Der Camping-Boom steigt immer noch weiter an und jedes Jahr werden die Zulassungszahlen von entsprechenden Fahrzeugen aus dem Vorjahr übertroffen.
Und auch der Begriff #VanLife taucht hier immer vermehrt auf, steht dieser Begriff doch auch ein wenig für Freiheit und Unabhängigkeit.
Doch ein geeignetes Fahrzeug zu finden ist nicht immer einfach, die Auswahl ist einfach riesig und unüberschaubar.
Wir hatten auf der diesjährigen CMT Kontakt zu dem Brühler Unternehmem Kompanja (Kompanja von frz. compagnon – Gefährte) und durften nun auch deren Fahrzeug für ein verlängertes Wochenende einem Praxistest unterziehen.
Die Grunddaten
Damit man sich für den Grundpreis einen Überblick machen kann, listen wir hier für euch kurz die Basisdaten des Fahrzeugs, sowie die Grundausstattung des Campers auf (Stand Mai 2018).
125 PS Dieselmotor
ESP, ABS, ASR, Berganfahrhilfe
Klimaanlage
Radio mit USB, AUX, Bluetooth
Freisprecheinrichtung
Elektr. Fensterheber mit Impulsfunktion vorne
Heckklappe verglast inkl.
Heckscheibenheizung und -scheibenwischer
Komfortsitze, 3-fach einstellbar mit Seitenlehne
Einparkhilfe hinten
EU 6 Abgasnorm
6-Gang Schaltgetriebe
Fahrer- und Beifahrerairbags
Windowbags und Seitenairbags
Schiebefenster links und rechts mitte
Nebelscheinwerfer
Licht- und Regensensor
Reifendruckkontrolle
Fenster mit Wärmeschutzverglasung
Bett mit Matratzenteilen & Bezügen
Küchenschrank inkl. Tisch und Schneidebrett
Gaskartuschenkocher mit Zündsicherung
WAECO 35 l Kompressorkühlschrank
2 x 12 l Wasserversorgung mit Handdusche
Bordbatterie, AGM, 100 Ah, Sicherung, Relais
Bordstromanschluss inkl. FI, Kabelaufbewahrung
Intelligente Ladeautomatik, Batteriemanagement
LED Anzeige für Ladestrom und Akkustand
220 V Steckdosen + 12 V Anschlüsse
Rundum-Beleuchtung
4 Sitzplätze, auf 6 erweiterbar
Hintere Sitze frei verschiebbar
Beide Vordersitze komplett drehbar
Sideboard mit Innenbeleuchtung
Isolierung und Verkleidung
Extrastarke Laderaumverkleidung
Oberflächen aus Bambus
Möbelklappen wählbar
Bodenbelag wählbar
Der Grundpreis des Kompanja Campers inkl. 125 PS Neufahrzeug startet bei 39.950 €
Um sich hier einen Überblick zu machen, kann man auf der Webseite von Kompanja unter dem Menü “Preise” (https://www.kompanja.de/preise/campingbus-kaufen/) ein PDF Dokument herunterladen, in welchem man die Zusatzoptionen ankreuzen kann. Ganz praktisch ist hierbei, dass man am Ende den Gesamtpreis erhält.
Wir haben den Camper in einer sehr guten Ausstattung von Kompanja für einen Praxistest erhalten. Im Grunde handelte es sich hierbei um das Fahrzeug, welches auf den Messen vorgestellt wird. Hier ist natürlich so ziemlich alles verbaut, was man so anbieten kann. Ob man alles benötigt, muss jeder für sich entscheiden.
Praxistest
Getestet wurde das Fahrzeug an einem langen Wochenende auf einem Campingplatz in Brühl und Umgebung mit einem Erwachsenen und zwei Kindern . Hierbei waren wir nicht nur auf dem Campingplatz stationär, sondern haben auch die ein oder andere Fahrt zum Einkaufen absolviert oder für Ausflüge mit Autobahnfahrten durchgeführt.
Doch bevor es losging, haben wir erst mal bei der Übergabe eine Einweisung in das Fahrzeug auf dem Betriebsgelände von Kompanja erhalten. Schick, aber dennoch unauffällig steht der Renault Traffic in einer großen Halle, im Hintergrund weitere Fahrzeuge, welche sich noch im Ausbau befinden.
Eigentlich sieht man dem Renault gar nicht so richtig an, was in ihm steckt. Aber genau dass ist ja auch so gewolt.
Der Camper von Kompanja soll den Alltag mit dem Urlaub verbinden. Praktisch und Innovativ. Im Alltag ein Fahrzeug, mit welchem man fast überall hinkommt und im Urlaub viel Platz und Genuß, so dass die Erholung nicht zu kurz kommt. Nun, wir sind gespannt.
Christoph zeigte uns in über mehr als einer Stunde welche Funktionen das Fahrzeug hat und auf was man achten muss um sich später nicht zu wundern, warum etwas nicht so funktioniert wie es sollte. Auch die beiden Kids (10 und 12) wurden hier mit einbezogen und durften den einen oder anderen Handgriff selber erledigen. So konnte man gut erkennen, dass manche Bedienungen sozusagen kinderleicht sind.
Der Innenraum
Schon wenn man die Schiebetüre öffnet, sieht man gleich, dass hier der Stauraum sinnvoll ausgereizt wurde. Man hat nicht einfach nur den Renault Traffic ausgebaut, sondern man hat sich sehr viele Gedanken darüber gemacht, was auch sicherlich viel Zeit und schlaflose Nächte in Anspruch genommen hat.
So findet man an der gegenüberliegenden Seite der Schiebetüre eine Art Sideboard mit einer großen Tür und im Bereich der Sitze befindet sich noch ein offenes Fach. In diesem offenen Fach ist auch die Anzeige der Solaranlage verbaut, so dass man hier ablesen kann, wie es um den aktuellen Stand der Batterie steht.
Da man sich aber nicht immer zu der Tür oder dem offenen Fach bücken will, haben die Jungs und Mädels von Kompanja die Abdeckung oben einfach zum Aufklappen gemacht. Und als ob das nicht schon praktisch genug wäre, gibt es noch eine Innenbeleuchtung, dass man auch findet was man sucht.
Der Schalter hierzu befindet an der C-Säule direkt neben einem USB-Stromanschluss. Mit diesem Schalter kann man dann die Innenraumbeleuchtung des Campers, aber auch wie bereits erwähnt die Innenbeleuchtung des Sideboards ein- und ausschalten.
Hat man doch mal zu viel auf dem Sideboard oben drauf liegen, kommt man ja eh noch über die Tür oder das offene Fach an den Inhalt. Einfach sehr praktisch gedacht und umgesetzt.
Wohnen & Kochen
In Sachen Sitz- und Schlafgelegenheiten, bietet der Camper für insgesamt 4 Personen (optional bis zu 6 Personen) Platz zum Reisen. Schlafplätze gibt es für 2 Personen im Camper und wenn man das Aufstelldach mitbestellt, gibt es oben dann auch noch zwei Schlafplätze.
Ist man am Ziel angekommen, können sowohl Fahrer- als auch Beifahrersitz gedreht werden und stehen dann im Innenraum als Sitzplätze zur Verfügung. Zusammen mit der vorderen Sitzreihe ergibt es dann hier eine gemütliche Sitzgruppe für 4 Personen.
Nun wird man sich beim Anblick des Innenraumes die Frage stellen, wo denn der Tisch verblieben ist. Nun, wenn man den Kompanja kennt, dann weiß man des Rätsels Lösung. Für alle anderen sei gesagt, die Küchentüre ist der Tisch….!
Auch hier merkt man wieder, dass man sich hier viele Gedanken zur Funktion der Küche gemacht hat. Nicht nur in Bezug auf die Türe, die den Schrank verschließt. Wie bereits erwähnt, ist diese Multifunktional einsetzbar und ist gleichzeitig der Tisch für den Innenraum oder eine kleine Arbeitsplatte für den Außenbereich. Geile Idee, muss man schon sagen. Aber wo Licht ist, gibt es hin und wieder auch Schatten.
So hat man zwar im Innenraum einen Tisch, dieser ist aber mit den Maßen von 64×37 cm nicht allzu groß, so dass es schon mal eng werden kann, gerade bei 4 Personen. Auch stehen die Türbänder ein wenig über die Fläche über, so dass man mit Tellern gerne darüber fährt und die Bänder dadurch zerkratzt werden können.
Zumindest kann man sagen, dass der Tisch zur Innenraumgröße passt, da man in dieser Art Camper ja allgemein nicht so viel Platz hat. Außerdem ist der Tisch während der Fahrt gut verstaut, wenn er wieder als Türe an den ursprünglichen Ort verbracht wird.
Ganz pfiffig hingegen ist die Idee, die Türe als zusätzliche Ablagefläche für außen zu nutzen. Hierbei wird die Tür unter der Abdeckplatte der Küche eingehängt, so dass diese zur Schiebetür hinausragt. Der Tischfuß wird verlängert und schräg nach unten in den Ecke von Fußboden und Küchenwand gestellt. So hat man zum Beispiel die Möglichkeit den Kocher darauf abzustellen oder man kann diese Fläche auch als kleine Bar nutzen.
Will man draußen dann einen kleinen Tisch haben, hängt man die Küchentür am Küchenblock auf der Außenseite im unteren Bereich in den dafür vorgesehenen Schlitz ein. So hat man einen wunderbaren Beistelltisch, oder wenn man allein oder zu zweit unterwegs ist, einen Esstisch. Sozusagen ist die Türe ein Holzbrett mit insgesamt 4 Funktionen.
Aber nicht nur die Küchentür ist durchdacht, nein der ganze Küchenblock im Kompanja ist praktisch. Er wartet mit ein paar netten Features auf. So kann man die Abdeckplatte oben komplett nach hinten klappen um so zum einen an den Wasserschlauch mit der Brause zu gelangen. Hier findet man auch Platz für einen faltbaren Abwaschbehälter vor. Unter der Abdeckplatte befindet ein Holzbrett, welches man als Schneidbrett oder ähnliches verwenden kann. Dieses Brett kann problemlos herausgenommen oder verschoben werden.
Unter dem Brett findet man den 1-Flammen-Kartuschenkocher. Dieser kann jetzt theoretisch so verwendet werden, falls man im Fahrzeug kochen mag. Der Kocher selber sitzt auf einem Auszug, der nach vorne, also in Fahrtrichtung ausgezogen werden kann. Will man nicht im Fahrzeug kochen, kann man ihn einfach entnehmen und draußen im Freien verwenden.
Unter dem Kocher befindet sich eine kleine Schublade, in welche man Besteck und weitere Kochutensilien verstauen kann.
Und auch an der Rückseite des Auszuges, auf welchem Kocher und Schublade sitzen, findet man wieder ein nettes Detail frei nach dem Motto “Kleiner Riegel, große Wirkung!” Zunächst denkt man, hä, wurde der falsch montiert oder was ist da los? Nein, definitiv nicht. Macht man den Riegel nach unten, kann man den Kocher auf dem Auszug nicht mehr zurückschieben. Und dass ist sehr wichtig, denn wenn mal ein Topf mit kochendem Wasser auf dem Kocher steht und man aus Versehen an den Auszug kommt, kann dieser nach hinten fahren und der Topf würde am darüber liegenden Schneidebrett hängen bleiben. Er könnte dann unter Umständen runterfallen. Ein kleines Detail, welches aber sehr funktionell ist.
Zu guter Letzt befindet sich noch im Küchenblock ganz unten die serienmäßig mitgelieferte Kompressorkühlbox von Dometic mit 35 Liter Fassungsvermögen. Diese ist ebenfalls auf einem Auszug montiert, so dass man bequem an den Inhalt herankommt.
Dies ist vor allem beim Einkaufen praktisch, da man dann einfach den Einkaufswagen an der Schiebetüre abstellt. Dann fährt man die Kühlbox nach vorne raus und kann so ganz bequem seinen Einkauf verstauen ohne durch das halbe Fahrzeug zu laufen.
Schlafplätze
Nachdem wir nun die Küche und die Sitzgruppe durchlaufen haben, gehen wir mal zum gemütlichen Teil über und kümmern uns um die Schlafplätze.
Für das optional erhältliche Aufstelldach gibt es auch die tolle Panoramadachfunktion von SCA, welche auch in vielen anderen Fahrzeugen verbaut wird.
Das Aufstelldach ist schnell offen. Links und rechts die Sicherungsschnallen öffnen, Verriegelung lösen und dann einfach hochdrücken. Das war es dann schon. Man sollte darauf achten, dass eine Tür oder eine Fenster am Camper offen ist, da das Aufstelldach sonst einen Unterdruck erzeugt.
Nun kann man zum besseren Stehen im Innenraum den Schlafboden des Aufstelldachs nach oben klappen. Das Aufklappen des Aufstelldaches bietet sich eigentlich immer an, da man dann gleich mehr Raumhöhe hat.
Zwei Schlafplätze im 1. OG mit einer Größe von 1.35m auf 1.95m sind also fertig. Und der Rest? Wir klappen einfach die Rückenlehnen der beiden Sitze im Fahrgastraum nach vorne. Hierzu muss an den Sitzen seitlich eine Entriegelung gelöst und der Sitz dann langsam nach vorne geklappt werden. Hat man dann beide Sitze nach vorne geklappt, sieht man an der Kante des Lattenrostes eine Schlaufe hängen. An dieser einfach waagerecht in Fahrtrichtung ziehen. Hierbei zieht man dann die Lattenrostverlängerung heraus bis zum Anschlag und legt sie auf den umgeklappten Sitzen ab. Dann noch das große Polster drauf ablegen, dass kleinere Polster kommt auf den Küchenblock und fertig ist der nächste Schlafplatz für zwei Personen.
Geht schnell und ist bequem zum Liegen. Die Größe der Liegefläche ist abhängig davon, wie der Kunde seinen Kompanja bestellt. Man kann den Kompanja ohne Schränke am Bett bestellen, mit einem oder gar zwei Schränken. Das Bett bleibt immer zwei Meter lang und variiert durch die Schränke in der Breite so dass man von 1.28m bis 1.68m Platz bekommt.
Stauraum
Im Heck des Kompanja war in unserem Testcamper unter dem Bett ein großer Schwerlastauszug mit Sortiereinheit aus beschichtetem Multiplex eingebaut. Ausgestattet mit mehreren Kunststoffboxen hat man hier viel Stauplatz für alles Mögliche wie z.B. Schuhe, Spielzeug für die Kids oder auch Lebensmittel die nicht gekühlt werden müssen.
Durch den Auszug kommt man überall ohne Probleme dran und vor allem muss man nicht unter das Bett krabbeln. Durch einen stabilen Riegel wird der Auszug während der Fahrt sicher gehalten.
Zieht man den Auszug komplett raus, dann kommt man auch an die beiden, auf dem rechten Radkasten verstauten 12 Liter Wasserkanister ran. Am vorderen ist die Pumpen-Schlauch-Garnitur für die Brause im Küchenblock angebracht und der hintere ist Ersatz, so dass man mit 24 Litern ins Abenteuer starten kann.
Auf der anderen Seite waren die Klappstühle und der Campingtisch verstaut. Diese wurden mit zwei Gummibändern an der Wand fixiert, so dass auch hier nichts ungewollt während der Fahrt umher fällt.
Zwischen dem Schwerlastauszug und den Campingmöbeln war noch genügend Platz für eine weitere große Kunststoffbox, Taschen oder Koffer. Dadurch dass der “Kofferraum” im Grunde bis an die Rückenlehnen der Sitze im Innenraum reicht, bekommt man hier noch einiges rein.
Will man beim Entladen nicht unter das Bett krabbeln, kann man es sich auch einfacher machen. Hierfür einfach links und rechts am Bett unten die Verriegelungen lösen und man kann das Bett dann nach oben klappen.
Damit es nicht von allein wieder runterfällt, hat man ein wenig im “Outdoorstyle” eine Kletterechse an der oberen Zurröse angebracht, die man einfach am passenden Gegenstück am Bettrahmen einhängt. Nicht viel Schnick-Schnack, sondern nur funktionell. Passt.
Der Strom
Grundsätzlich ist der Kompanja für autarkes Stehen ausgelegt, verfügt aber auch über einen CEE-Stromanschluss für den Campingplatz, so dass man auch mal bei schlechtem Wetter die Batterien aufladen kann und nicht im Dunkeln sitzen muss.
Wer allerdings das erste Mal um das Fahrzeug läuft, der sucht vergeblich nach der entsprechenden Aussensteckdose wie man sie von Wohnwagen und Co kennt.
Auch hier waren die Macher des Kompanja wieder clever und haben den Anschluss im Motorraum versteckt. Nach dem Öffnen der Motorhaube findet man hier eine graue Plastikbox mit blauem Kabel, dem CEE Stecker sowie einem FI-Schutzschalter vor. Das Kabel kann man einfach unter der Motorhaube durch nach außen verlegen und diese auch komplett verriegeln.
Sehr praktisch, da man hier dann kein extra Loch im Fahrzeug benötigt, was ja im Grunde wieder ein Angriffsziel für Wasser sein könnte. Dass der Renault hier im Motorraum so eine “Ablagefläche” anbietet kommt dem natürlich sehr entgegen.
Leider müssen wir die Offroadfreunde ein wenig enttäuschen. Aktuell gibt es den Renault Traffic nicht in einer 4×4 Variante. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt.
Fazit
Der Camper auf Renault Basis von Kompanja ist ein interessantes Fahrzeug, welches sich von der Masse abhebt. Der Ausbau ist sehr praktikabel durchgeführt. Man merkt hier deutlich, dass viele Gedanken und Ideen mit eingeflossen sind.
Preislich gesehen ist der Einstieg ganz ok, aber wenn man die Ausstattung nach oben schraubt, geht es auch an den Geldbeutel.
Allerdings bekommt man dafür auch ein alltagstaugliches Fahrzeug, mit welchem man am Wochenende mal eben kurz an den See oder auf den Campingplatz fahren kann.
3 Kommentare
Hey Lefdi, tolle Rezension! Hast du noch ein Foto auf dem man den CEE Anschluss im Motorraum und den FI Schalter genau sieht? Würde das gerne in meinen Vivaro einbauen aber der TÜV ist sich nicht so sicher…. Vielen Dank!
Hi Caro,
sorry, davon hab ich leider kein Foto.
Frag doch mal bei den Jungs von Kompanja nach, evtl. schicken sie dir ja die nötigen Unterlagen.
LG
Lefdi
Hallo Caro,
noch Bedarf oder hat es sich erledigt?