Am 02. September bei nach wie vor tollem Sommerwetter stand auf dem Schlugaprogramm unter anderem die Besteigung eines Berges – als Überraschungspaket. Die mitwanderwilligen Gäste hätten sich aus einem recht großen Angebot erst die Himmelsrichtung, das Land, die Höhenmeter etc. am Donnerstagabend bei der Besprechung auswählen können.
Ganz so lief es dann doch nicht ab.
Der Scharnik, in den Hohen Tauern gelegen, war ca. 1 Autostunde entfernt. Wir trafen uns um halb sieben in Hermagor und bildeten Fahrgemeinschaften. Ich durfte mit Erich mitfahren. Das hatte nicht nur den Vorteil nicht selbst fahren zu müssen (gg. Fahrtkostenbeitrag natürlich), sondern bei Erich erfährt man bereits auf der Fahrt unheimlich viel Interessantes.
Auf 1618 m parkten wir unsere Fahrzeuge an der Leppner Alm. Nachdem sich Erich über die Strohhüte von Dreien aus der Gruppe amüsiert hatte, war er sich nicht zu gut, das Damenmodell auch einmal aufzusetzen. Bei seiner Wallemähne machte er jeder Blondine Konkurrenz!
Um 8 Uhr machten wir uns dann also auf den Weg. Kurz ging es über grasbedeckte Lerchenwaldböden bergauf, bevor die Baumgrenze erreicht war. Wir waren 15 Wanderlustige und Erich. Der Jüngste war gerade mal 10 Jahre alt, allerdings weder von der Uhrzeit noch von der Fahrerei begeistert und so brauchte er eine ganze Weile um auf Touren zu kommen.
Der Scharnik ist ein ziemlicher Klotz in der Kreuzeckgruppe, über dessen Westflanke wir dem Gipfel entgegenschwitzten. Angeblich, so hieß es bei der Besprechung, sei der Scharnik eine Autobahn. Offenbar ist das Wort Autobahn im Gailtal anders belegt von der Bedeutung her als bei uns. Für zwei von unserer Truppe war leider hier schon Schluss, da das Knie nicht mehr so recht mitmachen wollen. Sie verabschiedeten sich ins Tal. Die anderen stapften nach 10 minütiger Trink- und Snackpause weiter bergan.
Der Pfad führte immer schön am Grat entlang. Auch große Felsplatten waren manchmal lose und Erich wachte mit Argusaugen darüber, dass wir auf dem einigermaßen festen Weg blieben und keine Steine los traten. Aus gutem Grund, denn bei dieser Gruppengröße befanden sich häufig Teilnehmer auf einer Wegbiegung unterhalb und wären von einem rollen Stein unweigerlich getroffen worden.
Teilweise war der Weg mit einem Drahtseil gesichert. Dies war vor allem aufgrund des losen Untergrunds eine gute Sache. Ich selbst hatte mich heute entschlossen, den Aufstieg ohne Trekkingstöcke zu meistern. Spätestens ab Beginn der Felsen fand ich, war das eine sehr gute Idee. Mein persönlicher Wunsch für diese Wanderung waren viele Höhenmeter und viel Fels. Mag sein, dass mich die, die das mitbekamen, heimlich im Verlauf der Route verfluchten, aber ich habe genau das bekommen, was ich mir gewünscht hatte.
Immer wieder hörten wir Murmeltiere pfeifen. Aber zunächst konnten wir nur Schafe, Kühe und zwei Ponys auf feiner Alm erblicken.
Der Anblick der Gebirgsketten ringsum war wirklich schön. Um diese Uhrzeit waren wir bis zum Gipfel fast ganz alleine. Lediglich eine Trailrunnerin hat uns mal kurz “versägt”. Darf sie.
Die anderen waren guter Laune. Es wurde munter geplaudert, so dass Erich uns ab und an eine Sprechpause verordnete. Nicht weil wir sonst zu langsam gewesen wären, sondern um die friedliche Stille wahrnehmen zu können.
Nach 3,5 Stunden am Gipfel angekommen, bot sich ein wunderschöner Rundumblick, der zwar an diesem Tag nicht durch seine Fernsicht bestach, aber durch das Licht- und Schattenspiel in den Tälern und an den Gipfeln. Sie wirkten dadurch noch wilder und einsamer, …fast verwunschen.
Dort oben war es “zapfig” kühl. Der Gipfel steckte zwar in keiner Wolke, aber darunter, so war es schattig und zugig und einfach frisch. Schnell wurden verschwitzte Leibchen getauscht, Hosenbeine angezippt und Jacken übergeworfen. Dann ging´s an die wohlverdiente Brotzeit auf dem Gipfel. Wer wollte konnte sich noch im Gipfelbuch verewiglichen. Erst hier oben stießen ein paar andere Wanderer dazu.
Der Abstieg über die Nordwestflanke und den dortigen Sattel gefiel mir persönlich sehr. Er war nicht ganz so steil, die Steinblöcke fester und der Blick in die beiden Täler einfach schön. Knapp unterhalb des Sattels trafen wir ein paar neugierige Ziegen, die uns genüsslich den salzigen Schweiß von Armen und Beinen leckten. Anschließend ging´s durch ein Geröllfeld hinab. Dort sahen wir tatsächlich zwei Murmeltiere, gar nicht mal weit weg, wären sie nur nicht so gut getarnt.
Es ging über ein kleines Gebirgsbächlein und dann hörte ich etwas, das ich nicht zuordnen konnte. Am Himmel waren zwei große Raubvögel zu sehen, für Krähen und Bussarde zu groß. Vielleicht Adler???
Ob es welche waren oder nicht, spielt fast keine Rolle. Schon alleine die Vorstellung begeisterte mich. Auf Nachfrage erzählte Erich, dass in den Hohen Tauern ca. 60 Paare erfolgreich ausgewildert wurden und wieder sesshaft seien, nachdem sie von Jägern vollständig ausgerottet wurden.
Der weitere Weg war geradezu malerisch. Es ging fast schon auf Zielhöhe um den Berg durch kleine Kiefernwälder, über moorige Bereiche, kleine Bäche und sogar ein Esel stand am Wegesrand.
Zu guter Letzt kamen wir alle wohlbehalten, erschöpft und zufrieden wieder an der Leppner Alm, Berggasthof Bergheimat, an und kehrten erst einmal ein. Wurstsalat, Gulasch- oder Gemüsesuppe und Vesperteller. Egal, es schmeckte und auch ein kleines Chillout auf der Relaxliege war noch drin. Wir trugen uns in Erichs Tourenbuch ein. Mein Spruch lautete: ” Auf’m gescheiten Berg findest selten’n Deppn”. Ist nicht von mir, aber ich finde ihn gut.
Auf dem Rückweg gings noch auf einen Abstecher zum besten Cappucino der Region: In Kötschach, Caffee San Giusto. Hier fliegt der Chef, so hieß es, einmal im Jahr nach Brasilien und kauft direkt beim Kaffeebauern die Bohnen ein. Geröstet werden sie hier vom Chef selbst in einer extra in Italien gekauften Maschine. Ich bin reiner Teetrinker, insofern kann ich leider nicht mitreden, aber die anderen sahen alle sehr zufrieden aus. Also, wer mal dran vorbei fährt, anhalten und genießen.
Nach 11 Stunden waren wir wieder am Camping Platz angekommen. Auch wenn es “nur” 1000 Höhenmeter waren, so verlangte der Fels doch volle Aufmerksamkeit und so waren wir alle müde und zufrieden. Für mich eine absolut gelungene und schöne Bergtour.
Danke Erich, dass du uns den Scharnik vorgestellt hast und wir so einen heiden Spass mit dir hatten da droben. Und auch für das unermüdliche Fotografieren für unsere Foto-CD.
Unsere Strecke auf den Scharnik
Und hier noch ein paar Impressionen von der Tour
Weitere Infos zur Kärntenwoche 2016:
Webseite Kärnten