Funktionsregenjacken sind zwischenzeitlich alle ähnlich aufgebaut und müssen gewissen Standards entsprechen. Da wir auch schon einige getestet haben, haben wir da wirklich eine breite Vergleichsmöglichkeit.
Dennoch versuchen wir jede Jacke für sich objektiv zu betrachten.
Oberstes Gebot einer Regenjacke ist natürlich, dass sie zuverlässig und möglichst lang Regen vom Körper fernhalten soll. Da es aber eine Funktionsjacke ist, darf auch der Aspekt des Tragekomforts und der Atmungsaktivität nicht außer Acht gelassen werden. Und genau das ist häufig der Knackpunkt.
Wir durften von dem namhaften Hersteller Outdoor Research die Women`s Aspire Jacket durch den Regen tragen.
Facts
Thema | Info |
---|---|
Material | GORE-TEX with Paclite product technology 2L 100% polyester 50D plain weave |
Größen | XS-XL |
Farben | sangria/Garnet, black, scarlet, alpin lake, cornflower, orchid, samba, adobe, elderberry, pewter/thyphoon, oasis, batic/altic |
Gewicht | 388 g Größe M |
Rückenlänge | 67 cm |
Preis | —- |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Die Verarbeitung der Jacke ist sehr hochwertig. Das Gewebe ist recht raschelarm und knittert nicht. Die Reißverschlüsse trotz Tape laufen gut. Die Nähte sind alle extra verschweißt und halten vermutlich ewig.
Die Farbkombination ist sehr angenehm und gerade bei Regen ein gern gesehener Farbklecks.
Praxistest
Die Outdoor Research Women`s Aspire Jacket wurde in Größe M und sangria/garnet getestet. Die Jacke ist in Standard fit geschnitten. Bei Konfektionsgröße 38 sitz die Jacke figurumspielend locker und bietet ausreichend Platz für einen Midlayer.
Die Rückenlänge ist so gewählt, dass sie den gesamten Rücken- und Nierenbereich sowie den oberen Bereich des Gesäßes abdeckt.
Auch bei ausgestreckten Armen sind die Arme und Handgelenke vom Ärmel bedeckt. Die Ärmel sind auch weit genug geschnitten um auch bei raumgreifenden Armbewegungen nicht unter den Achseln einzuschneiden bzw. die Schultern in ihrer Bewegungsfreiheit zu beeinträchtigen.
Der 2-Wege-Frontreißverschluss ist getaped, ebenso der Reißverschluss der Napoleontasche. Die anderen Reißverschlüsse, Reißverschlusseingriffstaschen sowie die Reißverschlüsse, die nicht direkt dem Regen ausgesetzt sind, sind nicht getaped.
In die linke Eingriffstasche kann die Jacke auch verstaut werden, daher ist dieser Reißverschluss innen und außen mit einem Zipper versehen. Ich persönlich bevorzuge es meine Jacken in die Kaputze zu verstauen und so in den Rucksack zu stecken. Zum einen wird das Schild so kaum zerknittert und zum anderen muss man das Gewebe nicht am Reißverschluss vorbei stopfen.
Die Eingriffstaschen liegen so hoch, dass sie beim Tragen eines Klettergurtes über dem Gurtzeug liegen, nicht drücken und bedient werden können. Getapte Reißverschlüsse sind in der Regel etwas schwergängiger und auch nicht so einfach einzufädeln. Dennoch lässt sich der Reißverschluss gut bedienen. Eine stabile Leiste bietet ausreichende Windstopperfunktion. Ein ebenso stabiler Kinnschutz verhindert das Einklemmen der empfindlichen Haut am Hals am oberen Reißverschlussende.
Die Napoleontasche ist so tief, dass eine Handfläche in Größe 8 ganz hineingeschoben werden kann. Sie ist mit Meshfutter unterlegt, so dass die Belüftung von bzw. zum Körper gewährleistet ist. Dies ist auch bei den beiden Reißverschlusseingriffstaschen der Fall.
Betrachtet man sich die Jacke von innen, so ist zu sehen, dass alle Nähte verschweißt sind. Die Kordelenden der Kapuzenregulierung sind an der Innenseite des Frontreißverschlusses entlang geführt worden. So können sie einem nicht bei störendem Wind und Wetter ins Gesicht schlagen. Außerdem können die dünnen Kordelenden bei kalter Witterung nicht festfrieren.
Die Kapuze ist sowohl horizontal als auch vertikal in der Weite regulierbar. Die Kordelstopper zur Regulierung in vertikaler Ebene befinden sich am Kapuzenrand, das Kordelende wie bereits beschrieben im Jackeninneren. Für die horizontale Weitenregulierung befindet sich am Hinterkopf unter einer Blende ebenfalls eine kleine Kordel mit Kordelstopper.
Das mittig ca. 5 cm tiefe Schild ist flexibel. Das ist einerseits angenehm zu tragen und trägt nicht voluminös auf, wenn die Kapuze nicht benötigt wird. Bei stärkerem Wind kann es aber passieren, dass das Schild rauf oder runter klappt und nicht stand hält. Ist der Reißverschluss hochgeschlossen und die Kapuze entsprechend eingestellt, hat das Gesicht einen guten Witterungsschutz. Die Kapuzentiefe ist bei offen getragenen Haaren ausreichend. Beim Tragen eines Pferdeschwanzes oder dickem Zopf kommt sie schon eher an ihre Grenzen. Gerade bei einer Damenjacke wäre hier eine tiefere Kapuze wünschenswert. Allerdings wären hier dann die Stabilität des Schildes als auch die Rundumsicht vermutlich herabgesetzt.
Absolut erwähnenswert bei dieser Jacke ist eine nicht wie bislang bekannte Unterarmbelüftung, sondern ein durchgehender Reißverschluss von Mitte des Oberarms (Innenseite) bis hinunter zum Jackensaum. Mit diesem Reißverschluss können der gesamte Jackensaum von unten her geöffnet werden, um gegebenenfalls an eine Größere Tasche des darunter liegenden Kleidungsstücks zu gelangen, oder aber der Reißverschluss kann wie bei herkömmlichen Belüftungssystemen geöffnet werden.
Ganz großer Vorteil ist, sollte die Belüftung über die herkömmliche Art nicht ausreichend sein bei anhaltendem Regen, dass die gesamte Jacke im Ponchostyle belüftet werden kann, indem die Reißverschlüsse ganz geöffnet werden. Möglich, dass man dann ein paar Regentropfen auch auf die Zwischenschicht bekommt, aber die würde bei Überhitzung bzw. Feuchtigkeitsstau ohnehin feucht werden. Aufgrund der bis zum Saum durchgehenden Reißverschlüsse ist ein Kordelzug im Saum nur im Rückenbereich, also von Reißverschluss zu Reißverschluss möglich.
Die Ärmelbündchen sind auf der Außenseite mit einem Klettverschluss versehen. Die innere Hälfte verfügt über ein Bündchen mit Gummizug, damit ist sowohl ein flexibler und dennoch gewünscht fester Sitz um das Handgelenk möglich.
Die Jacke ist absolut winddicht. Sowohl was Wind als auch was starken Regen anbetrifft, konnten keine undichten Stellen festgestellt werden. Auf Flächen, die keinen Kontakt zu anderen Stellen oder Gegenständen haben, bleibt das Wasser abperlend stehen. Dann, wie z.B. an den Innenseiten der Unterarme, wo regelmäßig oder über längere Zeit Kontakt besteht, wird das Wasser bis zu einem gewissen Grad in das Gewebe gedrückt und sicherlich handelt es sich hier insbesondere im Bereich der Auflage der Schultergurte eines Rucksacks um die klassischen Schwachstellen eines Jackengewebes.
Im Bereich normaler Aktivitäten als auch bei moderaten Bewegungen wie Spaziergängen in unterschiedlichem Gelände war die Atmungsaktivität trotz Regen und hoher Luftfeuchtigkeit bei Temperaturen zwischen 8 und 15 Grad sehr gut.
Bei Funktionsregenjacken ist dies immer ein Balanceakt zwischen Wasserdichte und Atmungsaktivität. Neue Gewebetechnologien schaffen ein Höchstmaß an Atmungsaktivität trotz Wasserdichte. Dennoch gibt es Grenzen und so mancher Wanderer kennt die Überlegung gut, ob er nun lieber IN der Regenjacke nass wird, obwohl er von außen trocken bliebe oder lieber ein paar Tropfen abbekommt und aber keinen Feuchtigkeitsstau hat.
Es gibt da kein Allheilmittel. Es ist ein wenig vom Wetter und auch den persönlichen Neigungen abhängig.
Fazit
Die Women’s Aspire Jacket von Outdoor Research ist eine chicke, leichte und hoch funktionelle wasserdichte und atmungsaktive Shelljacke, die mit praktischen Features und einem figurschmeichelnden Schnitt aufwartet.
Alle Praxistests auf Outdoortest.info werden gemäß dem Outdoor Blogger Codex durchgeführt und sollen dem Benutzer sowohl die positiven aber auch negativen Aspekte des Produktes aufzeigen.