Während es nun Regionen gibt, die sich über einen brauchbaren DSL- oder gar Glasfaseranschluss keine Gedanken machen müssen, gibt es in Deutschland jedoch noch immer Ortschaften, gerade im ländlichen Bereich, die von einem solchen Anschluss offenbar noch meilenweit entfernt sind.
Zum Glück hat insbesondere der Wettstreit der Provider-Giganten um das Netz der Zukunft 5G zwischenzeitlich zu einem enormen Ausbau des 4G/LTE-Netzes geführt und wird das auch noch weiterhin tun, so dass zumindest diese Internet-Zugangsmöglichkeit als Alternative in Betracht kommt. Hierfür benötigt man dann lediglich einen geeigneten Router, idealerweise mit WLAN-Fähigkeit und einen Provider, der eine bedarfsgerechte Datenoption anbietet.
Wir haben uns dazu entschlossen, den Netgear Orbi 4G LTE WiFi Router unter die Lupe zu nehmen. Dabei sollte es weniger um die technischen Ausarbeitungen gehen, über die bereits andere Produkttests informieren, als vielmehr um die praktische Anwendbarkeit, Zuverlässigkeit und weil wir uns ja auf Outdoor spezialisiert haben, auch die Verwendungsmöglichkeiten in diesem Bereich.
Facts
Thema | Info |
---|---|
WLAN-Abdeckung | 125 m² |
Technische Details | Implizites und explizites Beamforming für 2,4- und 5-GHz-Frequenzbänder MU-MIMO-fähig für gleichzeitiges Daten-Streaming auf mehreren Geräten Leistungsstarker Quad-Core-Prozessor mit 710 MHz |
Tri-Band-WLAN | 2,4 GHz (400 MBit/s†) + 5 GHz (866 MBit/s) für die Internetverbindung von WLAN-Geräten Dedizierte 5-GHz-(866 MBit/s†)-WLAN-Verbindung für schnellere Datenverbindungen zwischen Orbi Router und (zusätzlichem) Orbi Satellit |
LTE-Support | Integriertes 4G-LTE-Modem LTE-Kategorie 18, für Verbindungen mit bis zu 1,2 GBit/s 4G-Band (LTE-FDD): B1,3,5,7,8,20,28 4G-Band (LTE-TDD): B38,40,41 3G-Band: B1,3,5,8 |
Abmessungen | 17,0 x 5,6 x 22,6 cm |
Gewicht | 780 g |
Ports | Zwei (2) externe SMA-Antennenanschlüsse (Antenne nicht im Lieferumfang enthalten) Zwei (2) Gigabit-Netzwerkanschlüsse mit 10/100/1000 MBit/s (1 WAN und 1 LAN) |
Preis | 399,99 € |
Erster Eindruck und Verarbeitung des Netgear Orbi
Der Orbi 4G LTE WiFi Router kommt in einer optisch ansprechenden Umverpackung, die den Orbi sowie einen weiteren flachen Karton beinhaltet, in dem sich das Netzteil, zwei daran anbringbare Netzstecker für Steckdosen unterschiedlicher Art, ein Netzwerkkabel sowie diverse Unterlagen (Konformitätshinweis, Downloadmöglichkeit Handbuch, Informationen zur Gerätesicherheit und Software-Aktualisierung sowie eine Kurzanleitung – jeweils in mehreren Sprachen) befinden.
Der Orbi selbst ist flach oval. An der Rückseite unten befinden sich diverse Anschlussmöglichkeiten (LAN/WAN, Nano-SIM-Karten-Steckplatz, Netzteilanschluss, 2 Buchsen für zusätzliche LTE-Antennen, u.a.). Unter dem eingelassenen grau-blauen “Deckel” befindet sich eine ringförmige LED. Die Vorderseite des Orbi besticht durch einen schlichten Aufdruck “Orbi” im unteren Bereich. Die Gesamtoptik des Orbi wäre eigentlich schlicht, wirkt aber durch seine ovale Form dann doch sehr ansprechend und modern.
Der passende Stecker lässt sich recht einfach auf das Netzteil aufschieben und rastet dann auch spürbar ein, so dass eine stabile Verbindung zwischen den beiden Komponenten besteht.
Das Netzwerkkabel ist ca. 1,5 Meter lang und fällt insbesondere dadurch auf, dass das Kabel selbst flach und entgegen aller Erwartungen tatsächlich mal nicht gelb ist, was freut, da ein gelbes Netzwerkkabel nicht zum optischen Wohlgefallen beigetragen hätte.
Praxistest
Nach dem zügigen Überfliegen der Kurzanleitung, die darauf hinweist, dass zum Einrichten des Orbi idealerweise die Orbi-App heruntergeladen werden kann, wurde das getan.
Anschließend die Nano-SIM-Karte in den dafür vorgesehenen Platz gesteckt, bis diese hörbar „einklickt“ und das Netzteil angeschlossen. Ein langsam blinkendes Aufleuchten der oben ringförmig angebrachten LED weist darauf hin, dass sich etwas tut.
Nach dem Starten der Orbi-App mit dem Android-Smartphone und der Auswahl, dass eine Neueinrichtung stattfinden soll, wird angeboten, über den Scan eines QR-Codes die Geräteauswahl automatisch erkennen zu lassen. Dieser QR-Code ist zusammen mit den WLAN-Zugangsdaten auf einer schmalen Folie aufgedruckt, die sich um den oberen Bereich des Orbi anschmiegt und einfach nach oben abgezogen werden kann. Es handelt sich quasi noch um einen Teil der Orbi-Umverpackung, den man jedoch zunächst nicht entsorgen sollte.
Im weiteren Verlauf darf man über die Smartphone-WLAN-Einstellungen den Orbi als WLAN auswählen und mit dem auf besagter Folie aufgedruckten Passwort verbinden. Und das war es dann eigentlich auch schon – es darf gesurft werden. Sobald eine Verbindung besteht, hört übrigens auch das langsame Blinken der ringförmigen LED auf – kein Blinken, kein Leuchten, kein Flackern; also ideal, um den Orbi unauffällig aufzustellen.
Die Orbi-App bietet noch eine Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten, wie das Einrichten eines Gastzugangs oder einer Kindersicherung, wie man es auch, zumindest in Teilen, von den Konfigurationsprogrammen anderer Router kennt. Besonders ins Augenmerk gestoßen ist hierbei die Möglichkeit, den Router alleine als LTE-Router (voreingestellt), als kombinierten Router Ethernet-LTE sowie als WLAN für ein Ethernet zu bestimmen. Da nicht klar war, welchem Zweck die kombinierte Router-Variante dienen soll, wurde nach kurzer Internet-Suche festgestellt, dass diese dazu dient, einem bestehenden Router dann mit LTE-Verbindung unter die Arme zu greifen, wenn die bestehende Verbindung abbricht oder mit zu wenig Leistung für den angeforderten Bedarf daher kommt, was neben der reinen LTE-Variante auf jeden Fall auch getestet werden sollte.
Die Orbi-App erscheint für die meisten grundlegenden Informationen und Einstellungen ausreichend. Für weitergehende Einstellungen, wie z.B. der Einrichtung eines VPN lohnt sich ein Blick in das über einen Browser aufrufbare Konfigurationsmenü (“orbilogin.com”), wo der volle Umfang der Konfigurationsmöglichkeiten ersichtlich wird.
Der Router deckt nach Herstellerangaben einen Bereich von bis zu 125 qm ab. Weitergehende WLAN-Abdeckung ließe sich durch das Einbinden von sogenannten Satelliten zu einem Mesh-Netzwerk erreichen. Ein solcher Bedarf hat sich jedoch nicht ergeben, denn der Orbi 4G LTE WiFi Router von Netgear wurde nach entsprechender Einrichtung als zunächst alleiniger LTE-Router im Erdgeschoss eines Einfamilienhauses platziert.
Das Gebäude ist eineinhalb-geschossig und vollunterkellert. Daneben ist, etwas versetzt, eine Garage unmittelbar am Gebäude, aber am weitesten vom Standort des Orbi entfernt. Das Wohnhaus selbst hat im Erd- sowie Kellergeschoss je ca. 80 qm Wohnfläche. Im Obergeschoss sind es noch immer ca. 65 qm. In allen Ecken des Wohnhauses konnte das WLAN des Orbi empfangen werden. Wenn die diesbezüglichen Informationen der Orbi-App verwendet werden, erhielten wir als schlechteste Signalstärke noch immer ein „OK“, meist jedoch ein „Sehr gut“. Diese Signalstärken wurden mit dem 5-GHz-Frequenzband erreicht. Erfahrungsgemäß werden mit 2,4-GHz noch gar weiter entfernte Bereiche abgedeckt.
Einzig in der Garage fiel die Signalstärke schlagartig stark ab, was sicherlich der Summe der jeweiligen, insbesondere dann auch Außenwände geschuldet war. Dennoch war eine Verbindung vorhanden, was mit dem WLAN-Router eines bekannten DSL-Providers bislang nicht der Fall war, weshalb festzuhalten blieb, dass die WLAN-Reichweite überdurchschnittlich scheint.
Die weiteren Testwochen verliefen reibungslos, ohne auch nur annähernd den Verdacht temporärer Verbindungsschwächen aufkommen zu lassen. Natürlich sind Schwankungen in der LTE-Geschwindigkeit vorhanden, die jedoch bei allen durchgeführten Speedtests auf Netzauslastungen des Providers zurückzuführen waren.
Da die WLAN-Stärke des Orbi mehr als offensichtlich waren, erschien der Test als reine WLAN-Bereitstellung für einen Router ohne WLAN überflüssig. So blieb noch die Option, den Orbi als LTE-Router dann zum Einsatz zu bringen, wenn die Leistung eines sonst vorhandenen (DSL-)Routers schwächelt oder gar komplett abbricht, um dann quasi die Rückfallebene zu bilden und so weiterhin Internetzugang zu ermöglichen. Hierbei wird der Orbi mit dem zu unterstützenden Router kabelverbunden. Tatsächlich war es so, dass der zu unterstützende Router eines namhaften Providers regelmäßig seine volle Leistung nicht erbringen konnte; in der Regel, weil die Netzauslastung oft so hoch war, dass zeitweise nur noch Geschwindigkeiten von ca. 1-2 Mbit erreicht wurden. Ob sich das durch den Orbi ändern würde, war zu testen. Die Verbindung mit dem bestehenden Router wird in der Orbi-App dadurch ersichtlich, dass ein Internetzugang durch die entsprechende Symbole dargestellt wird; in vorliegendem Fall also sowohl durch das LTE-Symbol als auch durch ein Ethernet-Symbol.
Die WLAN-Verbindung wurde zum Orbi hergestellt und ein erster Speedtest erbrachte die Geschwindigkeit, die bei einem zeitgleich durchgeführten Speedtest mit einem anderen Endgerät und einer Verbindung zum zu unterstützenden Router durchgeführt wurde. Vergleichbare Speedtests wurden mehrfach durchgeführt, so dass deutlich wurde, dass die Geschwindigkeit des zu unterstützenden Routers gemessen wurde. Sehr auffällig hierbei war, dass reibungsloses Internet-HD-Fernsehen mit zwei Apparaten auch dann noch bufferfrei möglich war, wenn der Speedtest eigentlich hierfür zu schwache Internetleistung erbrachte. Auch das wurde mehrfach so festgestellt, weshalb angenommen werden musste, dass hier nun der Orbi die angeforderte Unterstützung brachte, auch wenn das sonst nicht erkennbar war. Diese Option überraschte sehr positiv und macht den Orbi spätestens dann unabdingbar, wenn eine dauerhafte Internetverbindung vorhanden sein sollte, jedoch nur eine schwächelnde erreicht werden kann.
Wir wären ja aber nicht outdoortest.info, wenn wir die Artikel nicht auch für den Outdoor-Zweck testen wollten, auch wenn das vom Hersteller so zunächst einmal nicht vorgesehen ist 😉
Hier wird schnell klar:: ohne Stromanschluss wird das nichts, da eine Akku nicht vorhanden ist. Dieser Umstand sowie die Tatsache, dass der Orbi zu groß ist, um im Rucksack oder in der Sporttasche Platz zu finden, lassen eine Verwendung für Tagesausflüge ins Freie (Wald, Badesee, …) oder Zeltaufenthalte eher nicht zu.
So bliebe noch die Verwendung im Wohnmobil, bzw. Wohnwagen. Das beigefügte Netzteil übermittelt eine Stromabgabe von 12 Volt bei 2,5 Ampere, was ca. 30 Watt ergibt. Ein separates 12-Volt-Anschlusskabel ist nicht vorhanden. Doch auch wenn ein solches vorhanden wäre, wäre der Bedarf von bis zu 30 Watt derart energieraubend, dass bei freiem Camping abseits externer Stromzufuhr-Möglichkeiten der Orbi wohl eher nur temporär zum Einsatz kommen dürfte, auch wenn er hierbei dann seine hervorragende WLAN-Reichweite voll ausleben dürfte. Wer jedoch ohnehin gerne auf Campingplätzen oder entsprechend ausgestatteten Stellplätzen campt, dürfte mit dem Orbi voll und ganz zufrieden sein und könnte sicher auch seinen Camping-Nachbarn noch Internetzugang anbieten 😉
Pro / Contra
Pro
- Sehr einfache Einrichtung
- Zurückhaltend moderne Optik
- Hervorragende WLAN-Abdeckung
- Breitgefächerte Verwendungsmöglichkeiten
Contra
- Outdoor-Verwendung nur eingeschränkt möglich
Fazit
Als Outdoor-Tester lässt sich feststellen: der Orbi 4G WiFi Router von Netgear eignet sich hierfür nur sehr eingeschränkt.
Hervorragend eignet er sich jedoch als WLAN-Router überall dort, wo ein Stromanschluss vorhanden ist. Ob man dann gutes oder schlechtes Internet erhält, liegt lediglich noch am Provider. Sollte der richtige ausgewählt sein, steht der Orbi innerhalb kürzester Zeit mit voller Leistung zu Verfügung und lässt sich dank Orbi-App noch individuell konfigurieren. Seine LTE-Verbindung zum Internet macht ihn im Gegensatz zu anderen Breitbandverbindungen ortsunabhängig, was ihn eine echte Alternative zum Hausanschluss werden lässt. Dann lohnt es sich auch, den im Vergleich zu alternativen Breitbandverbindungen in der Regel etwas höheren Monatsbeitrag für eine ordentliche LTE-Fla in kauf zu nehmen.
Preislich reiht sich der Orbi mit 399,99 Euro im oberen Segment ein, obgleich er bereits deutlich günstiger zu finden war. Unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit des Orbi sowie seiner Verwendungsbreite können wir abschließend feststellen: ja, der Orbi 4G WiFi Router ist die richtige Wahl, wenn LTE unterstützend zu einem bestehenden Internetzugang oder gar alleinig Sinn macht, was noch immer regelmäßig außerhalb von größeren Städten der Fall ist. Daher: Kaufempfehlung 🙂
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.