grip der Michelin-Off-Trail-Sohle
Contra:
-
- vielleicht aufgrund der Schafthöhe nicht für alle Waden geeignet
- Schnürung sehr starr
Fazit
Der Jungle ESC Women von Vivobarefoot für 260 Euro ist sicherlich kein Schnäppchen, jedoch für alle, die auf Barfußschuhe auch in schwierigstem Terrain nicht verzichtet wollen, ein toller, durchdachter und robuster Stiefel, mit dem man die Welt erobern kann.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.