Bereits seit 1975 fertigt die schwedische Firma Klättermusen innovative und hochwertige Bergbekleidung.
Mit der Alv Jacket haben die Skandinavier eine Kunstfaserjacke im Programm, die nicht nur wärmen, sondern sich gut für Bergsport eignen soll.
Einige Details machen sie bevorzugt für Kletterer interessant.
Wir durften die Jacke im herbstlichen Allgäu ausprobieren, waren gespannt auf die außergewöhnlich geschnittene Jacke und schildern Euch hier unsere Eindrücke.

Facts

Erster Eindruck und Verarbeitung

Die Jacke macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Alle Nähte sind sehr sauber verarbeitet.
Die YKK – Reisverschlüsse sind sauber eingenäht und leichtgängig.

Praxistest

Mit 280 EUR findet sich die Jacke preislich im oberen Marktdrittel. Bei der Jacke handelt es sich um eine Isolationsjacke mit dem Ziel die Körperwärme zu speichern. Zudem hält sie Wind ab und verfügt über eine wasserabweisende Behandlung. Dadurch eignet sich sowohl solo getragen, als auch als Isolationsschicht unter einer Hardshell.
Den Konstrukteuren stehen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung um Wärmeleistung bei geringem Gewicht zu erzeugen. Einflussfaktoren sind Schnitt, Füllkammerplatzierung, Isolationsmaterial und –menge.

Isolation

Kunstfaser oder Daune? Das Verhältnis aus Wärmeleistung, Gewicht und Packmaß von Daune ist unübertroffen.
Doch die Entwicklung bei den Kunstfaserprodukten oder auch der kombinierte Einsatz von Natur- und Kunstfaser schreitet stetig voran. Daher lohnt es sich, das reichhaltige Angebot näher zu betrachten.
Kunstfasern wärmen auch in nassem Zustand, sind unempfindlicher wie Daune und langlebig.

Klättermusen hat sich bei der Isolation für PrimaLoft Gold Active Bio entschieden. Dabei handelt es sich um ein Produkt der leistungsstärksten Serie des Isolationsspezialisten.
PrimaLoft Gold Active wurde insbesondere für die Temperaturregulierung bei intensiver Belastung konzipiert. Die Kunstfasern bestehen aus Polyester und bieten hohe Wärmeleistung bei geringem Volumen.
Dadurch wird die Alv Jacket leicht und lässt sich sehr gut komprimieren. Weitere Eigenschaften sind hohe Atmungsaktivität, wasserabweisende Fasern, Dehnbarkeit und Leichtigkeit.
Das alles passt zur sportlichen Ausrichtung der Jacke und stellt materialseitig gute Voraussetzungen dar.

Von außen sind wenige Nähte erkennbar und keine sichtbaren Kammern abgesteppt. Dadurch entstehen kaum Kältebrücken. Passend dazu verläuft unter dem Front – Reißverschluss eine durchgehende Abdeckung.

Schnitt, Passform und Ausstattung

Die Alv Jacket hat einen sportlichen, moderat körpernahen Schnitt. Bei einer Körpergröße von 1,75m und 75kg Körpergewicht, saß die Jacke in Größe M einwandfrei.
Die Jacke ist eng genug um als Midlayer getragen zu werden, aber auch weit genug damit ein zusätzlicher Pullover im Zwiebelprinzip darunter passt.

Die Ärmel sind genau richtig um an einem Klettersteig bei ausgestreckten Armen zu funktionieren. Erwähnenswert sind die raffinierten Ärmelabschlüsse. Sie sind nach innen genäht und mit Stretchmaterial versehen was sich an den Handgelenken nicht nur gut anfühlt, sondern auch verhindert das kühle Luft an dieser Stelle den Weg ins Innere findet.

Dazu trägt auch der hohe Kragen zum Umschlagen bei, der zum einen nie einschneidet und zum anderen angenehm weich am Hals sitzt. Der Reisverschluss endet nicht wie gewohnt im Kinnbereich, wo er zuweilen auch mal unangenehm reibt, sondern in einer Zipgarage unterhalb des Kragens – clever und sehr gut vom Tragegefühl her. Prinzipiell hätte dem Produkt auch eine Kapuze ganz gut gestanden – aber das ist auch Geschmackssache.

Ohnehin weist die Jacke das für einige Klättermusen Produkte typische Asymmetrische, dreieckförmige Design auf. Der Front Reißverschluss beginnt am Saum mittig und verläuft dann nach oben hin leicht bogenförmig auf die linke Brustseite.
Ähnliches gilt für die Schulterverstärkungen auf der Front.

Zum Verstauen verfügt das Klättermusen Produkt über zwei Reisverschlusstaschen außen, die hüftgurtkompatibel platziert sind. Alle Reisverschlüsse haben Zipphilfen und laufen leichtgängig. Das gilt auch für den frontalen Zwei-Wege-Reisverschluss zum Öffnen der Jacke.

Als zusätzliches Gimmick wurden der Jacke beidseitig, je eine Materialschlaufe auf der Jackeninnenseite spendiert, z.B. für Handschuhe.
Verstärkungen im Schulter- und Hüftbereich mindern Verschleiß durch Rucksäcke und Klettergurt.
Die Jacke kann in einer der beiden Seitentaschen verstaut und komprimiert werden. Ein zusätzlicher Packsack entfällt dadurch – klasse.

Tragegefühl und weitere Eindrücke

Der Jackenstoff ist auffallend weich, anschmiegsam und außen sehr glatt und etwas glänzend. Sobald man hineinschlüpft entsteht gleich eine wohlige Wärme. Dennoch wirkt die Jacke keineswegs schwitzig, sondern die Materialkombination schafft den Spagat aus Luftigkeit, Windschutz und Isolation.
Das positive Trageempfinden wird auch durch den kuscheligen Kragen und die Ärmelabschlüsse verstärkt. Der Schnitt macht jede Bewegung mit ohne einzuengen. Trotzdem liegt die Jacke noch eng genug an, ohne das störende Hohlräume entstehen.

Langes Warten auf passenden Wind am Startplatz ist bei moderater Kälte kein Problem, da die Jacke auch als reiner Isolationsschicht ohne Bewegung einen ordentlichen Job macht. Vom Wind merkt man außer im Gesicht gar nichts. Das ist erstaunlich, da die Atmungsaktivität der Jacke dadurch nicht bemerkbar leidet.

Hatte ich die Jacke beim Aufstieg an, bleibt das Schwitzen natürlich nicht aus. Die Jacke atmet für ein rundum isoliertes Produkt gut mit und hat ein hervorragendes Innenklima. Bei starkem Schwitzen, kann die Feuchtigkeit aber zeitlich nicht in gleichem Maße abgeleitet werden wie sie entsteht. Hier schlagen sich Hybridjacken mit weniger oder keiner Isolation an den Seiten, bzw. unter den Achseln etwas besser – natürlich zum Nachteil des Wärmerückhalts.

Im leicht feuchten Zustand wärmt die Alv Jacket noch zuverlässig. Nach der Belastung trocknet sie dann auch zügig wieder.

Um die Pflege muss man sich keine Sorgen machen. Nach dem Bergwochenende kommt die Jacke in die Sportwäsche – bis 40 Grad in der Maschine – fertig.
An sich benötigt z.B. eine Kunstfaserjacke im Rucksack etwas mehr Platz wie ein Daunenprodukt. Das Klättermusenprodukt kann aber praktischerweise in der eigenen Tasche verstaut werden und ließ sich auffallend klein komprimieren – wirklich top.
Mit ca. 400g hat die Jacke für die gebotene Wärmeleistung dank Primaloft Gold Active Bio ein sehr gutes Gewichts- und Leistungsverhältnis.

Nahezu allen Isolationsjacken gemein ist ihre relative Empfindlichkeit. Scharfe Felskanten mögen die Außenstoffe ebenso wenig wie den Funken eines Lagerfeuers. Gute fand ich in dem Zusammenhang die Verstärkungen im Schulter- und Hüftbereich, die aber dennoch ganz weich sind.

Zu guter Letzt sei zum Stichwort Nachhaltigkeit erwähnt, dass bei PrimaLoft Gold Active Bio 55% recycelte Fasern verwendet werden.
Zudem realisiert Klättermusen seine wasserabweisende Behandlung fluorocarbonfrei.

Pro / Contra

Pro

• Verarbeitung
• Passform
• Tragekomfort

Contra

• —

Fazit

Bergbegeisterte werden mit der Alv Jacket von Klättermusen ihre Freude haben. Die Jacke hat alle Features die eine Bergsportjacke zur Isolation im Winter braucht, ergänzt um die Materialschlaufen auf der Jackeninnenseite und für Kletterer günstig platzierten Taschen.
Dadurch kommen natürlich auch jene die einfach eine sportliche Jacke für die kalte Jahreszeit suchen auf ihre Kosten. Der Schnitt und das Materialgefühl sind sehr gut und damit auch der Wohlfühlfaktor.
Das der Hersteller versucht die Jacke nachhaltig zu produzieren und mit einem erfrischend anderen Design aufwartet kommt noch dazu.
Wer auf eine Kapuze verzichten kann, kann bei der Klettermaus zuschlagen.