“Vanlife” ist sicherlich kein neues Thema, wächst aber seit ein paar Jahren stetig. Der Traum vom Leben auf 4 Rädern wird von immer mehr Menschen in die Realität umgesetzt. Allein schon der individuelle Ausbau reizt viele, da man hier im Grunde seinen Camper so einrichten kann, wie man möchte.
Bevor man sich in Sachen Vanlife die Mühe macht und sich einliest, sollte man vorab erst einmal sich darüber im Klaren sein, was man überhaupt will.
Zwischenzeitlich können wir auf ein paar Jahre Wohnwagennutzung, sowie ein paar Jahre campen mit einem Zeltanhänger oder Dachzelt zurückblicken und haben dadurch schon die ein oder andere positive aber auch negative Erfahrung gemacht.
Für alle die noch unschlüssig sind, empfehlen wir sich mal unsere WoMo, Camper & Co Reihe durchzulesen, welche ihr unter den folgenden Links finden könnt.
- Teil 1: Wohnmobil und Wohnwagen
- Teil 2: Camper und Zeltanhänger
- Teil 3: Dachzelte und Zelte
- Teil 4: Grafische Übersicht der Vor- und Nachteile
Ist man dann zu dem Entschluss gekommen, dass man sich einen eigenen Camper aus einem Kastenwagen bauen will, dann sollte man sich folgende Punkte mal notieren und darüber nachdenken. (Aufzählung nicht abschließend)
- 1. Anzahl der Personen, welche regelmäßig mitreisen
- 2. Wie viele Personen sollen im Camper schlafen können
- 3. Sind Kinder dabei
- 4. Wird der Camper ausschließlich für den Urlaub, eine größere Reise oder auch im Alltag genutzt
- 5. Welche Regionen sollen angefahren werden
- 6. Soll der Camper nur im Sommer genutzt werden, oder das ganze Jahr über
- 7. Selber kochen oder Essen gehen
- 8. Wasser und Strombedarf
- 9. Welche sonstige Ausrüstung wie Fahrrad, Surfbrett und Co. sollen noch mitgenommen werden
Aber gehen wir die Punkte im Einzelnen mal durch.
Punkt 1: Anzahl der Personen, welche regelmäßig mitreisen
Hier geht es im Grunde um die Sitzplätze im Fahrzeug, welche auch entsprechend mit Gurten ausgestattet sein müssen. Selbst wenn nicht regelmäßig alle Plätze belegt sind, sollte man sich Gedanken machen, was die Maximalanzahl wäre. Auch wenn man diese nur 1-2 im Jahr voll ausfüllt. Es wäre aber ärgerlich, wenn man hier am Ende mit einem zweiten Fahrzeug hinterher fahren muss.
Somit kommen wir auch gleich zu
Punkt 2: Wie viele Personen sollen im Camper schlafen können
Hier sollte man unterscheiden, ob alle Mitfahrer aus Punkt 1 auch im Camper übernachten. Es soll ja auch welche geben, die gerne im Zelt schlafen, aber dennoch mitfahren. Aber bitte Bedenken. Als Backup für extrem schlechtes Wetter oder sonstige Notfälle, sollte man alle Mitfahrer aus Punkt 1 auch im Camper beherbergen können. Zur Not kann man ja auf dem Fußboden auch einen Schlafplatz mit einrechnen. Wie gesagt, aber nur zur Not. Der Idealfall wäre natürlich, dass man bei 4 Personen die im Camper verreisen auch 4 Schlafplätze hat. Von daher sollte man sich den Punkt gut überlegen.
Punkt 3: Sind Kinder dabei
Der Punkt ist zugegebenermaßen etwas „ungeschickt“. Grundsätzlich könnte man sagen, dass die Kids beim Schlafen weniger Platz brauchen, aber die wachsen ja noch. Dann könnte es aber auch sein, dass diese ab einem gewissen Alter auch gar nicht mehr mit den Eltern in den Urlaub wollen, oder sich in das eigenen Zelt zurückziehen.
Hier sollte man genau abwägen, wie alt die Kinder sind und am besten auch einschätzen können, ob die Kids Spaß an einem Camper haben.
Punkt 4: Wird der Camper ausschließlich für den Urlaub, eine größere Reise oder auch im Alltag genutzt
Dieser Punkt bezieht sich nicht nur auf die Gesamtgröße des Kastenwagens, sondern auch teilweise auf die Innenausstattung.
Will ich das Fahrzeug auch im Alltag nutzen, dann sollte ich auf entsprechend kompakte Maße achten, wenn ich in der Stadt wohne. Auf dem Land dürfte dies nicht ganz so trivial sein, aber auch hier sollte man bedenken, dass man mal in die Stadt und gegebenenfalls in ein Parkhaus fahren muss.
Auch wenn ich beim Einkauf den Kühlschrank oder die Kühlbox nutzen will, sollte man sich über den Einbauort Gedanken machen, so dass diese gut zu erreichen ist.
In Bezug auf die Innenausstattung muss ich mir dann Gedanken darüber machen, wie ich diese einteile bzw. wie ich sie befestige. Je nachdem was ich mal transportieren möchte, kann es schon vorkommen, dass man das ein oder andere Mobiliar rausnehmen muss. Auch ein Festbett im Heck kann da schon im Weg sein und hier sollte man sich dann über eine Klapplösung Gedanken machen.
Punkt 5: Welche Regionen sollen angefahren werden
Je nachdem wohin man verreist, benötigt man mal mehr oder weniger Stauraum. Fahre ich nach Norwegen, muss ich wohl mehr warme Klamotten einpacken, als wenn ich 3 Wochen nach Italien an einen See fahre.
Daher stellt sich hier die Frage, wie viel Stauraum ich zur Verfügung habe. Und dieser kann entweder durch Fahrzeuglänge oder Fahrzeughöhe kompensiert werden. In Sachen Höhe sollte man sich auch überlegen, dass man in kühleren Ecken der Welt, sich vermutlich mehr im Fahrzeug aufhält, als im Süden. Daher ist die Frage auch, wie hoch soll der Innenraum sein? Soll ich bequem stehen können, oder muss ich immer den Kopf einziehen. Muss ich an meinem Urlaubsort oft in eine Tiefgarage oder Garage fahren, bietet sich oft ein Aufstelldach an. Ist dies nicht der Fall, kann ich ein Hochdach nehmen, welches auch in Sachen Isolierung besser ist als ein Aufstelldach.
Daher ist es wichtig, dass man sich vorab mal Gedanken darüber macht, welche Ecken der Erde ich mit dem Camper dann auch bereisen möchte.
Dies ist auch in Punkto Gesamtgröße des Campers wichtig. Denn wenn ich auf meiner Weltreise kleine Bergdörfer anfahren möchte, dann sollte ich nicht mit einem großen Schiff um die Ecke kommen, sondern vielleicht was Wendiges unter dem Hintern haben.
Möchte ich aber nur ganz relaxed am Gardasee campen, ist die Gesamtgröße nicht ganz so wichtig.
Punkt 6: Soll der Camper nur im Sommer genutzt werden, oder das ganze Jahr über
Hier geht es um Überlegungen, wie der Camper zum einen gedämmt und zum anderen beheizt oder gekühlt werden soll. Wobei man eine ordentliche Dämmung auf jeden Fall anbringen sollte, da diese auch das Fahrzeug im Sommer kühler hält.
Bin ich aber in kalten Regionen unterwegs oder möchte auch Wintercamping betreiben, kommt man um eine Standheizung oder sonstige Heizquelle nicht herum. Will man eine Gasheizung installieren, muss man den Platz für die Gasflasche mit einberechnen. Auch sollte man sich überlegen, wie man die warme Luft im Fahrzeug verteilen will, damit es überall gleichmäßig warm wird.
Im Sommer oder in sehr heißen Regionen, kann eine Klimaanlage notwendig werden, die neben Platz auch Strom benötigt. Auch dies sollte man mit einberechnen.
Daher ist die Überlegung hier schon wichtig, wie ich den Camper über das Jahr nutzen möchte.
Hier spielt auch bereits der Punkt 9 in Sachen Stauraum mit rein. Denn wenn ich den Camper auch im Winter zum Skifahren nutzen will, dann sollte man entsprechend Stauraum für die Ausrüstung einplanen.
Auch empfiehlt es sich, unabhängig von Sommer oder Winter, eine „Nasszelle“ vorzusehen, in welcher man nasse bzw. feuchte Kleidung zum trocken aufhängen kann.
Punkt 7: Selber kochen oder Essen gehen
Dieser Punkt hat zum einen mit der Größe des Grills/Kochfelds zu tun, aber auch damit, wo ich koche. Will ich im Fahrzeug kochen und dort ein Kochfeld fest integrieren, dann werde ich wohl um eine jährliche Gasprüfung nicht drum herum kommen.
Nehme ich aber einen Grill und stelle diesen vor dem Camper um zu kochen, ist die Gasprüfung hinfällig, da dieser nicht fest im Fahrzeug verbaut ist.
Auch stellt sich die Frage, für wie viele Personen ich kochen muss. Wenn ich alleine unterwegs bin, reicht mir vielleicht ein kleiner Kocher mit einer Gaskartusche. Sind es aber 4 Personen, sollte schon ein Grill mit zwei Flammen her. Dies ist natürlich dann auch wieder eine Frage des Platzes. Während der Kocher mit Gaskartusche in einer Schublade verschwindet, benötige ich für den Gasgrill schon eine 5 kg Gasflasche die irgendwo auch sicher untergebracht werden muss.
Oder will ich gar nicht kochen, sondern ich gönne mir den Luxus und gehe jeden Abend essen? Soll es auch geben und sei jedem gegönnt.
Punkt 8: Wasser, Strombedarf und Toilette
Autark ist gerade bei einem solchen Gefährt das Stichwort Nummer eins. Egal wo man steht, man will nicht auf fremden Strom oder Wasser angewiesen sein.
Dies bedingt natürlich, dass man in Bezug auf das Wasser entsprechende Tanks mit sich führt. Es ist allein hier schon in Sachen Tankgröße ein Unterschied, ob ich zur Anfahrt zum Campingplatz nachts irgendwo übernachte, oder ich 2 Wochen im Outback unterwegs bin. Hier muss man schon gut planen und große Tanks auch entsprechend unterbringen können.
Dann kommt es auch drauf an, wo ich unterwegs bin. Bin ich in den Steppen Afrikas unterwegs, werde ich wohl öfters duschen, als wenn ich im kühlen Schweden umher tingle.
Das gleiche gilt auch für den Strom. Die Batteriekapazität und die Anzahl und Leistung der PV-Module hängt davon ab, wie lange ich ohne Fremdeinspeisung irgendwo stehen will.
Hier sollte man sich auch grundlegenden Gedanken darüber machen, welche Art und wie viele Verbraucher ich mit mir führe.
Brauche ich nur Strom für das Licht in der Nacht und um mein Smartphone zu laden, oder habe ich den ganzen Tag Musik an und möchte abends noch TV schauen während ich am Laptop was tippe. Daher mal in sich gehen und genau überlegen, was ich mitnehme und was Strom benötigt und vor allem, ob ich es überhaupt brauche 😉
Der ein oder andere kann sich einen Urlaub ohne eigene Toilette gar nicht vorstellen. Im Gegensatz können die Zelter darüber nur schmunzeln, da man es hier gar nicht anders gewohnt ist.
Aber auch die Frage nach der eigenen Toilette im Camper hängt unmittelbar davon ab, wohin ich Reise und wie ich Reise. Man kann ja zumindest mal den Platz für ein Porta Portin einplanen. Ob man dies dann später benötigt, steht auf einem anderen Blatt, aber man hätte die Möglichkeit.
Die alles entscheidende Grundsatzfrage heißt hier: Wohin will ich Reisen und wie will ich dort den Urlaub verbringen?
Geht man auf die Campingplätze dieser Welt muss ich mir über Wasser, Strom und Co. nicht so viele Gedanken machen, wie wenn ich eine Weltumrundung plane. Bei solchen Abenteueraktivitäten kommt es dann schon mal vor, dass man tagelang irgendwo in der Walachei unterwegs ist und auf niemanden trifft. Hier sind die Anforderungen an Strom und Co. natürlich andere als auf einem Campingplatz.
Punkt 9: Welche sonstige Ausrüstung wie Fahrrad, Surfbrett und Co. sollen noch mitgenommen werden
Auch dieser Punkt sollte in die grundsätzliche Überlegung und Planung mit einfließen. Schließlich will man am Urlaubsort ja auch einiges Unternehmen und seinen Hobbies nachgehen.
Es macht schon einen Unterschied ob ich z.B. mein Surfbrett auf einem normal hohen Kastenwagen montiere oder ich mittels einer Leiter auf mein Hochdach klettern muss.
Auch stellt sich die Frage, ob man die Ausrüstung außen anbringen kann/will, oder ob diese im inneren transportiert werden soll.
Oder will ich als Pferdenarr gar mein Pferd inkl. Anhänger mitnehmen…? All diese Punkte sollten hier mit einfließen.
Fazit:
Alles in allem ergibt sich aufgrund der oben genannten Punkte immer wieder die gleiche Frage:
Was hast du mit dem Camper vor? Was sind deine Ziele?
Wenn man sich darüber im Klaren ist, was man vor hat, dann kann man anfangen nach einem geeigneten Fahrzeug in der gewünschten Größe zu suchen, was uns dann zum Teil 2 unserer Serie führt, in welcher es um die Fahrzeugwahl geht.
Die ganzen Punkte könnt ihr auch als Checkliste im PDF-Format runterladen und bei Bedarf ausdrucken. So habt ihr die Möglichkeit, dass alles in Ruhe für euch zu entscheiden. Diese Checkliste ist im Grunde eine Zusammenfassung aus unterschiedlichen, bereits vorhandenen Listen. Wir haben die für uns relevanten Punkte in einer neuen Checkliste vereint.
Natürlich würde uns dein Feedback interessieren und vor allem, was bei deinen Überlegungen rausgekommen ist.
Am besten einfach einen Kommentar hinterlassen…….wir freuen uns und sind schon neugierig.
Hier geht es zum Teil 2: Auswahl des Fahrzeugs