Ich hatte bisher noch nie Carbon-Stöcke – ich war immer der Meinung, dass die rund 100 g Gewichtsvorteil gegenüber Alu-Stöcken keine große Rolle spielen. Nun darf ich aber die Skytera FX Carbon SL von LEKI testen und bin gespannt, welche neuen Erkenntnisse ich dabei gewinnen werde.
Facts
| Thema | Info |
|---|---|
| Material | Rohr: Carbon Griffe: Schaumstoff (1K Foam) Klipp Verstellsystem: Kunststoff |
| Länge | 110-130 cm |
| Packmaß Länge | 40 cm |
| Farben | white-black-orange |
| Gewicht | 179g pro Stock |
| Griffverlängerung | ja |
| Konstruktion | Vario (stufenlos verstellbar) | Faltbar |
| Preis | 185€ |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Wie gesagt: 100 g Unterschied erschienen mir bislang nicht wirklich relevant – bis ich die LEKI Skytera FX Carbon SL in der Hand hatte. Der direkte Vergleich hat mich überrascht. Wenn man beide Modelle – Carbon und Alu – gleichzeitig in die Hand nimmt, merkt man sofort: Diese 100 g machen einen spürbaren Unterschied. Vermutlich liegt das an der Hebelwirkung: Man hält das Gewicht ja nicht kompakt in der Hand, sondern bewegt einen mehr als einen Meter langen Stock, der bei jedem Schritt mitschwingt. Und genau da entfalten die 100 g plötzlich ihre Wirkung – deutlich stärker, als ich erwartet hätte.
Die Arretierung per CLD (Core Locking Device) hat mich anfangs etwas Zeit gekostet – ich brauchte rund 10 Minuten, um zu verstehen, wie das System funktioniert. An den Stöcken war zwar eine kleine Anleitung befestigt, doch durch die Vielzahl an Abkürzungen wie CLD, ELD oder Speed Lock und die wenig aussagekräftigen Illustrationen war sie nicht direkt hilfreich. Erst im Nachhinein habe ich erfahren, dass es sich um ein Testprodukt ohne Originalverpackung handelte – auf dieser hätte eine detailliertere Anleitung gestanden. Aber sobald man das CLD-System einmal verstanden hat, funktioniert die Arretierung genial einfach und schnell: herausziehen bis es klickt – arretiert. Zum Lösen einfach wieder bis zum Anschlag zurückziehen – fertig. So Ähnlich wie bei einem Kugelschreiber.
Der Griff besteht aus Schaumstoff und ist mit Griffverlängerung. Diese ermöglicht den Skytera weiter unten zu greifen, ohne ihn kürzer machen zu müssen – spart Zeit und Energie, besonders bei häufigen Wechseln zwischen steilen und flachen Passagen. Die Handschlaufe besteht aus einem atmungsaktiven Mesh-Material, das ursprünglich bei LEKI aus dem Trailrunning stammt. Es ist besonders leicht, trocknet schnell und bietet auch bei schweißtreibenden oder nassen Touren hohen komfort. Eingestellt wird die Schlaufe mit dem Lock System D-Loop.
Die Länge wird mit dem Speed Lock Plus eigestellt. Das Speed Lock Plus ist ein äußeres Hebel-Klemmsystem, das eine stufenlose Längenverstellung des Trekkingstocks ermöglicht.
Der Skytera wird ab Werk mit einem Racing/Trekking Teller ausgeliefert, der sich bei Bedarf auch gegen ein größeren Teller austauschen lässt. Allerdings nicht so mühelos wie es LEKI es beschreibt. Es erfordert viel Kraft ihn abzudrehen. Vor allem, weil man beim Abschrauben nur das letzte, dünne Segment des Stocks greifen kann, ist der Teller nicht so einfach zu lösen. Ich habe den Wechsel getestet, da ich beim Biwakieren meine Stöcke gerne als Tarp-Stangen verwende. Ohne Teller lassen sie sich tiefer ins Erdreich stecken. Allerdings kann man so unmöglich seine Teller aus versehen verlieren – soll mir schon mal vorgekommen sein.
Die Flex Tip Spitze besteht aus einer robusten Hartmetallspitze, die optimalen Halt in nahezu jedem Gelände sorgt. Bei Bedarf lässt sich auch die Spitze austauschen.
Praxistest
Um die Skytera FX Carbon SL von LEKI richtig zu testen, wurde eine Wanderroute mit möglichst unwegsamem Gelände ausgewählt: 35 km und 2100 Hm über den Ochsenhofer Grat zum Hohen Ifen, hinunter über das Gottesackerplateau. Viel Geröll, viel Fels, hohe Stufen bergauf und bergab – und das alles mit 12,7 kg Gepäck bei gemütlichen 28 °C.
Kommen wir gleich zur Handschlaufe und dem Griff. Meine Hände waren natürlich durchgehend nass, trotzdem war es nicht unangenehm, die Schlaufe am Handgelenk zu tragen. Der Griff selbst könnte ein wenig dicker sein, war aber dennoch angenehm in der Hand. Ich habe weder Blasen bekommen noch wunde Stellen. Besonders positiv hervorheben möchte ich das D-Loop-Locksystem: Es lässt sich hervorragend einstellen. Aufmachen, einstellen – und beim Schließen bleibt alles an Ort und Stelle, anders als bei vielen anderen Systemen. Dadurch nimmt man sich gerne die Zeit, die Schlaufe richtig und sauber anzupassen.
Wie gesagt, wenn man den Dreh einmal raus hat, sind die Stöcke in weniger als 10 Sekunden einsatzbereit. Einfach komplett ausziehen, bis es arretiert, die gewünschte Länge einstellen und los geht’s. Durch die Griffverlängerung lässt sich der Skytera FX auch problemlos weiter unten halten, was es unnötig macht, die Länge beim Aufstieg ständig neu zu verstellen. Besonders bei einer steinigen Gratwanderung mit hohen Stufen ist das ideal. Da ich mich beim Bergabgehen, besonders bei großen Stufen, vollständig auf die Stöcke abstütze, kann ich bestätigen, dass das Speed Lock Plus-System einen wirklich guten Job macht. Ich musste die Stöcke während der ganzen Tour nicht ein einziges Mal nachjustieren. Jetzt könnte man denken, ich hätte sie zwischenseitig einfach mal im Rucksack verstaut – aber genau das ist auch ein Vorteil gegenüber meinen bisherigen Aluminiumstöcken: 200 g je Stock weniger machen sich beim Tragen definitiv bemerkbar. Die Skytera FX Carbon SL sind so leicht, dass man sie einfach in die Hand nimmt und losläuft. Für mich hat das den großen Vorteil, dass ich sie auch bei kurzen Abstiegen – selbst wenn es nur zwei, drei Meter sind, verwende. Sie sind ja ohnehin immer griffbereit.
Der Stock selbst ist – wie der Name schon sagt – aus Carbon, aber dennoch erstaunlich robust. Bei all den Steinen ist er mir bestimmt ein Dutzend Mal stecken geblieben und hat dabei ordentlich Gebrauchsspuren abbekommen – aber sonst nichts. Ich weiß nicht, ob das so gewollt ist, aber ich vermute es: Wenn sich der Stock verhakt und ich ungewollt daran ziehe, weil ich nicht schnell genug reagiere, verlängert er sich kurzzeitig leicht – die einzelnen Elemente schieben sich auseinander –, bis er sich aus dem Steingriff löst. So kommt es nicht zu einem abrupten, vollständigen Abbremsen und auch nicht zu einem unangenehmen Ruck an Arm oder Handgelenk.
Die Flex Tip-Spitze vermittelt den Eindruck, als sei eine kleine Feder eingebaut – so hat es sich für mich zumindest angefühlt. Das Aufsetzen der Stöcke wird dadurch spürbar angenehmer, selbst wenn man in gröberem Gelände oder etwas grobmotorischer unterwegs ist. Die Spitze selbst besteht aus einer Carbid-Hartmetallspitze, die erstaunlich direkt Halt findet, sowie einer Kunststoffummantelung, die Vibrationen dämpft und gleichzeitig dafür sorgt, dass die Spitze möglichst glatt und stabil auf dem Untergrund aufliegt.




















Pro/Contra
Pro:
- sehr leicht
- Handgelenkschonend beim Verhaken
- Handgelenkschonend beim Aufsetzen
Contra:
- -/-
Fazit
Die Skytera FX Carbon SL von LEKI sind hervorragende Trekkingstöcke. Sie sind auf der Wanderung stets zur Stelle, um einen zu 100 % zu unterstützen – fallen dabei aber kaum ins Gewicht. Genau so, wie man es sich von einem idealen Wanderstock wünscht. So bleibt der Kopf frei für die wirklich wichtigen Dinge – wie die Blase am Fuß oder den Rucksack, der einem das Kreuz massiert.
Das kleine Packmaß habe ich bisher nicht erwähnt – aber es versteht sich eigentlich von selbst, dass auch das ein klarer Pluspunkt ist.
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