Im Winterwonderland langlaufen – auch hier muss der Nachwuchs nicht zuhause bleiben. Mit dem Skikit für den Thule Chariot Multisportanhänger können Kinder im Anhänger beim Langlaufen mitgezogen werden.
In den ersten beiden Teilen des Tests wurden der Aufbau des Multisportanhängers, der Buggymodus und der Babyeinsatz Chariot Infant Sling (Teil I bitte hier klicken) sowie der Jogging- und Fahrradmodus (Teil II bitte hier klicken) vorgestellt.
Das Cross-Country Skiing Kit ist nicht im Lieferumfang des Multisportanhängers enthalten und muss separat beschafft werden.
Facts
Thema | Info |
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Kompatibel zu | Thule Chariot Sport, Thule Chariot Cross, Thule Chariot Cab, Thule Chariot Lite, Thule Chariot Cheetah XT |
Produkteigenschaften | Längenverstellbare Zugstangen für einfache Handhabung, Kind sitzt warm und bequem in erhöhter Position, einfache Befestigung durch Einklicken des Sets in den Thule VersaWing, Zwei leichte Ski, zwei Aluminium-Teleskopzugstangen, gepolsterter Hüftgurt mit Flaschenhalter und Verriegelungsstift |
Preis | 329,95 € |
Umbau zum Langlaufanhänger
Das Skikit besteht aus zwei Skiern für den Anhänger und zwei Zugstangen, die rechts und links am Hüftgurt befestigt sind. Die Stangen bestehen aus je zwei Teilen.
Die Skier werden analog zu den großen Lufträdern einfach seitlich an den Anhänger angesteckt. Der Anhänger ist anschließend, wie auch mit den Rädern, frei beweglich und steht erst einmal vorne auf. In die vorderen Öffnungen am Anhänger (VersaWing) werden analog zur Fahrraddeichsel oder dem Joggingrad die beiden Zugstangen eingesteckt. Dies funktioniert wie gewohnt sehr einfach.
Die jeweils zwei Stangenteile werden mit einem Stift zusammengesteckt. Es stehen dabei drei Löcher zur Verfügung, wodurch die Länge der Zugstangen variiert werden kann. Der Stift steckt leider sehr locker in den Löchern und auch wenn der damit verbundene Gummiring über den Stift geschoben wird, um ihn zu fixieren, wirkt diese Verbindung Thule-untypisch nicht sehr verlässlich. Immerhin hat sich während der Testzeit keiner der Stifte gelöst.
Nachdem das Kind warm eingepackt im Anhänger Platz genommen hat und die Zugperson die Skier angeschnallt hat, muss nur noch der Hüftgurt – wie bei einem Wanderrucksack – umgelegt und festgezogen werden. Der Hüftgurt ist weich gepolstert und sitzt sehr angenehm. Je nach Hüftumfang können die Befestigungungen der Stangen am Hüftgurt auch an eine andere Position gebracht werden.
Praxistest Skimodus
Als ich das Skikit noch vor dem ersten Schnee ausgepackt hatte, bekam ich erst einmal größten Respekt. Bei dem Anhänger mit Kind handelt es sich doch schon um ein erhebliches Gewicht, das mit den Langlaufskiern gezogen, aber auch gebremst werden muss. Der Anhänger kann durch die festen Zugstangen zwar nicht auf die Zugperson „auffahren“, aber bei einem Sturz ist durchaus denkbar, dass der Anhänger umkippt.
Da ich klassisch langlaufe, stellte ich mir weiterhin die Frage, wie die Skier des Anhängers hinter mir herlaufen würden, da deren Spurbreite augenscheinlich deutlich breiter als die Loipe ist.
Auf der Loipe
Doch der Test im ersten Schnee zeigte, dass der Anhänger einfach außerhalb der Loipe hinter der Zugperson herläuft und das ohne Probleme. Rechts und links der gespurten Loipen ist der Schnee in der Regel so fest, dass die Anhänger-Ski einfach darauf gleiten. Lediglich bei Gräben neben der Loipe muss aufgepasst werden, dass der Anhänger in einer Kurve nicht zu weit nach außen gerät und mit einem Ski nach unten kippt. Diese Situation ist allerdings äußerst selten.
Kurze Fahrten auf der gewalzten Skatingspur zeigten, dass auch dies kein Problem darstellt.
„Zugpferd“
An das Gefühl, wie ein Pferd vor den Wagen gespannt zu sein und sich dadurch in der Hüfte nicht mehr so einfach bewegen zu können, muss man sich erst einmal gewöhnen. Man ist durch die Zugstangen sehr fest mit dem Wagen verbunden und durch die Länge der Stangen in seiner Wende-Freiheit eingeschränkt. Durch die Laufbewegungen entsteht außerdem eine Wippbewegung des Anhängers, was meine Tochter jedoch als angenehm empfand. Sie ist regelmäßig auf unseren Touren eingeschlafen. Wie sich die Zugstangen und der Hüftgurt auf die Bewegung beim Skaten auswirken, wurde hier nicht getestet.
Den Anhänger auf einigermaßen ebenen Loipen zu ziehen war jedenfalls nach kurzer Eingewöhnung unproblematisch und ich habe mich gefreut, meine Tochter nun auch zum Langlaufen mitnehmen zu können. Es bietet sich an, etwa mehr Zeit einzuplanen, da man wegen des Anhängers etwas langsamer unterwegs ist.
Bergauf – Bergab
Bei Anstiegen wirkt sich das Gewicht des Anhängers spürbar auf die Kraft der Zugperson aus. Auch die Technik des Läufers muss angepasst werden, da der Zug des Wagens nach hinten dazu führt, dass man rückwärts rutscht. Man muss also früher als gewöhnlich mit den Skiern aus der Loipe heraustreten und den Anstieg mittels Grätenschritt hinaufsteigen.
Bergab schiebt der Wagen nach vorne, wodurch sich der Bremsweg deutlich verlängert. Es muss deshalb sehr vorausschauend gefahren werden. Kann man den kommenden Streckenverlauf nicht einsehen, bietet es sich an, schon etwas früher zu bremsen. Mit dem Pflug bekommt man auch den Anhänger mitgebremst. Für den Notfall habe ich mir eine Technik angeeignet, mit der ich immer recht schnell zum Stehen gekommen bin. Geht man in die Hocke, steht der Anhänger vorne auf, bremst also im Schnee einfach mit. Vermutlich sollte diese Technik aufgrund des Materialverschleißes nicht zu oft angewendet werden.
Achtung Straße
Vor einem Problem steht man, wenn man allein unterwegs ist und der Weg der Loipe eine Straße überquert. Abschnallen allein reicht nicht – man muss die Zugstangen und die Anhänger-Ski abmontieren, da diese beim Tragen nach unten kippen und auf der Straße zerkratzen könnten. Den Anhänger mit Kind zu tragen ist dann auch so sehr schwer. Hat man dann mit all seinem Material die Straße überquert, muss alles wieder moniert und angeschnallt werden, bevor es weitergehen kann. Wenn möglich, sollte deshalb eine Loipe mit wenig Straßenüberquerungen ausgewählt werden.
Zwiebelprinzip und Kinderhelm
Aufgrund des erhöhten Gefahrenpotentials sollte das Kind analog zum Radfahren erst ab dem Sitzalter und mit Helm zum Langlaufen mitgenommen werden. Auch die Kälte, der das Kind beim Langlaufen ausgesetzt ist, sollte nicht unterschätzt werden.
Mehrere Lagen warme Kleidung, ein Fellsack und sogar eine Wärmflasche an den Kinderfüßen sind hier empfehlenswert. Außerdem habe ich meistens die Regenschutzfolie über den Anhänger gezogen, um meine Tochter vor dem Schnee und dem „Fahrtwind“ zu schützen.
Schlittenmodus
Möchte man den Anhänger im Schnee zum Spazierengehen mitnehmen, können die seitlichen Skier mit dem vorderen Joggingrad kombiniert werden. So kann er wie üblich geschoben werden. Auf platt gewalztem oder nicht allzu hohem Schnee funktioniert dieser „Schlittenmodus“ optimal. Ragt die Schneehöhe allerdings über die Bodenfreiheit des Anhängers, kommt man in diesem Modus leider nicht mehr voran.
Fazit
Mit dem Cross-Country Skiing Kit zum Thule Chariot Multisportanhänger zieht man auf der Loipe so manche Blicke auf sich – denn oft gibt es dieses Gespann in unseren Breitengraden nicht.
Bei dem stolzen Preis von 329,95€ überlegt man sich auch als Hobby-Langläufer die Anschaffung genau.
Dafür bekommt man hochwertige Skier für den Anhänger und das Zuggeschirr für den Langläufer. Durch den Stift, der die Stangenteile zusammenhält, erhält das Langlaufski-Kit von mir leider einen Punkt Abzug.
Die Eigenschaft als „Zugpferd“ ist etwas gewöhnungsbedürftig, wie schon in den ersten beiden Teilen des Tests zählt für mich jedoch, dass ich meine Tochter auch zum sporteln mitnehmen kann – jetzt nicht nur zum Joggen und Radeln, sondern auch zum Langlaufen im Winterwonderland.
Und das finden wir beide toll ?
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