Mit Hund ist das dann nochmal eine andere Sache. Hier gilt es um einiges mehr zu beachten. Denn es ist die schönste Wanderung nichts wert, wenn sie nur einer im Team schön fand. Es soll ja für alle ein tolles Erlebnis sein, denn Hunde genießen in der Regel einen Tag in der Natur mit ihrem Besitzer, am besten mit möglichst wenig anderen Menschen und schönen Begebenheiten.
Ich durfte vom Rother Verlag “Wandern mit Hund, Südtirol” von Franziska Rößner, lesen. Leider, aufgrund der noch anhaltenden Corona-Krise bleibt es vorläufig beim Lesen. Der Rother Verlag ist ein Bergverlag und hat zahlreiche Wanderführer heraus gebracht.
Facts
Thema | Info |
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Material | beschichteter Einband |
Größe | Taschenbuchformat |
Autorin | Franziska Rößner |
Seiten | 215 |
Auflage | 1. Auflage 2018 im Rohter Verlag |
ISBN | 978-3-7633-3085-0 |
Preis | 16,90 € |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Das Buch erscheint mit einem robusten Einband, der auch mal sonnencremeklebrige Finger oder einen Tropfen Schweiß verträgt. Die Farbfotos sind wunderschön aber vorallem geben sie tourencharakteristische Begebenheiten oder Panormen der entsprechenden Tour wieder.
Aus dem Inhalt
Ich selbst bin auch von Kind auf in den Bergen gewesen – das gesamte Jahr. In den Herbst- Weihnachts – und Winterferien waren wir fast immer in Südtirol in der Ortlerregion. Bergwandern oder Skifahren. Leider habe ich diese Gegend erst einmal im Frühjahr erlebt.
Ich freue mich schon sehr, mit diesem Wanderführer neue Touren und Regionen im schönen Südtirol kennen zu lernen.
Im Klappentext vorne sind nochmals alle Touren mit den entsprechenden Kurzinfos und Symbolen aufgelistet. Hier kann man gleich sehen, welche stark begangen sind, dann vielleicht nicht das richtige für einen schön vorhergesagten Sonntagnachmittag und welche zum Beispiel wenig Schatten bieten. Im Klappentext hinten ist eine Übersichtskarte, auf der man hauptsächlich schauen kann, welche Touren denn in der Nähe liegen zum Urlaubsdomizil.
Das Vorwort der Autorin ist kurz und knackig.
Da sie selbst schon immer in den Bergen oder im Gebirge war, seit geraumer Zeit mit Hund unterwegs ist und auch DAV-Wanderleiterin ist, bringt sie alles mit, was man braucht, um ein gutes Buch für die Berg- und Hundebegeisterten zu schreiben. Was gibt es Schöneres als die Weiten der Natur in den Bergen mit seinem Vierbeiner zu genießen!
Das Inhaltsverzeichnis brachte mich zum Schmunzeln.
Neben den klassischen Hinweisen (Name, Höhe des Berges und Schwierigkeitsgrad) gibt es hier die Unterteilung Schwierigkeitsgrad für Zwei – und Vierbeiner. Sehr gut! Und praktisch! Die Unterschiede zu den Anforderungen von Mensch und Hund können sich aus verschiedenen Aspekten ergeben. Passagen, die für die Menschen zur Erleichterung mit Stahltritten oder Drahtseilen versichert sind, helfen Hunden nichts, im Gegenteil. Und ein scharfkantiger Fels, der eigentlich unkritisch zu gehen wäre, kann für Hunde ein Problem oder sogar eine Gesundheitsgefährdung durch Ballenverletzungen bedeuten.
Auch dass die Einsteigertouren für junge oder alte Tiere nochmals extra aufgeführt sind, erleichtert einem die Suche enorm.
Allgemeine Hinweise sind immer gut.
Sie stimmen einen auf die Region ein und man kann schon mal im Vorfeld einen Check machen, ob die entsprechende Region gerade wirklich das Richtige für beide ist.
Die Anforderungen oder Aspekte zur Einschätzung von Mensch und Hund sind schnörkellos. Sie sind nüchtern, denn keiner sollte sich überschätzen, aber sie nehmen einem auch nicht die Lust aufs Wandern. Dann kommen die Ausführungen zu den unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden für die beiden ebenfalls unterschiedlichen Wanderteilnehmer.
Die Hinweise zu den Gehzeiten sind so wie überall. Dennoch ist es wichtig, dass diese eben ohne Pausen gerechnet sind. Und eben bei den Pausen muss man seinen Vierbeiner berücksichtigen. Das Bad im Bergsee, Trinken an einem Bach, Schattenpausen, wenn es denn welchen hat. Das passt nicht immer zu den eigenen Aufteilungen von Geh- und Pausenzeiten, aber so ist das eben.
Bei schönem Wetter sollte es keine Probleme geben, wenn man sich auf einer Hüttenterrasse mit seinem angeleinten Hund eine Pause gönnt. Die Hüttenhunde sind in der Regel Gäste mit Hund gewöhnt und sind meist entspannt. Spannender wird es wenn das Wetter miserabel ist und die Hütte voll oder der Hund triefend nass. Hier ist das mitgeführte Handtuch, so wie die Autorin empfiehlt, sicher Gold wert und wenn man seinem Hund noch beigebracht hat sich auf Kommando zu schütteln, wird man auch nicht gleich gesteinigt. Dass ein nasser Hund nicht nach Veilchen duftet, da müssen dann wohl alle durch.
Auch der Hinweis auf mitzuführende Wanderkarten trotz Wanderführer oder GPS ist wichtig. Es gibt (Gott sei Dank) immer noch Flecken ohne Handy- oder GPS- Empfang und böse Überraschungen möchte niemand auf einer Tour. Ich muss gestehen bei kleinen Wanderungen in unserem Mittelgebirge, bei denen ich weiß, dass die Beschilderung sehr gut ist, gehe ich auch nur mit Wanderführer. Aber im Gebirge wäre mir das zu unsicher.
Die Ausrüstungshinweise sind auch absolut praktisch orientiert. Das meiste habe ich immer, wirklich immer dabei, selbst wenn wir nur 3 Stunden im Mittelgebirge wandern. Aber die hundetypischen Extras sind es wirklich wert, berücksichtigt zu werden.
Je nach Hund sind auch grundsätzlich vielleicht Hundeschuhe mitzuführen, weil ständiges in den Bach gehen die Pfotenballen aufweicht oder eben scharfkantiges Gestein dieselben aufreißen kann. Schlittenhunde haben solche für ihr Sommertraining häufig. Es gibt da durchaus Auswahl.
Absolut wichtig ist, die Trinkmenge des Hundes zu berücksichtigen! In den meisten Fällen trage ich einiges an Wasser auf der Wanderung umsonst spazieren. Das ist nervig. Das Gefühl, dass das Wasser nicht für alle reichen könnte, ist aber ein sehr beklemmendes und sollte absolut vermieden werden.
Leinenpflicht, das Verhalten mit Weidevieh, Rechtliches,….all das ist sehr wichtig für Hundebesitzer, um nicht nur einen schönen gefahrlosen Wandertag zu verbringen, sondern auch immer wieder ein gern gesehener Gast zu sein.
Auch wer im Notfall zu verständigen ist, muss man wissen. Keiner will es brauchen, aber in einer Not- und damit meistens Stresssituation hat man für Nummernsuche und Googlerecherche keinen Kopf und vielleicht auch keinen Empfang.
Ein bisschen kultureller und geschichtlicher Hintergrund zur Urlaubsregion schadet nie, auch wenn man beim Wandern gerne abseits der Menschen sein möchte. Gerade geschichtlich hat Südtirol einiges zu bieten, weil immer wieder und anhaltend darum gekämpft wurde. Und diese Küche….
Die Touren
Auf Seite 34 geht es dann endlich los! Die 51 Tourenbeschreibungen beginnen. Die Beschreibungen sind alle gleich aufgebaut. Ein kurzer Abriss über die Charakteristika der Tour. Dann Kurzinfos zum Start- und Zielpunkt, Höhenunterschiede im Auf- und Abstieg, Gehzeiten, Anforderungen an Mensch und Hund – getrennt beschrieben, Wasserstellenhinweise, Anfahrtsmöglichkeiten, Einkehrmöglichkeiten und welche Karten empfohlen werden. So kann man auf einen Blick für sich klären, ob das was wäre oder nicht. Hilfreich ist auch immer das Höhenprofil. Wenn man sieht, dass mit Bergbahnen am Anfang und/oder Schluss gefahren wird, und das entweder für den Zwei- oder Vierbeiner gar nicht geht, dann braucht man nicht weiterlesen.
Die detaillierte Tourenbeschreibung mit ein oder zwei Bildern folgt dann.
Da ich aktuell leider keine der Touren gehen kann, aufgrund der Corona-Krise, habe ich für den Test eine Tour näher betrachtet, die ich bereits im Winter mit Schneeschuhen weitestgehend gegangen bin.
Es handelt sich um Tour 37, Villanderer Berg, 2509 m hoch.
Die Tour beginnt am Rand einer wunderschönen und weitläufigen Hochebene. Angenehm ist, dass es zunächst kaum aufwärts geht. Das ist für die Muskulatur und den Kreislauf echt angenehm. Allerdings liegt nahezu die gesamte Tour in der Sonne. Da man vom Startpunkt bereits den Villanderer Berg in der Ferne sehen kann bei guter Sicht, ist die Orientierung hier kein Problem, SOFERN man etwas sieht. Auch bei der Schneeschuhwanderung wurde vom Bergführer darauf hingewiesen, dass hier immer wieder Menschen in Bergnot geraten. Zunächst nicht sofort nachvollziehbar. Das Gelände ist nicht schwer. Allerdings ist gerade die Weitläufigkeit und Gleichförmigkeit des Geländes heimtückisch. Hier fehlen prägnante Orientierungspunkte über weite Strecken und viele gehen die Tour leider auch ohne entsprechende Ausrüstung oder Vorbereitung. Auch auf der Hochebene ist die Orientierung teils nicht so einfach ohne Sicht.
Die Aussicht ist vom Gipfel wirklich phänomenal in alle Richtungen. Für Hunde ist abgesehen vom fehlenden Schatten höchstens der Abstieg vom Totensee eine Herausforderung. Hier ist es steil und eventuell auch mal rutschig. Dir Tourenbeschreibung ist, sofern dies mit Schneedecke beurteilt werden kann, absolut zutreffend und realistisch. Ich habe auch die Besonderheiten dieser Hochebene in der Kurzbeschreibung wiedererkannt.
Insgesamt ist es eine ganz wundervolle Tour. Man sollte ausreichend Wasser und Proviant dabei haben, denn die Einkehrmöglichkeiten sind ganz am Anfang bzw. am Ende der Tour.
Fazit
Der Wanderführer “Wandern mit Hund, Südtirol” erschienen im Rother-Verlag für 17 Euro ist ein umfangreicher Wanderführer, der Mensch und Hund für das gemeinsame Bergerlebnis auf wunderschönen Touren unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades vorbereitet und sie dabei begleitet.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.