Sowohl kleine als auch große Auszeiten vom oft stressigen oder eintönigen Alltag sind es, die dafür sorgen, dass meine „Batterien“ wieder aufgeladen werden und Kraft für neue Herausforderungen des Alltags geben. Als Outdoorsportler verbringe ich daher meine Auszeiten natürlich so häufig wie möglich in den nahegelegenen Bergen.
Die Ruhe auf einem einsamen Berggipfel, ist für mich so erholsam, dass ich versuche mindestens einmal pro Woche eine Bergtour zu unternehmen. Dies geschieht auf unterschiedliche Art und Weise: als Trailrun, mit dem Mountainbike oder aber auch als ausgedehnte Wanderung. Hierbei kann ich entspannen und alles um mich herum perfekt ausblenden und mich dabei voll und ganz auf die Natur und den Sport fokussieren. Ganz gleich wie kräftezehrend und technisch fordernd der Aufstieg zum Gipfel auch ist, das Glücksgefühl, welches ich nach Erreichen des Ziels verspüre, entschädigt mich direkt für die vorangegangenen Anstrengungen. Auf dem Gipfel angekommen, lasse ich dann auf der Suche nach Bergen den Blick schweifen, welche ich als nächstes angehen möchte.
Eine dieser Auszeiten führte mich an einem Spätsommertag im Oktober 2023 auf die Hackenköpfe im Kaisergebirge. Hierbei handelt es sich um eine Grat-Überschreitung mit vielen Kletterstellen im zweiten Schwierigkeitsgrad (II. UIAA).
Vom Wanderparkplatz Bärnstatt gestartet, führte uns zunächst ein Forstweg durch den, zu dieser frühen Stunde, noch kühlen Wald. In leichter Steigung führte dieser ungefähr einen Kilometer leicht bergauf, um dann auf einen Steig überzugehen, der von gröber werdenden Steinen gesäumten ist. Ab hier wurde der Untergrund stetig felsiger und der Anstieg steiler, sodass nun auch unsere Stöcke zum Einsatz kamen.
Diese unterstützten uns, dass wir den weiteren Anstieg deutlich kräftesparender angehen konnten. Nachdem wir die Baumgrenze hinter uns ließen, wechselten wir nach einigen hundert Metern schließlich auf den gut gesicherten Widauersteig in Richtung Scheffauer. Dieser Steig beinhaltet viele Kletterstellen im ersten Schwierigkeitsgrad ( I. UIAA) und mündet schließlich in eine Scharte zwischen dem Scheffauer und den Hackenköpfen. Hier beginnt mit der Schlüsselstelle der Tour, die eigentlich Überschreitung. Bei der Schlüsselstelle handelt es sich um eine Felswand mit Kletterstellen im zweiten Schwierigkeitsgrad (II. UIAA). Wer diese kleine Kletterpassage bewältigt, sollte auch mit dem Rest der Tour keine Schwierigkeiten mehr haben. Im Anschluss an diese tolle Felswand folgt jetzt ein regelmäßiges auf und ab auf Felsplatten, bei denen immer wieder die Hände als Unterstützung an den Fels zum Einsatz kommen. Es geht über mehrere größere Felswände und durch schmale Felsscharten, stets mit der Hand am steinigen Untergrund.
Bis zum Erreichen des Ausstiegs, aus dieser tollen Klettertour, hatten wir permanent einen atemberaubenden Blick auf weitere Gipfel des wilden Kaisers um uns herum. Als einziger Wermutstropfen ist höchstens die Tatsache zu erwähnen, dass es hier leider keinen „richtigen“ Gipfel gibt. Die drei Spitzen der Hackenköpfe ragen während der Überschreitung nicht nennenswert aus der Reihe von Erhebungen heraus, was zur Folge hat, dass es hier keinen richtigen Gipfelmoment gibt. Dies schmälert die Schönheit der Tour allerdings in keiner Weise.
Nachdem wir die Überschreitung mit dem letzten der drei Hackenköpfe gemeistert hatten, führte uns ein schmaler Steig in einem großem Bogen wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt am Parkplatz Bärnstatt. Erschöpft, aber äußerst glücklich, erreichten wir diesen schließlich am späten Nachmittag. Die Überschreitung der Hackenköpfe war auf jeden Fall eine dieser Touren, die sowohl sportlich als auch, aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit, unvergesslich bleiben wird.
Eine echte (R)Auszeit.