
Seit ich Tester bin – inzwischen seit drei Monaten – möchte ich ein Messer testen. Es ist nicht so, dass ich keines hätte – als passionierter Bushcrafter besitze ich einige und habe sogar selbst welche hergestellt, aber einfach ohne konkreten Anlass in den Wald zu gehen, zu batonen (Holz mit dem Messer zu spalten) und Feuer zu machen, fühlt sich irgendwie komisch an. Ein Messer zu testen ist natürlich ein triftiger Grund und so hat es mich umso mehr gefreut, dass GREIFS – ein Familienunternehmen mit Sitz in Schwäbisch Hall, das von Outdoor-Enthusiasten gegründet wurde und sich auf die Entwicklung hochwertiger, langlebiger Outdoor-Messer spezialisiert hat – mir ihr MILAN – MIX IT! zum Testen zur Verfügung stellt. Ich muss gestehen ich habe mich gefühlt wie ein Fünfjähriger an Weihnachten.
Facts
Thema | Info |
---|---|
Material | Klinge: D2 Stahl Griff: G10 Komposit Material Scheide: Kydex |
Farben | Klinge: Schwarz, Silber, Damast Griff: Schwarz, Oliv, Rot, Sand (Hellgelb), Orange, Silber, Braun Scheide: Schwarz |
Gewicht | Messer: 250g mit Scheide und Feuerstahl: 375g |
Maße | Gesamt: 226mm Klinge: 114mm Klingendicke: 5mm Griff: 108mm |
Härtegrad | 60–62 HRC |
Gürtelaufnahme | Gürtelclip |
Preis | 65€ |

Erster Eindruck und Verarbeitung
Scheide
Das Messer kommt in einer sehr schlichten, aber dennoch schönen Schachtel. Die Verarbeitung der Kydex-Scheide ist sehr sauber, und Kennern fällt sofort das kleine, aber wichtige Loch an der Klingenspitze auf. Dieses verhindert, dass sich Wasser im Holster ansammelt und die Klinge korrodieren lässt. Kydex wurde ursprünglich die Luftfahrtindustrie entwickelt, es ist extrem robust, formstabil und schwer entflammbar. Das Messer sitzt fest in der Scheide und kann dank des Gürtelclips sowohl mit dem Griff nach oben als auch nach unten getragen werden. Ich persönlich bevorzuge es, den Griff nach unten zu tragen. So kann ich mich freier bewegen, ohne ständig vom Griff angestupst zu werden. Für den Feuerstahl gibt es an der Scheide ebenfalls ein Extrafach, in das er sowohl in die eine als auch in die andere Richtung eingelegt werden kann. Der Gürtelclip ist ein Standard-Clip – taktisch mit Arretierung. Was mir an einem solchen Clip besonders gefällt, ist, dass ich das Messer im Rucksack transportieren und es zum Beispiel am Lager einfach an meinem Gürtel befestigen kann – ohne den Gürtel öffnen zu müssen.
Feuerstahl
Der Feuerstahl hat eine ordentliche Größe. Der Griff ist 3 × 2 cm groß und liegt dadurch gut zwischen den Fingern. Der Zylinder – also der eigentliche Feuerstahl – ist 7 cm lang, was ihn auch für Unerfahrene geeignet macht. Durch den langen Abziehweg erzeugt man ein langes und funkenreiches Ergebnis. Und die 8 mm Dicke sorgen für eine lange Lebensdauer – und hoffentlich viele kontrollierte Feuer. Gezündet wird er mit dem Messerrücken, und zwar an der Spitze der Klinge. Der Messerrücken ist bis kurz vor die Spitze abgerundet, um den Daumen bei Feinarbeiten zu schonen.
Klinge
Die Klinge besteht aus D2-Stahl. D2-Stahl ist ein hochlegierter, rostträger (aber nicht rostfreier) Werkzeugstahl, der aufgrund seiner hervorragenden Verschleißfestigkeit, Schnitthaltigkeit und Härte bei Outdoor- und Jagdmessern sehr beliebt ist. Die Härte verdankt der Stahl dem relativ hohen Kohlenstoffgehalt (ca. 1,5 %), die Rostträgheit dem Chromanteil von etwa 12 %. Da der Stahl nur rostträge ist, empfiehlt es sich, die Klinge regelmäßig zu ölen. Ich verwende immer Ballistol, da es biologisch abbaubar ist und lebensmittelecht ist. D2 erreicht durchschnittlich eine Härte von 60–62 HRC. HRC ist eine Maßeinheit zur Bestimmung der Härte von Stahl. Je höher die Zahl, desto härter ist der Stahl – das heißt: er bleibt länger scharf, ist aber schwerer zu schärfen. Messer liegen meist im Bereich zwischen 55 und 62 HRC. D2 liegt im oberen Bereich – hart, aber noch gut schärfbar. Er ist relativ hart und bleibt daher auch bei gröberem Einsatz lange scharf, lässt sich aber dennoch gut nachschärfen. Apropos Schärfe: Das Messer wird sehr scharf ausgeliefert – es besteht sowohl den Papiertest (Papier in der Luft schneiden) als auch den Rasiertest. Also: Obacht!
Praxistest
Feuer frei – der Feuerstahl im Einsatz
Als Erstes fällt mir der Feuerstahl ins Auge. Da ich nicht zum ersten Mal damit Feuer mache, weiß ich, worauf es ankommt: ein ordentlicher Funkenflug und vor allem eine vernünftige Größe. Denn wenn Griff und Stahl zu klein sind, stehen sich beim Funkenschlagen oft beide Hände im Weg – und das nervt. Hier ist das zum Glück nicht der Fall. Der Feuerstahl liefert kräftige Funken, und die Größe ist genau richtig: groß genug, um ihn sicher mit beiden Händen zu bedienen, aber nicht unnötig sperrig. Das Zünden mit der Messerspitze war für mich zunächst etwas ungewohnt – nach vier, fünf Versuchen hatte ich den Dreh aber raus. Auch für Anfänger dürfte das gut machbar sein. Es braucht einfach etwas Gefühl, dann klappt’s zuverlässig.
Harte Probe für das MILAN – MIX IT!
Zunächst habe ich ein gut 13 cm dickes Stammstück von einem frisch gefällten Baum in zwei Hälften geteilt. Ich bin einmal ringsum mit Batoning vorgegangen, bis die Messerschneide komplett im Holz steckte und kein weiteres Batonen mehr möglich war. Den verbleibenden Teil habe ich dann kurzerhand mit der Klinge „gehackt“. Zugegeben, ich bin kein Fan dieser Technik – aber manchmal bleibt keine andere Wahl. Das letzte Drittel konnte ich dann einfach brechen.
Die ganze Aktion hat rund 20 Minuten gedauert – und dabei habe ich das MILAN – MIX IT! alles andere als sanft behandelt. Leider haben sich währenddessen die Griffschrauben gelockert – das war etwas enttäuschend. Glücklicherweise hatte ich zufällig Werkzeug zur Hand und konnte den Test fortsetzen. Inzwischen habe ich die Schrauben mit Gewindekleber aus dem KFZ-Bereich gesichert – das mache ich bei meinen Messern mittlerweile standardmäßig, um genau sowas zu vermeiden.
Nach der ersten Aktion war das MILAN – MIX IT! immer noch erstaunlich scharf – Schnitzen war also kein Problem. Desalb suchte mir einen umgefallenen Baum und entastete ihn auf etwa zwei Meter Länge. Die Äste hatten Durchmesser von daumendick bis etwa handgelenkstark – auch das meisterte der D2-Stahl souverän. Anfangs hatte ich Bedenken, ob der Griff bei längerer Nutzung unbequem werden könnte, da die Griffschalen etwas schmaler als der Stahl sind. Diese Sorge war aber unbegründet: Selbst bei längerer Arbeit lag das Messer angenehm in der Hand. Zum Abschluss habe ich die zuvor entasteten Äste zu Feuerholz verarbeitet. Die dickeren Stücke wurden erneut per Batoning bearbeitet, diesmal der Länge nach. Dank der relativ dicken Klinge lässt sich mit dem MILAN – MIX IT! hervorragend spalten – das Messer ging ohne wenn und aber durchs Holz.
Kaum war ich mit der Arbeit fertig, fing es natürlich an zu regnen. Also habe ich das Holz schnell in die Grillplatz-Hütte gebracht und mich selbst auf ein kleines Feuer beschränkt. Immerhin: So kann sich der Nächste freuen, dass schon Holz da ist – es sei denn, er hat ebenfalls so ein cooles Messer wie das MILAN – MIX IT! von GREIFS dabei. Dann ist er wahrscheinlich eher enttäuscht, weil er es gar nicht zum Einsatz bringen muss.





















Pro/Contra
Pro:
- Super Preisleistung
- D2 Stahl
- Feuerstahl
Contra:
- Griffschrauben haben sich leider gelockert
Fazit
Das MILAN – MIX IT! von GREIFS hat im Praxistest ordentlich geliefert. Vom Batonen über Schnitzen bis hin zum Holzspalten. Der D2-Stahl bleibt lange scharf, die Handhabung ist auch bei längeren Einsätzen angenehm, und das etwas höhere Gewicht erweist sich beim Arbeiten eher als Vorteil. Der mitgelieferte Feuerstahl überzeugt mit kräftigem Funkenflug und idealer Größe. Einziger kleiner Wermutstropfen: Die Griffschrauben haben sich gelockert – aber das lässt sich mit Gewindekleber dauerhaft beheben.
Kurz gesagt: Ein robustes Messer, das draußen echt Spaß macht und das Zeug zum festen Begleiter im Rucksack hat.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.