Die Auswahl an Wanderstiefeln ist so umfangreich wie die Tourenauswahl, die man mit ihnen bestreiten kann. Es gibt wie so oft nicht die eierlegende Wollmilchsau. Im Gegensatz zu früher, als jeder Bergstiefel irrsinnig schwer war, gibt es zwischenzeitlich im Hinblick auf Schafthöhe, Gewicht, Material, Sohlenfestigkeit etc. für jeden Bedarf das richtige.
Da ist die Qual der Wahl schwer.
Wir haben uns mal den Aphlex MID WP von KEEN angeschaut, die weit mehr als nur Sandalen können.
Facts
Thema | Info |
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Material | Futter: Textilgewebe | Obermaterial: Gewebe |
Größen | 35-42 (Damen( | 39,5-48 (Herren) |
Farben | Blum/Shark, Raven/Gargoyle (Damen) | Black/Black, Gargoyle/Macaw (Herren) |
Gewicht | 464 g Pro Schuh(im Test, Damenschuh), 404 g laut Hersteller |
Preis | UVP: 149,95 € |
Die Gummilaufsohle ist abriebfest und Multidirektions-Stollenmuster verbessert die Traktion. Der Schuh verfügt über eine EVA-Zwischensohle. Die Innensohle sorgt mit Cleansport NXT für natürliche Geruchskontrolle. Die Schnürhaken ermöglichen das Schnellschnürsystem. Das Obermaterial ist aus lightweight-Mesh. Der Schuh hat eine wasserdichte und atmungsaktive Keen.Dry-Membran.
Verarbeitung
Die Verarbeitung des KEEN Schuhs ist sehr gut. Die Nähte sind sauber verklebt und alles ist sauber vernäht.
Praxistest KEEN Aphlex MID WP
Der Wanderschuh Aphlex MID WP (wobei hier WP für Waterproof und Mid für die hohe Variante steht) wurde durch die Testerin im Sommer während Waldspaziergängen, kleinen leichten Wanderungen aber auch Ganztagestouren in den Hohen Tauern getragen.
Mit einem Gewicht von 464 g gehört er definitiv ein leichter Wanderschuh und dies trotz des hohen Schafts mit zwei Schnürhaken. Der Schaft ist weich gepolstert. Das Polster ist nicht übertrieben dick, erfüllt aber seinen Zweck. Es drückt nicht.
Oberhalb der Ferse befindet sich eine Lasche zum leichteren Anziehen. Die Zunge ist lang, damit auch der Knoten und die oberste Schnürung nicht auf den Spann oder das Bein drücken. Die Schnellschnürung ermöglicht schnelles Schnüren ohne großen Kraftaufwand. Die nahezu runden Schnürsenkel schneiden nicht unangenehm ein. Sie sind lang genug, um gut einen Doppelknoten binden zu können. Die traditionelle Schnürung erlaubt punktgenaues und individuelles Schnüren der Schuhe. Das Obermaterial aus lightweight-Mesh ist sehr weich und anschmiegsam. An den Seiten ist das Gewebe durch gummierte Verstrebungen verstärkt. Dies ist sicher auch erforderlich, denn das Gewebe ist so weich, dass es alleine vermutlich nicht ausreichend Stabilität bieten würde.
Die Zehenkappe schützt die Zehen ausreichend und zuverlässig. Die Kappe ist aber nicht so hart, dass sie an den Zehen reibt oder drückt. Es gibt keine harten oder gar scharfe Kanten.
Der Fersenschutz ist ausreichend weit hochgezogen. Trotzdem drückt sie beim Gehen und Fuß strecken nicht in die Achyllissehne.
Die Innensohle ist herausnehmbar, so kann der Schuh auch die Innensohle gut nach einer langen schweißtreibenden Wanderung auslüften und trocknen. Die Geruchsentwicklung war normal. Nach einem langen Tag bei weit über 20 Grad und 1000 Höhenmetern hinter mir, kann man nicht erwarten, dass die Füße nach Veilchen duften. Es wird geschwitzt und es ist heiß im Schuh. Trotzdem trocknen die Schuhe schnell, wenn man sie auszieht.
Die gummierte Sohle ist multidirektional, das bedeutet, dass ein Teil der Sohle immer greift, weil das Profil in unterschiedliche Richtungen verläuft. Der Gripp ist tatsächlich gut. In schwierigerem Gelände merkt man, dass die Sohle nicht so steif wie bei hochalpinen oder schwereren Schuhen ist. Dadurch und auch weil das Obermaterial ebenfalls nicht stark stabilisierend ist, verdreht sich der Schuh leichter, wenn man sich in felsigerem Gelände bewegt und punktuell auftritt. Dies auszugleichen wirkt auf längere Distanzen ermüdend. Dafür sind die Schuhe sehr leicht. Wie in vielen Bereichen gibt es kaum einen, der alles kann, sondern welche, die viele Bereiche gut abdecken.
Die Stark- oder Landregenprobe konnten wir dank stabilem Sommerwetter über zwei Wochen “leider” nicht machen. Taunasse Weiden oder Gestrüpp konnten dem Schuh nichts anhaben.
Für KEEN-Schuhe, die meist etwas weiter geschnitten sind, ist dieses Modell eher normal weit. Die Weite ist mit entscheidend für das Wohlgefühl. Ist der Schuh zu eng, dann wird der Fuß, wenn er sich beim Wandern weitet, eingezwängt. Es entstehen Druckstellen und man geht verkrampft. Es kann zu Verspannungen und Beschwerden im Bewegungsapparat kommen. Sind sie zu weit, kann man entweder zu weit nach vorne rutschen und sich die Zehen anstoßen oder aber im Schuh “schwimmen”. Dadurch geht der Halt gänzlich verloren.
Auch die Schuhgröße passte gut zur regulären Schuhgröße der Testerin.
Pro / Contra
Die Damenwanderstiefel sind leicht, atmungsaktiv und wasserdicht. Der hohe Schaft gibt dem Sprunggelenk Halt, Fersen- und Zehenkappen schützen vor schmerzhaften Stößen. Das geringe Gewicht schont die Gelenke. Das Schnellschnürsystem erleichtert das Anziehen.
Durch das leichte Material sind die Schuhe in sich nicht ganz so stabilisierend wie schwere Wanderstiefel.
Fazit
Die Aphlex MID WP von Keen für 150 Euro ist ein leichter, wasserdichter und atmungsaktiver Damenwanderstiefel.
Für lange und nicht zu anspruchsvolle Touren ist er bestens geeignet, denn er schützt und schont die Gelenke und ist angenehm zu tragen. Zudem ist er so leicht, dass er auch für einen Ausflug außerhalb der Berge nicht overdressed ist.
Reinschlüpfen und wohlfühlen.
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