
Als ich die Zusage bekam, das SKADI II GR von Herbertz zu testen – ein Messer mit Oldschool-Charme, Holzgriff, Lederholster und ohne Feuerstahl – waren für mich die Testbedingungen klar abgesteckt.
Facts
Thema | Info |
---|---|
Material | Stahl: Böhler N695 Griff: Grenadillholz oder Olivenholz Scheide: Leder |
Farben | Grenadillholz: dunkel Olivenholz: hell |
Gewicht | Messer: 186g mit Scheide: 257g |
Maße | Klingenlänge: 9,8 cm Klingenstärke: 3 mm Grifflänge: 11,1 cm Gesamtlänge: 20,9 cm |
Härtegrad | 59 HRC |
Gürtelaufnahme | Lederschlaufen: 2 Stück |
Preis | 175€ |

Erster Eindruck und Verarbeitung
Scheide
Das Messer wird ab Werk in einer sehr großen, aber schlichten Verpackung ausgeliefert.
Die Scheide des SKADI II GR ist aus Leder. Ich bevorzuge zwar Kydex, weil es taktischer aussieht, kann aber sehr wohl die Qualität beurteilen: Das Leder ist sauber verarbeitet und so eng gearbeitet, dass das Messer gut sitzt – ohne versehentlich herauszufallen, aber dennoch locker genug, um es problemlos ziehen zu können.
Die Scheide umschließt das Messer zu etwa drei Viertel und bietet zwei Aufhängemöglichkeiten:
Einmal direkt am Gürtel – durch eine Lasche in der Mitte der Scheide – oder über eine zusätzliche Schlaufe, die oben an einem Metallring befestigt ist und sich auch entfernen lässt.
Bei der ersten Variante sitzt das Messer fest und nah am Körper. Bei der zweiten Variante baumelt es eher frei herum, was ich persönlich am Gürtel störend finde – dafür lässt sich das Messer so auch an anderer Ausrüstung befestigen, zum Beispiel am Rucksack.
Klinge
Die Klinge ist 9,8 cm lang – also weniger als die Hälfte der Gesamtlänge – was dem Messer irgendwie seinen Charme verleiht.
Gefertigt ist sie aus Böhler N695, einem rostfreien Stahl aus Österreich mit einem Chromanteil von rund 17 %. Dadurch ist der Stahl sehr korrosionsbeständig und braucht nur wenig Pflege – ideal für den Outdoor-Einsatz. Mit einer Härte von etwa 59 HRC bietet er eine gute Balance aus Schnitthaltigkeit und Nachschärfbarkeit. N695 lässt sich aus meiner Erfahrung sehr gut schärfen, da er durch den relativ geringen Kohlenstoffanteil (ca. 0,95 %) zwar hart, aber nicht spröde ist – weicher als z. B. D2-Stahl.
Das Schärfen wird hier zusätzlich durch den Klingenschliff erleichtert:
Die Klinge ist zunächst mit einem relativ steilen Winkel vorgeschliffen, während die eigentliche Schneide mit einem flacheren Winkel geschärft wurde. Dadurch entsteht eine feine, etwa 1 mm breite Schneidfase, ähnlich wie bei einem großen Küchenmesser. Und genau das macht einen Unterschied,
weniger Fläche beim Schleifen bedeutet weniger Material, das abgetragen werden muss – was schneller, einfacher und präziseres Schärfen ermöglicht. Zum Vergleich: Meine anderen Outdoormesser haben Schneidfasen von rund 3 mm – da muss man schon deutlich mehr arbeiten, um sie wieder richtig scharf zu bekommen.
Praxistest
Wie gesagt, die Testbedingungen sind klar abgesteckt: Kein Feuerstahl – also dachte ich mir, ich versuche mich mal wieder am Feuerbohren.
Mittlerweile ist es mein vierter Versuch – und bisher leider ohne Erfolg. Rauch, ja – aber, um es mit den Worten von Joe Vogel zu sagen:
„Ich hab keine Glut gesehen!“
Das Gute an diesem Test ist: Ob das Feuerbohren am Ende gelingt oder nicht, spielt für den Messertest keine Rolle. Denn bei der Herstellung eines Feuerbohrsets müssen sowohl grobe als auch feine Arbeiten erledigt werden – ideal also, um herauszufinden, wie sich das SKADI II GR von Herbertz in der Praxis schlägt. Das Messer kommt super scharf an und bezwingt den Papier-Schneidetest mit Bravour. Um gleich richtig loszulegen, habe ich als erstes das Bohrbrett hergestellt. So konnte ich nach dem Batoning gut feststellen, wie scharf die Klinge nach dem groben Umgang noch war. Ich batone gerne auch gegen die Maserung, um beispielsweise 20cm langes Stück Holz von einem längeren Stammstück abzutrennen. Manche nutzen dafür auch die Hack-Technik – ich finde sie aber nicht sehr effektive. Beim SKADI II ist sie es zusätzlich auch bauartbedingt nicht: Die Klinge ist im Verhältnis zum Griff kurz und deutlich leichter, wodurch der Schwung nach hinten abfällt. Das führt dazu, dass kaum Wucht aufgebaut wird. Außerdem belastet diese Technik das Handgelenk unnötig und kostet zu viel Kraft – für mich keine sinnvolle Methode.
Inzwischen habe ich mit dem Messer Holz fürs Lagerfeuer vorbereitet, weiteres Zubehör fürs Feuerbohren geschnitzt – darunter ein zweites Bohrbrett und eine zusätzliche Spindel – und insgesamt mindestens drei Stunden geschnitzt. Außerdem war das Messer die ganze Woche über in der Küche im Einsatz. Und trotzdem: Es besteht nach wie vor den Papiertest – ein klarer Pluspunkt für den Böhler-Stahl N695. Wenn man genau hinschaut, erkennt man winzige Kerben in der Schneide. Sie scheinen jedoch kaum Einfluss auf die Schärfe zu haben, vermutlich Dank des relativ steilen Vorschliffs und der daraus resultierenden feinen Schneidefase. Ansonsten liegt das Messer sehr angenehm und sicher in der Hand. Die anfangs zu kurz wirkende Klinge macht sich gerade bei Schnitz- und Feinarbeiten bemerkbar. Besonders die Spitze lässt sich präzise einsetzen – ich hätte nicht gedacht das 15mm sich doch so bemerkbar machen.
Kleines Manko nach den ersten zwei Stunden, zugegeben relative grobe Arbeit. Die Griffschrauben haben sich gelockert, was erstmal kein Drama ist, aber natürlich ärgerlich werden kann, wenn eine Schraube verloren geht. Nach dem ordentlichen Nachziehen war das Problem behoben. Ich werde die Schrauben – wie bei meinen anderen Messern auch – mit Gewindekleber aus dem Kfz-Bereich sichern. Vielleicht wäre das auch ein interessanter Verbesserungsvorschlag für den Hersteller, dieses kleine, aber praktische Detail ab Werk zu optimieren.
Ach so, um den Test noch abzuschließen muss ich zu meinem Bedauern zugeben das ich bei dem Ganzen Test keine Glut gesehen habe – leider. Das heißt, ich muss weiterhin meinen Feuerstahl mit schleppen.





































Pro/Contra
Pro:
- von Anfang an sehr scharf und lange so bleibend
Contra:
- Griffschrauben haben sich leider gelockert
Fazit
Das SKADI II GR von Herberz ist ein Messer, das überrascht – mit Oldschool-Charme durch den Holzgriff und das klassische Lederholster, aber gleichzeitig mit moderner Schneidleistung dank der feinen Schneidephase aus Böhler N695-Stahl.
Ob beim Schnitzen, Feuerbohren oder im Küchenalltag – das Messer zeigt sich vielseitig, bleibt lange scharf und liegt dabei sehr angenehm in der Hand. Selbst nach mehreren Stunden grober und feiner Arbeit besteht es noch mühelos den Papiertest.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.