Ein Rucksack mit dem Volumen von 30 Liter ist für mich der ideale Begleiter auf Eintages- oder Mehrtageswanderungen, sonstigen sportlichen Aktivitäten, auf dem Weg zum Sport oder einfach nur im Alltag.
Daher freue ich mich auf den Test des Rucksacks „Tempest 30“ des Herstellers Osprey und bin gespannt, wie er sich im Praxistest schlägt.
Facts
Thema | Info |
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Material | Hauptteil: 70D x 100D Nylon Mini Shadow Brick Akzente: 420HD Packcloth-Nylon Unterseite: 420HD Packcloth-Nylon |
Größen | 9, 16, 20, 30, und 40 Liter |
Farben | Black, Choloblast Green, Mystic Magenta, Iris Blue |
Gewicht | 0,86 kg |
Maße | 57 x 28 x 27 cm |
Lastbereich | 7-13 kg |
Einsatzbereich | Wandern, Klettern, Laufen, Radfahren |
Preis | 130,00 € |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Der Tempest 30 wirkt für mich beim ersten Eindruck sehr hochwertig, die Reißverschlüsse des Deckelfachs und den Taschen an den Hüftflossen laufen flüssig und sind alle mit Zip-Hilfen versehen. Die Steckverschlüsse des Hauptfachs und des Hüft- und Brustgurt lassen sich ebenfalls einfach öffnen.
Die größte, offensichtliche Besonderheit des Tempest 30 ist für mich jedoch das Gewicht des Rucksacks, denn schon beim Auspacken und Probetragen fällt auf, dass er ein echtes Leichtgewicht ist. Das Hauptmaterial des Rucksacks aus Nylon ist auffallend dünn, aber wirkt trotzdem strapazierfähig und robust.
Ich durfte den Rucksack in der Farbe „Chloroblast Green“ testen und für mich ist das satte und trotzdem natürliche Kiefergrün ein echter Hingucker, aber das ist natürlich Geschmacksache.
Praxistest
Der Tempest 30 wurde auf Mehrtagestouren, Eintagestouren und bei Klettersteigen im Frühjahr und Sommer getestet und begleitete mich zudem häufig als Transporthilfe im Alltag.
Stauraum:
Um den Stauraum zu testen, packe ich ihn zunächst für eine 3-Tages-Hüttentour im Allgäu. Um sich ein Bild zu machen, wie viel man im Tempest 30 unterbringen kann, habe ich auf einem Bild (s.u.) meinen Packinhalt dargestellt und anschließend den damit gepackten Rucksack dargestellt. Ich habe das Volumen des Rucksacks damit nicht ganz ausgereizt, es gäbe noch Platz für eine dickere Fleecejacke an kälteren Tagen oder mehrere T-Shirts falls die Tour länger gehen würde – ein echtes Platzwunder.
Nun aber zur Aufteilung des Stauraums.
Der Tempest verfügt über ein großes Hauptfach. Die verhältnismäßig kleinen Schnallen des Leichtgewichtrucksacks zum Öffnen des Hauptfachs sind im ersten Moment gewöhnungsbedürftig. Aber letztendlich habe ich im gesamten Nutzungszeitraum für mich keine Nachteile erkannt, da sie trotzdem robust und gut bedienbar sind.
Das Hauptfach selbst ist lediglich von oben zu beladen und hat keine weiteren Öffnungen.
Obwohl ich die Möglichkeit eines zusätzlichen seitlichen Zugangs zum Hauptfach sehr praktisch fände, ist das im Falle des Tempest mit einem Volumen von 30 Liter nicht zwingend erforderlich.
Aufgrund der relativ kleinen Größe des Hauptfachs bei einem 30 Liter-Rucksack hält sich die „Unordnung“ in Grenzen. Wer beim Packen ohnehin mit farbigen Packbeuteln arbeitet, erreicht hier trotzdem alles mit einem Griff.
Einen weiteren Verstauraum bieten zwei Deckelfächer des Rucksacks. Das größere Fach ist mittels Reißverschluss von außen zu öffnen. Ich nütze das Fach daher meist für Gegenstände, die ich bei einer Wanderung schnell zur Hand haben will. (Kompaktkamera, Sonnencreme, Taschentücher, Wanderkarte). Auffallend ist für mich hierbei, dass bei nicht ganz prall gefülltem Hauptfach das Deckelfach des Rucksacks ein wenig aus dem Gleichgewicht gerät, und nach hinten überhängt und sich damit vom Körpermittelpunkt seines Trägers entfernt (siehe Bild unten). Dies ist auch dem leichten, dünnen Nylonmaterial geschuldet, das natürlich nicht ganz formstabil ist.
Ich würde mir daher das Deckelfach ein wenig kleiner wünschen um das Gewicht körpernäher tragen zu können, auch wenn der Allroundrucksack nicht randvoll bepackt ist. Bei meinen Wanderungen habe ich vermieden schwerere Gegenstände, wie meine Kamera dort zu verstauen, weil man das hin- und herrutschen der Gegenstände im Fach doch beim Auf- und Abstieg merkt.
Das zweite, kleinere Fach befindet sich auf der Unterseite des Deckels. Es ist durch Öffnen der Steckschnallen des Hauptfachs und einem leichtgängigen Reißverschluss zu erreichen. Das Fach besteht aus durchsichtigem, aber trotzdem stabilen Netzstoff und bietet Innen einen Schlüsselclip, was ich beides sehr praktisch finde.
Der Tempest 30 verfügt weiterhin über zwei Seiteneinschubfächer aus Mesh-Material mit zusätzlich verstellbaren Riemen. In den Seitenfächern können ohne Probleme auch größere Trinkflachen (1,5 l) fixiert werden. Mittels der Kompressionsriemen, welche außerhalb des Meshs oder Innerhalb des Seitenfachs entlang befestigt werden könnten („Inside-Out-Kompressionsgurte“), gelingt es einerseits die Inhalte der Seitenfächer, aber auch des Rucksackinhalts zu fixieren/komprimieren – für mich die perfekte Lösung.
Eine weitere Möglichkeit der Getränkemitnahme bietet das externe Trinkblasenfach, welches sich zwischen der Rückenplatte und dem Rucksack selbst befindet. Der klare Vorteil des Fachs liegt für mich eindeutig darin, dass ich meinen Wasservorrat von außen befüllen kann, ohne dafür das Hauptfach des Rucksacks zu öffnen. Am Anfang erfordert das Verstauen einer vollen Trinkblase ein bisschen Übung. Wenn man aber darauf achtet, beim Verwenden einer Trinkblase das Hauptfach nicht allzu prall zu packen, funktioniert die Unterbringung der Trinkblase sehr gut.
An den Hüftflossen befinden sich auf beiden Seiten kleine Reißverschlussfächer, in welchen sogar mein verhältnismäßig großes Smartphone (15,4 cm x 7,5 cm) noch Platz findet und so für Fotos stets griffbereit ist.
Am linken Schultergurt befindet sich eine kleine Tasche aus Stretch-Netzstoff – ideal für einen kleinen Snack auf der Wegstrecke.
Zusätzliche Ausstattung:
Der Tempest 30 hat die von Osprey mit „Stow-on-the-Go“ beschriebene Trekkingstock-Halterung, welche aus einem Riemen am Rucksack selbst und einem verstellbaren Gummiriemen am Träger besteht. Ich denke jeder Wanderer mit Trekkingstöcken kennt die Überlegung z.B. bei flacheren Wegstrecken oder kurzen felsigen Passagen: „Lohnt es sich den Rucksack abzusetzen und die Trekkingstöcke wegzupacken?“ Gerade bei abwechslungsreichen Touren finde ich die durchdachte Stockhalterung einfach genial, weil die Stöcke während dem Gehen in Sekunden aufgeräumt sind.
Ein Raincover sucht man leider vergeblich. Trotz der Einbußen beim Gewicht des Rucksacks ist für mich persönlich ein integrierter Regenschutz immer ein sinnvolles Feature, welches man bei guter Wetterprognose immer noch zu Hause lassen könnte. Ein passendes Raincover lässt sich aber bei Osprey für 24 Euro zusätzlich erwerben.
Der Tempest 30 hat auf der Vorderseite noch eine große Stretch-Netzstofftasche, die oben mittels Steckschnalle geschlossen ist. Ich habe das Fach u.a. für meine nasse Regenjacke genutzt, die dann den Tag über nahezu trocken wurde. Ansonsten bietet sich die Tasche auch für so ziemlich alle Gegenstände an, die man ohne großen Aufwand schnell zur Hand haben will – eine viel genutzte Verstaumöglichkeit.
Am Rucksack befinden sich noch weitere praktische Features, wie Befestigungsschlaufen zur Mitnahme von zwei Bergsteigerbeilen oder Eisgeräten und eine Halterung für ein LED-Licht.
Passform/Tragekomfort:
Der Tempest verfügt über ein Rückensystem in frauen-spezifischer Passform. Die Rückenplatte besteht aus mit Mesh-Material bezogenen Schaumrippen und geht dann fließend im Lendenbereich in die ebenfalls gepolsterten Hüftflossen über.
Die Rückenlänge des Tempest kann mittels Klettbänder unter der Rückenplatte ganz individuell an den Rücken angepasst werden und sitzt deshalb passgenau.
Obwohl die Hüftflossen und die Gurte beim Lightweight-Rucksack eher schlank gehalten wurden, habe ich den Rucksack beim Tragen über mehrere Tage, bei einem Gewicht von bis zu 8 kg, als angenehm, bequem und weich empfunden.
Durch den Mesh-Überzug ist der Rücken ausreichend belüftet. Bei sportlichen Wanderungen blieb es bei mir nicht aus, dass mein Rücken vom Schwitzen trotzdem feucht/nass wurde. Das gehört für mich zum Sport einfach dazu und ist beim schnelltrocknenden Mesh-Material kein Problem.
Pro / Contra
Pro
- Sehr leicht
- keine Einbußen in Sachen Tragekomfort/Bequemlichkeit
- individuelle Rückenlänge einstellbar
- Seitenfach mit integrierten Kompressionsriemen
- Griffbereite Verstauung des Handys an der Hüftflosse auf bei größeren Smartphones
Contra
- Deckelfach zu groß für Körpernahes Tragen
- Kein integriertes Raincover
Fazit
Der Tempest 30 ist für mich ein gelungener Leichtgewichtrucksack für Frauen und ein echter Allrounder.
Trotz der Reduzierung des Gewichts wurde zwar nicht auf Bequemlichkeit und Tragekomfort verzichtet, in Sachen Ausstattung und Funktionalität sind jedoch kleine Einbußen in Kauf zu nehmen. Insbesondere die Formstabilität und Ergonomie leidet ein wenig aufgrund des dünnen, leichten Materials.
Der Käufer sollte sich in jedem Fall Gedanken machen, welche Funktion/Ausstattung für ihn Priorität haben – Leichtgewichtrucksack oder maximale Ausstattung.
Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass der Tempest 30 mit der „All Mighty Guarantee“ ausgestattet ist und Reklamationen oder Mängel über die Homepage geltend gemacht werden können. Die Fa. Osprey verfolgt dabei aus Gründen des Umweltschutzes das Ziel, nach Möglichkeit die Produkte zu reparieren und nicht zu ersetzen.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.