
Wir hatten die Gelegenheit, dieses Zelt zu testen, inklusive Härtetest im Gewitter mit Hagel.
Zempire Camping Equipment ist eine neuseeländische Firma, die sich natürlich besonders mit extremen Bedingungen wie viel Sonnenschein aber eben auch viel Wind und Regen auskennt.
Lest hier, wie es uns ergangen ist.
Facts
Thema | Info |
---|---|
Material | Polyester “150D, 135T Poly Oxford” |
Größen | 4-Personen-Zelt |
Farben | Grün/grau |
Gewicht | Ca. 30kg mit Zubehör (Zelt alleine 24kg) |
Maße | Packmaß ca. 70cm x 41cm x 41cm Zeltmaß ca. 500cm x 325cm x 200cm |
Preis | Ca. 1300 EUR Zelt + ca. 200 EUR Sonderzubehör |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Da beim Zeltaufbau oft das Ein- und Ausfädeln der Stangen lästig ist, haben wir beschlossen, diesmal ein Auflbas-Zelt auszuprobieren. Zempire hat uns netterweise ein 4-Personen-Zelt der Premium-Serie EVO TM mit allerlei Zubehör für ca. drei Wochen zur Verfügung gestellt.
Als der Postbote geklingelt hat, war es doch ein kleiner Schreck. Das Paket wog über 30 Kilo und ließ sich aufgrund der Maße alleine gar nicht transportieren. Man möchte meinen, dass durch den Verzicht auf die Stangen das Gewicht sinkt?
Nein, denn die stattdessen eingesetzten Luftschläuche müssen einen hohen Druck aushalten für die Sturmfestigkeit und sind aus dementsprechend dickem und schwerem Material. Man sollte aber auch nicht vergessen, dass wir reichlich Zubehör dazu bekommen hatten: eine Zeltunterlage, zwei verschiedene zusätzliche “Türen” und ein extra Dach. Dazu später mehr.
Zum Zelt gehört außerdem eine große Luftpumpe inklusive Manometer und natürlich viele Heringe.
Etwas verwundert waren wir, dass es anscheinend keine Bedienungsanleitung gab. (Am Ende des Testes hatten wir sie beim Einpacken des Zeltes dann doch noch auf der Innenseite des Packsackes gefunden.) Doch der Hersteller bietet ein kleines Youtube-Video an, das die Grundzüge des Aufbaus zeigt. Dies ist auch wirklich einfach: Zelt ausrollen, vorne und hinten mit je zwei Heringen abspannen, und dann an 4 Punkten jeweils mit der Pumpe aufblasen.
Praxistest
Es war für uns nicht einfach, das Zelt zum Urlaubsort zu bringen. Der typische Neuseeländer hat vielleicht einen Pick-Up mit großer Ladefläche, aber wir mussten uns dafür die Dachbox des Nachbarn ausleihen. Und da man hierzulande oft nicht mit dem Auto auf den Zeltplatz fahren darf, war dann erst mal Schleppen vom Parkplatz zur Wiese angesagt.
Aufbau
Der eigentliche Aufbau hingegen dauert gerade mal 5 Minuten und ist von einer Person locker alleine zu bewerkstelligen. Etwas verwundert waren wir über die Heringe. Dass sie aus Stahl statt Alu sind, weil das beim eh schon hohen Zeltgewicht nicht mehr viel ausmacht, ist in Ordnung, aber dass sie (man sieht es auf dem Foto) vorne nicht angespitzt sind, ist unpraktisch, wenn man sie in einen harten Boden bekommen muss. Es gibt noch ein paar große Kunststoffheringe dazu, die wären für Sandboden, aber wir haben sie nicht gebraucht.
Es handelt sich um ein klassisches Tunnelzelt mit vier ungefähr halbkreisförmigen Schläuchen, die wir aufpumpen mussten. Wir fanden das ganz intuitiv bedienbar: Die Pumpe, die ähnlich aussieht wie eine Fahrrad-Standpumpe, wird aufgesetzt und mit einem Schraubverschluss stabil verbunden. Die vorderen drei Schläuche sind gleich groß, der hinten bei der Schlafkabine ist einen Tick kleiner. Mit 28 bzw. 20 Pumpvorgängen, was dank Doppel-Pump-System innerhalb von einer Minute ohne großen Kraftaufwand erledigt ist, wird aus einem schlappen Schlauch eine stabile “Stange”. Im Gegensatz zu vielen anderen Aufblaszelten sind die Schläuche bei Zempire innen im Zelt und nicht außen, was wohl das Gewicht reduziert (“SEROLINK-System”) und auf jeden Fall schöner aussieht.
So stand das Zelt schon mal sehr stabil. Es gibt dann noch einige Leinen, die man abspannen kann für zusätzlichen Halt. Die Leinen sind in Neongelb – da hat jemand mitgedacht, der schon mal im Dunkeln über eine schwarze Zeltschnur gestolpert ist 😉 Außerdem gibt es viele kleine Lüftungsöffnungen, die man zusätzlich mit kurzen Leinen öffnen kann. Es sind reichlich Heringe mitgeliefert auch für den Fall, dass mal einer sich verbiegt oder verloren geht.
Kaum stand das Zelt, wurden wir schon auf dem Zeltplatz umlagert. Immerhin hatten wir mit Sicherheit das innovativste und auch durch den “sportlichen” Aufdruck beeindruckendste Zelt.
Uns – und auch unseren Nachbarn – gut gefallen hat neben dem Design besonders auch die kompakte hohe Form. Das Zelt hat sehr steile, fast schon senkrechte Außenwände und eine gerade Front. Auf der Rückseite geht es zwar etwas schräg herunter, aber eben noch viel steiler als bei anderen Zelten. Dadurch hat man einen großen Innenraum auf verhältnismäßig kleiner Grundfläche.
Features
Der Eingangsbereich vom Zempire EVO TM ist normalerweise auf einer Seite offen. Es gibt hier auch keinen Zeltboden, so dass wir hier so Sachen wie Schuhe, Kinderspielzeug und die Getränke lagerten. An den Seiten sind Öffnungen, die teilweise aus Fenstern und teilweise aus Fliegengittergewebe bestehen. Wir hatten vorne noch eine zusätzliche Vorderwand aus Mesh-Gewebe mit Reißverschluss eingehakt. Die fanden wir extrem sinnvoll, um zwar gute Belüftung zu behalten, aber eben Wespen und anderes Getier draußen zu halten. Es wäre noch möglich gewesen, ein weiteres Sonnensegel davor zu montieren, aber wir haben das nicht gebraucht.
Der Mittelbereich, die Apsis, ist der Platz fürs Gepäck oder zum Umziehen. Bei uns waren hier unsere Kleidung und noch mehr Kinderspielsachen untergebracht 😉 Beim EVO TM ist seitlich eine große Tür, die entweder ganz geöffnet werden kann, oder wie ein Fenster nur als Öffnung mit Fliegengitter. Diese Tür nutzten wir selten als richtige Tür, sondern als schnellen Zugang, wenn man mal was aus dem Vorzelt brauchte. Dieser Bereich hat einen Boden mit hoher Schwelle am Eingang, um zu verhindern, dass Tiere ins Zelt reinkriechen. (In Australien/Neuseeland braucht man das sicherlich…) Der Vorraum ist ca. 2 Meter hoch, so dass wir eine sehr bequeme Stehhöhe hatten. Schade ist, dass die Tür zwischen Vorraum und Mittelbereich nur einen Reißverschluss hat. Schöner wären hier zwei Zipper gewesen, so dass man links und rechts unabhängig öffnen könnte. Ein nettes Detail am Rande: Der Durchgang hat genau den Abstand zur Außenwand wie ein üblicher Koffer oder eine Getränkekiste, so dass hier nichts im Weg rum steht, wenn man durchgehen möchte.
Von der Mitte geht es durch eine Tür – mit zwei unabhängigen Zippern 🙂 – in den Schlafbereich. Auch diese ist wahlweise “dicht” oder “Fliegengitter”. Der Schlafbereich ist ein abgehängtes Innenzelt mit recht großem Abstand zum Außenzelt. Aus leidlicher Erfahrung mit anderen Zelten wissen wir, wie wichtig dieser große Abstand ist, denn am Außenzelt sammelt sich manchmal Kondenswasser, und da möchte man im Schlaf nicht versehentlich rankommen, sonst wird man nass. Gut dass Zempire hier mitgedacht hat.
Der Schlafbereich selbst besteht aus zwei Kabinen, die man aber verbinden kann. Wir haben im Test den Durchgang komplett geöffnet, so dass wir zwei Erwachsene und zwei Kinder in einem großen Raum sein konnten. Das Schlaf-Innenzelt besteht aus einem speziellen abgedunkelten Gewebe, welches gerade bei unseren langen Sommernächten einen dunkleren Schlafraum bietet. Hier war es so geräumig, dass wir uns auch bei schlechtem Wetter bequem zu viert aufhalten konnten.
An der Rückseite des Schlafraums befindet sich eine große Lüftungsöffnung, die ganz nach oben gerollt werden kann oder auch nur leicht ausgestellt werden kann. So ist ein Luftzug längs durchs Zelt problemlos möglich. Interessanterweise haben wir festgestellt, dass man durch die Öffnung bei normalem Tageslicht zwar gut rausschauen kann, man aber nicht von außen ins Zeltinnere sehen kann.
Von außen fallen noch besonders die beiden markierten Einlassöffnungen für Stromkabel auf. Diese sind deutlich mit Steckersymbolen gekennzeichnet. Man kann dort ein Stromkabel für beispielsweise eine Kühlbox durchlegen und die Öffnung anschließend wieder dicht verschließen.
Für heiße Sommertage bietet Zempire noch ein “Rooftop” an, eine zusätzliche Auflage für das Dach. Wir hatten diese silberbeschichtete Plane ebenfalls montiert. Sie reduziert die Erwärmung des Zeltes in der Sonne deutlich, aber sie macht auch das Zelt dunkler innen (was wir gut fanden).
Komfort
Beeindruckt hat uns gleich die große Zahl an Staufächern. Im Mittelzelt ist eine Reihe mit 5 Fächern übereinander, in denen allerlei Kleinteile wie oben Taschenlampe und Streichholz, Sonnencreme und bei uns auch unten dann kleinere Spielsachen Platz fanden. Die Taschen sind robust und haben zwei Wochen harter Kinderbelastung problemlos ausgehalten. Im Schlafbereich befindet sich nochmal so eine Reihe an Taschen, hier waren dann bei uns Handy, Geldbeutel, warme Socken usw. untergebracht. An den Seitenwänden des Innenzeltes sind dann unten noch weitere Fächer, wo man zum Beispiel seine Brille, Taschentücher und so weiter in Griffnähe lagern kann.
Etwas schade fanden wir den Mangel an Haken oder Ösen innen im Zelt. Es gibt zwar zwei Stellen, wo man eine Lampe aufhängen kann (sogar mit passender Kabeldurchführung im Dachhimmel), aber wir hätten auch gerne noch irgendwo mal ein Handtuch oder einen Kulturbeutel aufgehängt. Es gibt zwar ein paar kleine Klettverschlüsse, doch alles was wir dort aufgehängt haben, fiel bald wieder runter.
Da wir die Schlafkabinen verbunden haben, konnte wir hier bequem auch eine Doppelisomatte auslegen. Schön ist, dass bei geöffneter Verbindung zwischen den Schlafräumen ein ebener Boden entsteht ohne Schwelle. Aufgrund der Geländetopografie mussten wir diesmal mit dem Kopf nach Hinten schlafen. Wir fanden es sehr schön, dass das Zelt hinten so steil ist, wir also am Kopf noch viel Freiraum hatten.
Zu Beginn unseres Tests hatten wir noch sommerliche 35 Grad tagsüber und warme Nächte.
Normalerweise hört man, Baumwoll-Mischgewebe biete das Maximum an Durchlüftung im Zelt, doch wir müssen sagen, dass wir trotz pflegeleichtem Synthetikmaterial ein hervorragendes Frischluftgefühl hatten.
Die Kombination aus dem silberbeschichteten Rooftop, den vielen Lüftungsöffnungen und vor allem der Längs-Lüfte-Möglichkeit hielt die Temperatur innen immer angenehm und die Luft frisch, sowohl tagsüber als auch nachts.
An den letzten Tagen wurden die Nächte zunehmend kühler, zum Schluss auch mit einem nächtlichen Gewitterunwetter mit Hagel. Wir hatten dann ein paar der Lüftungen verschlossen, wobei die Luft sich immer noch erstaunlich gut anfühlte. Übrigens hielt das Zempire EVO TM dem Starkregen (25 Liter in einer Stunde) und dem Hagel völlig problemlos stand. Um uns herum flogen einige Zelte weg oder liefen voll, doch das EVO TM stand absolut fest, obwohl wir gar nicht alle Leinen gespannt hatten. Es wackelte keine Wand, und ganz wichtig, wir blieben innen völlig trocken. Nirgends kam auch nur ein Tropfen Wasser durch die Decke oder durch den Boden.
Alle Reißverschlüsse sind gut zu bedienen und so groß, dass sich nichts verhakt. Wenn man eine Tür oder ein Fenster geöffnet hat, kann man den Stoff einrollen und mit einer Öse befestigen.
Abbau
Auch unser Test-Urlaub ging irgendwann zu Ende. Zelt abbauen war prinzipiell in Sekundenschnelle erledigt. 4 Ventile öffnen, und mit einem lauten Peng entweicht die Luft – das dauert komplett keine Minute.
Durch die großen Ventile entweicht die Luft komplett, ohne dass man mühsam noch nachdrücken müsste. Allerdings muss dann natürlich die große Stoffmenge eingerollt und in den Packsack gebracht werden. Der Sack ist zwar großzügig bemessen, aber die 24 Kilo Zeltmaterial da reinzustecken ist schon sehr mühsam. Dazu müssen dann noch die Pumpe und die Heringe verpackt werden, und wir hatten dann ja noch einige Extras wie das Rooftop dazu.

Pro/Contra
Pro:
- Sehr schnell auf- und abgebaut
- Hervorragende Belüftung
- geräumig
- stabil
Contra:
- Prinzipbedingt hohes Eigengewicht
Fazit
Das Zempire EVO TM ist ein absolutes Top-Komfort-Zelt. Zwar hat das Zelt verglichen mit einem Stangenzelt ein hohes Gewicht, aber man bekommt auch wirklich etwas geboten: Vom superschnellen Auf- und Abbau des Luftgestänges über die hervorragende Zirkulation, viel Platz im Innenraum bis zu den durchdachten Details wie die vielen Taschen bietet es alles, was man sich für einen längeren Camping-Aufenthalt wünscht.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.