Grundsätzlich steht ja nirgends geschrieben, für welche Einsätze man welchen Rucksack verwenden darf. Man kann jeden Rucksack für alles einsetzen. Entweder, weil man hierfür für besonders praktisch hält oder etwas profaner, weil man keinen geschickteren hat.
Einige Dinge haben ja alle Rucksäcke gemeinsam. Daneben gibt es aber eben ein paar Details, die den Rucksack für manche Einsätze besonders geeignet machen. So gibt es eben nicht nur spezielle Winterrucksäcke für Tourengeher sondern zwischenzeitlich auch für die Schneeschuhwanderer.
Für diesen Zweck haben wir von TSL den Dragonfly 15/30 mit in die weiße Pracht genommen.
Facts
Thema | Info |
---|---|
Material | verstärktes Gewebe zum Schutz vor Schrammen der Stahlzacken (Hypalon) 420D HD PU & N420D MD |
Volumen | 15L bis 30 L |
Farben | schwarz/rot, schwarz/blau |
Gewicht | 1130 g |
Maße | 15 L : 50×25.5×14 cm 30 L : 50×25.5×23.5 cm |
Preis | ab 75 Euro im Internet erhältlich |
Verarbeitung
Die Verarbeitung ist top! Die Reißverschlüsse laufen sehr gut. Das Gewebe ist leicht und dennoch sehr robust und reißfest. Die extra-Verstärkung ist nahezu unverwüstlich.
Praxistest
Der Rucksack kam hier zum Abfahrtsskifahren, Schneeschuhwandern und Skitourengehen zum Einsatz.
Der Dragonfly ist grundsätzlich ein Wanderrucksack mit einigen speziellen Features für das Schneeschuh- bzw. Wintervergnügen. Das Volumen kann hier zwischen 15 und 30 Litern individuell gewählt werden. Die Umstellung ist in Sekundenschnelle mit zwei Steckschnallen vorzunehmen. Mit 15 Litern ist es ein kleiner Daypack und trägt ganz wenig auf. Gerade für leichte Klettereien z.B. wäre er damit gut geeignet. Zahlreiche Möglichkeiten zum Verschnallen des Helmes etc. sind außen vorhanden, ohne dass sie einen beim Zustieg stören würden.
Leider ist der Produktbeschreibung nicht zu entnehmen, ob der Rucksack für sich schon wasserdicht ist. Ich gehe davon aus, dass er trockenen Schneefall gut aushält. Wie es aber um anhaltenden Regen bestellt ist, konnte nicht getestet werden. Das für den Rucksack verwendete Material ist abrieb- und reißfest und lässt sich bei Verschmutzung ganz einfach mit einem feuchten Lappen abreiben. Die Verstärkung der Auflagefläche von Schneeschuhen kann ebenfalls abgerieben werden. Sie ist glatt und dick aber dennoch nicht völlig unflexibel.
Das Rückpolster basiert auf mit Mesheinsätzen belüfteten Hartschaumbändern, die links und rechts der Wirbelsäule verlaufen. Auch der Wirbelsäulenbereich ist gepolstert, allerdings etwas flacher, so dass sich diese frei und ohne Auflage oder Reibung bewegen kann.
Die Belüftung ist sehr gut. Bei den Schneeschuhwanderungen konnten keine besonders feuchten Stellen in den Auflagebereichen festgestellt werden (abgesehen von der allgemeinen Transpiration).
Gurtsystem
Die Schultergurte sind in der Länge ausreichend verstellbar. Sowohl bei wenig Körpermasse und dünner Bekleidung, als auch bei mehr von beidem kann der Rucksack angepasst werden. Die Polsterung und Formung der Gurte ist sehr angenehm. Ein härterer Hartschaumkern ist von einer weicheren Schaumschicht bedeckt, so dass sowohl Halt als auch Komfort nicht zu kurz kommen.
Zwei Laufschienen machen eine stufenlos individuelle Höheneinstellung des Brustgurtes möglich. Dieser ist auf ca. 7 cm mit einem Gummieinsatz versehen, so dass er trotz Voreinstellung in der Weite immer noch ein wenig Flexibilität aufweist. Dies hat nicht nur etwas mit Komfort sondern auch mit Sicherheit zu tun. Denn die im Steckverschluss integrierte Notfalltrillerpfeife muss ja auch erreicht werden können. Im Notfall auch ohne den Brustgurt zuvor zu öffnen. In der Mitte der Brustgurte ist auf jeder Seite eine Schlaufe mit ca. 10 cm Länge und 1 cm Breite vorhanden. Deren Sinn hat sich mir noch nicht ganz erschlossen. Ich bin ein Freund vom Einhängen der Daumen in die Schultergurte bei längeren Wanderungen, aber ich glaube nicht, dass sie dafür vorgesehen sind. Auf dem linken Schultergurt sind in rot gehalten 4 Materialschlaufen. Im rechten Schultergurt verläuft die Aufnahme des Trinkschlauchs des Trinksystems. Dieser wird hier unter einer RV-Abdeckung bis zur Mitte des Schultergurtes geführt. Bei einem Rucksack, der überwiegend für den Wintereinsatz konzipiert wurde, hätte ich mir hier bereits eine isolierte Führung gewünscht, in die auch das Mundstück mit hinein passt. Selbst wenn es nicht einfriert, ist es doch ganz schön kalt das Wasser.
Hüftgurt
Der Hüftgurt ist nicht zu dick aber angenehm gepolstert. Er ist ausreichend hoch mit ca. 15 cm an der breitesten Stelle. Über die Länge der Flossen lässt sich ganz gern diskutieren. Das ist aber kein TSL-Thema, sondern ein grundsätzliches. In beiden Flossen sind Reißverschlusstaschen integriert, in die Taschentücher, Labello oder Bonbons passen. Da die Flossen aber recht kurz sind (20 cm) sind diese bei voluminöseren Jacken oder einem breiteren Becken schwer zu erreichen.
Der Hüftgurt ab den Flossen besteht aus Gurtband, welches beidseitig verstellbar ist, so dass die Steckschnalle im mittig bleiben kann.
Trinksystem
Für das Trinksystem ist entlang des Rückpolsters innenliegend ein Einschubfach vorgesehen. Eine Aufhängung für die Blase gibt es nicht, allerdings ist das Einschubfach recht hoch, so dass die Blase nicht zusammensackt. Die Öffnung, um den Trinkschlauch auszuführen ist konsequenterweise auf der Seite, wo er auch im Schultergurt durchgeschlauft wird.
Fächer und Einteilung
Der Rucksack ist klar und übersichtlich strukturiert. Er verfügt über ein großes Hauptfach, das zum einen über einen oben verlaufenden Reißverschluss mittlerer Größe aber auch über einen langen U-förmigen Reißverschluss entlang des Rückenpolsters zu erreichen ist. Das ist gerade zum Beladen oder Erreichen von unten liegenden Gegenständen sehr praktisch. Auch um die Trinkblase nachzufüllen ist dies der direkteste Weg. Ober den oberen Reißverschluss erreicht man alle oben liegenden Gegenstände oder bei lockerer Beladung auch alles.
Ganz oben befindet sich ein Tragegriff, der weich gepolstert ist. Dahinter Richtung Rückenpolster ist noch ein kleines Reißverschlussfach vorhanden. Dies wird klassischerweise für Sonnenbrille, Taschentücher, Geldbeutel und Schlüssel verwendet. Ein kleiner Kunststoffkarabiner fixiert den Schlüsselbund sicher, damit er nicht beim Herausholen anderer Dinge versehentlich heraus fallen kann.
Wenn man aber all die aufgezählten Dinge hinein packt, wird es schon sehr eng in dem Fach. Aber es hat ja noch weitere.
An der Front sind vertikal zwei ca. 40 cm lange und gut sichtbare (weiße Reißverschlüsse) Reißverschlussfächer. Diese sind hervorragend geeignet um einerseits eine Trinkfalsche gut aufzunehmen. Hierfür gibt es extra eine Neoprenschlaufe. Oder aber man kann hier z.B. die Box der Sonnenbrille verstauen und das Fach trotzdem noch für anderes nutzen ohne dass einem gleich alles entgegen kommt. Das andere Fach ist ohne Aufteilung. Besonders praktisch im Wintergebrauch sind diese Fächer für Handschuhe, Mütze, Hals- oder Stirnband. Erstens kommt man schnell dran und zweitens wird nicht der gesamte Inhalt nass, wenn man sie hier verstaut. Das gleiche gilt natürlich auch für die Felle der Tourenski. Sehr praktisch und sicherlich nicht nur im Winter.
Schneeschuhe kommen auch mit
Der Clou dieses Rucksacks ist aber sicherlich die gute Vorrichtung für Schneeschuhe. Man muss hierzu lediglich die beiden Steckverschlüsse mittig auf der Frontseite lösen. Klappt man die Flächen dann auseinander hat man eine knapp 30 x 40 cm große verstärkte Fläche. Hier kann man seine Schneeschuhe positionieren. Wie man das tut hängt vom Aufbau der Schuhe und der Schnallen ab. Gegeneinander, nebeneinander, hintereinander. Egal, denn dank der Verstärkung können die scharfen Stallspitzen dem Rucksack nichts anhaben. Wenn die Fläche im Laufe der Zeit verkratzen sollte, zeugt das nur von ihrem Nutzen. Und wenn man den Rucksack nicht mit 30 Litern Volumen nutzt sieht man die Verstärkung auch gar nicht. Auch ein Snowboard kann hier verschnallt werden.
Apropos verschnallt. Da fehlt ja noch was. An der Naht des Rückenpolsters befinden sich beidseitig oben und unten jeweils kleine Einschubfächer, in welchen Gurte mit Steckverschlüssen verstaut sind. Diese sind jeweils in der Länge verstellbar. Damit man sie auch findet, ist ein Schneeschuh mit Gurt und der Beschriftung “Strap pocket” abgebildet. Jetzt können die Schneeschuhe, Tourenski oder Snowboards oder was auch immer transportiert werden soll nach dem jeweiligen Bedarf verschnürt werden. Immer häufiger sieht man inzwischen ja auch Freerider, die mit den Schneeschuhen hoch wandern um dann mit dem Board abzufahren. Gerade hier ist eine gute Fixierung der Schneeschuhe am Rucksack wichtig.
Und sonst so…
Beidseitig sind je zwei Stockhalterungen für die Trekking oder Tourenstöcke vorhanden. Sie sind in rot gehalten und können natürlich auch bei der Befestigung eines Kletterseils oder Sonstigem dienen.
Als letztes Winter-Schmankerl ist entlang des Rückenpolsters eine isolierte und wasserdichte Sitzmatte eingesteckt. Nicht nur im Winter eine tolle Idee. Auch wenn es geregnet hat und man rasten möchte oder im Herbst auf schon eisigen Felsen, auch wenn’s eigentlich gutes Wetter hat, ist man dankbar, wenn man trocken sitzt und nicht fest friert.
Mit 1100 g braucht sich der Rucksack mit so vielen Features und Komfort ganz sicher nicht verstecken und kann es mit allem was er kann wohl mit vielen Rucksäcken aufnehmen.
Fazit
Wander- und Winterrucksack Dragonfly 15/30 von TSL ist ein absoluter Allrounder, der von kleinen, schnellen Touren bis zur Tagestour Platz für alles bietet und definitiv sein ganzes Können im Winter ausspielen kann, denn für den Einsatz beim Schneeschuhwandern oder Tourengehen ist er bestens ausgestattet. Ein toll durchdachter und robuster Rucksack!
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