
Heute nehmen wir euch mit auf die Reise ins Schnalstal. Für uns als vierköpfige Familie mit zwei abenteuerlustigen Kindern (5 und 7 Jahre alt) beginnt ein verlängertes Wochenende vom 12. – 15. Juni in einem gemütlichen Familienzimmer mit Blick zum Vernagt-Stausee – ein perfekter Ort für erholsame Momente nach spannenden Erkundungen. Während die majestätischen Berge die Kulisse bilden, freuen wir uns auf besondere Erlebnisse: deb traditionellen Schafsübertrieb, der uns einen Einblick in die jahrhundertealte Tradition der Almwirtschaft gewährt, den Ötzi Rope Park, ein Hochseilgarten, der mit seinen Kletterherausforderungen für Nervenkitzel sorgt, und den archeoParc, der uns in die Welt von Ötzi und die Geschichte der Alpen eintauchen lässt. Diese Reise verspricht Natur, Abenteuer und kulturelle Entdeckungen für die ganze Familie.
Hier kommt unser Erfahrungsbericht mit vielen persönlichen Highlights.
Das Schnalstal – Hol dir dein Abenteuer
Das Schnalstal liegt in Südtirol und erstreckt sich rund 35 Kilometer von Naturns bis zum Schnalstaler Gletscher. Es ist umgeben von den Ötztaler Alpen und gehört teilweise zum Naturpark Texelgruppe und bietet oben einen Blick über 126 Dreitausender. Besonders bekannt ist das Tal durch den Fund der Gletschermumie Ötzi, der 1991 nahe dem Hauslabjoch entdeckt wurde. Er lebte vor etwa 5.300 Jahren und zählt zu den wichtigsten archäologischen Funden Europas.
Neben seiner Geschichte bietet das Tal viel für Aktivurlauber: Im Sommer locken Wanderwege, Almen und der Vernagt-Stausee. Im Winter ist das Gletscherskigebiet mit Pisten bis auf 3.200 Meter Höhe ein beliebtes Ziel für Skifahrer und Profiteams. Super interessant: Der Gletscher wird hier über die Sommermonate abgedeckt um das Abschmelzen zu verhindern/verlangsamen.
Ein kulturelles Highlight ist die Transhumanz – eine alte Viehtradition, bei der Schafe über die Alpen ins österreichische Ötztal getrieben werden. Diese Praxis wurde von der UNESCO als Kulturerbe anerkannt.
Mit etwa 1.300 Einwohnern, kleinen Dörfern wie Karthaus, Vernagt und Unser Frau, und einer Mischung aus Natur, Kultur und Geschichte ist das Schnalstal ein besonderes Ziel in den Südtiroler Alpen.



























Anreise
Unsere Reise ins Schnalstal begann früh am Morgen in Leonberg, nahe Stuttgart. Die Route führte uns über die A8 und A7 Richtung Süden, dann weiter über den malerischen Fernpass – eine Strecke, die nicht nur landschaftlich beeindruckt, sondern auch das Gefühl vermittelt, dem Alltag Stück für Stück zu entgleiten.
Nach etwa dreieinhalb Stunden Fahrt machten wir einen ausgedehnten Zwischenstopp am Reschensee – ein Ort, der weit mehr zu bieten hat als nur eine schöne Aussicht. Der See ist heute ein beliebtes Fotomotiv, vor allem wegen des versunkenen Kirchturms, der unsere Kinder sehr fasziniert hatte. Was wie ein Kunstprojekt wirkt, hat eine bewegende Geschichte: In den 1950er-Jahren wurde hier ein ganzes Dorf überflutet, um Platz für den künstlich angelegten Stausee zu schaffen – das gleiche „Schicksal“, das uns später am Vernagt-Stausee erwartet, nur dass man bei diesem die Ruine des historischen Kirchturms nur sehen kann, wenn er der Stausee im Frühjahr einen sehr niedrigen Wasserstand hat.
Nach einem kleinen Spaziergang um den Turm herum ging es weiter durch das Vinschgau Richtung Schnalstal. Kurz vor Meran bogen wir in das Tal ein – und waren sofort beeindruckt von der schmalen, steilen Zufahrt, die eindrucksvoll vom Messner Mountain Museum im Schloss Juval gesäumt wird.














Unsere Unterkunft Hotel Vernagt
Unsere Unterkunft „Hotel Vernagt“ am See war ein schöner Ausgangspunkt für all unsere Unternehmungen. Das erste Kommentar unserer Kids bei Betreten des Hotels lautete: „Mhm Mama, hier riecht es aber gut“. Besonders die Herzlichkeit der Gastgeber, das saubere und sehr geräumige Zimmer sowie das fantastische Abendmenü haben uns beeindruckt. Die Küche war kreativ, saisonal und geschmacklich wirklich herausragend – ein echter Genuss nach einem aktiven Tag und auch für die Kids gab es ein separates, kindgerechtes Menü.
Bei dem tollen Rundumservice fiel es uns leicht über die ein oder andere Ecke hinwegzusehen, in der man sieht, dass das Hotel doch schon etwas in die Jahre gekommen ist. Und beim Frühstück hätte das Angebot für unseren Geschmack ruhig etwas üppiger ausfallen dürfen – besonders im Kontrast zum hochwertigen Vier-Gang-Menü mit vielfältigem Salatbuffet am Abend.
Dafür war der Empfang mehr als lieb – so, dass sogar mein Großer am ersten Abend damit beschäftigt war der „netten Frau am Empfang“ ein Bild zu malen. Das gab es noch nie 😉


























Ötzi Rope Park – Mutige Kinder, große Augen
Gleich am ersten Tag gab es für unsere Kinder (und auch für uns Eltern) den ersten echten Adrenalinkick: Der Ötzi Rope Park liegt spektakulär oberhalb einer Schlucht und ist mehr als nur ein Klettergarten. Die Umgebung – umgeben von Bäumen, Felsen und Weitblick – macht den Hochseilgarten zu einem echten Naturerlebnis. Schon beim Anblick der Schaukel, die weit über die Schlucht hinausschwingt, stockte mir kurz der Atem und meine Handinnenflächen wurden direkt feucht – für mich war klar, dass ich das nicht machen werde…
Also fingen wir ganz soft im Kinderparcous an. Was uns als Eltern besonders gefallen hat: Das clevere Sicherungssystem, das es Kindern ermöglicht, selbstständig und vor allem sicher zu klettern. Unsere beiden konnten so eigenständig vier Parcours in ihrer Größen- und Altersklasse erkunden – voller Stolz, mit wachsendem Selbstvertrauen und ganz viel Spaß.
Als wir dann zusammen vier der größeren Routen erklommen hatten, wollten wir (jeweils ein Erwachsener mit Kind vorne befestigt) mit der Zipline über drei verschieden lange Strecken über das Tal bis hinunter zum See schweben. Alles bestens gesichert, versteht sich, aber trotzdem sehr aufregend und vor allem wunderschön. Wir sind aus dem Jubeln nicht mehr raus gekommen 😊
Nach einem kurzen Fußmarsch über eine Hängebrücke zum Ausgangspunkt inmitten wunderschön blühender Alpenrosen, durfte sich der Papa schonmal mental auf die Riesenschaukel einstellen. Nicht nur für ihn, sondern für uns alle war auch das Zusehen Nervenkitzel pur. Auch wenn das anschließende Kommentar „Puh, das war nicht so ohne“ lautete, lies mich der Gedanke es selbst zu testen nicht los. Also frage ich den Klaus (Chef des Ötzi Rope), ob ich es mir mal anschauen dürfte. Er hat mich so lieb begleitet, dass ich es tatsächlich gewagt habe. Noch nie hatte ich so was Aufregendes erlebt – vielen lieben Dank für das unfassbare Ereignis – Für Familien mit aktiven Kids absolut empfehlenswert!




















Traditioneller Schafauftrieb – Ein Picknick voller Ruhe
Früh am nächsten Morgen (4.30 Uhr) mussten wir aufstehen um pünktlich um 5:00 Uhr den traditionellen Schafauftrieb zu begleiten. Für mich und meinen siebenjährigen sollte dies eigentlich einer unserer Programmhöhepunkte sein – das eindrucksvolle Schauspiel, wenn Hunderte Schafe aus dem Tal hoch in die Berge getrieben werden.
Wir hatten uns extra früh aufgemacht – und waren bereit. Leider hatten wir wohl einen kleinen Timingfehler – der Auftrieb war früher als gedacht so dass wir die Schafe hoch oben am Waldrand nur blöken hörten und nur noch ganz kurz sahen.
Auch wenn wir den traditionellen Schafauftrieb an der österreichischen Grenze leider verpasst haben, machten wir das Beste daraus: Ein ruhiges Picknick (Lunchpaket wurde und dazu vom Hotel angeboten) inmitten der Berge, nur mein großer Sohn und ich, während der Rest der Familie noch schlief: Die Luft frisch und wir konnten das erwachende Schnalstal erleben – ein Moment, wie man ihn im Alltag selten erlebt. Ein Highlight ganz eigener Art. Vielleicht kommen wir einfach im Herbst zum Abtrieb wieder 😉
















Wanderung zur Berglalm – Schatten, Wasser, Weitblick
Als der Rest der Familie auch wach war machten wird wir uns auf eine Familienwanderung über den Wanderweg Nr. 5 zur Berglalm. Es war ein sehr warmer Tag, daher kam uns der Weg durch die dichten Lärchenwälder wie gerufen – herrlich schattig, angenehm und dabei voller kleiner Entdeckungen für die Kinder (Zapfen, Ameisenhügel, moosige Felsen, reißende Gebirgsbäche…).
Besonders schön: Eine weite Hochebene, die sich mittendrin öffnete – mit traumhaftem Blick auf die umliegenden Berge und einem eiskalten Bach, der entweder aus dem Gletscher kam oder einfach ein besonders lebendiger Gebirgsbach war. Ein idealer Ort zum Rasten und Füße abkühlen!
Die Berglalm selbst belohnte uns mit typischer Südtiroler Gastfreundschaft – und mit einem Apfelstrudel und einer Vesperplatte, die alles bisher Erlebte perfekt abrundeten. Insgesamt eine abwechslungsreiche, familientaugliche Wanderung, die wir sofort weiterempfehlen würden – nicht zu anstrengend, aber auch nicht langweilig.


























archeoPark Schnals – Ötzi hautnah erleben
Am späten Nachmittag tauchten wir ein in die Welt vor über 5000 Jahren: Im archeoParc Schnalstal wird Geschichte erlebbar gemacht – und das nicht nur in Vitrinen und Ausstellungen über drei Ebenen, sondern mit ganz viel Mitmach-Möglichkeiten für Jung und Alt. Die erste Ebene zeigt das Schnalstal und den Ötzifund, die zweite Flora, Fauna, Mensch und im dritten Obergeschoss ist Platz für wechselnde Ausstellungen, aktuell sind hier schöne Bilder von Gletschern ausgestellt.
Gemeinsam mit einem sehr engagierten Guide begaben wir uns auf Spurensuche: Wie hat Ötzi Feuer gemacht? Wie hat er sich ernährt? Und wie lebten die Menschen damals überhaupt in dieser kargen Bergwelt? Unsere Kinder staunten, als mit Feuerstein und Zunder tatsächlich ein Funke übersprang und ein kleines Feuer entstand – kein Vergleich zum Anzünden mit dem Feuerzeug zu Hause!
Im Freigelände durften wir selbst in einen Einbaum steigen und damit übers Wasser paddeln – erstaunlich, wie stabil so ein geschnitzter Baumstamm sein kann und wie viele Frösche zu sehen waren. Beim anschließenden Bogenschießen durften dann alle ihre Treffsicherheit unter Beweis stellen – ein Riesenspaß für die ganze Familie.
Was wir besonders toll fanden: Der archeoPark bietet viele Vorführungen und ganz viele Mitmachangebote – wirklich spannend da es nicht nur interessante Fakten, sondern durch das interaktive, abwechslungsreiche und wechselnde Programm jegliche Neugier geweckt wird – und das bei Kindern wie Erwachsenen. Wir können hier eine persönliche Führung wärmstens empfehlen 😊












































Im Schnalstal gibt es noch viele weitere spannende Aktivitäten und Attraktionen wie die Mountain Carts, Klettersteige, Gondelfahrt zum Gletscher (von Ende Juni bis Anfang Oktober möglich), Ötzi Peak und vieles mehr. Falls ihr Unterkünfte, Aktivitäten oder mehr Infos benötigt, könnt ihr euch gerne direkt an das Tourismusbüro www.schnalstal.it wenden.

Fazit
Schnalstal, wir kommen wieder! Was bleibt, ist die Erinnerung an ein sehr gelungenes Familienwochenende: Mit einer großartigen Mischung aus Natur, Bewegung, Geschichte und ganz viel Familienzeit. Unsere Kinder haben viel erlebt, sich ausprobiert, gestaunt und gelacht – und wir als Eltern haben die gemeinsame Zeit genauso genossen.
Das Schnalstal zeigt, wie viel ein kleiner Fleck auf der Landkarte bieten kann – wenn man sich nur darauf einlässt. Ob abenteuerlustige Kids, wanderfreudige Eltern oder kulturinteressierte Familien – hier kommt jeder auf seine Kosten.
Und das Beste: Wir haben definitiv noch nicht alles gesehen – ein Grund mehr, bald wiederzukommen 😊
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