Der Megamarsch – eine Challenge, ganz außer Frage! Wir haben ja bereits im Vorfeld über das Event berichtet. Jetzt haben einige von uns sich getraut und uns der Herausforderung gestellt. Am 09. und 10.09.2023 fand der Megamarsch in Stuttgart statt, und zwar der „große“ Bruder, also 100 km.

Rahmenbedingungen
Spätsommer in Stuttgart. Der Wetterbericht war sich seit Tagen einig: es wird beständig und konstant heiß und trocken. 29 Grad waren vorhergesagt. Im Stuttgarter Kessel vielleicht auch noch mehr. Es war kein Wölkchen am Himmel, und auch die Nachttemperaturen waren mit 16-19 Grad mild bis lau. Dies bedeutete, dass man das eine oder andere Kleidungsstück wieder aus dem Rucksack nehmen konnte. Es bedeutete aber auch extreme Bedingungen für den Körper bei der Hitze.
Der Megamarsch
Organisation im Vorfeld
Die im Vorfeld zur Verfügung gestellten Informationen auf der Homepage www.megamarsch.de waren umfassend, und es blieben keine Fragen offen. Für Neulinge gab es wirklich zu allem im Booklet alles Wichtige nachzulesen.
Da mir die 30 Minuten ziemlich kurz vorkamen zwischen Einlass und Start, habe ich einige Tage vor dem Start bei Sportcheck in Stuttgart meinen Check-in gemacht, und schon hielt ich mein Starterbändchen in den Händen! Von anderen Veranstaltungen kannte ich umfangreichere Startersets, aber ok.
Patrick holte sich kurz vor dem Start sein Bändchen ab, und das klappte problemlos. Er kam sofort dran. Man konnte auch einen Wanderpass mitnehmen, in welchem man seine ganzen Aktivitäten vermerken konnte.
Organisation am Start
Ich wurde von Freunden vor Ort abgesetzt, meine eine Begleitung kam mit den Öffentlichen, die andere mit dem eigenen PKW. Alles war unproblematisch. Es war eine Menge los vor Ort, aber es gab keine Staus. Vor dem Einlass sammelten sich die einzelnen Startergrüppchen und waren teils von Freunden oder Familie als Support begleitet. Am Einlass selbst gab es auch keine Verzögerungen. 3 Durchgänge sorgten für einen flüssigen Ablauf. Auf dem Areal gab es noch Verkaufsstände und ausreichend Toiletten.
Teilnehmer
Insgesamt waren 1226 Teilnehmer für den Megamarsch 2023 in Stuttgart gemeldet, und … 602 schafften es ans Ziel und somit in die Hall of Fame. Von unserer Seite: Herzlichen Glückwunsch und Hut ab!
Start
Der Start war gut organisiert. Pro Startzeit liefen 300 Wanderer, die im 5-Minuten-Takt starteten. Bei der Taktung wurde nicht allzu viel Aufsehen um den Start gemacht.
Streckenführung/ Beschilderung
Die Strecke war mit leuchtend gelb-roten Pfeilen, aber auch mit Richtungspfeilen auf den Boden gesprüht ausgeschildert. Solange das Feld recht nah beieinander war, musste man aber auch einfach nur der Herde folgen. Erst später und in der Nacht waren vor allem die Sprühpfeile wichtig, da man mit Stirnlampe auf den Boden schaute und somit die aufgehängten Pfeilkarten gerne übersah. Für Patrick wirkte es so, als würden die reflektierenden Pfeilkarten anfangs inflationär benutzt. Zwischendrin waren sie dann kaum mehr zu sehen und wurden immer seltener. Er hat sich allerdings dennoch nur einmal verlaufen. Dies fiel aber direkt auf, da seine Gruppe einen GPS-Tracker mit der Strecke hatte. Die Kilometrierungsschilder fand ich sehr motivierend. Wahrgenommen habe ich sie ab Kilometer 50. Patrick sind die Schilder schon ab 10 Kilometern aufgefallen und tatsächlich alle 10 Kilometer. Zwischendrin waren auch kleine Motivationsschilder zu sehen. Die Streckenführung selbst fand ich sehr gut. Es ging durch Parkanlagen und viel Wald, kaum durch bewohntes Gebiet und noch seltener durch städtisches/industrielles Gebiet. Für Patrick und seine Gruppe ging es zu sehr auf und ab, na klar, Stuttgart liegt im Kessel, da ist es eben hügelig. Dennoch war die Strecke sehr schön und bot viele tolle Aussichten.
Verpflegungsstationen
Wie auch auf der Homepage angekündigt und ausgezeichnet gab es insgesamt 4 Verpflegungsstationen bei km 20, 44, 62 und 80. Sie waren gut beschildert und nicht zu übersehen. Die DIXI-Toiletten waren auch hier ausreichend und in gutem Zustand. Wir waren im letzten Startblock. Es gab sogar noch Toilettenpapier. Leider haben die Verpflegungsstationen keinen guten Eindruck hinterlassen. Die Warteschlangen, um Getränke aufzufüllen, waren lang. Die Auswahl an angebotenem Essen war schon auch „besonders“. Mit Essiggurken konnte ich nichts anfangen, aber ich gehe davon aus, dass sich das bewährt hat. Wie ich zwischenzeitlich gelesen habe, sind sie wohl ein absolutes Must-have bei Läufen. Ich war froh, auch eigenes Essen dabei gehabt zu haben. Allerdings war das eher für unterwegs gedacht gewesen, weil die Abstände zwischen den Verpflegungsstationen teils sehr groß waren.
An der ersten Verpflegungsstation gab es immerhin noch zweierlei Obstsorten. Mit jeder weiteren Verpflegungsstation war weniger zu essen da. An der Candystation gab es nach wenigen Minuten nur noch Gummibärchen mit Lakritz. Von den Katjes Gummibärchen für die Veganer zeugte nur noch ein leerer Karton, und auch die normalen Gummibärchen/Frösche waren sofort vergriffen. Patrick, der in einer späteren Startgruppe startete und somit auch später ankam, konnte sich gar keinen Süßkram mehr ergattern, da wirklich alles leer war. Es sind viele Menschen am Start, da ist Verpflegung sicherlich nicht einfach. Aber die Teilnehmerzahlen sind bekannt. Und wenn ich 50 Euro aufwärts für ein Teilnehmert
icket bezahle, bei dem nichts dabei ist außer der Verpflegung, dann sollte die auch stimmen. Zumal sich die Teilnehmer ja darauf verlassen, dass es die aufgelistete Verpflegung auch gibt. Gerade bei einem körperlich so belastenden Marsch ist eine gute Verpflegung und ausreichend Flüssigkeit sehr wichtig. Eine meiner Begleitungen hat auch letztes Jahr beim Megamarsch in Stuttgart teilgenommen und musste ihn frühzeitig abbrechen, weil sie sich auf die Verpflegung verlassen hatte. Der Megamarsch fand bereits das 5. Mal statt.
Der Veranstalter hätte sich inzwischen also auf die Teilnehmerzahl einstellen können. Außerdem wäre es durchaus möglich gewesen, Nachschub zu besorgen. In unmittelbarer Nähe gab es einen Kaufland, und dieser war noch nicht geschlossen. Wir empfinden es als fahrlässig, den Leuten Verpflegung zu versprechen und diese dann nicht zu bieten. Man verbrennt hierbei 5000 Kalorien aufwärts, und die will der Körper auch wieder haben. Teilweise läuft man einfach mehrere Kilometer durchs nichts, und wenn man dort aufgrund der fehlenden Energie zusammenklappt, bekommt man vor allem als Einzelgänger nicht so schnell Hilfe. Auf der Strecke zwischen Ostfildern und Esslingen gab es viel Wald, und dort hat das DRK mehrere Leute gefragt, ob sie eine Person gesehen haben, die dort zusammengebrochen ist. Die Wege sind mit dem Fahrzeug auch nicht immer befahrbar. Wir hoffen, derjenige hat seine Hilfe bekommen, die er brauchte.
Sehr erfreulich waren die kleinen Stationen der Stuttgarter Bürger oder auch Begleiter der Teilnehmer, die immer wieder am Streckenrand standen und mit kühlem Wasser oder sogar Obst die Teilnehmer versorgten. Menschen, die ihren Gartenschlauch an den Zaun hängten und einfach für uns laufen ließen oder einem auf Wunsch den Kopf abbrausten oder man sich einfach mal die Hände waschen konnte zwischen drin. Menschen, die uns anfeuerten und Mut machten. Herzlichen DANK an all diejenigen!! So etwas wäre auch seitens der Veranstalter eine tolle Idee.
Medizinische Versorgung
Wie im Vorfeld angekündigt war das DRK an den Verpflegungsstationen und zwischendrin auch als Streckenposten zu finden. Wir brauchten sie nicht. Allerdings hatten andere Teilnehmer wenig Verständnis dafür, dass dort weder Kühlpacks für dicke Knie noch Blasenpflaster vorhanden waren. Auch wenn Blasenpflaster zu den Dingen gehörten, die man selbst mitbringen musste, wären das die zwei Dinge gewesen, die die Teilnehmer wohl am ehesten gebraucht hätten an dem Tag.





























Für mich war es eine echte Herausforderung mit ordentlich Lampenfieber im Vorfeld, und eine solch lange Strecke ist auch für den Körper eine Hausnummer. Leider hat es nicht ganz bis ins Ziel gereicht, bei Km 80 war für uns Schluss. Vielleicht versuchen wir es ja nächstes Jahr noch einmal? Mich würden mehr Höhenmeter vielleicht bei nur 50 km reizen.
Ich werde den Winter nutzen, um Muskelaufbau um die Knie zu betreiben. Das war meine Schwachstelle. Abgesehen davon hätte ich es geschafft. Was soll ich sagen, … ich habe Blut geleckt, auch wenn meine Blasen 2 Wochen brauchten, um zu verheilen.
Die Organisation im Vorfeld fand ich sehr gut. Die Beschilderung und den Start gut. Die Verpflegungsstationen hätten für mich mindestens 1 Station mehr sein können, so dass man außer ganz persönlichen Wünschen kein Essen einpacken müsste.
Für die 2. (Abend)Station hätte ich mir etwas richtiges zu essen gewünscht. Kartoffelsalat finde ich kritisch, weil er schwer im Magen liegt und je nach Zubereitung viele auf die Säure reagieren.
Irgendwann in den 24 Stunden kann man keine Riegel, Nüsse oder so mehr sehen. Mein Magen hat auch darauf reagiert.
Fazit Patrick
Ich musste an der dritten Verpflegungsstation bei Kilometer 62 aufhören. Ich hätte schon vorher abgebrochen, aber dorthin hätte ich kein Taxi bekommen. Somit quälte ich mich zur letzten Station, an der es tatsächlich auch wieder Verpflegung gab. Sie waren dort aber auch leider schon am Abbauen, und wir waren bei weitem nicht die Letzten.
Am nächsten Tag konnte ich mich nicht mehr bewegen, da meine Muskeln völlig überlastet waren. Ich konnte auch nicht schlafen, da mein Puls nicht zur Ruhe kam. Erst am nächsten Abend konnte ich tatsächlich schlafen. Ich habe meinem Körper alles abverlangt.
Würde ich es wieder tun? Naja, ich habe noch eine Rechnung offen, auch wenn der Taxifahrer das Ganze nicht nachvollziehen konnte. Ich würde allerdings eine Strecke wählen, die nicht so viele Höhenmeter hat.
Der Megamarsch war, was die Organisation im Vorfeld angeht, sehr gut organisiert. Man erhielt ein Handbuch und wusste alles, was man wissen musste. Ich hätte nur gerne gewusst, dass an der zweiten Station, an der man neue Energie tanken soll, keine Energie vorhanden ist.
Ich bekam nur Gurken und gepresstes Korn in Form von Riegeln. Unsere Gruppe war vollkommen enttäuscht darüber, was das ganze Event überschattet hat.
Ich würde ein solches Event immer wieder machen. Aber ich brauche das Ganze gar nicht ohne funktionierende Verpflegungsstationen, und das hat mich und viele andere einfach sehr enttäuscht.