Bei Daypacks oder eben einfach Tagesrucksäcken ist das Problem sicher nicht die mangelnde Auswahl. Die ist immens. Schwierig ist es dagegen den passenden Rucksack zu finden und zwar sowohl für Träger aber auch für das Einsatzgebiet.
Der von der Ausgestaltung beste Rucksack nützt rein gar nichts, wenn er nicht passt. Das merkt man bereits nach wenigen Stunden und leidet auf jeden Fall den ganzen Tag darunter. Denn kleinste Druckstellen entwickeln sich in aller Ruhe zu fiesen Scheuerstellen, um deren Belastung man bis zum Tourende häufig nicht drum rum kommt.

Auch die Entwicklung von speziellen Damenrucksäcken hat sich bewährt. Frauen unterscheiden sich in ihrem Körperbau eben doch signifikant von den Männern. Dennoch, und das ist das oberste Kredo: Der Rucksack ist, der passt, ist der richtige! Wenn eine Frau mit einem Männerrucksack oder umgekehrt am besten zurechtkommt, kann man sie nur beglückwünschen, auch wenn die eigentliche Produktbestimmung eine andere war.

Der Hiking Damenrucksack Capstone von Thule ist mit 32 L ein etwas größerer Tagesrucksack.

Facts

Verarbeitung

Das Obermaterial ist robust und schmutzabweisend. Die dehnbaren Elemente sind hoch flexibel. Die Verschlüsse halten gut und die Reißverschlüsse laufen flüssig. Das Regencape ist aus festem Material und abknöpfbar.

Praxistest

Optisch mutet der Hikingrucksack ein wenig wie ein Collagerucksack für die Schule an. Das liegt in erster Linie am fehlenden Deckel mit Deckelfach. Dies ändert aber nichts an der Funktionalität.
Der Zugriff ist aufgrund weit nach unten reichenden Reißverschlüsse gut, die Öffnungen dadurch groß. Der Reißverschluss des Hauptfaches hat große farblich auffallende Pullzipper, damit man die gut auch mit einem Finger bedienen kann und leicht findet. Das fehlende Deckelfach ist durch ein zweites etwas kleineres Reißverschlussstaufach ersetzt. Lediglich die Möglichkeit unter den Deckel noch eine Jacke einzuklemmen, ist jetzt nicht mehr in der Form gegeben. Diese kann allerdings an den beiden Kompressionsriemen fixiert werden oder aber in das große dehnbare Außenfach verstaut werden.

Die Rückenverstellung erfolgt über einen Hebel und eine Lasche hinter dem Rückennetz. Das macht die Bedienung etwas umständlich. Da beides aber in einer Farbe markiert ist, ist auf Anhieb klar, was zur Verstellung dazu gehört.

Die Schultergurte können in der Länge verstellt werden, ebenso die Fixierung der Schultergurte am oberen Rucksackende. Die Riemenenden können jeweils mit einem Gummiband arretiert werden, damit sie beim Gehen nicht stören. Der Brustriemen ist in der Länge verstellbar, hat ein elastisches Gummiteilstück und kann in der über fast 20 cm verstellt werden.
Die Form der Schultergurte ist abgesehen von der Rückenlänge des Rucksacks das Signifikanteste für einen Damenrucksack. Sie ist auf den schmaleren Brustkorb von Frauen aber vor allem darauf abgestimmt, dass weder die Träger noch der Brustriemen die Brust einengen oder drücken. Ich habe zwischenzeitlich viele Rucksäcke unterschiedlicher Hersteller ausprobiert, auch einige Unisexmodelle und meistens scheiterte es genau an dieser Stelle und das mit 80B, also vermutlich deutscher Durchschnitt. Auch den Brustriemen offen zu lassen hilft dann nur begrenzt, weil erstens dann die Fixierung hier fehlt und es zweitens kaum etwas daran ändert, dass die Innenseiten der Schultergurte in die Brust drücken. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an die Erfindung der Frauenschultergurte!

Der Rucksack ist mit 1,3 kg sehr leicht. Das muss auch irgendwo her kommen. Abgesehen von der Verwendung leichter Materialien ist der Hüftgurt oft die Stelle, an der man die Gewichtsreduktion auch tatsächlich merkt. Der Hüftgurt ist lange nicht so ausgepolstert wie bei anderen Modellen. Es ist auf das erforderliche Minimum begrenzt. Dabei drückt nichts und auch die Lendenwirbelsäule ist ausreichend geschützt. Mir persönlich wäre allerdings etwas mehr Polster lieber, da man dann doch vielleicht noch etwas mehr Gewicht auf die Hüfte setzt als mit einem dünneren. Tatsächlich als Nachteil sehe ich beim Materialeinsparen am Hüftgurt an, dass er recht schmal ist. Damit ist gemeint, dass er bei einer Frau mit Größe 38 genau richtig noch den ganzen Beckenkamm abdeckt. Ist der Hüftumfang aber wesentlich größer dann enden die Polsterung irgendwo und auf dem Hüftknochen verläuft lediglich der Hüftgurt. Dies könnte bei längeren Touren oder viel Gewicht durchaus unangenehm werden. Der Hüftriemen selbst ist bei diesem Modell an zwei Stellen am Hüftgurtpolster angenäht, so dass dieses immer satt aufliegt und nicht punktuell belastet wird. Dies verhindert ein Verziehen oder Verdrehen und dient dem Comfort.

Das auffallend gut dehnbare Außenfach hat eine 2-3cm breite „Krempe“ damit der Inhalt nicht herausfallen kann. Auch die beiden offenen Seitenfächer und auch das kleine Netzfach am Hüftgurt haben jeweils eine ca. 1cm breite Krempe. Die Reißverschlusstasche am Hüftgurt ist tatsächlich so groß, dass ein Mobiltelefon darin verstaut werden kann. Beim Rucksackaufsetzen fiel mir eine Trinkflasche auf dem Gipfel aus der dehnbaren Seitentasche und wäre fast abgestürzt.

Das Regencape ist im einem Reißverschlussbodenfach verstaut und sehr groß, so dass auch noch die Wanderstöcke am Rucksack befestigt oder aber eine lose mit eingezurrte Jacke darin Platz finden. Es ist abknöpfbar, damit es z.B. separat getrocknet werden kann und der Rucksack trotzdem mitgenommen werden kann.

Das Hauptfach verfügt über ein schmales großes Innenfach, in welches eine Trinkblase verstaut werden kann. Hierfür gibt es auch eine Schlaufe am oberen Rand des Hauptfaches. Die Öffnung für den Trinkblasenschlauch ist mittig zur beidseitigen Befestigung an den Schultergurten mittels Gummischlaufe. Der Boden ist nicht extra verstärkt, was wiederum Gewicht spart. Die Öffnung für das kleine Fach ist nur ca 25 cm breit. Es ist ausreichend geräumig. Allerdings wäre ein kleines Netzfach, damit man nicht alles darin suchen muss angenehm.
Auf Höhe des einen Kompressionsriemens befindet sich noch eine Befestigungsschlaufe für Wanderstöcke. Am unteren Ende sind zwei Schlaufen für Wanderstöcke oder Eispickel.

Der Rucksack wurde bei Tageswanderungen mit der Familie in Kärnten sowie auf zwei Zwölfstunden-Wanderungen eingesetzt. Auch wenn der Hüftgurt nicht dick gepolstert ist saß er gut und druckfrei. Die Schultergurte waren angenehm zu tragen.
Leider war auf allen Routen das Gefühl vorhanden, der Rucksack „schief“ säße. Dies konnte nicht behoben werden, egal wie ich ihn nachjustierte. Ich kann nicht sagen, woran es lag, da bei anderen Rucksäcken ich durchaus in der Lage bin, ihn gut einzustellen. Auch entwickelten sich keine Druckstellen, die dieses Gefühl untermauert hätten. Im Grunde war es also hauptsächlich das Gefühl.

Pro / Contra

Der Rucksack ist leicht, aufgrund seines nicht alpin-auffälligen Aussehens universell einsetzbar, hat ein geräumiges Hauptfach und ein kleines RV-Fach um Ordnung zu halten. Die großen Pullzipper machen die Reißverschlussbedienung leicht. Zudem gibt es dehnbare Außenfächer für Getränke, Fotoapparat, Jacke, etc. Das Regencape ist im Bodenfach verstaut und robust. Kompressionsriemen sorgen für festen Halt des Verstauten. Die Rückenlänge ist individuell verstellbar. Auch kann der Rucksack mit Hüft- und Schultergurten optimal eingestellt werden.
Ich persönlich habe ihn irgendwie nicht gerade eingestellt bekommen. Zudem halte ich eine Deckeltasche für praktischer, da hier auch noch eine Jacke quer eingezurrt werden kann.

Fazit

Der Capstone 32 L von Thule für 129 Euro ist ein toller etwas größerer und universell verwendbarer Tages-Hiking-Rucksack. Er überzeugt durch ein schlichtes alltagstaugliches Design, wenig Gewicht und viele Verstaumöglichkeiten.
Für alle, die nicht nur ein Jäckchen dabei haben und trotzdem nicht schwerer tragen wollen als nötig, ist er eine gute Wahl.