Jeder, der sich für mehr als einen Tag in der Natur aufhält, sollte zumindest darüber nachdenken, einen Klappspaten mitzunehmen – insbesondere, wenn man in einer Gruppe unterwegs ist.
Die Natur sollte nach jedem „Geschäft“ so hinterlassen werden, als wäre man nie dort gewesen. Aktuell habe ich die Möglichkeit, eine Survival-Schaufel im Einsatz zu testen – die Survival Schaufel 10 in 1 von Origin Outdoors.
Facts
| Thema | Info |
|---|---|
| Material | Schaufelblatt, Messer Edelstahl 420 Griff 6063 Aluminium |
| Größe aufgeklappt | L 50 B 13 H 4 cm |
| Farben | Anthrazit-Metallic |
| Gewicht | 795 g |
| Packmaße | 25 x 20 x 6 cm |
| Preis | 65€ |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Die Schaufel Survival 10 in 1 von Origin Outdoors macht auf den ersten Blick, für mich als Werkzeugkenner, einen robusten Eindruck. Das Schaufelblatt besteht aus Edelstahl 420 – dabei sollte man beachten: Edelstahl ist nicht automatisch rostfrei. Der hier verwendete 420er Stahl enthält einen relativ hohen Kohlenstoffanteil, was ihn härtbar und widerstandsfähig macht, jedoch auch nur bedingt korrosionsbeständig. Auf dem Blatt ist noch eine 6cm Skala eingeätzt um zum Beispiel auf der Karte zu messen, und es befindet sich im Blatt ein abgestuftes Loch, das als Schraubenschlüssel für die Größen 10, 8, 6, 5 und 4 mm genutzt werden kann. Zudem hat das Blatt eine Art Säge, die in meinen Augen nur bis zum ersten Spatenstich gut ist, und am Scharnier einen Drahtschneider.
Der Aluminium-Griff der Origin Outdoors Survival 10-in-1 Schaufel besteht aus insgesamt vier Teilen. Das erste Teil ist die Aufnahme, die aus Vollmaterial gefertigt ist und die Verbindung zwischen dem Griff und dem Schaufelblatt herstellt. Beide sind mit einer V4A (rostfreies Edelstahl) M6 Schraube verbunden. Das zweite Teil ermöglicht es, die Schaufel in verschiedene Positionen zu verstellen, geschlossen, als Schaufel oder Hacke und, na ja, die letzte Position sieht ein bisschen aus wie ein Enterhaken – diese Position ist auch nicht in der Beschreibung erklärt, wir werden sehen was ich damit anstellen kann. Das dritte Stück enthält eine 7cm Klinge. Auf der einen Seite ein Messer und Flaschenöffner und auf der anderen eine Säge. Das Messer ist nicht ganz so scharf, wie ich es von meinen Messern gewohnt bin, lässt sich jedoch problemlos nachschärfen. Das vierte und letzte Teil enthält einen Feuerstahl, eine Pfeife und ein Loch, durch das ein 3 Meter langes Paracord befestigt ist.
Alle Gewinde der Survival 10-in-1 Schaufel sind sehr präzise und laufen äußerst sauber. Der Griff ist an zwei Zonen mit einer gummierten Ummantelung versehen, die für Komfort und rutschfesten Halt sorgen. Im Lieferumfang befindet sich zudem eine Canvas-Tasche, in der die Schaufel verstaut werden kann, sowie eine kleinere Schutzhülle für das Schaufelblatt. Diese Hülle ist besonders praktisch, wenn man die Schaufel nach dem Einsatz im Rucksack verstauen möchte, ohne den Innenraum des Rucksacks zu verschmutzen. Die große Canvas-Tasche sieht ein bisschen albern aus – vor allem, wenn man auf die Idee kommt, sich das Teil an den Gürtel zu hängen.
Praxistest
Natürlich habe ich mit der Schaufel Survival 10 in 1 von Origin Outdoors erst mal das gemacht, was naheliegt: ein Loch gegraben. Letztlich ist das auch ihre Hauptaufgabe – und ja, es hat mich nicht überrascht, dass sie das problemlos meistert. Klar ist: Für das Ausheben eines Schützengrabens oder gar eines Grubenhauses ist die Schaufel schlicht zu klein. Aber für ein Loch von etwa 20 × 20 × 30 cm ist sie zuverlässig und absolut zweckdienlich. Und genau dafür habe ich sie auch dabei.
Die Aufnahme, um die Schaufel von Hacke auf Schaufel umzustellen, ist mit den Arretierungen simpel, funktional und vor allem robust. Das Einzige, was immer wieder passiert, ist, dass der Griff sich durch die Schläge lockert. Es ist zwar ein Gummiring eingebaut, der das verhindern soll – aber das hatte ich mir schon vorher gedacht: Es reicht einfach nicht aus. Allerdings hatte ich das schon bei fast allen Klappspaten die ich in der Hand hatte: Entweder sie waren sehr locker, sodass man das Gefühl hatte, das Blatt fliegt gleich weg – oder sie waren so fest, dass das Lockern, um von Hacke auf Schaufel umzustellen, richtig mühsam war. Da finde ich tatsächlich, dass Nachziehen alle paar Schläge noch das kleinere Übel ist.
Da es sich um eine Survival-Schaufel mit 10 Funktionen handelt, wollte ich mich natürlich auch auf die anderen Funktionen konzentrieren – vor allem auf die, die in der Natur wirklich nützlich sein könnten.Dass ich mit dem Gabelschlüssel eine Mutter lösen oder anziehen kann, davon gehe ich aus – auch wenn das eher umständlich ist. In der Praxis muss man ja meistens auf der anderen Seite das Gegenstück festhalten – also bräuchte man am besten gleich zwei Schaufel Survival 10 in 1. Nein, im Ernst: Diese Funktion ist nicht wirklich praktisch. Wenn ich mir eine Funktion aus dem Finger saugen müsste, dann wäre das eher eine Möglichkeit, Nägel zu ziehen, um sie mitzunehmen. Die könnte ich wenigstens wiederverwenden – zum Beispiel, um später draußen irgendwas zu bauen.
Das Messer und die Säge sind da schon deutlich nützlicher. Klar, sie sind ziemlich klein, aber für alles, was etwa daumendick ist, gut geeignet. Die Säge ist schön scharf, man sollte nur nicht zu euphorisch ans Werk gehen – sonst rutscht man schnell aus dem „Werkstück“ heraus. Auch das Messer ist, nachdem ich es ein wenig nachgeschärft hatte, mit einem kleinen Taschenmesser vergleichbar. Trotzdem muss man bei beiden aufpassen: Sie sind nur in Kunststoff mit Gewinde eingegossen. Das hält für den gelegentlichen Einsatz, aber man sollte es eben nicht übertreiben.
Der Feuerstahl ist relativ kurz. Er erzeugt zwar ordentlich Funken, aber es ist nicht gerade einfach, damit wirklich Feuer zu machen. Etwas unpraktisch ist auch, dass man ihn nur mit dem Messer und dort nur mit der Klingenseite zünden kann – was das Messer an dieser Stelle natürlich sofort stumpf macht. Ich habe daher immer mit derselben Stelle an der Klinge gezündet, um den Schaden wenigstens zu begrenzen. Für den Notfall ist der Feuerstahl okay – oder auch, um z. B. einen Gaskocher zu entzünden, wenn der Piezozünder versagt. Aber um damit ein richtiges Feuer zu entfachen, braucht es viel Geduld – und als Anfänger wird man da vermutlich ziemlich schnell frustriert aufgeben.
Da in der Beschreibung „Axt“ steht, habe ich mein Augenmerk vor allem auf diese Eigenschaft gelegt. Das ist etwas, das man bei kleinen wie großen Outdoor- oder Bushcraft-Abenteuern eigentlich immer gut gebrauchen kann. Also habe ich eine Weile entastet und mich langsam an handgelenksdicke Äste herangetastet – und ja, es ging erstaunlich gut. Klar, es ist kein Beil und schon gar keine Axt, aber sie erfüllt ihren Zweck. Und auch hier zeigt sich wieder die robuste Aufnahme zwischen Griff und Schaufelblatt. Ich habe die Survival Schaufel 10 in 1 dabei wirklich malträtiert – aber bis auf ein paar Macken an der „Axt“-Kante ist sie heil geblieben. Klar, auch hier musste ich den Griff regelmäßig nachziehen.
Da der Griff hohl und zudem wasserdicht ist, kann man sich auch überlegen, den Stauraum sinnvoll anders zu nutzen – zum Beispiel für einen richtigen Feuerstahl, eventuell ein paar Streichhölzer und etwas Zunder.
























Pro/Contra
Pro:
- sehr stabile Verbindung zwischen Griff und Schaufelblatt
Contra:
- Griff lockert sich beim Arbeiten
Fazit
Wenn man die 10-in-1-Funktionen mal außen vor lässt, ist die Survival Schaufel 10 in 1 von Origin Outdoors einfach ein sehr guter Klappspaten – mit relativ sinnvollen Extras obendrauf. Als Schaufel funktioniert sie genau so, wie sie soll – für kleinere Grabungen absolut zuverlässig. Mit knapp 800 g ist sie nicht gerade ultraleicht, deshalb wird sie nicht immer in meinem Rucksack landen – allein weiß ich mir zu helfen. Aber sobald man zu zweit unterwegs ist und sich Ausrüstungsgegenstände teilen kann, landet sie im Rucksack.
Unterm Strich:
Wer kein Beil, Messer, Feuerstahl & Co. einzeln mitschleppen will, bekommt hier ein kompaktes All-in-One-Werkzeug, das mehr aushält, als man auf den ersten Blick erwarten würde.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.
