Der Klättermusen Tjalve 2.0 ist ein kompakter, technischer 10-Liter-Rucksack, der speziell für schnelle, dynamische Aktivitäten wie Speedhiking, Trailrunning oder leichte Bergtouren entwickelt wurde. Mit seinem minimalistischen Design steht er damit in direkter Konkurrent zu klassischen Trailrunning-Westen mit ähnlichem Volumen.
In diesem Testbericht möchte ich den Tjalve 2.0 nicht nur auf seine Materialien, Verarbeitung und Alltagstauglichkeit hin untersuchen, sondern ihn auch gezielt mit einer typischen Trailrunning-Weste mit ca. 10 Litern Volumen vergleichen. Mich interessiert vor allem:
- Welche Vorteile oder Nachteile bringt der Rucksack im Vergleich zur Weste?
- Wo liegen Unterschiede beim Tragekomfort, der Bewegungsfreiheit, Belüftung und Zugänglichkeit?
Ziel ist es, herauszuarbeiten, für welchen Einsatzbereich der Tjalve 2.0 ideal geeignet ist – und wo eine klassische Trailrunning-Weste womöglich die bessere Wahl bleibt.
Facts
| Thema | Info |
|---|---|
| Material | recyceltes Polyamidgewebe Retina® |
| Größen | One-Size |
| Farben | Sea Foam, Burnt Russet, Raven, Olive |
| Gewicht | 320g |
| Maße | 45 x 16 x 20 cm |
| Preis | 140€ UVP |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Der Klättermusen Tjalve 2.0 vermittelt sofort einen hochwertigen und technisch durchdachten Eindruck. Das Retina®-Material – aus 50 % Post- und 50 % Pre-Consumer Recycling‑Polyamid mit PU-Beschichtung – fühlt sich widerstandsfähig und doch federleicht an (~78 g/m²). Umweltbewusste Technologien wie Econyl®, bluesign®-Zertifizierung und fluorcarbonfreie Beschichtung runden das Qualitätsbild ab.
Details und Verarbeitung wirken sehr sorgfältig: saubere Nähte, formstabile Elemente und Komponenten wie der 4‑S Brustgurt, 3D-Mesh Rücken- und Schulterbereich, elastisches Cord Loop Webbing sowie der abnehmbare Hüftgurt vermitteln einen durchdachten Eindruck.
Für den Vergleich zur Trailrunning Weste fiel mir direkt auf, dass der Rucksack kein Fach für eine Trinkblase bietet, und somit den Zugang zu Wasser während schneller Hikes oder Trailruns enorm erschwert.
Als Alternative hat Klättermusen uns hierzu den Bottle Holder 2.0 zugesendet.
Der Bottle Holder kann mittels Schlaufe an einem Gürtel oder mittels der Aluminium-Knebelknöpfe an den Schlaufen der Schultergurte von allen Klättermusen-Rucksäcken befestigt werden. So behält man trotz mangelndem Fach für eine Trinkblase weiterhin Schnellzugriff auf 750ml – 1l Trinkflaschen.
Auf der Innenseite bietet der Tjalve 2.0 ein kleines Fach mit Zipper für Geldbörse, Autoschlüssel etc. sowie das große Hauptfach ohne weitere Unterteilung.
Praxistest
Der Tjalve 2.0 hat mich nun auf mehreren kleinen Abenteuern begleitet. Zunächst auf einer Tagestour auf den Einstein – eine leichte Wanderung mit ca. 800 Höhenmetern, für die wir mit Auf- und Abstieg etwa 2,5 Stunden benötigt haben.
Es ist heiß, und so fällt mir direkt der erste Vorteil des Rucksacks gegenüber der Trailrunning-Weste auf: Der Rucksack ist deutlich kompakter und liegt nicht so eng an. Dadurch schwitzt man an Schultern und Rücken weniger, und durch das luftige Material trägt er sich insgesamt einfach angenehmer.
Der Bottle Holder ist im Aufstieg ein Segen: Die 1-Liter-Flasche darin reicht locker für den Weg nach oben. Auf dem Gipfel wird einfach aus der zweiten Flasche, die sich im Hauptfach befindet, umgefüllt – so hat man jederzeit genügend Wasser griffbereit. Beim schnellen Abstieg oder Trailrunning allerdings stört der Bottle Holder, weil er nicht fest anliegt und schlackert, besonders wenn die Flasche noch relativ voll ist. Dieser Punkt geht also klar an die Trailrunning-Weste.
Ein weiterer Nachteil sind die Außenfächer. Die Gummibänder, die sie überspannen, lassen sich nicht festzurren. Dadurch ist eine Flasche oder Verpflegung darin nicht sicher fixiert – ich habe so beim Überwinden eines kleinen „Sprungs“ eine zweite Trinkflasche verloren. Außerdem läuft der Hüftgurt durch das Fach, sodass man besonders aufpassen muss, dass die Flasche am Gurt vorbeiläuft und nicht darauf aufliegt, um das Fach überhaupt nutzen zu können (siehe Foto).
Für das zweite Abenteuer begleitete mich der Klättermusen Tjalve 2.0 nach Sarajevo. Da ich dort im Urlaub war, wollte ich natürlich auch den örtlichen Hausberg hoch. Hier zeigte der Tjalve einen weiteren Vorteil: Durch seine leichte Bauweise kann er extrem klein zusammengerollt werden und nimmt im Handgepäck kaum mehr Platz weg als ein Paar Sportsocken oder ein dünnes T-Shirt.
Auch hier überzeugte der Tjalve wieder durch seinen komfortablen Sitz. Schade bleibt allerdings, dass es weiterhin keine Möglichkeit gibt, eine Trinkblase zu verwenden.
Seitdem habe ich den Klättermusen Tjalve noch für einige kleine Feierabendtouren (500–600 hm, ca. 10 km) genutzt, um Verpflegung oder eine Regenjacke zu transportieren. Der Rucksack überzeugt mich vor allem dadurch, dass ich ihn beim Tragen kaum spüre und dadurch volle Bewegungsfreiheit habe.
Zwei weitere kleine Nachteile möchte ich abschließend noch nennen:
- Der Rucksack bietet keine Möglichkeit, Stöcke fürs Trailrunning oder Wandern zu befestigen.
- Die Gummibänder, die im Zickzack an beiden Seiten über die Außenfächer gespannt sind, lassen sich nicht nachspannen und sind so eher für die Optik als für Funktionalität. Aktuell nutze ich die Fächer für meine Kletterschuhe, die ich mit dem Klettverschluss an den Bändern fixiere – optimal ist das aber nicht.


































Pro/Contra
Pro:
- Sehr hochwertige Verarbeitung und nachhaltige Materialien
- Optik
- Große Farbauswahl
- leicht und komfortabel
Contra:
- Keine Möglichkeit für Trinkblase
- Keine Halterung für Stöcke
- Gummibänder aussen nicht spannbar
Fazit
Der Klättermusen Tjalve 2.0 überzeugt vor allem durch seinen leichten, kompakten Aufbau und den hohen Tragekomfort – selbst bei längeren Touren spürt man ihn kaum. Einige Details wie die nicht fixierbaren Außenfächer, der schlackernde Bottle Holder und die fehlende Möglichkeit, Stöcke oder eine Trinkblase zu befestigen, schmälern jedoch die Vielseitigkeit. Für kurze, leichte Touren oder Reisen ist er dennoch ein sehr angenehmer und praktischer Begleiter.
Im Vergleich zur Trailrunning Weste sehe ich die Vorteile vor allem im Tragekomfort und der Leichtigkeit. Nicht jeder mag das ‚einschürende‘ Gefühl der Weste. Wer etwas für einen ähnlichen Einsatzzweck mit dem klassischen Rucksackgefühl sucht, ist mit dem Tjalve 2.0 gut bedient.
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