Bei diesem Bericht lief es etwas anders als sonst. Normalerweise schreibe ich die Einleitung schon vor dem Praxistest, doch dieses Mal fehlte mir die Zeit. Deshalb kann ich hier nicht beschreiben, was ich mit dem Rucksack eigentlich vorhatte – das Ende kenne ich ja bereits.
Geplant war, den Rennsteig als Selbstversorger in fünf Tagen zu laufen: 170 Kilometer in Etappen von jeweils 35 Kilometern. Natürlich habe ich mich dabei maßlos überschätzt und kam nur 70 Kilometer weit, bevor mich eine Blase zum Rückzug zwang. Begleitet hat mich dabei der Brenta 44+6 Liter Wanderrucksack von Vaude – zuverlässig, aber nicht ganz ohne Einschränkungen.
Facts
| Thema | Info |
|---|---|
| Material | Hauptstoff: 100 % Polyester (recycelt), Beschichtung 100 % Polyurethan 300D, Dobby-Webart, PU-beschichtet Zweitmaterial: 100 % Polyester (recycelt), Beschichtung 100 % Polyurethan 600D, Plain-Weave, PU-beschichtet Futter: 100 % Polyester (recycelt), Beschichtung 100 % Polyurethan 150D, Plain-Weave, PU-beschichtet Regenhülle: 100 % Polyamid (recycelt), Beschichtung 100 % Polyurethan 75D, gewebt, Solution-Dyed, PU-beschichtet 2500 mm Wassersäule |
| Volumen | 50L |
| Farben | agave, black, baltic sea |
| Gewicht | 1560g |
| Maße | Höhe 64cm Breite 36cm Tiefe 29cm |
| Beladungsbereich | 3 – 8 kg (Unter uns geht auch 13kg) |
| Preis | 180€ |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Natürlich habe ich mir den Brenta 44+6 Liter Wanderrucksack von Vaude schon vor der Tour genau angeschaut – allein beim Packen merkt man, worauf es ankommt. Ich packe meistens mindestens 2–3 Tage vorher, um sicherzugehen, dass alles dabei ist und auch am richtigen Platz liegt. Wer sich auskennt, weiß: Beim Rucksackpacken geht es nicht einfach darum, alles reinzuschmeißen und loszugehen. Das Gewicht muss strategisch verteilt werden, und manche Ausrüstungsgegenstände – wie zum Beispiel Toilettenpapier – sollten immer schnell erreichbar sein.
Obwohl der Brenta 44+6 Liter ein relativ großes Volumen bietet, gibt Vaude einen Beladungsbereich von nur 3–8 kg an – das wirkt auf den ersten Blick erstaunlich niedrig. Der Grund liegt in der Konstruktion: Das Aeroflex 3D-Rückensystem ist auf Tragekomfort und Belüftung ausgelegt, nicht auf sehr schwere Lasten.
Da ich als Selbstversorger unterwegs war und Essen, Trinken, Küche, Schlafzimmer, Bad und Co. dabei hatte, war der Brenta mit 15 kg + Eigengewicht natürlich deutlich überladen. Aber das macht nichts – es ist schließlich ein Test. Wer meine Berichte kennt, weiß: Ich teste gerne aus, was wirklich möglich ist.
Beim Packen sind mir natürlich ein paar Dinge aufgefallen. Das Hauptfach ist nicht nur von oben zugänglich, sondern lässt sich auch von unten über einen Reißverschluss öffnen. So kann man schwere Gegenstände nach unten packen und sie trotzdem im Laufe des Tages erreichen, ohne den halben Rucksack ausräumen zu müssen. In meinem Fall war das mein Essenspaket mit 3 kg – das Schwerste, was ich dabei hatte. So konnte ich morgens los laufen und später in der Morgensonne mein Frühstück raus holen.
Im Hauptfach ist das Fach für das Wassersystem: Hier hätte ich mir gewünscht, dass Vaude auf das kleine Zusatzfach verzichtet, das integriert ist. Egal, was man macht – sobald man die Trinkblase nach dem Befüllen hineinschiebt, landet sie automatisch in diesem kleinen Fach. Man muss also mit der freien Hand den Weg für die Trinkblase freimachen.
Die Halterung für den Trinkschlauch ist wiederum richtig gut gelöst. Da es ein Clip-System ist, kann man den Schlauch zum Trinken ganz einfach herausnehmen, ohne ihn umständlich verbiegen zu müssen. Nach dem Trinken klemmt man ihn genauso unkompliziert wieder ein.
Die beiden seitlichen Stretchtaschen sind nicht nur nach oben, sondern auch nach hinten offen. So kann man zum Beispiel eine Trinkflasche so einstecken, dass man sie während des Tragens noch erreichen, entnehmen und wieder verstauen kann. Wobei das Verstauen etwas Beweglichkeit und Geschick erfordert. Die zusätzliche Öffnung nach hinten hat natürlich auch einen Nachteil: kleinere Ausrüstungsgegenstände sollte man dort nicht einfach aufbewahren, da sie sonst herausfallen könnten, ohne dass man es sofort merkt. Das passiert natürlich nicht leicht, aber wenn etwas passieren könnte selbst wenn es unwahrscheinlich ist, lass ich es. Ich transportiere zb. mein Schlüssel nicht in meiner Hoodie-Tasche.
Das Deckelfach ist, wie ein Deckelfach sein sollte, praktisch und leicht zugänglich. Es verfügt über ein zusätzliches Reißverschlussfach für Dinge, die man unter keinen Umständen verlieren möchte – wie Geldbeutel, Powerbank oder Schlüssel. Für den Schlüssel gibt es sogar einen extra Ringhaken, um ihn sicher zu befestigen. Außerdem hat das Deckelfach oben an jeder Ecke eine Schlaufe. Die sind mir sofort aufgefallen, denn auf dieser Tour habe ich auch ein Solarpaneel getestet – und mir war klar, dass ich es dort problemlos befestigen kann.
Die elastische Fronttasche sollte natürlich bei keinem Rucksack fehlen. Dort bewahre ich immer meine Regenjacke auf, damit sie immer griffbereit ist und sich auch nach Gebrauch, selbst wenn sie noch nass ist, schnell wieder verstauen lässt.
Den gepolsterte Hüftgurt mit Reissverschlusstaschen ist mir auch sofort positive aufgefallen. Es gibt auf beiden Seiten je eine Reißverschlusstasche und Beide sind relativ groß.
Ansonsten hat der Brenta natürlich noch zwei Wanderstockhalterungen und jeweils drei Schlaufen links und rechts der Fronttasche, zum Beispiel für einen Karabiner. Ich empfehle, immer einen Karabiner und Paracord dabei zu haben – allein schon wegen der Optik. Dann gibt es noch das Regencover. Sehr praktisch bei Regen – und zum Glück bin ich meistens alleine unterwegs, denn die Farbe entspricht nicht ganz meinen taktischen Vorstellungen. Gleichzeitig ist sie im Notfall doch irgendwie praktisch taktisch, weil man sie von weitem gut sehen kann.
Hergestellt aus recycelten Materialien und umweltfreundlich produziert hat der Brenta 44+6 Liter Wanderrucksack natürlich das Green Shape Label von Vaude und das Grüner Knopf Zertifikat. Zusätzlich bietet Vaude einen Reparaturservice an: Sollte ein Produkt beschädigt sein, wird in vielen Fällen eine kostengünstige Reparatur angeboten oder das Produkt wird, falls eine Reparatur nicht möglich ist, gegen ein neues ausgetauscht.
Das ist ein wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie von Vaude, denn sie möchten die Lebensdauer ihrer Produkte verlängern, anstatt sie schnell zu entsorgen.
Praxistest
Das Aeroflex 3D-Rückensystem ist sehr bequem und sorgt für eine hervorragende Belüftung. Ich hatte so gut wie nie einen richtig nassen Rücken oder nasse Schultern. Auch das Shifting Back Length-Schultergurtsystem lässt sich einfach und stufenlos anpassen, sollte aber am besten mit Gewicht eingestellt werden. Grundsätzlich sind beide Systeme jedoch nicht für 17 kg ausgelegt – und das hat sich auf der Tour deutlich bemerkbar gemacht.
Ich habe schnell gemerkt, dass sich die ganzen Gurthalterungen ständig von selbst gelockert haben. Natürlich denkt man, alles sei ordentlich verstaut, aber beim Laufen merkt man doch, dass das Gewicht nicht optimal verteilt ist. Da ich gut im Ignorieren bin, habe ich es erst lange ignoriert, bis meine Hüfte sich gemeldet hat – typisch. Am schlimmsten waren die zwei kleinen Gurtbänder oben zwischen Rucksack und Schultergurt: die Lastenkontrollriemen. Ihre Aufgabe ist es, die Last vom oberen Teil des Rucksacks nach hinten und näher zum Rücken zu ziehen, damit das Gewicht gleichmäßig auf Schultern und Hüfte verteilt wird.Das Problem konnte ich aber schnell beheben: Ich habe die Lastenkontrollriemen neu eingestellt und jeweils mit einem Knoten gegen selbstständiges Lockern gesichert.
Was den Hüftgurt und die Schultergurte angeht, war es nicht ganz so einfach – die haben sich unter der Last immer wieder gelockert, und den gleichen Trick wie bei den Lastenkontrollriemen konnte ich hier nicht anwenden. Da ich beim Laufen ohnehin regelmäßig die Last zwischen Schultern und Hüfte umlagere, war es aber nicht ganz so schlimm. Auf solchen Touren ist bei mir immer der Nacken der Erste, der sich meldet. Durch die ständigen Anpassungen versuche ich, dem ein Stück weit entgegenzuwirken. Aber gut – bei dem Gewicht war das ja abzusehen.
Nichtsdestotrotz war der Brenta 44+6 Liter Wanderrucksack nicht unangenehm zu tragen – zumindest nicht mehr, als es bei so einer Tour eben nötig ist. Wandern mit über 10 kg Gepäck ist schließlich immer etwas anderes, als gemütlich auf der Couch zu liegen. Man merkt allerdings schon, dass das geringe Eigengewicht des Rucksacks unter Anderem durch Einsparungen bei Polsterung erreicht wurde.
Bei meinem anderen 60+5 L Wanderrucksack sind die Polsterungen deutlich angenehmer, die Gurte breiter und insgesamt komfortabler – dafür bringt er am Ende aber auch gut ein Kilo mehr auf die Waage, die man immer mit sich trägt.
Ich habe den Rucksack natürlich auch mit realistischerem Gewicht getestet – also etwas mehr als den angegebenen 8 kg, nämlich mit 13 kg. Denn 8 kg sind tatsächlich ziemlich wenig. Schon bei einer Hüttentour mit Hüttenschlafsack, Outfit für die Hütte plus zweiter Unterhose und Socken, Ersatz Shirt, Midlayer, Isolationsjacke, Regenjacke, kleinem Mikrofaserhandtuch, Hygiene-Basics, Schlappen, eventuell Powerbank samt Netzteil, ein paar Müsliriegel und Apfel und Kabel sowie Erste-Hilfe-Set komme ich auf rund 4,8 kg. Rechnet man dann noch mindestens zwei Liter Wasser dazu, ist die Grenze auch schon fast erreicht.
Für so wenig Gewicht ist der Rucksack eigentlich zu groß – da würde auch ein 35-Liter-Daypack völlig ausreichen.
Aber egal: Der Brenta 44+6 Liter Wanderrucksack funktioniert auch mit 13 kg sehr gut, alles bleibt fest an seinem Platz und er trägt sich auch auf längeren Strecken noch angenehm. Außerdem hat man noch genügend Platz, um etwas zusätzlich einzupacken – sei es Ausrüstung vom Begleiter oder als Selbstversorger ein paar Einkäufe fürs Abendessen unterwegs.








Pro/Contra
Pro:
- sehr viele Organisierungsmöglichkeiten
- Hauptfach auch von Unten erreichbar
- nachhaltige und faire Produktion
Contra:
- Beladungsbereich für 50L zu niedrig
Fazit
Der Vaude – Brenta 44+6 Liter Wanderrucksack ist ein leichter und bequemer Begleiter mit sehr guter Belüftung und praktischen Fächern. Für die von Vaude empfohlenen 3–8 kg ist er fast schon zu groß, aber mit 12–13 kg lässt er sich immer noch angenehm tragen. Bei Überladung, wie in meinem Test mit 17 kg, stößt er natürlich an seine Grenzen – vor allem die Gurte lockern sich dann gerne. Positiv hervorzuheben ist, dass er nach den hohen Nachhaltigkeitsstandards von Vaude produziert wird. Für Hüttentouren, längere Tagestouren oder mehrtägige Unternehmungen mit moderater Ausrüstung ist er absolut geeignet. Wer Wert auf Komfort, clevere Details, ein gutes Tragegefühl und Nachhaltigkeit legt, bekommt mit dem Brenta einen zuverlässigen Rucksack, solange man es mit dem Gewicht nicht übertreibt.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.
