Fotografieren ist ein schönes Hobby und man kann damit wunderbar Gefühle, Stimmungen oder auch Witziges einfangen.
Doch immer wieder sieht man Menschen, die eine DSLR rumschleppen und wenn man dann genauer hinschaut, wird häufig im Automatikmodus fotografiert. Warum man dann unbedingt eine DSLR benötigt, hab ich mich öfters gefragt, aber vielleicht sieht es einfach auch nur gut aus wenn man mit einer Spiegelreflexkamera Bilder macht.
Ich hab mich dann immer gefragt, warum kaufen die Leute sich so eine teure Kamera, die doch so viel kann und nutzen nur einen Bruchteil. Es gibt doch so viele gute kleine Kameras, die man hier auch verwenden könnte und völlig ausreichende wären.
Letztendlich muss aber jeder selber wissen was er macht.
Auch ich habe mich vor ein paar Jahren entschieden eine Canon EOS 100D zu kaufen. Allerdings habe ich mir auch gleich entsprechende Fachlektüre dazu gekauft, weil ich nicht im Automatikmodus fotografieren wollte. Relativ schnell bin ich auf den Geschmack des Blendenmodus gekommen um dadurch entsprechend mit der Tiefenschärfe spielen zu können. Seitdem ist die Blende f4.5 oder f5.0 mein Freund geworden.
Aber im Laufe der Zeit hat es mich immer gereizt auch mal einen Kurs zu besuchen. Die Basics nicht nur nachlesen, sondern auch in der Praxis umsetzen, mit anderen Diskutieren und Tipps zu bekommen. Daher kam es nicht ganz ungelegen, dass ich auf den Fotokurs von Thomas Rathay aufmerksam wurde. Das interessante daran war, dass Thomas seinen Kurs als Outdoorfotokurs angeboten hat. Als Veranstaltungsort war der Jägerhof in Südtirol im Passeiertal angegeben. Da war klar, da muss ich hin.
Zur Person:
Dem einen oder anderen Leser dürfte der Name Thomas Rathay sicherlich bekannt sein. Seine Bilder finden sich in diversen Outdoor und Reisemagazinen wieder. Er hat im Grunde sein Hobby zum Beruf gemacht. Interessanterweise ist Thomas erst auf Umwegen zum Beruf des Fotografen gekommen. Eine Allergie hat ihm in seinem ersten Beruf einen Strich durch die Rechnung gemacht und so hat er eine Ausbildung zum Fotodesigner hinter sich gebracht. Sein Hauptgebiet ist die Outdoorfotografie und so ist es nicht verwunderlich wenn er von vielen Zeitschriften, Verlagen und Tourismusregionen für Recherchen und Bilder gebucht wird.
Zum Kurs:
Das Passeiertal und die umliegenden Berge bieten sich ideal für einen Outdoorfotokurs an. Berge, Wälder, Seen, alles was man für gute Fotos und Ideen so braucht und auch ideal um die Theorie in die Praxis umzusetzen.
Am Sonntag war Anreisetag. Abends traf man sich dann zum gemeinsamen Abendessen und Kennenlernen. Wir waren insgesamt 5 Teilnehmer, was eine (wie ich finde) gute Gruppengröße ist. Aber Thomas hat die Anzahl der Teilnehmer in dem Kurs eh auf 8 beschränkt, so dass er für jeden Teilnehmer auch entsprechend Zeit hat.
Außer einer kurzen Absprache, wann es am Montag losgehen sollte, hielt sich Thomas daran, dass er an diesem Abend noch nicht auf den Kurs einging, sondern dieser sich um das Kennenlernen drehen sollte, was ihm gut gelang.
Montag, 1. Kurstag
Nach einem ausgiebigen Frühstück trafen wir uns dann zum ersten Theorieteil, in welchem die folgenden Themen durchgearbeitet wurden.
- Bildformat
- Bewegungsbilder
- Perspektiven
- Blende
- ISO
- Bildstabilisator und Stativ
- Belichtungskorrektur
- Messmethoden
- Tiefenschärfe
- AF-Betrieb
- Gestaltungstipps
- Tagesaufgabe
Nachdem die Theorie dann erledigt war, haben wir unsere Sachen gepackt, die Wanderstiefel angezogen und raus ging es in die Natur, das theoretische Wissen in der Praxis zu erproben und zu vertiefen. Vorab erhielten wir jeden Tag eine Tagesaufgabe, so dass wir im Grunde auch unseren Kopf ein wenig anstrengen und kreativ sein mussten. Aber das war ja genau das, was Thomas damit erreichen wollte. Dass man einfach mit offenen Augen durch die Landschaft geht.
Thomas nimmt sich für alle Teilnehmer immer viel Zeit, auch wenn die gleiche Frage von einem anderen Teilnehmer erneut kommt. Dann nimmt er sich die Zeit nochmal und erklärt vieles nicht nur einmal.
Er erklärt jedem bei Bedarf die ganzen Details zu den Einstellungen an der Kamera und gibt Tipps wie man ein Motiv interessanter gestalten könnte, falls einem mal die Ideen ausgehen.
Hat man mal ein Foto gemacht und war nicht ganz zufrieden, dann konnte man es immer Thomas zeigen und er hatte immer irgendwelche Tipps oder Ideen parat.
Interessant für mich war z.B. dass wir über eine Stunde an einen kleinen, eigentlich belanglosen Bach standen. Als normaler Wanderer würde man da ein Bild machen und sagen „Oh schön, ein Bach“….aber nicht in unserem Fall. Ich habe noch nie gesehen, wie sich 5 Personen einem Bächlein mit so viel Zeit Hingabe gewidmet haben. War eigentlich auch schon wieder witzig.
Gegen Spätnachmittag kehrten wir dann mit einer großen Anzahl an Bildern zum Hotel zurück. Nun galt es, eine vorgegebene Anzahl an Bildern passend zur Tagesaufgabe herauszusuchen. Diese wurden dann in der Gruppe besprochen. Nachdem die Teilnehmer ein paar Worte zu den Bilder abgegeben hatten, erklärte Thomas dann noch bei Bedarf, was man hätte noch ändern können oder was besonders gelungen war an dem Bild. Im Grunde geht es hierbei nicht darum die Bilder der anderen schlecht zu machen, sondern es soll eine Hilfe für alle sein damit man in Bezug auf die Bildgestaltung und Details ein immer besseres Auge bekommt. Interessanterweise kam immer wieder mal die Frage nach dem besten Tagesbild auf. Aber letztendlich konnte man sich nicht so richtig auf eines einigen, da im Grunde alle Bilder auf irgendeine Art und Weise interessant und außergewöhnlich waren.
Im Anschluss daran haben wir uns sehr auf das bevorstehende Abendessen gefreut.
Impressionen Tag 1
Dienstag, 2. Kurstag
Auch am Tag 2 hieß es nach dem Frühstück erst mal „Theorie pauken“. Zuerst wurde der Stoff vom Vortag nochmals kurz angerissen und abgefragt, ob sich noch irgendwelche Fragen ergeben hätten. Wenn man das Wort „Theorie“ hört, denkt man ja immer an trockenen, öden Stoff. Ja, auch bei der Fotografie ist das ehrlich gesagt nicht anders. Es kommt immer darauf an, wie man es rüber bringt. Bei Thomas hatte ich zumindest das Gefühl, dass die Zeit nur so dahingeflogen ist, was ja positiv ist. Er hat die Themen anhand von Bildern aus diversen Fotobüchern und Zeitschriften gut erklärt, so dass es einem nie langweilig wurde. Und auch wenn ein Thema nicht gleich verstanden wurde, so war Thomas des Erklärens nicht müde und wiederholte alles nochmals, versuchte es anders zu erklären, so dass am Ende des Theorieunterrichts alle wussten, wovon er sprach. Ehrlich gesagt, diese Geduld hätte ich nicht.
Am Tag 2 des Kurses ging es um die folgenden Themen:
- Blenden-/Zeitautomatik
- Automatische Belichtungsreihe
- Blitzbelichtungskorrektur
- Bildaufbau und Grundformen
- Die blaue/goldene Stunde
- Goldener Schnitt
- Tagesaufgabe
Damit wir nicht wieder den gleichen Weg wie am Vortag gehen mussten, sind wir mit dem Bus des Hotels Jägerhof den Jaufenpass hochgefahren und haben in den dortigen Bergen unsere Wanderung durchgeführt. Wir haben uns dann oberhalb der Fleckner Hütte aufgehalten und sind dort auf Motivsuche gegangen.
Hier konnten wir auch das Thema Tiefenschärfe noch einmal sehr praxisnah ausprobieren mit den ganzen Bergketten die vorhanden sind. Auch interessant waren die dortigen kleinen Seen, in welchen man ganz prima mit den Spiegelungen auf der Wasseroberfläche arbeiten konnte.
Auf der etwa 4-stündigen Wanderung haben wir dann, wie am Vortag, die Theorie in der Praxis umgesetzt. Auch hier war sich Thomas keiner Antwort zu schade und wenn man mal eine Idee umsetzen wollte, hat er immer tatkräftig unterstützt. Auch wenn das Thema „Bewegungsablauf“ jetzt nicht auf der Agenda stand, war sich Thomas dennoch nicht zu schade, die eine oder andere Bewegung unzählige Male durchführen. Immerhin sprang ein gutes Bild dabei heraus.
Ebenso suchten wir auf der Wanderung noch nach einer geeigneten Stelle für Sonnenaufgangsbilder, da dies für den nächsten Tag geplant war, sozusagen das Highlight.
Impressionen Tag 2
Tag 3, unsere Sonnenaufgangswanderung
Heute am 3. Tag war das Aufstehen etwas mühsamer als sonst, da wir uns bereits um 4 Uhr abmarschbereit im Hof des Hotels trafen. Geplant war eine Sonnenaufgangstour an die Stelle, die wir bereits am Vortag ausgesucht hatten. Bei ca. 5° C standen wir dann zur sogenannten „Goldenen Stunde“ auf dem Berg und warteten auf den lang ersehnten Sonnenaufgang. Stative wurden aufgestellt und die Kameras in Richtung Sonnenaufgang ausgerichtet. Thomas ging dann nochmals reihum, ob noch Fragen vorhanden waren und als dann auf den gegenüberliegenden Gipfeln das erste Alpenglühen sichtbar wurde, ging es Schlag auf Schlag. Die Sonne schob sich nach oben und es wurden viele Fotos gemacht. Man sollte sich so ein Ereignis nicht entgehen lassen. Unvorstellbar, dass wir der erste Kurs von Thomas waren, die sich zu diesem Event bereit erklärt hatten. Aber für ein gutes Bild macht man doch fast alles.
Nach der Rückkehr zum Hotel gab es zunächst Frühstück bevor wir uns wieder an den Theorieteil machten.
Heute stand hauptsächlich das Thema Kontrast im Fokus. Kontrast in Bezug auf Farben aber auch in Bezug auf die zu fotografierenden Objekte wie z.B. Neu kontra Alt. Nach der heute kurzen Theorie ging es dann vom Hotel weg zu Fuß entlang der „Waltner Runde“ auf Motivsuche. Unsere Tagesaufgabe heute: Bilder mit dem Thema Kontrast machen.
Bei diesem Thema war die Motivsuche nicht ganz so schwer wie die vorherigen Tage und wir kamen gut voran.
Etwas müde und erschöpft, vermutlich von dem frühen Aufstehen, kamen wir dann wieder im Hotel an. Bilder sortieren, auswählen und dann ging es an die Besprechung bevor wir uns dem Abendessen widmen konnten. Der ein oder andere hatte sich dann noch zur Weinprobe mit dem Hauswirt des Jägerhofs eingetragen, so dass der Tag dann noch lange nicht zu Ende war.
Impressionen Tag 3
Fotokurs Tag 4
Der 4. Tag sollte dann das Highlight des Fotokurses werden. Nicht nur, dass wir an diesem Tag im Hotel ein buntes Programm hatten, auch war am Abend geplant eine Diashow mit unseren besten Bildern allen Hotelgästen zu präsentieren.
Da wir uns alle am Nachmittag zu einem Kochkurs mit dem Küchenchef Siegi angemeldet hatten, war der Vormittag dieses mal ohne lange Theorie und wir fuhren gleich nach dem Frühstück los in die Passer Schlucht. Hier gab es genügend Motive mit Wasser, Brücken, Steinen, Bäumen und da es recht feucht war, auch mit Regentropfen auf den Pflanzen. Hier konnte also jeder für sich was zum Fotografieren finden.
Auch zeitlich hat alles prima geklappt und wir kamen rechtzeitig für unseren Kochkurs wieder im Hotel an. Schnell noch Duschen und los ging es dann schon an die Töpfe. Nachdem der Kochkurs dann zu Ende war, hieß es noch, Bilder aussortieren für die Diashow am Abend. Und dass noch vor dem Abendessen, da am heutigen Tag auch noch ein Slow-Food-Gala-Menü im Jägerhof bevor stand und direkt im Anschluss unsere Diashow vorgesehen war.
Die Diashow selber war sehr interessant, da in dieser ja von jedem die Favoritenbilder gezeigt wurden und nicht nur die Bilder aus den Tagesaufgaben. Auch bei den Hotelgästen kam die Show gut an und nachdem diese zu Ende war, ließen wir den Abend gemütlich ausklingen.
Impressionen Tag 4
Fazit:
Thomas Rathay vermittelt sein Wissen als Fotograf sehr anschaulich und auch mit viel Geduld, wenn man mal nicht gleich so richtig weiß, was er denn jetzt meint. Die Theorie veranschaulicht er mit jeder Menge Bilder um das Erklärte darzustellen. Hierbei greift er auf eine große Litanei an Fachliteratur zurück.
Auch während der Ausflüge im Passeiertal steht er ständig mit Rat und Tat zur Seite, hilft bei den Einstellungen und gibt Tipps wie man das theoretisch erlernte in der Praxis umsetzen kann. Und auch wenn die gleiche Frage mehrmals auftaucht, nimmt er sich immer die Zeit um alles nochmals von Anfang an zu erklären.
Thomas will im Grunde den Dialog. Es ist für ihn schlimmer, wenn keiner eine Frage hat. Von daher, fragen, fragen, fragen. So sind dann die Teilnehmer und auch Thomas zufrieden.
Vom Niveau her ist es im Grunde egal, ob man kompletter Neuling ist, oder bereits Vorerfahrungen hat. Thomas Rathay versucht alle Teilnehmer auf einen Stand zu bringen und bindet die mit den Erfahrungen auch ein wenig mit ein. Durch die Gruppengröße von max. 8 Personen hat er auch viel Zeit sich um jede Frage und jedes Problem zu kümmern, so dass jeder auf seine Kosten kommt. Harmoniert die Gruppe dann untereinander, so ergeben sich auch Hilfestellungen innerhalb der Teilnehmer und der Spaß steigt dadurch. In unserer Gruppe jedenfalls hat es Thomas geschafft, dass wir viel Spaß hatten und uns auch untereinander mit Rat und Tat zur Seite standen.
Und genau so soll es ja sein.
Thomas hat es, zumindest bei mir geschafft, dass der Spaß am Fotografieren und Freude in und an der Natur definitiv noch höher geworden ist.
Daher vielen Dank Thomas für diesen interessanten und unvergesslichen Kurs im wunderschönen Passeiertal in Südtirol.
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