Laufen, so natürlich wie möglich – Barfußschuhe sind in aller Munde. Ich jogge seit vielen Jahren und hatte schon die unterschiedlichsten Laufschuhe an meinen Füßen. Schon eine ganze Weile sind Barfußschuhe ein Thema, das ich gerne testen wollte, um meine Füße zu stabilisieren.
Die Firma Merrell stellte mir aus ihrer Barfußkollektion dafür den Trail Glove 5 zur Verfügung.
Facts
Thema | Info |
---|---|
Material | Obermaterial aus Mesh und TPU |
Größen | 35 – 42,5 |
Farben | Aqua / Ceramic / Sunny Lime / Paloma / Black |
Gewicht | 196 g |
Preis | 120,00 € |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Barfußschuhe sehen schon in ihrer Form etwas anders aus als ein gewöhnlicher Lauf- oder Sportschuh, da die Sohle keinen Aufbau hat. Der Fuß steht im Schuh, abgesehen von der dünnen Sohle, tatsächlich wie barfuß auf dem Untergrund. Nun gibt es zwischenzeitlich die unterschiedlichsten Barfußschuhe – als Freizeit- oder Sportschuh und mit oder ohne Zehen.
Der Merrell Trail Glove 5 ist für Trailläufe ausgelegt. Dies bedeutet für mich, dass er auch auf sehr unebenem Untergrund mit Wurzeln und Felsen Halt geben sollte. Es bedeutet aber auch, dass er unter den Barfußschuhen vermutlich einer der festeren ist – also einem noch am ehesten das Gefühl eines richtigen Schuhs bietet und daher die Umstellung von einem normalen Schuh noch am geringsten sein dürfte.
Als Obermaterial hat Merrell bei diesen Schuhen ein wasserblaues Mesh verwendet, welches an den Zehen sowie an den Seiten teilweise mit eine blau gesprenkelten Gummierung überzogen ist. Die Sprenkelung erweckt den Eindruck, als wäre man durch Matsch gelaufen, was zu einem Trailschuh wunderbar passt.
Die dunkelblau und rote Vibram-Sohle ist an der Ferse nach oben gezogen und hat ein leichtes Profil. Dieses ist verglichen mit üblichen Laufschuhen eher gering, verglichen mit anderen Barfußschuhen aber doch noch etwas höher. Merrell wirbt hier mit dem Vibram TC5+, einem adaptiven Sohlenprofil für jedes Gelände.
Das gesamte Design wirkt modern. Die Farben sind sportlich, aber nicht zu auffällig. Es stehen weiterhin vier andere Farben zur Verfügung.
In der Hand fühlt sich der Merrell Trail Glove extrem leicht an. Der Hersteller gibt hier 196g pro Schuh an.
Hineingeschlüpft bemerkt man gleich die dünne Sohle und die fehlende Sprengung.
Ich trage den Merrell Trail Glove 5, wie nahezu alle Sportschuhe, in Größe 40, diese passen wie angegossen. Das Innenfutter fühlt sich angenehm weich und flexibel an. Der Mittelfuß ist fest umschlossen. Hier gibt mir der Schuh mehr Halt, als ich erwartet habe. Die Innensohle kann nicht herausgenommen werden.
Die Materialien, Nähte und Verklebungen wirken hochwertig. Der Preis von 120€ ist, verglichen mit anderen Sportschuhen, auf einem üblichen Niveau.
Praxistest
Ich laufe regelmäßig mehrmals pro Woche zwischen zehn Kilometern und Marathondistanz, überwiegend auf Waldwegen. Bereits im Vorfeld hatte ich immer mehrere Paare Laufschuhe, auch immer ein Paar mit wenig Sprengung.
Seit einigen Jahren versuche ich vermehrt auf dem Vor- und Mittelfuß zu laufen, weshalb ich hoffe, dass mir die Umgewöhnung im Barfußschuh nicht allzu schwerfällt. Da ich gelesen habe, dass man sich durch zu schnelle Umgewöhnung auch verletzen kann, habe ich die Schuhe zunächst zum Spazierengehen angezogen. Man hat im Barfußschuh zwar nicht ganz das Gefühl, tatsächlich barfuß zu gehen, man könnte es aber sockenähnlich bezeichnen. Steine und Unebenheiten spürt man durch die dünne Sohle deutlich, sie tun aber nicht weh. Durch die Sohle hat man zusätzlich einen sehr guten Grip auch auf nassen Oberflächen.
Nach den ersten kleinen Runden Joggen hatte ich gleich Muskelkater an den Fußsohlen und auch in den Waden – super, denn genau diesen Effekt wollte ich. Meine Füße und Beine arbeiten dort, wo sie es in normalen Laufschuhen nicht tun. Ich habe die Barfußschuhe immer im Wechsel mit den anderen Laufschuhen angezogen. Als es sich wieder gut angefühlt hat, habe ich die Distanz gesteigert und bin meine zehn Kilometer Runde damit gelaufen. Nach kurzer Zeit war auch das kein Problem mehr, mein Körper hat sich an die Barfußschuhe gewöhnt.
Im Rahmen einer Laufanalyse in einem Orthopädiegeschäft wollte ich nun wissen, wie gut ich in diesen Schuhen laufe. Hierzu muss ich sagen, dass ich in meinen normalen Laufschuhen extra angefertigte Sporteinlagen trage.
Das Ergebnis der Analyse war, dass ich die Barfußschuhe tragen kann, wenn ich konzentriert auf dem Vor- und Mittelfuß laufe. Wenn ich aber eine längere oder schnellere Einheit laufe, sollte ich lieber zu den üblichen Laufschuhen mit Einlagen greifen. Denn wenn man schon etwas erschöpft ist, fällt man oft wieder in den üblichen Fersengang zurück. Hierbei knicke ich in den Barfußschuhen zu sehr ein und könnte dadurch eine Verletzung provozieren.
Einlagen können aufgrund der festen Innensohle nicht in die Barfußschuhe gelegt werden. Es wäre außerdem auch unsinnig, da man dadurch ja eben gerade nicht barfußähnlich laufen würde.
Fazit
Der Merrell Trail Glove 5 ist ein Barfußschuh, welcher auch für Barfußlauf-Anfänger geeignet ist. Er bietet trotz minimalem Fußbett noch einen guten Halt und trägt aber trotzdem zur Stabilisierung der natürlichen Laufmuskulatur bei.
Allerdings ist eine langsame Umgewöhnung auf das Laufen auf dem Vor- und Mittelfuß Voraussetzung für ein gelungenes Training. Für das Laufen auf der Ferse ist ein Barfußschuh nicht geeignet, weil dadurch Verletzungen riskiert werden könnten.
Richtig eingesetzt trägt der Barfußschuh dazu bei, die natürlichen Bewegungsabläufe zu stärken und dadurch mehr Stabilität beim Laufen zu erlangen.
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