Die erste Entscheidung: meine Hundedame Malou geht mit! Damit war die zweite Entscheidung trotz bisheriger Abneigung auch schon fast gefallen: es sollte ein e-Bike sein.
Denn mit 20 kg Hund, 15 kg Anhänger und 10 kg Gepäck ist das für einen Ungeübten trotz guter Kondition sonst echt heftig.
Ich lieh mir ein Touren-e-Bike. Die Art des Rades entscheidet maßgeblich mit darüber, welche Packtaschen verwendet werden können. Wir haben unabhängig vom Fahrkomfort gemerkt, dass ein Fully ziemlich ungeeignet ist für so eine Tour, weil man hinten die gängigen Radtaschen nicht verwenden kann. Also viel Neuland und das für eine Bergstrecke: wir waren aufgeregt und sehr gespannt!
Es war wirklich toll! Und wir waren jeden Tag bis abends unterwegs bei großer Hitze, Staub, Wind und Meeresbrise in der Luft.
Wir haben die Radtasche Back-Roller Pro Plus von Ortlieb dazu bekommen. Das ist eine Tasche aus der wasserdichten Produktreihe von Ortlieb für den Gepäckträger.
Facts
Thema | Info |
---|---|
Material | 100% Nylon, PU-beschichtet |
Größen | 70 Liter auf 2 Taschen verteilt ( 2 x 35 Liter) |
Maße | 45 x 36 x 26 cm |
Gewicht | 2 x 1004 g |
Farben | granite/black, lime/mossgreen, denim/steelblue, signal red/darkchilli |
Preis | 199,99 Euro |
Erster Eindruck und Verarbeitung der Ortlieb Backroller Plus
Was für eine große Radtasche! Die größte Fahrradtasche der Welt!….
70 Liter (pro Paar) ist das Doppelte vom Üblichen. Fluch oder Segen? Wir werden es sehen.
Praxistest
70 Liter Fassungsvermögen! Zwei wirklich große Taschen, da denkt man, man könnte alles mitnehmen, was einem so einfällt für so eine Tour. Tatsächlich kann man sehr viel einpacken. Aber erstes bin ich grundsätzlich eher ein spartanischer Packer und zum anderen muss man all das ja auch transportieren, so dass bei all dem Komfort von viel Platz dennoch ein waches Auge auf das Gewicht haben sollte. Als ich das Ladegerät einpackte, war es erst einmal vorbei mit der Vorfreude gewichtsreduzierend zu packen.
Aber was soll´s. Es muss ja mit.
Zur Tasche
Die Tasche ist wasserdicht und hat eine jeansstoffähnliche Struktur. Das Cordura-Gewebe ist strapazierfähig. Die Form ist leicht V-förmig. Auf der Außenseite hat sie im Gegensatz zu den meisten anderen Radtaschen eine zusätzliche flexible Netztasche. Sie bietet zusätzlich 4 Liter Stauraum und ist sehr praktisch. Das Netz besteht aus Meshgewebe, ist dehnbar und bietet viel Platz für ein verschwitztes Oberteil, ein Halstuch, eine nass gewordene Jacke oder was auch immer man während der Fahrt immer griffbereit haben möchte. Man sollte die Sachen nur nicht vergessen, wenn es zu regnen beginnt.
Das Netz hat am Saum eine Verstärkung und kann mit einem Steckverschluss zwar nicht verschlossen, aber zumindest zusammengehalten werden.
Das Hauptfach hat eine über die gesamte Breite verlaufende Öffnung und ist wie die meisten Ortliebtaschen mit einem Krempelverschluss versehen. Eine Öffnungskante ist mit einer Kunststofflippe verstärkt. Zum einen lässt sich so die Wickelung straffer vornehmen und zum anderen ist dann auch die Richtung, in die gekrempelt wird gleich vorgegeben.
Die Krempeltechnik hat sich bewährt, da sie den Inhalt zuverlässig staub- und wasserdicht hält. Außerdem kann so das Volumen noch beeinflusst werden.
Beidseitig ist eine Steckschnalle an den Enden der Krempelöffnung. Diese Schnallenseiten können entweder miteinander verbunden werden oder aber auch mit dem Schultergurt verschnallt werden, der dann über den Boden festgezurrt wird. Dort kann der Schultergurt in zwei Halterungen eingefädelt werden.
Der Schultergurt hat eine gummierte Polsterung und kann in der Länge verstellt werden.
Grundsätzlich finde ich den Schultergurt eher störend, aber es gibt ja Menschen, die solche Radtaschen auch für die täglichen Einkäufe nutzen und auch wer seine vollen Taschen ein gutes Stück weit tragen muss bis zur Unterkunft, wird sich über die Schultergurte freuen.
Reflektierende geometrische Formen weisen nach vorne und hinten und sorgen so unabhängig von einer Beleuchtung für Sicherheit. Gerade in Frühjahr und Herbst, wo es oft mal dämmrig ist, ist dies auch tagsüber hilfreich.
Über die Schamseite führt jeweils ein Kompressionsriemen, der das Taschenvolumen variieren lässt und den Inhalt beisammen hält.
Das Quicklock-System ist bei Ortlieb schon sehr lange in den Produktreihen vertreten und das nicht ohne Grund. Es ist für Gepäckträgerrohre bis zu 16 mm geeignet. Zudem sind Kunststoffringe beigelegt, die den Quicklock-Verschluss in seinem Durchmesser nochmals verkleinern und somit auch für geringere Rohrdurchmesser mit gutem Sitz verwendbar sind.
Das System ist ebenso einfach wie genial.
Mit der Handtrageschlaufe wir durch den Zug an der Schlaufe (also durch das Eigengewicht der Tasche + Inhalt) der Mechanismus geöffnet. Die Tasche wird mit dem Quicklock-Verschluss über das Gepäckträgerrohr gehalten bzw. darauf abgesetzt.
Lässt man nun die Handschlaufe los, schließt sich automatisch dadurch der Verschluss um das Rohr und die Tasche sitzt sicher.
An der Tasche können die beiden Verschlüsse auf einer Schiene in der Weite verstellt werden, damit sie nicht gerade an einer Stelle aufsitzen, an der Querstreben den Verschluss behindern. Da der Verschluss das Rohr komplett umschließt ist ein heraushüpfen aus der Halterung unmöglich.
Einzige Ausnahme: Wenn man bei geöffneter Verriegelung etwas mit einklemmt, häufig ist es dann die Schlaufe selbst- Dann kann sie nicht mehr richtig schließen und auch nicht mehr richtig geöffnet werden.
Am unteren Ende der Radtasche, an deren Innenseite, befindet sich eine Art Dorn. Dieser hakt in die V-förmig zusammenlaufenden Streben des Gepäckträgers unten kurz vor der Radnabe ein und verhindert, dass die Tasche unten vom Rad wegbaumelt und immer wieder dagegen schlägt.
Dieser Dorn kann in der Richtung eingestellt werden, wie man es braucht. Richtig eingestellt, sitzt die Radtasche also absolut ruhig und fest am Gepäckträger und kann weder zur Seite noch nach oben oder unten ausschlagen. Der Dorn sitzt auf einer leichten halbmondförmigen Schiene, so dass auch er entweder mittig oder je nach Bedarf an einer anderen Stelle platziert werden kann. Durch diese flexiblen Anpassungen kann die Tasche beidseitig befestigt werden.
Im Inneren gibt es ein großes Hauptfach. An der radzugewandten Seite gibt es drei Fächer. Netzeinschubtaschen und ein flaches, aber recht großes Reißverschlussfach, dass zur Aufbewahrung von Dokumenten etc. einlädt.
Bei einer Tasche dieser Größe bietet es sich an eine Unterteilung vorzunehmen. Ich habe eine kleine flexible Netztasche für meine Wechselbekleidung und für die Hundesachen in der anderen Tasche einen Drybag für die Ordnung mitgenommen.
Auf der Unterseite befindet sich eine Leiste, die dazu dienen soll, dass man die Tasche frei abstellen kann. Ich möchte betonen, dass das funktionieren KANN. Allerdings kommt es sehr darauf an, wie dicht man den Boden der Tasche bepackt hat. Wenn hier nicht gut und ausgewogen gestopft wurde, dann ist die Tasche schräg und fällt gegebenenfalls auch um.
Mir ist es oft nicht gelungen. Aber wer richtig packt bekommt es auch hin. Sobald das auch nur annähernd nicht so ist, knickt der Boden entsprechend ein und die Tasche fällt um.
Wie wars
Die Taschen sind leicht durch die große Öffnung zu bepacken und dank der breiten Reißverschlussinnentasche und den beiden Mesh-Einschubfächern an der Innenwand finden Dokumente, Medikamente oder andere Dinge, auf die man zuverlässig Zugriff braucht, oder die nicht knicken sollen, einen Platz. Das Fassungsvermögen der Taschen ist phänomenal! Bewegen muss man es natürlich trotzdem.
Wirklich genial sind die großen Mesh-Außentaschen. Bei mir waren hier das Langarmshirt oder die Regenjacke und vor allem die Radkarte enthalten. Auch feucht gewordene Kleidungsstücke waren während der Fahrt hier bestens aufgeräumt.
Es hat bei unserer 1-wöchigen Reise nicht geregnet, daher ist das nicht zu bewerten gewesen. Allerdings sind wir stundenlang über Staub- und Schotterpisten gefahren. Dabei wurde wirklich alles eingestaubt. Unsere einstmals schwarzen Räder waren durch und durch ergraut. Auch in den Außenmeshtaschen kam der Staub an, wenn auch deutlich weniger als an den Oberflächen. Im Innern der Tasche blieb alles staubfrei dank der Krempelverschlüsse!
Ich habe die Taschen unter der Dusche abgebraust und anschließend mit einem Lappen abgewischt. Danach ab in die Sonne zum Trocknen. Sie waren fast wie neu.
Tolle Taschen! Mal sehen, wohin es uns als nächstes verschlägt.
Pro / Contra
Pro
- Beidseitig montierbar
- Wasserdicht
- Krempelverschluss
- Tragegurt
- PVC frei
- Außennetztasche
Contra
- Bleibt nur bei entsprechender Befüllung stehen
- Stoff ist nicht glatt und damit nicht so leicht zu reinigen
Fazit
Die Hinterradtaschen Back-Roller Plus von Ortlieb für 200 Euro sind wirklich die Taschen, wenn man viel und clever packen will und bei absoluter wasser-, staub- und winddichter Zuverlässigkeit an das Wichtigste unterwegs dran zu kommen.
Tolle Taschen und auch gut zu verwenden, wenn man nicht ganz so viel zu transportieren hat, wie die Taschen leisten können.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.