
Als Neuling in der Welt der Barfußschuhe wollte ich mit einem robusteren Modell starten. Deshalb habe ich Vivobarefoot kontaktiert und gefragt, ob ich die Tracker Leather AT Mens testen darf. Wer mich kennt, weiß: Ich mache selten halbe Sachen. Deshalb starte ich direkt mit einer 40 Kilometer langen Tour. Ist das schlau? Natürlich nicht, aber spannend. Ich bin überzeugt, dass ich nur auf diese Weise herausfinden kann, wo der Schuh wirklich drückt – im wahrsten Sinne des Wortes.
Facts
Thema | Info |
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Material | OBERMATERIAL 100% WildlederFUTTER Zungen-/Fersenfutter: 100% Wildleder, Vorderfuß-/Seitenfutter: 100% Baumwolle SCHNÜRSENKEL INNENSOHLE AUßENSOHLE |
Farben | Obsidian; Bracken; Braun |
Gewicht | 478g (ein Schuh Größe 44) |
Grössen | 40-49 |
Preis | 220€ |

Erster Eindruck und Verarbeitung
Der Tracker Leather AT Mens von Vivobarefoot ist ein minimalistischer Wanderstiefel, der optisch auf jeden Fall etwas hermacht und dessen Funktionalität ich in diesem Test auf die Probe stellen werde. Das Obermaterial besteht größtenteils aus Wildleder, das von freilaufenden Rindern aus kleinbäuerlicher Haltung in ländlichen Regionen Thailands stammt. Dieses Leder ist ein Nebenprodukt der lokalen Fleischproduktion, sodass keine Ressourcen verschwendet werden.
Das Material ist wasserabweisend und atmungsaktiv. Da die Sohle mit dem Obermaterial verklebt ist, gibt es keine Nähte, durch die Wasser eindringen könnte. Gleichzeitig verbessert diese Konstruktion die Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit des Schuhs.
Die All-Terrain-Sohle sieht nicht nur gut aus, sondern sollte durch ihr optimiertes Stollen-Design hervorragenden Halt bieten. Mehr Kanten, mehr Grip! Die zusätzlichen Rillen in den Stollen erzeugen noch mehr Kanten – also noch mehr Grip!
Wie es sich für einen echten Barfußschuh gehört, ist die Sohle extrem flexibel. Sie ist 2,5 mm dick, während die Stollen weitere 4 mm auftragen – insgesamt also 6,5 mm Sohlendicke. Das ist mehr als bei klassischen Barfußschuhen, aber immer noch deutlich weniger als bei herkömmlichen Wanderstiefeln mit 20-30mm.
Der Tracker Leather AT Mens verfügt über eine herausnehmbare thermische Innensohle, die mit der Outlast-Technologie ausgestattet ist – ursprünglich entwickelt für die NASA, um Astronauten vor Temperaturschwankungen zu schützen.
Die Sohle reagiert sozusagen auf Temperaturänderungen, indem sie Wärme aufnimmt, speichert und wieder abgibt, um die Füße bei unterschiedlichen Bedingungen angenehm temperiert zu halten. Vivobarefoot hat diese bestehende Technologie in ihre Produkte integriert, um den Tragekomfort ihrer Schuhe zu erhöhen.
Die Schnürsenkel erinnern optisch an Paracord und verlaufen pro Seite durch drei geschlossene Laschen sowie zwei offene Ösen im Knöchelbereich, was für einen stabilen Halt sorgt.
Vivobarefoot hat viel Wert auf Detail gelegt: Logos auf den Metallösen, sechseckige Muster in der Sohle sowie das markante rote „V“ auf der Laufsohle sind kleine, aber feine Design-Elemente. Diese Details tragen zwar nicht zur Funktionalität bei, zeigen aber, wie viel Liebe zum Detail in diesem Schuh steckt – hoffentlich nicht nur in der Optik!
Praxistest
Wie bereits erwähnt, war das mein erster Lauf mit Barfußschuhen. 40 km waren ambitioniert – und gegen Ende wurde es auch ziemlich anstrengend. Aber genau so konnte ich mir einen detaillierten Eindruck vom Tracker verschaffen.
Ich habe meine Route bewusst so geplant, das sie ein breites Spektrum an Untergründen abdeckt: Hügel mit unterschiedlichen steilen Hängen, trockene und nasse Passagen, matschige Abschnitte, aber auch mal einen angenehmen Fußweg – kurz gesagt, es war alles dabei. Und Dank Komoot sowie der fleißigen Forstarbeiter, die mir immer wieder Hindernisse in den Weg stellen, wurde es definitiv nicht langweilig!
Die Sohle des Trackers ist mit 6,5mm im oberen Bereich des Durchschnitts für Barfußschuhe. Zum Vergleich: Herkömmliche Schuhe haben Sohlendicken von 20–30 mm. Trotz der etwas dickeren Sohle für einen Barfußschuh bietet der Tracker eine hohe Flexibilität und eine hervorragende sensorische Rückmeldung des Untergrunds.
Die All-Terrain-Sohle sorgt für exzellenten Grip im Gelände, vor allem durch die natürliche Anpassung des Fußes an den Untergrund. Durch die hohe Flexibilität berührt der Schuh den Boden nicht nur punktuell, wie es bei klassischen Wanderstiefeln der Fall ist, sondern mit einem größeren Teil der Sohle. Mehr Kontaktfläche bedeutet auch mehr Halt – und ihr wisst, was das heißt: Mehr Kanten, mehr Grip!
Natürlich hat auch der Tracker seine Grenzen. Nach längeren Matschpassagen setzen sich die Stollen zu, und der Halt lässt nach. Allerdings habe ich festgestellt, dass sich der Matsch beim Weiterlaufen schnell wieder löst. Das liegt vermutlich daran, dass sich die Sohle durch ihre Flexibilität ständig verwindet und der Dreck dadurch quasi herausgearbeitet wird. Zudem vermute ich, dass Vivobarefoot die Stollen strategisch so platziert hat, dass genau dieser Effekt eintritt.
Um zu überprüfen, ob der Tracker wirklich wasserresistent ist, habe ich den Fluss auf meiner Route nicht über die Brücke, sondern direkt durchs Wasser durchquert. Ich habe mich langsam herangetastet und war mehrere Minuten im Wasser – teilweise so tief, dass der Fußrücken komplett unter Wasser war. Währenddessen habe ich die Zeit genutzt, um schöne Aufnahmen zu machen – und bin sogar ein paar Mal ins Wasser gesprungen, trotz des steinigen Untergrunds. Dabei hat mich etwas überrascht: Das Flussbett war angenehm zu laufen! Anstatt weh zu tun, fühlte sich der steinige Boden eher wie eine Fußmassage an.
Diesen Eindruck hatte ich übrigens während der gesamten Tour. Mit Barfußschuhen durch die Natur zu laufen, ist für mich das Next-Level-Naturerlebnis. Man spürt jeden Stock, merkt, ob viel Laub liegt, ob der Boden darunter hart oder weich ist – und selbst steinige Abschnitte sind ein Genuss für die Füße. Ich hatte wirklich das Gefühl, der Natur näher zu sein als je zuvor.
Ausrüstungstechnisch hatte ich einen Rucksack mit 6,5 kg dabei sowie Wanderstöcke – die allerdings Dank der guten Schuhe arbeitslos blieben. Das hat mich ehrlich gesagt überrascht, denn normalerweise melden sich meine Knie nach etwa 15 km, weshalb ich vorsorglich immer mit Stöcken laufe. Aber hey, über 45 darf man das – fehlt nur noch das Karo Hemd. 😉
Für den Test wollte ich jedoch bewusst so lange wie möglich ohne Stöcke laufen, um das Ergebnis nicht zu verfälschen. Mit Stöcken rutscht man einfach weniger, und die Beinbelastung ist deutlich geringer.
Da sich meine Knie überraschenderweise während der gesamten Tour nicht gemeldet haben, was vermutlich nicht allein am Tracker Leather AT Mens liegt, sondern allgemein am Laufen mit Barfußschuhen. Ich werde das auf jeden Fall in Zukunft weiter beobachten, wollte es aber hier einfach mal erwähnt haben.
Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass mir der linke Schuh am Übergang zwischen Fußrücken und Schienbein unangenehm gedrückt hat. Das lag vermutlich einerseits an meiner Fußform – schließlich war nur eine Seite betroffen – und andererseits daran, dass der Schuh noch neu war.
Da der Tracker sehr minimalistisch ist, besitzt die Lasche kaum Polsterung. Deshalb muss sie beim Anziehen sorgfältig platziert und gefaltet werden, damit sich kein ungünstiger Knick bildet, der drücken könnte. Da sollte man also besonders drauf achten.
Anfangs habe ich die Schuhe viel zu fest geschnürt – aus reiner Gewohnheit von meinen Wanderstiefeln. Nach ein paar hundert Metern wurde das schnell unangenehm. Der Trick ist, die Schuhe zwar gut zu schnüren, aber bevor man den Knoten macht, die Wade maximal zu dehnen. Dadurch sitzt der Tracker fest genug, um guten Halt zu geben, aber auch locker genug, um bequem zu sein.













Pro/Contra
Pro:
- super leicht
- sehr minimalistisch
- hervorragender Gripp
- coole Optik
Contra:
- Fällt mir tatsächlich nichts ein. Alle Unannehmlichkeiten sind nichts wofür der Schuh was kann sondern eher Bedienungsfehler.
Fazit
Der Tracker Leather AT Mens von Vivobarefoot hat sich in meinem 40 km langen Test als äußerst flexibel und griffig erwiesen, auch in schwierigem Gelände. Besonders beeindruckt hat mich die sensorische Rückmeldung des Untergrunds, die den Schuh zu einem echten Naturerlebnis macht – man spürt wirklich jeden Stein, jeden Stock und die Weichheit oder Härte des Bodens. Tatsächlich hatte ich unter den getesteten Bedingungen (z.B. leichtes Gepäck) eine bessere Lauferfahrung als bisher mit Wanderstiefeln. Ich bin sicher nicht das letzte Mal mit dem Tracker unterwegs gewesen.
Anfrage an Vivobarefoot:
Falls ihr diesen Test lest: Würdet ihr nicht auch mal einen Sicherheits-Barfußschuh entwickeln? Bei meinem Verbrauch an Arbeitschuhen würde ich jedes Jahr ein Paar kaufen!
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