Wer im Winter draußen übernachten will muss wirklich gut gerüstet sein. Aber nicht nur im Winter, auch im Sommer oder in den Übergangszeiten kann es vor allem im Gebirge empfindlich kalt werden. Auch im Tal kann es im Hochsommer mal sein, dass die Temperaturen auf 5 Grad sinken. Wer dann noch schnell friert, kommt schnell an seine Grenzen was das Outdoorvergnügen anbetrifft.
Grundsätzlich gibt es bei den Schlafsäcken ja verschiedene Formen und vor allem auch unterschiedliche Materialien, die alle ihr Vor- und auch Nachteile haben. Während jahrelang diese als Fakt hingenommen wurden (so schien es zumindest), wird nun konsequent versucht, die Nachteile auszumerzen oder sich dem Vorteil anderer Materialien anzunähern.
Wir durften von Therm-a-Rest den Daunenschafsack Oberon HD unisex in der winterlichen “Frische”/ Kälte testen.
Facts
Thema | Info |
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Material | Oberflächenmaterial: 20D Polyester DWR | Futter: 20D Therma Capture |
Größen | small (bis 168cm), regular(bis 183 cm), long (bis 198 cm) |
Farben | sunny |
Packmaß | 30/31 X 48 cm (je nach Größe) |
Füllung | 800+ HD Daune |
Gewicht | small: 1015g | regular: 1105g | long: 1191g |
Temperaturbereiche | Komfort: -10 | Limit: -18 | Extrem: -40 |
Preis | UVP 469,95 € |
Verarbeitung
Reißverschlüsse und Nähte sind sehr sauber und robust verarbeitet. Gerade bei empfindlichen Stoffen und Daunen wäre ständiges Einklemmen des Stoffes schädigend auf Dauer. Die Reißverschlüsse laufen aber leicht und haken nicht.
Das Obermaterial ist glatt.
Der Schlafsack kann mit entsprechendem Daunenwaschmittel und Waschgang gewaschen werden. Wichtig ist dann die vollständige und gleichmäßige luftige Trocknung, am besten im Wäschetrockner.
Praxistest
Der Schlafsack kam hier sowohl bei Übernachtungen in mäßig beheizten Räumen als auch beim Winterzelten zum Einsatz. Er wurde in der Größe regular getestet. Die Farbe sunny ist tatsächlich sehr sonnig. Es wirkt als läge der Schlafsack in der Morgensonne.
Zum Schlafsack selbst:
Der Schlafsack ist ein Mumienschlafsack. Dieser ist den Umrissen des menschlichen Körpers im Liegen nachempfunden. Der Vorteil ist, dass kein ungenutzter Raum vorhanden ist, der erstens unnötig und zweitens ungenutzt auch wärmezehrend ist. Dort wo Platz benötigt wird (mittig), ist er auch vorhanden und dort, wo wenig benötigt wird (Füße) dort ist er schmal geschnitten. Das ist gleichzeitig auch ein wenig der Nachteil. Nicht jeder mag die eher beengte Passform.
Im Fußteil ist ein zusätzlicher Fußsack, die TOE-ASIS-Fußwärmetasche, eingearbeitet, der bei Bedarf genutzt oder einfach an die Bodenfläche gedrückt werden kann. Zudem gibt die Tasche dem Fußteil Stabilität, so dass sich die darin befindliche Luft gut erwärmen kann.
Der leichtgängige Zweiwege-Reißverschluss beginnt ca. 50 cm oberhalb des Fußendes. Die Zipper bestehen aus einem weichen, dünnen aber ausreichend langen Seilchen. Das obere Reißverschlussende ist mit einem mehrlagigen Kinnschutz und einem Druckknopf zur Fixierung desselben versehen. Auch kann durch den Druckknopf trotz Öffnung des Hauptreißverschlusses eine Fixierung des Kopf- und Halsbereiches erfolgen. Entlang des Reißverschlusses befindet sich eine ca. 10 cm breite Wulst, welche verhindern soll, dass der Reißverschluss als Kältebrücke von außen an den Körper heran fungiert.
Das Kopfteil ist mit einer ausgeprägten Kapuze versehen. Der gesamte Saum um die Gesichtsaussparung ist mit einer weichen, ca. 7 cm breiten Wulst versehen, die ebenfalls mit leichter und weicher Daune gefüllt ist. Sie ist nicht gesondert mit einem Kordelzug ausgestattet. Dies wäre dann angenehm, wenn die Außentemperaturen es gestatten, die Gesichtsaussparung recht weit zu lassen, es aber dennoch dann etwas herein zieht. Auch ohne den Kordelzug zuzuziehen, umrahmt die Kapuze den Kopf so, dass wenig Wärmeverlust am Haupt entsteht. Auf der gegenüberliegenden Seite zum Reißverschluss befindet sich ein Kordelzug mit Kordelstopper, mit welchem die Gesichtsaussparung bei Bedarf nahezu vollständig geschlossen werden kann.
Auf der Seite des Kordelstoppers befindet sich eine Reißverschlusstasche mit ca. 12 cm langem Reißverschluss. Hier kann man auch mit Handschuhen bequem hinein fassen. Darin befinden sich die zwei Bänder, mit denen der Schlafsack an der Isomatte befestigt werden kann (Synergy link Connerctors). Diese Bänder werden jeweils mit 3 kleinen Kunststoffknebeln links und rechts am Schlafsack befestigt und um die Isomatte herum gelegt. Die Bänder verfügen beidseitig über Stretcheinsätze, damit der Schlafsack etwas nachgeben kann ohne dass es zu Beschädigungen daran kommt. Die Schlaufen für die Knebel und auch die Knebel selbst sind recht klein, allzu kalte Finger sollte man da nicht haben um sie rein und vor allem auch wieder raus zu bekommen.
Ganz am Fußende befinden sich zwei kleine Nylonschlaufen, an denen der Schlafsack gut zum Trocknen und Lüften aufgehängt werden kann. Dies stellt auch noch eine weitere Stelle zur Fixierung dar.
Daune hat große Vorteile, die bereits lange bekannt sind und Daunenjacken,-westen- und auch Schlafsäcke so beliebt machten. Daune hat ganz hervorragende isolierende und wärmende Eigenschaften. Mit einem kleinen Luftpolster, welches sich erwärmen kann, ist diese Wirkung nahezu unschlagbar. Leider haben Daunen den Nachteil, wenn sie erst einmal nass geworden sind, verlieren sie viel ihrer guten Eigenschaften und trocknen zudem schlecht und langsam. Dies verlängert den suboptimalen Isolationsstatus und birgt die Gefahr, dass die Daune zu schimmeln beginnt, wenn sie nicht ausreichend getrocknet wurde.
Das Obermaterial soll wasserabweisend sein. Dies wäre für die darunter befindliche Daune eine gute Errungenschaft. Die Daunen selbst sind weich und einzeln nicht fühlbar. Zudem drücken keine harten Daunenkeile durch den Oberstoff. Ein weiterer Vorteil von Daune ist deren minimales Gewicht. Zudem hat Daune zwar ein großes Volumen, sobald viel Luft dazu kam, lässt sich aber auch gut komprimieren, was diese Schlafsäcke für den Transport wiederum interessant macht. Das Volumen lässt sich enorm verringern.
Der Schlafsack kam zum einen in leicht temperierten Räumen zum Einsatz. Hier war die wärmende Wirkung sofort und erheblich spürbar. Meist hat sich die Körpertemperatur aber soweit assimiliert, dass der Schlafsack in den meisten Nächten nicht zu warm war. Da dies aber nicht seine Bestimmung ist, wurde mit ihm bei eisigen Temperaturen draußen genächtigt.
Die Testerin ist eine bekennende Frostbeule. Der Comfort-Bereich eines Schlafsacks ist die Grenze, ab der ich friere. Das ist bei allen Schlafsäcken so und keine Qualitätskritik.
Geschlafen wurde jeweils in einem technisch hochwertigen wintertauglichen 2-Mann-Igluzelt bei -7 und -10 Grad Außentemperatur bei Nacht. Hierbei sind einige Dinge zu erwähnen. Die Füße blieben, vermutlich dank der Fußwärmetasche tatsächlich warm. Entlang des großen Reißverschlusses war die Kälte trotz des Wulstes zu spüren, da dieser bei Bewegung in der Nacht nicht immer so liegen blieb, wie es optimal gewesen wäre. Ein paar wenige Druckknöpfe könnten hier Abhilfe schaffen. Die Kapuze war toll. So blieb der Kopf immer warm und es wurde deswegen auch auf eine zusätzliche Mütze verzichtet. Es wurde auf die Fixierung mit den Bändern verzichtet. Dies bedeutete einerseits mehr Bewegungsfreiheit aber andererseits auch, dass man sich mitsamt des Schlafsacks auf die Seite drehte. Hier erschien es, als würde es dann am Rücken zu kühl. Ob dies eine individuelle Empfindung ist, oder ob es daran liegt, dass die isolationsangepasste Rückenzone die Körperwärme in beide Richtungen durch lässt, kann nicht gesagt werden.
In beiden Fällen hatte sich am Morgen kondensierte Atem-und Transpirationsfeuchtigkeit auf dem Schlafsack niedergeschlagen und dieser war erstmal unangenehm feucht. Dies bedeutete, dass der feuchte Daunenschlafsack so auch erstmal zusammen gepackt werden musste in der Frühe. Ganz wichtig ist, diesen dann so schnell wie möglich wieder auszupacken und vollständig zu trocknen.
Praktisch ist auch, dass neben dem Transportsack auch ein wesentlich geräumigerer Aufbewahrungssack mitgeliefert wird. Denn der Umstand, dass Daunen eng komprimiert werden können, heißt nicht, dass ihnen das dauerhaft gut tut. Daher ist eine luftige und etwas lockerere Aufbewahrung für das Naturmaterial wesentlich besser.
Pro / Contra
Pro
- Naturmaterial/ Isolation top
- Wärmeleistung sehr gut
- Ultraleicht
Contra
- Volumen
- Feuchtigkeitsproblematik
- Trocknung/ Wäsche
Fazit
Der Daunen-Mumienschlafsack Oberon von Therm A Rest für 500 Euro ist ein absolut robuster und gut wärmender, dabei ultraleichter und gut zu komprimierender Allwetterschafsack, der Mann wie Frau bei eisigen Temperaturen durch die Nächte bringt.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.