Jeder sollte für seine Bedürfnisse entscheiden, auch mit Blick auf die Preise von Bergschuhen. Ob man einen spezialisierten Schuh, der genau auf die Tour abgestimmt ist nimmt oder einen, mit dem man überall durchkommt, aber nicht in allen Bereichen perfekt.
Wie in vielen Bereichen des Sports gibt es absolute Spezialisten, Nischenprodukte aber eben auch Allrounder.
ASOLO ist ein italienischer Bergschuhhersteller, der bereits in der 4. Generation einer Schuhmacherfamilie erfolgreich und auf hohem Niveau Bergschuhe herstellt.
Wir hatten bereits 2 Stiefel von ASOLO im Test und waren sehr zufrieden.
Nun haben wir den ASOLO FRENEY EVO MID GV Woman’s getestet.
Facts
Thema | Info |
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Material | OBERMATERIAL: Wasserabweisendes Perwangerleder 2,2 – 2,4 mm + widerstandsfähiges Synthetik FUTTER: Gore-Tex Performance Comfort Footwear BRANDSOHLE: Asoflex Rock Mid aus Polypropylene |
Größen | 4 ½-8 UK |
Gewicht | 579 g pro Schuh (Gr. 5 UK) |
Preis | 289,95 Euro UVP |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Der FRENEY EVO MID ist ein sportlicher und ambitionierter Bergstiefel.
Praxistest
Mit über 500 g pro Schuh handelt es sich um einen robusten und nicht besonders leichten Schuh. Stabiler Halt und Schutz gegen Geröll, Fels und Wurzeln, stabiler Stand im Fels und ein ausreichend hoher Schaft fordern ihren Tribut beim Gewicht des Schuhs. Deswegen muss man bei der Auswahl abwägen. Für eine lange Wanderung in einem Mittelgebirge wäre er mir zu schwer, da ich hier seine Vorzüge nicht ausreichend nutzen könnte, die Belastung für die Kniegelenke aber dennoch hoch wären.
Der Stiefel hat eine mittlere Schafthöhe. Neben der Schnürung im unteren und mittleren Bereich verfügt er über zwei Haken für die Schnürung, einer davon im Schaftbereich. Er ist hoch genug um die Knöchel sicher abzudecken und Schnee oder Geröll abzuhalten. Das Obermaterial ist synthetisch. Die Zunge ist in 3D-Technologie geformt.
Zusammen mit der Bordüre sorgen sie für sichere Bewegungsfreiheit. Die Zunge ist um einige Zentimeter höher als der Schaft. Dies schützt einerseits vor dem Eindringen Steinchen oder Schnee. Andererseits muss man es beachten bei der Wahl der Socken. Bei der ersten Tour trug ich Socken, die zwar lang genug für den Schaft aber nicht lang genug für die Zunge waren. Am hinteren Ende des Schafts befindet sich eine leichte Nylonschlaufe, die den Einstieg erleichtert.
Das synthetische Material sorgt für Atmungsaktivität, die Gore-Tex-Membran für Wasserdichtigkeit. Das ist für einen Gebirgsschuh meiner Ansicht nach ein Muss. Denn nicht nur nasse Wiesen oder Matsch können unterhalb der Waldgrenze das Schuhwerk und damit den Fuß durchweichen. Sondern auch Schnee, Regen oder Bachläufe kreuzen regelmäßig den Weg. Zusätzlich sind Elemente aus wasserabweisendem Perwangerleder integriert.
Die Zwischensohle besteht aus Einkomponenten-PU und der im Fersenbereich verfügt über einen eingespritzten EVA Shock Absorber. Zusammen vereinen sie Stabilität und Dämpfung. In der Ferse befindet sich ein TPU Einsatz, der das Tragen von halbautomatischen Steigeisen ermöglich. Die Vibram 1229 Mulaz Laufsohle verspricht Grip und Präzision.
Ein Gummi- und PU Geröllschutzrand für zusätzlichen Schutz rundet den für alles gerüsteten Stiefel ab.
Das Fußbett ist anatomisch geformt. Leider ist die Innensohle nicht herausnehmbar. Dies würde ich zur hygienischeren Trocknung und zur Vermeidung von Stockflecken begrüßen.
Im Zeichen der Nachhaltigkeit ist es begrüßenswert, dass die Schuhe wiederbesohlbar sind. Das verwendete Leder entspricht dem Standard von Oeko Tex.
Es gibt von dem Freney-Modell noch 3 Varianten, 2 hohe und noch eine weitere MID-Variante mit unterschiedlichen Schnürungen.
Der Test:
Grundsätzlich ist der Freney Evo Mid für alpine Bergtouren, Klettersteige und anspruchsvolle Trekkingtouren konzipiert. Für leichtes Mittelgebirge oder reine Trekkingtouren ist er natürlich auch tragbar, aber überqualifiziert. Mit seiner mittleren Höhe ist er aber auch nicht fürs Hochgebirge oder schwere Steigeisen gemacht.
Für mich erschien er genau richtig. Ein solider und stabiler Schuh, der sich auf felsigem und wurzeligem Untergrund wohl fühlt und einem zuverlässig Halt gibt.
Der Stiefel wurde im Sommer zu einem Klettersteig getragen. Mit guten Wandersocken, die nicht dick waren passte die Schuhgröße zu der der Testerin. Der Schaft deckt die Knöchel vollständig und weit darüber hinaus ab. Die Knöchel sind absolut ausreichend gepolstert. Die Zunge ist seitlich vernäht, so dass sich keine Steinchen oder Nässe unter ihr hindurch in den Schuh befördern können. Die leuchtend gelben Schnürsenkel sind rundgenäht und lassen sich leicht schnüren. Sie sind aber nicht glatt, so dass sie mit einem Doppelknoten die Schnürung zuverlässig hält. Mit den beiden Metallhaken sind verschiedene Schnürtechniken möglich.
Bei der Sohle gab es im vollständig neuen Zustand bei den ersten Berührungen mit nassem Asphalt Defizite in Sachen Grip. Als der Schuh und die Sohle aber eingelaufen waren war der Grip gut. Im Klettersteig war der Fels teils sehr glatt und abgegriffen. Auch hier war der Halt hervorragend. Ein gegen die glatte Wand stemmen mit Gewicht war möglich.
Ebenso war der Halt auf kleinen Vorsprüngen oder kleinen Metalltritten aufgrund der Stabilität der Sohle und des gesamten Schuhs hervorragend.
Trotz enormer Wärme (27 Grad) war es nicht unangenehm warm im Stiefel. Es gab keine Druckstellen.
Für den Abstieg musste die Schnürung enger geschnürt werden. Der eng geschnürte Schaft verhinderte, dass der Fuß beim Abstieg im Schuh vorrutscht und mit den Zehen anstößt.
Des weiteren wurde der Stiefel für eine 2-Tages-Tour auf die Zugspitze getragen. Die Temperaturen lagen erst bei angenehmen 24 Grad am ersten und 20 bis 30 Grad am zweiten Tag. Am ersten Tag im Tal wären die Schuhe nicht zwingend notwendig gewesen. Hier wären auch leichtere Schuhe ausreichend gewesen. Beim Aufstieg auf die Hütte auf ca. 2000 hm waren sie aber sicher und gut an den Füßen zu haben. Trotz 1400 Hm Aufstieg am ersten Tag gab es keine Blasen.
Am zweiten Tag wurde es schon deutlich alpiner. Hier waren die Schuhe wirklich Gold wert. Zunächst ging es über felsige Wanderwege mit Schotter. Wir befanden uns den ganzen Tag oberhalb der Vegetationsgrenze. Dann ging es in ein sehr steiles Geröllfeld mit sehr großen lockeren Steinen sowie steilen Schneefeldern. Im obersten Bereich führte der Weg über reinen Fels mit Stahlseilsicherung. An diesem Tag konnte der Schuh alles zeigen. Guter Grip auf unterschiedlichstem alpinem Untergrund und starker Schutz der Knöchel und Zehen vor Umknicken bzw. Herabrutschender Steine.
Ich war sehr zufrieden.
Pro/Contra
Pro:
- Stabilität und Schutz
- Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität
- gut haftende Vibramsohle
Contra:
- relativ hohes Gewicht
Fazit
Der FRENEY EVO MID GV WOMAN’s von ASOLO für 290 Euro ist ein solider und stabiler Bergwanderstiefel, der für Bergtouren und anspruchsvolle Mittelgebirgstouren sowie Touren mit halbautomatischen Steigeisen geeignet ist. Wasserdicht und atmungsaktiv begleitet er die Trägerin sicher auf einer Vielzahl von Touren.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.
1 Kommentar
Hallo Marion,
freut uns das der Schuh gut performt hat.
Die Einlegesohle lässt sich übrigens schon rausnehmen, einfach nochmal probieren.
Noch viel Spaß auf weiteren Touren.
Grüße von Asolo aus München
Herbert