1,4K Wintersport, hier Skifahren oder Snowboarden, ist naturgemäß mit anspruchsvollen Temperaturen verbunden. Der Mix aus sehr kaltem Fahrtwind bei der Abfahrt und mehr oder weniger viel Anstrengung dabei und den statischen Phasen beim Liften machen die Anforderungen an Skijacken echt knifflig.
Bergans ist eine norwegische Marke und hat mit ihrem neuen Anorak aus der Stranda-Kollektion den typisch skandinavischen Style und Background zum Ausdruck gebracht. Wir durften den Stranda Hybrid Insulated W Anorak testen.

Facts

Erster Eindruck und Verarbeitung des Bergans Stranda Anoraks

Griffige und gut wattierte Skijacke mit Schlupfeinstieg und helmkompatibler Kapuze. Alle Nähte sind sauber verarbeitet. Die Reißverschlüsse sind relativ grob aber laufen geschmeidig. Die Zipper sind handschuhtauglich.

Praxistest

Die Skijacke ist ein Schlupfanorak. Das ist optisch ein Hingucker und ausgefallen und bedarf natürlich einiger Besonderheiten.

Die Jacke ist der weiblichen Anatomie nachempfunden, also leicht körperbetont. Sie ist hinten etwas länger als vorne, was gerade bei einer Skijacke wichtig ist, weil man immer vor allem auch beim Snowboarden wieder in gebückter Haltung unterwegs ist.

Wie bei Schlupfanormaks typisch und möglich, verfügt die Jacke über eine große Brust-/Bauchtasche. Diese hat einen Reißverschluss und innen noch ein kleines Einsteckfach.
Um überhaupt den Anorak an- und ausziehen zu können befindet sich unter dem linken Arm ein durchgehender 2-Wegereißverschluss. Dieser beginnt in der Seitennaht unten am Saum und führt noch über die gesamte Achsel. Ist der Reißverschluss geöffnet, kann die Jacke gut an- und ausgezogen werden. Allerdings ist es bei Größe 38-40 und 168 cm nur bequem möglich, wenn man nur ein Langarm im Style Baselayer oder ein anderes nicht allzu dickes und schmal geschnittenes Shirt trägt. Mit einem Fleeceoberteil wäre es kaum möglich. Wir hatten dies mit einer jungen Frau getestet, die eine zierliche Größe 36 und dafür einen dicken Pullover trug. Zudem ist es schon anstrengender, wenn man nach den Outdooraktivitäten leicht verschwitzt die Jacke wieder ausziehen will. Zur Herausforderung wird es dann, wenn die Jacke von außen durch Schnee oder Regen nass ist. Da muss man ein wenig Übung haben um sie auszubekommen ohne nachher nasse Oberbekleidung zu haben.
Auch unter dem anderen Arm befindet sich ein langer Belüftungs-2-Wege-Reißverschluss. Die Feuchtigkeit kann also während des Outdooreinsatzes gut einweichen, selbst wenn der Halfzip-Reißverschluss aufgrund des Fahrtwindes geschlossen ist.

Der Halfzip verläuft leicht diagonal. Es handelt sich um einen Zweiwege-Reißverschluss.
Wenn der Reißverschluss offen oder halb geschlossen ist, dann reibt das obere Reißverschlussende am Kinn. Das ist dadurch zu umgehen, dass man das Reißverschlussende nach innen umschlägt und dort in den Kragen einsteckt. Locker einfach offen lassen ging in Bewegung bei mir nicht gut. Der Kinnschutz am Reißverschluss schützt gut, wenn der Reißverschluss geschlossen ist.
Alle Reißverschlüsse laufen problemlos und gut.
Sollte sich jedoch der lange Reißverschluss unterm Arm mal verklemmen, den man für das Ausziehen benötigt wird es wohl schwer ohne fremde Hilfe wieder aus der Jacke zu kommen, da man nur mit einer Hand und auch nur eingeschränkt dran kommt. Erfahrende Anorakträger wissen da sicher eine smarte Lösung.

Der Kragen geht weit hinauf und packt einen mit der Kapuze oder auch ohne gut ein. Zugluft hat da keine Chance. Für einen Schal oder ein Winterfunktionstuch ist immer noch ausreichend Platz im Kragen.
Die Ärmel sind gerade geschnitten. Sie können mit einem langen Klettverschluss in der weite reguliert werden. Die Ärmel sind auf dem Handrücken deutlich länger. Dadurch sind das Handgelenk und auch der Handrücken und die Mittelhand gut abgedeckt. Auch kann Wind nicht eindringen. Zudem können unter die Ärmelenden auch Handschuhschäfte gut verstaut werden, so dass keine Haut mit klirrender Kälte und kaltem Schnee in Kontakt kommen müssen.

Dank der Bergans Active Membran ist die Jacke mit einer Wassersäule von 10.000 mm wasserdicht und winddicht. PrimaLoft® Gold Eco Active+ sorgt für jede Menge Wärme und Komfort. Trotz Wärme, Wind- und Nässeschutz ist die Jacke angenehm leicht und nicht starr. Auch raschelt das Material nicht.

Bei der Stranda-Kollektion wurde großer Wert auf eine ausgewogene Kombination oder Ergänzung von Langlebigkeit, technischer Funktionalität und besonderen Produktionstechniken gelegt.
Das Gewebe ist aus 100% recyceltem Polyester. Die gesamte Stranda Kollektion ist aus einem Garn gefertigt, das aus Konsumentenaltkleidern gesponnen und mithilfe des einzigartigen Spindye® Prozesses gefärbt wurde. So verfolgt auch Bergans erfreulicherweise den inzwischen populären Weg der Nachhaltigkeit in ihren Kollektionen. Durch den besonderen Färbeprozess werden Wasser, Chemikalien und Energie eingespart, wodurch die Umwelt deutlich weniger belastet wird.

Die Kapuze ist ebenfalls gut wattiert. Sie ist helmkompatibel, so dass auch beim schlimmsten Schneesturm die Sicherheit nicht leiden muss. Auch bei großer Kälte ist eine zusätzliche wärmende Schicht sehr hilfreich. Um gerade bei hohen Geschwindigkeiten die Kapuze gut fixieren zu können, ist die Kapuze sowohl horizontal als auch vertikal individuell einstellbar. Für die horizontale Einstellung kann sie am Hinterkopf mit einem Kordelzug reguliert werden. Die vertikale Einstellung erfolgt ebenfalls mit Kordelzug. Die Kordelenden sind im Kragen bis zum Schlüsselbein unter dem Oberstoff verlegt. Das ist gerade beim Abfahrtski oder Snowboarden wichtig, weil einem sonst die Kordelenden ins Gesicht peitschen können.

Wirklich toll ist das RECCO®-System. Das ist ein wartungsfreies Reflektorsystem, das der Rettungsmannschaft die Suche nach Lawinenopfern erleichtert. Dies ist zwar keine Garantie, dass man gefunden oder gar nicht erst von einer Lawine verschüttet wird, aber an den Orten, an denen es RECCO®-Suchgeräte gibt, können die Reflektoren auf den Kleidungsstücken eine große Hilfe für die Rettungsmannschaften sein. Sie fungieren als Übermittler von Radiowellen, lösen keine Alarmsysteme aus und können nicht durch Entmagnetisierung zerstört werden.
An dieser Stelle sei gesagt, dass es in der Verantwortung jedes einzelnen Skifahrers/Snowboarders liegt, sich so zu verhalten, dass die Möglichkeit einer Lawinenauslösung möglichst minimiert oder verhindert wird. Man kann selbst verschüttet werden oder andere Mitglieder der eigenen Gruppe oder gar Unbeteiligte. Ein System wie Recco ist sicher hilfreich, wenn es zur Verschüttung kommt und man kein Lawinensuchgerät bei sich trägt.

Wie es sich für eine gute Skijacke gehört verfügt sie über einen Schneefang. Dieser kann mit einem Reißverschluss entfernt werden. Das ist wirklich gut, denn bei einer Schneewanderung hatte ich den Schneefang nicht zu, weil ich ihn nicht brauchte. Er blieb aber dran und das führte zu unschönen „Wergeln“ unter der Jacke. In der Bewegung hat es nicht gestört oder behindert. Der Schneefang verfügt über einen 5 cm breiten Gummibund, der an der körpernahen Seite gummiert ist, so dass er gut an der Skihose haftet und nicht einfach hoch rutscht. Der Schneefang wird mit 2 Druckknöpfen geschlossen. Dazu gibt es zwei Weiten zur Auswahl. Im Saum ist zusätzlich nochmals ein Kordelzug zur Weitenregulierung.

Schmale Schnüre mit Kunststoffplattenenden dienen in Verlängerung am Reißverschlusszipper der Erleichterung beim Öffnung und Schließen auch mit Handschuhen.

Zum Wärmeschutz kann nur bedingt etwas gesagt werden, weil es einfach recht mild war in der Testphase. Bei Temperaturen um die Null Grad oder leichte Minusgrade war die Jacke auch mit einem Baselayer angenehm warm. Zudem war der Feuchtigkeitsabtransport sehr gut. Tauender Schnee auf der Jacke war für diese kein Problem. Sie war immer schön trocken innen.

Eine kleine Reißverschlusstasche auf dem linken Unterarm beherbergt optimal die Liftkarte. Damit muss man sich nicht bücken oder die Jackentasche Richtung Scan bewegen, sondern kann einfach den Arm hinhalten. Die flexibelste und komfortabelste Art.

Für all diejenigen, die mit Anoraks nicht ganz zurechtkommen gibt es dieses Modell auch noch als normale Skijacke mit durchgehendem Reißverschluss. Auch als Herrenmodell ist die Jacke erhältlich. Für den perfekten Look gibt es dazu noch die Stranda Insulated Pants. Abgesehen vom Anorak gibt es die Kollektion auch ungefüttert als 2-Lagen-Variante.

Fazit

Die Skijacke Stranda Insulated von Bergans für knapp 400 Euro ist ein Schlupfanorak mit vielen Features extra für die Abfahrtsfahrer/ Snowboarder auf oder neben der Piste.
Gute Materialien und ein Lawinensensor bieten bestmöglichen an Schutz. Ein Schlupfanorak ist sicherlich Geschmackssache. Für Fans ist das aber eine tolle winter- und skisporttaugliche Jacke.