Vor vielen Jahren war das Tragen von Rückenprotektoren wirklich nur Offroadern oder Springreitern etc. vorbehalten. Wenn ein “Normalo” einen trug, wurde er eher schräg angeschaut, ob er sich für was Besseres halte. Diese Zeiten sind zum Glück längst vorbei. Das Tragen von Helmen und auch Protektoren hat schon vor geraumer Zeit Einzug in das Leben des Durchschnittsfreizeittreibenden gehalten. Nicht nur aufgrund einsetzender Weisheit, sondern auch, weil die Geschwindigkeiten z.B. gerade auch beim Abfahrtsski und die Sportlerdichte zugenommen haben. Die Unfallstatistiken haben irgendwann gefruchtet und der Markt und auch der Sportler haben reagiert.
Wer Probleme mit dem Rücken hat weiß, wie wichtig die Mitte des Körpers für alle Bewegungen und das Wohlbefinden sind. Die Firma Komperdell stellt unter anderem Protektoren für verschiedene Sportarten her, aber auch Teleskopstöcke, Schneeschuhe etc.
Wir durften von Komperdell die Cross Protection 6.0 Air Vest women testen.
Facts
Thema | Info |
---|---|
Material | 86% PES, 14% EA für Oberstoff und Futter |
Größen | XXS-XL |
Preis | 159,99 Euro UVP |
Protektoreinsatz sichtbar – Teil des Designkonzeptes
superleicht
schlanker Nierengurt für beste Passform, verstellbar mit Klett und Flausch
Wendeweste – beidseitig zu tragen
verbesserte Ergonometrie
SCHUTZ DER PERFEKT SITZT!
Höchste Sicherheit & perfekte Passform! Das neue Design – mit Wendefunktion – passt sich perfekt dem Körper an und betont die weibliche Figur. Damit machen Sie auf und abseits der Piste mit Sicherheit immer eine gute Figur!
Thermofit
Lightwight
Verarbeitung
Der dünne hoch elastische Stoff der sehr leichten Protektorweste ist erstaunlich robust. Auch die Nähte schaffen den Spagat zwischen dünnem Gewebe und hoher Belastung gut. Der Kunststoffreißverschluss läuft auch unter Spannung sauber und hakt nicht.
Die Nähte sind gut verarbeitet. Es gibt keine kratzenden Stellen.
30 Grad Maschinenwäsche (bis zu 5 mal)/ nicht schleudern, besser nur feucht abwischen
Praxistest
Die Air Vest women gibt es in der Farbkombination pink-schwarz, also eine richtige Mädchenweste. Zum Glück handelt es sich um eine Wendeweste, d.h. sie kann beidseitig getragen werden. Sie wurde auch beidseitig mit dem Firmenschriftzug und dem Produktnamen beschriftet. Es gibt also keine “richtige” Seite, es sei denn, man möchte den Nierengurt auf keinen Fall sehen, dann gibt es nur eine Tragevariante. Für die Testerin war klar, dass schwarz nach außen kommt. Dann hat man eine recht dezente Protektorweste, die lediglich pinke Nähte hat und am Saum vielleicht die pinke Innenseite herausschaut.
Bei dem Material handelt es sich um ein hoch dehnbares Mischgewebe aus Synthetika, das sich komplett der Körperform anpasst. Es mag vielleicht ein wenig dauern bis man den Reißverschluss zu bekommt. Wenn er aber mal zu ist, ist die Weste überhaupt nicht einengend. Im Gegenteil. Sie passt sich vollkommen an und stützt den Körper weit mehr als dass sie ihn stören würde.
Der Protektor selbst ist das längste Stück an der Weste aber auch vorne am Reißverschluss ist die Weste länger gehalten. Es handelt sich um einen Full Back Protector, der den gesamten Rücken abdeckt. Er ist mit Schutzklasse 2 auch für den Motorsport geeignet. Lediglich über den Beckenknochen ist sie höher geschnitten. Wenn man mit der Weste z.B. in der Hütte bei der Pause sitzt, stört aber auch der vorne längere Schnitt nicht. Bei der Testerin klappte sich die “Zunge” einfach hoch, außer die Weste wurde in der Hose getragen.
Der Nierengurt ist direkt am Protektor befestigt. Dies ist gut, denn das Westengewebe ist so weich und dehnbar, dass damit kein ausreichender Halt erzielt werden könnte, wäre der Nierengurt hier eingenäht. Auf ca. 20 cm Breite ist er am Protektor befestigt und verschlankt sich dann über die Taille auf ca. 7 cm am Bauch. Die beiden Stege über der Taille sind weich gepolstert. Auch sie passen sich gut an, obwohl sie nicht dehnbar sind. Der Bauchbereich besteht aus einem 7 cm breiten Gummiband mit einem ebenfalls breiten Klettverschluss von 20 cm Breite. So kann der Nierengurt ganz individuell je nach Begkleidung etc angepasst werden. War die Spaghettiportion auf der Hütte zu reichlich,… kein Problem, dann wird der Protektor eben ein wenig weiter eingestellt.
Der Protektor selbst ist sehr flexibel. Er besteht aus drei einzelnen Schichten, wobei zwei davon fest miteinander verbinden sind. Die Dritte liegt eigentlich lose auf und wird nur über das Westengewebe und die Nähte gehalten. Zahlreiche Luftlöcher links und rechts und teilweise auch auf der Wirbelsäule sorgen für ausreichend Zirkulation. Die Breite des Protektors variiert ergonomisch angepasst zwischen 18-25 cm und deckt den Rücken gut ab ohne die Armrotation zu beeinträchtigen. Er trägt auch absolut nicht auf. Im Gegenteil. Die sehr figurnahe Schnittführung modelliert eher die Taille. Der Protektor formt keinen “Buckel”, sondern passt sich der natürlichen Rückenform an.
Aufgrund der Flexibilität des Protektors muss man mit der Aufbewahrung etwas aufpassen. Man sollte darauf achten, dass er plan verstaut wird und nicht geknickt. Zwar kann man ihn auch wieder gegen knicken (eine Umformung ist ja auch von Nöten, wenn er gewendet getragen wird), aber es braucht eine Weile und tut dem Material sicher nicht gut. Das Protektormaterial passt sich durch die Körperwärme flexibel gemacht, dem Körper der Trägers optimal an.
Einige wenige Details sprechen dafür, dass es doch eine Innenseite geben könnte. Zum einen ist, wenn man schwarz nach außen trägt, innen eine Aufhängeschlaufe befestigt, die mit Pink nach außen im Genick sichtbar wäre. Das ist aber eher ein optisches Argument. Wichtiger ist, dass bei schwarz außen auf der Innenseite des Protektors im Bereich der Nieren und Schultern noch kleine zusätzliche Polster angebracht sind. Unterm Strich sind diese auch bei gewendeter Weste vorhanden, nur eben außen.
Laut Einstufung von Komperdell ist der zertifizierte Protektor Sicherheitsstufe 2, also für das Skifahren gut geeignet. Bei genormter Fallhöhe und Fallgewicht darf die Restkraft (also die Kraft die nach der Dämpfung durch den Protektor noch vorhanden ist) bei Schutzklasse 2 im Durchschnitt nicht mehr als 9kN betragen und kein Einzelschlag 12kN überschreiten.
Die Größentabelle hilft die richtige Protektorgröße zu kaufen. Hier sind sowohl die Rückenlänge aber auch der Taillenumfang von Bedeutung.
Der Protektor wurde an mehreren Skitagen bei Temperaturen von -5 bis +5 Grad getragen. Bei wärmeren Temperaturen direkt auf der Skiunterwäsche, sonst noch mit einem Midlayer darunter. Der Sitz ist perfekt. Bereits nach ein paar Minuten spürt man die Weste überhaupt nicht mehr. Sie schränkt in keiner Weise ein, reibt oder kratzt nicht. Dank des Nierengurts bleibt der Protektor auch bei leichten Stürzen einfach dort wo er soll. Es gibt kein Verrutschen. An den meisten Tagen wurde auch ein Rucksack darüber getragen. Auch hier störte der Protektor überhaupt nicht. Weder an den Schultergurten noch am Hüftgurt und schon gar nicht am Rücken.
Gerade bei kälteren Temperaturen ist der Protektor auch in Sachen Wärme noch von Vorteil. Egal wie lässig weit die Skijacke sein mag, man ist definitiv gut angezogen darunter.
Aber auch bei schweißtreibenden Abfahrten oder einfach wärmeren Außentemperaturen wurde es nie zu heiß in der Weste. Es konnte kein Feuchtigkeitsstau festgestellt werden. Sofern der Baselayer dies leisten kann, wird die Feuchtigkeit und Wärme nach außen abgegeben.
Leider wurde es versäumt, die Weste auch einmal zu einer Skihochtour zu tragen. Hier wäre es speziell beim Aufstieg interessant, wie dann die Feuchtigkeitsentwicklung ist. Bei der Abfahrt könnte ein Protektor sicher nicht schaden, zumal schmerzhafte oder gar ernsthafte Verletzungen hier abseits jeder Piste sicher noch fataler wären. Aufgrund des geringen Gewichts kann die Weste aber auch im Rucksack beim Aufstieg transportiert werden, sofern man da noch ein Plätzchen findet. Komfortabler, trotz sehr angenehmem Sitz wäre es vermutlich. Aber dank des perfekten Sitzes könnte ich mir auch vorstellen, sie auch beim Aufstieg zu tragen.
Nach einem heftigen Sturz sollte der Protektor ausgetauscht werden, da die Schutzfunktion nicht mehr gewährleistet werden kann. Hierauf weist Komperdell ausdrücklich hin. Sich selbst zuliebe sollte hier nicht am falschen Ende gespart werden.
Fazit
Die Cross Protection Air Vest von Komperdell für 160 Euro ist eine sehr leichte, super flexible Wintersportweste, die dennoch den Anforderungen der Sicherheitsstufe 2 entspricht. Kaum zu spüren, absolut nicht störend, atmungsaktiv und auch noch was fürs Auge, hat FRAU mit dieser Weste sicher keine Ausrede mehr, sich nicht ausreichend beim Wintersport zu schützen. In Sachen Sicherheit enthalte ich mich einer Meinung zum Preis – da muss jeder selbst wissen, was ihm seine Gesundheit Wert ist.
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