Facts
Thema | Info |
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Titel | Outdoor Basiswissen für unterwegs – Vegetarisch kochen / Einfach Rezepte für unterwegs |
Autor | Michael Hennemann |
Verlag | Conrad Stein Verlag |
ISBN | 978-3-86686-674-4 |
Größe | Ca. Postkartengröße, 159 Seiten, 160 Gramm |
Preis | 9,90€ |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Wenn man es in die Hand nimmt, kann man erst mal denken: Huch, so ein kleines Buch. Herkömmliche Kochbücher sind oft dick mit schwerem Einband.
Dieses ist knapp größer also eine Tafel Schokolade und wiegt 160 Gramm. Aber eigentlich ist das genau durchdacht: Dieses kleine und leichte Buch ist so kompakt, dass es auch noch in eine Fahrradtasche passen würde und bequem auf jeder Reise dabei sein kann.
Praxistest
Im ersten Buchteil geht es um den theoretischen Hintergrund. Zuerst werden verschiedene Kochertypen und Tipps für portables Geschirr vorgestellt. Wenn man kein “Newbie” ist, hat man meist ja schon eine Ausstattung, bekommt hier aber vielleicht noch kleinere Anregungen.
Sehr interessant ist das Kapitel über “Lebensmittel für die Draußen-Küche”. Dass Kartoffeln sich nicht für den Campingkocher eignen, weiß sicher jeder, deshalb gibt der Autor nun Tipps und Tricks auch von eher ungewöhnlichen, energiehaltigen und schmackhaften Lebensmitteln ein wie zum Beispiel Couscous, Ebly (Sonnenweizen) und Bulgur. Auch ein paar Tipps zum Haltbarmachen für die Reise sind zu finden (“Dehydrierte Nahrungsmittel” und “Trekkingnahrung selbst dörren”)
Der Hauptteil mit den vegetarischen Rezepten nimmt ungefähr zwei Drittel des Buches ein. Dieser Teil umfasst folgende Kapitel:
Rezepte mit frischen Zutaten (oder schweren Konserven)
Rezepte mit haltbaren (und leichten) Zutaten aus dem Supermarkt
Unterwegs nur noch Wasser hinzufügen
Süßes, Snacks & Nachtisch
Wir haben ausprobiert und verschiedene Gerichte nachgekocht.
Dal Bhat
Dies ist ein Gericht, auf das wir trotz jahrelanger minimalistischer Campingerfahrung nicht gekommen wären. Der indische Linseneintopf unterscheidet sich doch deutlich von den klassischen Nudeln mit verschiedenerlei Soße, denn er basiert auf Reis und roten Linsen.
Beides braucht kaum mehr als 10 Minuten Kochzeit, dazu allerdings sind zwei Flammen erforderlich, oder zumindest zwei Töpfe. Insgesamt dauerte bei uns die Zubereitung 20 Minuten, und heraus kam ein durchaus schmackhaftes Gericht.
Mit Garam Masala ist allerdings ein Gewürz erforderlich, was sicherlich nicht an jedem Ort der Welt zu bekommen ist, und was man im Zweifelsfall von zu Hause mitbringen sollte.
Die Zubereitungsanleitung war gut, allerdings musste man bei einer Zutat selber überlegen, wo die wohl hingehört, da die im Text vergessen wurde. Bekommt man aber hin.
Zu beachten ist übrigens, dass die Mengenangabe für eine Person mit großem (Sportler-)Hunger ausgelegt ist ?
Das Chili sin Carne ist – wie der Name schon sagt – ein Chili, das ohne Fleisch zubereitet wird.
Die Grundlage des Gerichts bildet ein Berghaferl Reis, der mit einer Sauce aus Sojahack, Mais, Paprika, einer Chilischote, roten Bohnen und verschiedenen Gewürzen (u.a. Knoblauch, Majoran und Paprikapulver) zubereitet wird.
Bei dieser Zutatenliste fällt erfahrenen Outdoor-Köchen und Köchinnen sofort auf, dass sich unter den Zutaten nicht nur haltbare und “leichte” Zutaten, wie z.B. Gemüsebrühe-Pulver und Sojahack befinden, sondern auch frische und “schwere” Zutaten. Zu den frischen Zutaten zählen in diesem Rezept eine Zwiebel und eine Paprikaschote. Als “schwere” Zutaten gelten zudem eine Dose Mais und eine Dose Chilibohnen sowie passierte Tomaten. Auf einer Wanderung, bei der man nicht die Möglichkeit hat, regelmäßig einkaufen zu gehen, und man daher von Beginn der Reise alle Lebensmittel mit sich tragen muss, sollte man das Gewicht der “schweren” Lebensmittel bei seiner Essensplanung auf jeden Fall beachten.
Die Zubereitung des Chili sin Carne ist simpel und wird Schritt für Schritt beschrieben. Wer auch zuhause schon einmal ein Chili gekocht hat, dem werden die meisten Schritte des Chilis aus der Outdoorküche mehr oder weniger bekannt sein und er oder sie wird vermutlich nicht oft in die Kochanleitung schauen müssen. Bei der Zubereitung sollte man zwei Töpfe zur Hand haben, um den Reis und die Sauce getrennt voneinander kochen zu können. Bei meinem Kochversuch habe ich hierfür einen Trangia-Kocher mit zwei Töpfen genutzt und mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden. Das Chili sin Carne hat gut geschmeckt und gut satt gemacht, was nach einem anstrengenden Tag nicht unerheblich ist.
Nachdem ich das Rezept ausprobiert habe, möchte ich hier noch drei wichtige Hinweise festhalten:
In der Zutatenliste fehlt die Angabe “etwas Öl”, welches man zum Anbraten der Zwiebel und des Sojahacks benötigt.
Ich habe im Vorhinein zuhause die benötigten Gewürze abgemessen, gemischt und in einer kleinen Plastiktüte verpackt. So waren sie beim Kochen direkt einsatzbereit und es war nicht nötig, alle Gewürze einzeln mitzunehmen.
In dem Buch ist eine Anleitung enthalten, wie man das Chili vor der Reise vorkochen und dehydrieren kann. Dadurch wird es nicht nur haltbar gemacht, sondern es lässt sich unterwegs schneller zubereiten und verliert an Gewicht.
Sojabolognese
Der Vorteil bei der Soja”bolognese” – es braucht keinen Kühlschrank für Hackfleisch, denn das Sojaschnetzel kann, wie die anderen Lebensmittel hierfür, “so” im Zelt oder Camper gelagert werden. Dieses Rezept ist aber nicht unbedingt ein simples Rezept für mal unterwegs, z.B. Rucksacktour.
Es braucht etwas mehr Zutaten und (Koch)Geschirr. Zubereitung und Zutaten eigentlich wie bei einer “normalen” Bolognese. Aber mal schön, wenn man Zeit und Muse hat und dann noch einen leckeren Salat dazu – Gläschen Wein, Sonnenuntergang – Urlaub!
Karotten-Kohlrabi-Curry mit Ebly
Ebly? Was ist Ebly? Also ab in den Supermarkt und “ah-jetzt-ja” – ein eingetragenes Markenzeichen. Sonnenweizen – vorgegarter und behandelter Hartweizen. Für unterwegs, beim Zelten ein super Gericht, denn das meiste haben wir in der Grundausstattung dabei. Nur Curry musste noch auf die Liste.
Vor Ort sind dann noch Karotten und Kohlrabi zu kaufen. Das Gemüse kann aber auch variiert werden. Ein tolles “Ein-Topfgericht”, da man nicht wirklich mehr dazu benötigt.
Genau mein Ding: klein schnippeln, alles in einen Topf, köcheln und fertig. Wir finden es superlecker und es gehört nun, auch vor allem mit dem neu entdeckten “Ebly” zu unseren neuen “gerne-wieder-Essen”. Zumal es Raum für weitere Kombinationen lässt, z.B. für einen asiatischen “touch” mit Ananas anstatt Kohlrabi und Kokosmilch anstatt Sahne.
Allein manche Benennung der Rezepte könnte etwas “geschmeidiger”/ansprechender ausfallen oder wie klingt “One-Pot-Mac-and-Cheese mit Schmierkäse”?
Sperrig z.B. auch “KeineWurst-One-Pot-Gulasch”. Naja – ich bin nur ein Gelegenheitsvegetarier, aber wie wäre es mit “Veggi-Würstchen-Gulasch”.
Alles in allem aber ein gelungenes Outdoorkochbuch mit vielen Tipps, tollen Rezepten und Anregungen – macht Lust auf mehr!
Pro/Contra
Pro:
- Inspirierende Gerichte
- Kompakte Größe
- Buch enthält sowohl Theorie als auch praktische Rezepte für die Outdoorküche
- Sinnvolle Mengenangaben (z.B. mit Berghaferl)
Contra:
- Manche Rezepte erfordern etwas “Mitdenken” in der Vorbereitung und beim Kochen
Fazit
Das Buch “Vegetarisch kochen” von Michal Hennemannist eine gute Inspiration für die Campingküche, wobei hier eindeutig nicht das kommode Kochen mit Strom im Wohnmobil gemeint ist, sondern wirklich die gewichts- und brennstofforientierte Zubereitung bei Reisen, wo es aufs Gewicht ankommt.
Manche Rezepte sind klassisch (wie die Nudeln mit Tomatensoße), andere wirklich außergewöhnlich (z.B. „Polenta-Pizza“) und deshalb eine tolle Idee unterwegs.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.