Wenn es so richtig fies kalt ist, stürmt und oder nasskalt ist, dann ist man froh, wenn es wirklich nirgends rein zieht und dennoch keine Druckstellen entstehen. Dies passiert gerne im Bereich der Taille, wo die Hardshellhose, die Unterwäsche und ggf. noch die lange Unterwäsche oder Baselayer aufeinander treffen. In der Regel gibt es hier Faltenbildung oder man legt in Bewegung doch Stellen frei. Sehr unangenehm, wenn man zum Beispiel dann mit Schnee in Berührung kommt oder sogar schmerzhaft, wenn man sich eine Nierenentzündung zuzieht.
Der Gedanke an einen Unterwäscheoverall ist nicht neu. Er hüllt den Körper vom Hals bis zu den Knöcheln in eine meist körperbetonte Hülle ohne, dass die genannten Probleme auftauchen können. Diese gibt es schon seit Jahren und meist verfügen sie über einen mehr oder weniger langen Frontreißverschluss. Allerdings ist vor allem für Frauen ein entscheidendes Argument GEGEN einen solchen Overall, was man denn tut, wenn man austreten muss. Sich komplett zu entkleiden ist absolut kontraproduktiv gegenüber den oben genannten Gründen für einen Overall. Einige Hersteller haben hierfür eine clevere Lösung gefunden.
Wir haben von Aclima den Warmwool Overall getestet.
Facts
Thema | Info |
---|---|
Material | 100% Merinowolle |
Größen | XS-XXL |
Farben | jet black |
Gewicht | 535 g in Größe Mtd> |
Preis | UVP: 200,00 € |
Verarbeitung
Die schmalen Reißverschlüsse laufen gut und haken nicht. Alle Nähte sind fest geschlossen und halten den Belastungen stand.
Grundsätzlich kann der Overall bei 40 Grad in der Maschine gewaschen werden. Die Behandlung mit Wollwaschmittel tut Merinowolle auf längere Sicht gut.
Praxistest
Der Overall wurde sowohl Indoor getragen als auch bei einer mehrtägigen Winterbiwaktour in Südtirol und einem Skitourenwochenende. Zudem durfte er mit zu einem Kurs zur Lawinenverschüttungssuche und ganz klassisch zum Ski-Alpin-Fahren in den Alpen. Der Overall wurde in M von der Testerin mit 1,69 m und Größe 38/40 getragen. Er passte von Kopf bis Fuß perfekt.
Der gesamte Overall ist aus Warmwool-Merino-Wolle gefertigt. Merinowolle hat tolle Eigenschaften. Sie ist leicht, glatt und weich verarbeitet. Trotz der wärmenden Wirkung ist das Gewebe recht dünn und gegen das Licht durchscheinend. In der Längsrichtung ist das Material mäßig, in der Querrichtung deutlich dehnbar. Merinowolle ist geruchshemmend und hoch atmungsaktiv. Es trocknet schnell und knittert nicht. Zudem hat es ein tolles Körperklimamanagement.
Es wurden Flatlocknähte verwendet, damit möglichst wenig Reibung oder Druckstellen entstehen können.
Der lange 2-Wege-Frontreißverschluss ist mit schmalen Zippern versehen. Er verläuft vom Schritt bis zur Kehle. Dort ist er mit einem weichen Kinnschutz versehen. Der Reißverschluss selbst ist mit einer Blende unterlegt, um eine Kältebrücke, Druck- oder gar Scheuerstellen zu vermeiden.
Der Overall kann auf drei verschiedene Weisen getragen werden. Grundsätzlich endet der Reißverschluss an einem Rundhalsausschnitt. Bei starken körperlichen Belastungen oder Sonneneinstrahlung trotz winterlicher Temperaturen bietet diese Tragevariante ausreichend Möglichkeit zur Luftzirkulation. Sollte es doch kälter oder zugiger werden, kann die im Nacken des Rundhalsausschnitts befestigte Kapuze über den Kopf gezogen werden. Hier bieten sich nochmals zwei Alternativen. Entweder wird sie nach unten geschoben, so dass man bis zum Kinn einen Rundumkragen tragen kann. Oder man zieht die Kapuze/ eher Sturmhaube (Balaclava) komplett auf. So sind der Kopf, die Ohren, der Hals und bis auf die Augen auch das Gesicht. So eingepackt sieht man ein wenig aus wie ein Ninja, aber da man ja in der Regel noch Bekleidung darüber trägt ist wenig davon zu sehen.
In der Einleitung wurde das Problem angerissen, was FRAU tun soll, wenn sie nun in der windigen Kälte austreten muss. Sich komplett zu entkleiden ist sowohl in Bezug auf die Temperaturen und auch auf möglicherweise mangelnden Sichtschutz nicht ratsam. Hier hat Aclima eine zunächst vielleicht belustigende aber absolut praktische Lösung gefunden. Ein 2-Wege-Reißverschluss, der in Form eines umgedrehten U um das Gesäß verläuft ermöglicht es der Trägerin / dem Träger, das Gesäß zu entblößen ohne auf die Wärme an den anderen Körperpartien verzichten zu müssen und ohne die Oberbekleidung ausziehen zu müssen. Was für eine Wohltat! Da der Reißverschluss an der Oberschenkelaußenseite und dann oberhalb des Gesäßes weiter verläuft, drückt dieser auch beim Sitzen nicht. Zudem zeichnet sich der Overall durch lange und eng anliegend sitzende Bündchen aus. An den Ärmeln sind diese 12 cm lang, an den Fußgelenken 17 cm. Sie können bei Bedarf aber auch einfach einmal umgeschlagen werden. Trotz des schmalen Schnitts, schneiden sie absolut nicht ein und sind sehr weich. Durch den anliegenden Schnitt verhindern sie einerseits das Eindringen von Kälte. Andererseits bilden sie so auch keine Falten oder Druckstellen unter anderen Bein- und Ärmelabschlüssen. In den Ärmelbündchen sind in die Längsnaht lange Daumenlöcher eingearbeitet. Diese können je nach Bedarf gebraucht werden. Durch den langen Schlitz für den Daumen wird verhindert, dass die Daumenschlaufe einschneidet und somit schnell für kalte Finger sorgt, wenn sonst die Blutzirkulation behindert würde.
Vor allem unser 9 jähriger Sohn hat den Overall (in der Größe M für Erwachsene) für sich im heimischen Bereich entdeckt. Ob zum Kuscheln, Fernsehen oder spielen, aber auch gerne (zugegeben nun mit Faltenbildung) unter der Winterjacke und –hose draußen, …. Er trägt den Warmwool Overall mit Begeisterung, wenn auch zugegebenermaßen nicht nur wegen der tollen Eigenschaften der Merinowolle, sondern weil er sehr cool aussieht.
Im Januar wurde der Overall dann auf Herz und Nieren getestet. Er durfte zu einem Winterbiwak nach Südtirol mit. Ganztätige Schneeschuhwanderungen auf über 2000 m und Übernachtung in einer Schneehöhle. Das Rückenpolster des getragenen Rucksacks war nicht so gut belüftet, so dass nach 5 Stunden Schneeschuhwandern der Rücken ordentlich durchgeschwitzt war. Bereits nach einer halben Stunde in der Hütte ohne weitere Stoffe darüber war der Rücken aber wieder abgetrocknet. Und trotz viel Schwitzerei, die gute Merinowolle macht es eben möglich, dass man absolut nicht riecht und so der Overall in diesem Fall zwei volle Tage inklusive Nacht zum Einsatz kam.
Bei der Wanderung/ Übernachtung kamen alle Features des Overalls zum Einsatz. Während des Aufstiegs war es teilweise so warm in der Sonne ohne Wind, dass die Ärmel mit Daumenschlaufen ausreichend waren und ganz ohne Handschuhe gegangen werden konnte. Anfangs wurde der Rundhalsauschnitt ohne Schalsteil getragen. Auf den windigen Abschnitten auf dem Bergrücken wurde dann das Schalteil vorgeklappt. Nachts in der Schneehöhle wurde dann auch die Kapuze aufgesetzt, weil über den Kopf viel Wärme verloren geht.
Und ja, auch die RV-Öffnung um das Gesäß kam bei der Ganztageswanderung in Mutter Natur zum Einsatz. Die Testerin war seeeehr froh, dass sie sich bei Null Grad oberhalb der Baumgrenze nicht nahezu völlig entkleiden musste um austreten zu können.
Fazit
Der Warmwool Overall für Damen von Aclima für 200 Euro ist für alle, die rundum gut, warm und atmungsaktiv eingepackt sein wollen ein absolutes Lieblingsstück für drunter. Keine Gedanken mehr verschwenden, ob man alles in der richtigen Reihenfolge wieder eingesteckt hat und ob die lange Unterhose auch ja nicht doch am Kreuzbein immer wieder rutscht. Kein extra Funktionstuch notwendig und auch keine Sturmhaube. Wer einfach nur ein Teil möchte und gut angezogen sein will drunter, der ist mit dem Overall auf jeden Fall glücklich.
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