Viel Wärmeleistung war auch unser Kriterium um z.B. im Winter am Gleitschirmstartplatz zu warten, mit den Skiern auf die Piste zu gehen oder eine Winterwanderung zu machen.
Wie sich die Daunen Jacke aus der Slingsby Linie des norwegischen Herstellers Bergans dabei schlägt haben wir ausprobiert.
Facts
Thema | Info |
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Material | Pertex Quantum®: 100 % Polyamid (Nylon); Daune |
Größen | S – XXL |
Farben | Solid Dark Grey / Waxed Yellow / Silver Grey; Dark Navy; Altitude; Athens Blue |
Isolation | Daune: 90/10; Bauschkraft der Daune: 700 cuin; Durchgesteppte Nähte; Gewicht der Daune: 210 g |
Gewicht | 480 g (Größe L) |
Ausstattung | Winddichtes, wasserabweisendes Pertex® Quantum; Hydrophobe, 100 % recycelte Daunenfüllung; Heat Bridge – Technologie; bluesign® zertifizierte Stoffe und Besätze; Angeschnittene, verstellbare Kapuze; Hoher, anliegender Kragen; Fronttaschen; Kleine Netztasche in der linken Fronttasche für das LVS-Gerät (Lawinensuchgerät); Netzstoff im unteren Taschenbereich für gute Belüftung und sichere Aufbewahrung des Tascheninhalts; Elastische Ärmelabschlüsse; Verlängerte Rückenpartie; Einhändig regulierbarer, elastischer Tunnelzug am Saum, der über die Fronttaschen zugänglich ist |
Preis | 400 € |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Die Jacke macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Alle Nähte sind sehr sauber verarbeitet. Die Reißverschlüsse sind präzise eingenäht und leichtgängig. An den Kammern tritt kein Füllmaterial aus.
Praxistest
Die Norweger platzieren die Jacke mit 400 EUR im oberen Marktdrittel. Für das gebotene, nämlich Füllmenge der recycelten Daunen, bluesign Zertifizierung und Verarbeitungsqualität ist der Preis üblich.
Bei dem Produkt handelt es sich um eine Isolationsjacke mit dem Ziel die Körperwärme bei sehr kalten Bedingungen zu speichern. Zudem hält sie Wind ab und verfügt über eine wasserabweisende Behandlung. Dadurch eignet sich sowohl solo getragen, als auch als Isolationsschicht unter einer Hardshell.
Den Konstrukteuren stehen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung um Wärmeleistung bei geringem Gewicht zu erzeugen. Einflussfaktoren sind Schnitt, Füllkammerplatzierung, Isolationsmaterial und –menge.
Isolation
Wie der Name erahnen lässt kommen bei der Bergans Jacke Daunen (Gänsedaunen) zum Einsatz. Sie haben ein sehr gutes Verhältnis von Wärme, Gewicht und Packvolumen. Dafür sind sie empfindlicher und anspruchsvoller in der Pflege der Kleidung.
Die Daune wird mit Federn zur Stabiliserung und Formerhaltung gemischt. Das Verhältnis bei der Slingsby Jacke beträgt ca. 90% Daunen und 10% Federn, bei einer Bauschkraft der Daunen von 700 cuin. Der Wert bestimm wie stark sich die Daune nach Kompression wieder aufbauscht. 700 cuin sind ein zum Preis passender, marktüblicher Wert.
Auf der Front gibt es je Seite sechs Kammern, an den Armen und dem Rücken acht Kammern. Die Schultern sind separat isoliert. Die Nähte der Kammern sind durchgesteppt, um ein verschieben des Isolationsmaterials zu vermeiden.
Die „Heatbridge“ Technologie soll Kältebrücken verhindern. Damit hat Bergans schon mal gute Grundvoraussetzungen für den Wärmerückhalt geschaffen.
Schnitt, Passform und Ausstattung
Bergans wählt einen sportlichen, moderat körpernahen Schnitt. Bei einer Körpergröße von 1,75m und 75kg Körpergewicht, saß die Jacke in Größe M gut, nur die Ärmel waren etwas lang.
Midlayer passen gut unter die Jacke, so dass dem Zwiebelprinzip nichts im Wege steht.
Dank der vorgeformten Ellenbogenpartie ist die Bewegungsfreiheit immer gegeben.
Die elastischen Ärmelabschlüsse sind sehr angenehm und lassen kein Wind rein. Gleiches gilt für den verstellbaren Tunnelzug am Jackensaum der das Eindringen kühler Luft effektiv unterbindet. Er ist über die beiden hoch angesetzten, klettergurtkompatiblen Fronttaschen zugänglich.
Für den Wärmeerhalt sorgt zudem der verlängerte Rücken der bis über das Gesäß reicht.
Hals und Kopf werden durch den hochschließenden, enganliegenden Kragen und die Helmkompatible Kapuze geschützt. Diese lässt sich mit Kordelzug auch ohne Helm Dicht an den Kopf anschmiegen.
Bergans verwendet bei seiner Konstruktion Pertex Quantum. Dabei handelt es sich um einen leichten, reißfesten Stoff. Das Material zeichnet sich neben seinen wind- und wasserabweisenden Eigenschaften als atmungsaktiv aus. Es soll jedoch erwähnt sein, dass auch bei diesem Material vor allem die Leichtigkeit, nicht Robustheit im Vordergrund steht. Scharfe Kanten oder Feuerfunken mag das Außenmaterial nicht.
Tragegefühl und weitere Eindrücke
Größter Pluspunkt der Daune ist mitunter der subjektive Wohlfüllfaktor. Und der tritt auch sofort ein, wenn man in die Slingsby Down Jacket schlüpft.
Es wird wohlig warm und man hat gleichzeitig das Gefühl, dass das Material atmet. Dank der sinnvoll platzierten Kammern und 210 g Füllmenge produziert die Jacke richtig viel Wärme. So wirkt die Kälte am winterlichen Gleitschirmstartplatz wenig beeindruckend und ich kann in vollen Zügen die Aussicht genießen.
Das positive Trageempfinden wird auch durch den Schnitt, welcher jede Bewegung mit macht ohne einzuengen, verstärkt.
Natürlich freut man sich auch bei einem Winterspaziergang über die Daunentypische Atmungsaktivität. Hier wird jedoch deutlich, dass jemand der in Bewegung schnell schwitzt, Unterarmreißverschlüsse vertragen könnte, da der Wasserdampf sonst unter Umständen nicht schnell genug entweichen kann. Da die Zielsetzung der Jacke minimales Gewicht bei maximaler Wärme ist, ist es nachvollziehbar das diese Feature nicht implementiert wurde.
Wem es auf Gewicht und Packvolumen weniger ankommt, findet bei Bergans auch eine Alternative mit Unterarmreißverschlüssen und etwas robusterer Außenschicht – bei entsprechend mehr Gewicht.
Zu guter Letzt haben wir die Jacke beim Skifahren getestet. Im Antlitz der Ortler Gruppe auf über 3000m hatte ich einen langärmligen Baselayer aus Merinowolle und ansonsten nur die Bergans Jacke an. Und siehe da, angenehme Wärme, absoluter Windschutz und hervorragende Atmungsaktivität auf der Piste.
Bei der Pflege gilt die für Daunenprodukte typische Sorgsamkeit. Die Jacke sollte nur mit Daunenwaschmittel gewaschen und beim Trocknen häufig aufgeschlagen werden. Zudem ist es wichtig die Jacke nur zum Transport (in Ärmel oder Kapuze) zu komprimieren und ansonsten luftig zu lagern.
Pro / Contra
Pro
- Verarbeitung
- Minimales Gewicht
- Wärmeleistung
- Atmungsaktivität
Contra
- Kein integrierter oder separater Packbeutel
Fazit
Bei unter 500 g Eigengewicht, hält die Jacke absolut warm und den Wind draußen. Dafür sorgen das im Verhältnis zu seiner Leichtigkeit strapazierfähige Pertex Quantum und die Füllung.
Bergans ermöglicht zudem mit der Passform eine praktikable Kombination aus sportlichem Schnitt mit Bewegungsfreiheit und ausreichend Platz für weitere Schichten, wenn es richtig frostig wird. Für das Gleitschirmfliegen passt die Jacke richtig gut, da sie beim Aufstieg kaum Platz im Gurtzeug benötigt und vor dem Start und in der Luft zuverlässig warmhält. Bei intensiver Bewegung ist aus meiner Sicht die Kunstfaser wieder vorn oder wenn es auf Gewicht weniger ankommt, ein Daunenprodukt mit Unterarmreißverschlüssen.
Wie immer stellt sich die Frage was habe ich mit meinem Bekleidungsstück vor und welches Material ist dafür am besten geeignet? Wenn die Antwort darauf Wärmeleistung bei minimalem Gewicht und kleinem Packmaß lautet, dann ist man bei der Slingsby Down Jacket genau richtig. Zu guter Letzt aber auch wegen ihrem großen Wohlfühlfaktor.
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