Sowas hat man vielleicht schon in Reiseberichten aus der Wüste gesehen, aber soll das auch in Deutschland funktionieren?
Wir konnten die ersten sonnigen Tage des Jahres kaum erwarten.
Facts
Thema | Info |
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Material | Spiegel: recycltes Polyethylen Topf: emaillierter Stahl Kochröhre: Borsilikatglas |
Maße | Packmaß ca. DIN A3, 3cm hoch + Zubehör (Topf, Kochröhre) Ausgepackter Kocher 90 cm x 58 cm x 25 cm |
Farben | Gelb |
Gewicht | Ca. 2,5kg |
Preis | Ca. 300 EUR |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Das Thema Energiekrise ist inzwischen ja auch in Europa präsent, und gleichzeitig wird es immer wärmer und sonniger. Was liegt näher, als auch hierzulande mit der Sonne zu kochen? Die französische Firma Solarbrother, die in Frankreich sogar als eine Art gemeinnützig anerkannt ist, entwickelt seit 20 Jahren solche Produkte und bietet die Baupläne für ihre Lösungen sogar als “Open Source” zum Download an, damit diese in Entwicklungsländern nachgebaut werden können.
Wir dachten bei Solarkochern an sperrige, große Spiegel oder Tonnen, wie man sie vielleicht aus dem Fernsehen aus fernen Ländern kennt. Nun erreichten uns zwei Pakete: ein kleines Päckchen mit einem recht herkömmlichen schwarzen Topf (“Cook up”) und einem gelben Kunststoff, den man wie ein Poster aufklappen kann. Und dann noch ein zweites, schweres Paket mit einer gut in Styropor verpackten Glasröhre, der “Suntube”.
Alles ist sehr gut verpackt und gut verarbeitet. Die Anleitung zum Zusammenbau gibt es im Internet bei Solarbrother zum Download. Doch der Aufbau ist denkbar einfach: Am Anfang müssen 11 etwa DIN A3-große Kunststoff-Spiegelfolien auf entsprechende Felder des gelben Kunststoffposters geklebt werden. Das dauert keine 5 Minuten und ist nur einmalig beim neuen Produkt zu machen.
Das gelbe Poster wird dann mit entsprechenden Markierungen gefaltet, so dass eine Art Schale entsteht – ähnlich wie eine umgedrehte Parabolantenne (Satellitenschüssel). In der Mitte der Schale entsteht ein länglicher Brennpunkt, in den der mitgelieferte Topf gestellt oder die Glasröhre gelegt werden kann. Das dauert 10 Sekunden, wenn man den Falttrick mal raus hat.
Praxistest
Zuerst wollten wir ein einfaches, nicht so empfindliches Gericht zubereiten und wählten Couscous. Der kam mit Wasser in den Topf, und dieser wurde mit einem kleinen mitgelieferten Edelstahlständer in den Kocher gestellt und in der Mittagssonne platziert. Grob eine halbe Stunde später haben wir den – dann sehr heiß gewordenen – Topf rausgenommen und darin den schön gar gekochten und heißen Couscous vorgefunden.
Der emaillierte Topf hat ein Volumen von 2,5 Litern, und laut Hersteller entspreche die Wärmeleistung bei guter Mittagssonne ungefähr einer Heizleistung von 300 Watt. Es werden ca. 120 Grad darin erreicht. Das ist also eher was zum Erwärmen von Speisen oder für “Slow Cooking”.
Die Glasröhre, die Suntube, ist schon viel beeindruckender. Die Röhre ist mit Griff ca. 75 cm lang und wiegt stolze 1,4 Kilo. Mit dem spitzen Ende wirkt sie ein bisschen wie eine überdimensionierte Verstärkerröhre aus einem alten Radio. In der Röhre befindet sich ein ebenso langer Schieber aus Metall, eine Art langes schmales Backblech mit 50cm Länge und 5cm Breite.
Wir haben zum ersten Test diesen Schieber leicht eingefettet und mit verschiedenerlei kleingeschnittenem Gemüse belegt (Zucchini, Zwiebel, Paprika, Karotten und Mais). Alternativ kann man auch einen Streifen Backpapier nutzen. Der Schieber kommt in die Röhre, und diese auf einen Holzständer wieder in die Mitte des Kochers.
Am Ende der Röhre befindet sich ein kleines Thermometer, mit dem die Innentemperatur abgelesen werden kann. Mit den 700 Watt, die die Suntube in der Sonne erwärmen, sind bis zu 240 Grad erreichbar, allerdings nur bei einem entsprechend kleinen Garraum von maximal 1 Liter.
Schon nach kurzer Zeit erfüllte sich unser Garten mit einem leckeren Duft von gegrilltem Gemüse. In der Röhre sah man es blubbern, und aus dem offenen Ende stieg Dampf auf. Nach einer guten Stunde entnahmen wir das perfekt gekochte Gemüse.
In den folgenden Sommertagen testeten wir den Kocher noch mit verschiedenen anderen Gerichten. Von Solarbrother gibt es übrigens auch ein kleines Rezeptheft zum Download, das uns inspirierte. Nicht nur wir waren begeistert von der einfachen Funktion, sondern auch die ganze Nachbarschaft schaute neugierig und begeistert unser neues Kochgerät an.
Auch einen Nachtisch kann man in der Sonnenofen zubereiten. Wir haben uns an die Schokoladen-Cookies aus dem Rezeptbuch gewagt. Der Teig ist klassisch: Mehl, Zucker, Eier, Butter, Schokolade. Für die Zubereitung wird die Suntube verwendet. Diese wird eine halbe Stunde leer in der Sonne vorgeheizt, dann kommt der Teig hinein. Da die Tube lang und schmal ist, passen nur etwa 4 Cookies (hintereinander) hinein. Nach einer Viertelstunde ist die erste Portion leckerer Cookies fertig, und während man die nascht, kommen gleich die nächsten Cookies hinein, und so geht das bis der Teig alle ist 🙂
Laut Hersteller wird empfohlen, den Kocher alle Viertelstunde ein bisschen der wandernden Sonne nachzudrehen. Wir waren dazu meistens zu faul, und es hat trotzdem (im Sommer) gut funktioniert. Vielleicht hängt das auch von der Jahreszeit bzw. dem Sonnenstand ab.
Die Reinigung am Ende ist ganz einfach. Der Cook-Up-Topf aus emailliertem Stahl kann normal gespült werden, ebenso das “Backblech” in der Suntube. Die Spiegel selbst werden einfach mit einem feuchten Tuch abgewischt. Für den Abbau des Solarkollektors werden die Spiegel wieder zusammengefaltet und in der mitgelieferten Packtasche verstaut, das ist in einer Minute gemacht.
Pro/Contra
Pro:
-
- Völlig autarke Kochmöglichkeit ohne Brennstoff
- Leichte Bedienung
- Kompaktes Packmaß
Contra:
-
- Funktioniert nur bei Sonnenschein 😉
Fazit
Der Solarbrother Sungood 360 ist ein simples und trotzdem außerordentlich effizientes Kochgerät für die Outdoorküche. Natürlich funktioniert es nur bei viel Sonnenschein, und man muss Zeit mitbringen. Uns macht das Produkt aber außerordentlich Spaß, und nebenbei schont man auch noch die Umwelt. Wir nutzen es inzwischen regelmäßig im heimischen Garten und freuen uns schon darauf, es auch mal in sonnigen Tagen im Winter auszuprobieren.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.