Diese Schuhe sollen “den hohen Ansprüchen der neuen Generation von Wanderern zu 1000% gerecht” werden.
Für uns steht der knöchelhohe Cerra Rollig Boa GTX zum Test bereit.
Facts
Thema | Info |
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Material | Textil, Synthetik |
Größen | 36 – 47 |
Farben | Olive/Khaki, Black/Aqua, Grey/Lime |
Gewicht | 1,2kg / Paar (Grösse 40) |
Preis | UPV 199,-€ |
Erster Eindruck und Verarbeitung
Wir erhalten den Viking Cerra Rolling Boa GTX in “black/aqua” zum Test. Es ist ein knöchelhoher Trekking-/Wanderstiefel, wirkt recht schlank und ist dezent in der Farbgebung. Ein Uni-Sex-Modell. Das Schwarz überwiegt und vom Vorderfuss über die Seiten ist ein farblich gestreifter Stoff einbezogen. Die Nähte sind sauber verarbeitet.
Sehr positiv, dass der über die Fussspitze verlaufende Synthetikstoff nicht nur geklebt, sondern zusätzlich vernäht ist. Das gibt etwas mehr Sicherheit, dass sich das Material an dieser Knickstelle nicht allzu schnell löst, sondern die Dauerbelastung gut mitmacht. Der Stiefel besteht aus einem Innenschuh und einer Gamasche. Der Innenschuh ist klassisch gehalten mit einer EVA-Schaumstoff-Polsterung, sowie eine stossdämpfende Einlegesohle, welcher herausnehmbar ist, und einer stossabsorbierenden Zwischensohle.
Die Gamasche ist aus GoreTex mit leichtem Stretchanteil und laut Hersteller 100% wasserdicht. Der Innenschuh wird durch ein sog. BOA® Fit System “geschnürt”. (Den Schuh gibt es auch noch mit der klassischen Schnürung) Die Gamasche wird geschlossen durch einen Reissverschluss und oben umlaufendes Klettband. Die Fussspitze und Ferse sind verstärkt, die Sohle hat gut Profil, was vom Hersteller als “griffige Vibram MegaGrip-Laufsohle” bezeichnet wird. (Vibram = abriebfeste Schuhsohle aus Gummi)
Auf den ersten Blick denke ich an einen Neoprenschuh und bin gespannt, wie atmungsaktiv dieser “Doppelschuh” ist und ob er tatsächlich so “leichte und natürliche Bewegungsabläufe” zulässt.
Das Paar Stiefel wiegt 1,2kg in Grösse 40. Ist kein “Leichtwanderstiefel” aber noch im Rahmen.
Praxistest
Das erste Anziehen ist leichtgängig und der Cerra Rolling Boa GTX von Viking hat eine gute Passform. Nichts drückt oder engt ein und dank des Boa® Fit Systems mit zwei Drehverschlüssen lässt sich der Innenschuh wortwörtlich im “handumdrehen” einstellen. Passt bis hierher perfekt, nun noch die Gamasche über den Reissverschluss schliessen, jedoch – jetzt wird´s eng.
Das GoreTex-Material ist zwar mit gewissem Stretchanteil versehen, allerdings lange nicht so, dass es flexibel genug wäre, denn nun fühle ich mich am unteren Schienbein, wo der Stiefel endet, eingeengt. Da wäre jetzt noch das Klettband, welches auch noch geschlossen werden möchte.
Die Funktion des Klettbandes entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, denn der Reissverschluss schliesst bis ganz oben und ist auch entsprechend “schwergängig”, dass er sich nicht von selbst öffnen kann. Ist das Klettband einzig dazu da, damit der Zipper vom Reissverschluss nicht “herumbaumelt”? Das sind Punkte die mich über den Testzeitraum immer wieder zu der Frage bringen – weshalb ein Doppelschuh? Der Innenschuh ist quasi der klassische Wanderstiefel und die zusätzliche Gamasche soll für Wasserdichtigkeit sorgen. Das geht doch auch in einem?!
Nun, angezogen sind die Schuhe, dann auf zur ersten Wanderung. Hierfür habe ich mir u.a. eine kleine Schlucht ausgesucht. Optimal für den Test des Versprechens von Viking, dass diese neue Generation von Trekking-/Wanderschuhe “den hohen Ansprüchen der neuen Generation von Wanderern zu 1000% gerecht wird”.
Die Stiefel werden nochmals mit den Drehverschlüssen nachgeschnürt und los geht´s.
- 09.03 Uhr – Einstieg über einen geschotterten Waldweg – Schuh zwar durch die Schnürung und Reissverschluss der Gamasche etwas eng, aber – einlaufen ist angesagt
- 09.36 Uhr – “quer-Wald-ein” über teils zugewachsene Trampelpfade und Wurzelstiege – der Schuh bietet einen guten Halt und Grip im Gelände – kein wegrutschten oder umknicken, allerdings fühlt sich der Schuh durch den Doppelverschluss von Schnürung und Reissverschluss, am unteren Schienbein, etwas eng an – weiter einlaufen.
- 11.24 Uhr – ab in die kleine Schlucht, das bedeutet nasse Steine und Felsen und quer durch Wasserläufe – der Schuh bietet weiterhin guten Halt, bis auf nassbemooste Steine – da kommt selbst die gute Vibram-Sohle in´s rutschen.
- 11.48 Uhr – Erstkontakt im knöcheltiefen Wasser – die Gamasche hält was ihr nachgesagt wird – wasserdicht, auch über den Reissverschluss welcher mit einer wasserundurchlässigen Gummierung über der Raupe ausgestattet ist.
- 12.01 Uhr – noch mitten in der Schlucht am kraxeln und Weg suchen – jetzt wird der Schuh zumindest am rechten Bein unangenehm eng – Druckstelle am unteren Schienbein macht sich bemerkbar.
- 12.52 Uhr – wieder zurück auf “quer-Wald-ein” – der Schuh hat bisher gut reagiert: Sohle mit gutem Grip und angenehmer Dämpfung, Gamasche absolut wasserdicht
- 13.16 Uhr – zurück auf geschottertem Waldweg – so geht es mit dem Schuh am rechten Fuss nicht mehr weiter. Die Druckstelle durch Innenschuh und vor allem Reissverschluss lässt ein schmerzfreies wandern nicht mehr zu. Unterwegs habe ich bereits versucht durch Lockerung der Schnürung und Klettband entgegenzuwirken, allerdings ohne Erfolg. Nun geht es mit “offenem” rechten Schuh weiter. Reissverschluss zur Hälfte offen, lockere Schnürung des Innenschuhs und Klettband zur Seite.
- 13.27 Uhr – Einstieg in teils alpines Waldgelände und das mit offenem Schuh – trotzdem hält er sicher und hat guten Grip.
- 14.33 Uhr – zurück am Ausgangspunkt und erst einmal Schuhe aus – leider sind die Socken recht feucht, was ich schon befürchtet hatte. Nicht nur unterwegs bei der Wanderung sondern auch, da der Schuh durch die Gamasche sehr an einen Neopren-Schuh erinnert und nicht wirklich einen atmungsaktiven Eindruck macht.
Angenehm jedoch – kaum müde Füsse, dank der stossabsorbierenden Sohle und der angenehmen Innenpolsterung des Schuhes.
Wieder zurück und Schuhe geputzt sind dank des sehr robusten Materials kaum Abriebspuren am Material oder gerissene Fasern zu erkennen.
Pro/Contra
Pro:
- Vibram-Sohle gibt guten Halt
- Stossabsorbierende Zwischensohle
- Robustes Material
Contra:
- Gamasche ist nicht flexibel und engt ein
- Atmungsaktivität nicht zufriedenstellend
Fazit
Leider kann ich den euphorischen Zeilen von Viking was den Cerra Rolling Boa GTX betrifft nicht ganz folgen. Zum einen hatte ich mir mehr Atmungsaktivität gewünscht, zum andern die einschnürende Enge und Druckstellen am unteren Schienbein. Vielleicht reagiert der Cerra Rolling GTX (ohne Boa-System) etwas anders da er mit der klassischen Schnürung ausgestattet ist und auch keine zusätzliche Gamasch verarbeitet hat.
Ich sage jedoch: ausprobieren – jeder entscheidet für sich!
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